Die fetten Jahre sind vorbei

Vor knapp fünf Wochen schrieb ich in diesem Blog (Desolat und desaströs): „Für Fans des SV Werder Bremen sind das jetzt schwere Wochen. Und ich fürchte, dass es eine schwere Saison wird.“ … und „… zur wirklichen [europäischen] Spitze ist der Weg weit – und wird auch in diesem Jahr lediglich Traum bleiben.“ Die symbolische Aktion des Gehältereinfrierens zeitigte nur kurz Erfolg. Die letzten acht Tage belegen nun: Beim Fußballbundesligisten Werder Bremen sind die fetten Jahre vorbei. Mit meinen Mutmaßungen über Werder hatte ich also furchtbar Recht.

Zunächst war da vor einer Woche das unglückliche Ausscheiden im DFB-Pokal beim FC Bayern München. Dann am letzten Samstag der Rückschlag in der Bundesliga mit einer 2:3-Niederlage zu Hause gegen Nürnberg. Und nun gestern die 0:2-Niederlage in der Champions League zu Hause gegen Twente Enschede und damit wohl auch das Ende aller Europa-Pokal-Träume.

Was sind die Ursachen für diesen Absturz? Glück und Pech gehören zum Leben. Es ist eine Pechsträhne, die Werder anhängt. Das beginnt mit den einzelnen Auslosungen zu den Pokalwettbewerben, z.B. die Qualifikation zur Champions League (Play-off): Mit Sampdoria Genua erwischte Werder einen der stärksten Gegner. Dann die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League: Mit Inter Mailand (Titelverteidiger), FC Twente Enschede (niederländischer Meister) und Tottenham Hotspur hätte es kaum dicker kommen können. Und dann schon in der 2. Runde des DFB-Pokals als Gegner den FC Bayern in München.

Und neben dem vielen Verletzungspech kommt natürlich reichlich viel Pech im Spiel hinzu – Beispiel DFB-Pokalspiel in München gegen die Bayern: Da wird den Bremern ein reguläres Tor nicht anerkannt. Und obwohl sich die Bremer gerade in der 2. Halbzeit als das bessere Team erweisen, schießen die Bayern das spielentscheidende Tor zum 1:2.

Aber gerade dieses Spiel ist auch symptomatisch für eine andere Tatsache, die Chancenausnutzung. Was da die Bremer an Tormöglichkeiten versemmelten, war für jeden Fan nicht anzusehen. Allein Arnautovic vergab innerhalb von fünf Minuten drei große Chancen. Wer solche Möglichkeiten auslässt, darf sich nicht wundern, wenn es am Ende zum Sieg nicht reicht.

Ein ebenso wesentlicher Grund ist die Leistungsbereitschaft mancher Spieler. In vielen Spielen war die Einstellung einiger Spieler einfach nur mangelhaft. Oder man (nochmals Arnautovic) wollte es beim Torschuss einfach „zu schön“ machen und machte es dem gegnerischen Torwart nur „zu einfach“.

Ein weiterer Punkt ist das Unvermögen einiger Spieler. Problemzone Abwehr. Als zz. zweitschlechteste Abwehr der Bundesliga zeigen einige Spieler, dass sie einfach überfordert sind. Wenn z.B. Mikael Silvestre als linker Verteidiger an der Torauslinie herumdümpelt und damit das Abseits beim Ausgleichstreffer der Bayern in DFB-Pokalspiel aufhebt, obwohl er in keiner Weise ins Spiel eingreifen konnte, dann ist das gerade für diesen Routinier ein Armutszeugnis erster Klasse. Überhaupt Silvestre: Immer wieder zeigt sich, dass der 33-jährige läuferisch einfach nicht mehr mithalten kann. So hat der Werder-Trainer, Thomas Schaaf, im Spiel gegen Enschede wohl nicht ohne Grund Prödl auf den linken Verteidigerposten gestellt und Frings ins Abwehrzentrum beordert, was dem aber auch nicht besonders bekam (rote Karte wegen einer Notbremse).

Die Katastrophenwoche für die Bremer Rumpftruppe (Tim Wiese, Naldo, Clemens Fritz, Petri Pasanen und Sebastian Boenisch fehlten) ist damit perfekt. Nach dem Pokal-Aus in München und der Heimpleite gegen Nürnberg liegen die Bremer völlig am Boden. Selbst die Qualifikation für die Europa League ist durch die Pleite in weite Ferne gerückt. Vielleicht hat es wenigstens das Gute, dass sich Werder nun allein auf die Bundesliga konzentrieren kann. Aber um für die nächste Saison doch noch einen Platz im europäischen Fußballkonzert zu sichern, muss endlich die Abwehr stabiler und die Chancenauswertung erhöht werden. Sonst drohen magere Jahre.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.