Hierro – Insel der Angst

Auf 3sat lief im Rahmen der Spielfilmreihe „Emoción – Neues spanisches Kino“ der 2009 in der Regie von Gabe Ibáñez gedrehte Film: Hierro – Insel der Angst. Ich gestehe, dass ich allein schon wegen Elena Anaya, die die Hauptrolle spielt, den Film gesehen habe. Elena Anaya kennen wir als Belén aus dem Film Lucía und der Sex (Regie: Julio Médem).

    Hierro – Insel der Angst

„Die alleinerziehende Mutter Maria reist mit ihrem Sohn Diego zu der Kanareninsel El Hierro. Während der Schiffspassage verliert sie den Jungen kurz aus den Augen, und plötzlich ist er nicht mehr aufzufinden. In Panik durchsucht sie das Schiff, aber ohne Erfolg. Auch die Polizei auf der Insel kann ihr nicht helfen. Diego bleibt verschwunden. Gebrochen und verzweifelt kehrt Maria zurück. An ein normales Leben ist nicht mehr zu denken – bis sich die Polizei bei ihr meldet: Ein Junge in Diegos Alter wurde tot aufgefunden. Noch einmal reist Maria nach El Hierro, doch der tote Junge ist nicht Diego. Maria beginnt eine verzweifelte Suche nach der Wahrheit, die immer mehr zum Albtraum wird als sie merkt, dass auch die schroffen Inselbewohner ihr feindlich gesinnt sind.“

Quelle: 3sat.de

Im Mittelpunkt des Films Hierro – Insel der Angst (der deutsche Titel ist ziemlich unpassend) – hierzu der Trailer – steht eine junge Frau auf der Suche nach ihrem Sohn – und die Insel El Hierro selbst, die kleinste der Kanaren. Es ist besonders und gerade die eigenwillige Naturkulisse der Insel, die für eine eher bedrückende Atmosphäre, für die düstere Grundstimmung des Films sorgt. Die spärliche Pflanzenwelt und das dunkle Lavagestein vermitteln den Eindruck, am Ende der Welt angekommen zu sein. Man vermutet sich auf einer einsamen Insel des Nordens. Diese Atmosphäre, die visuelle Kraft der Landschaft ist die Essenz des Films, in dem selten ein Wort fällt. „Stattdessen wird eine verzweifelte und aufreizende Elena Anaya durch eine experimentierfreudige Kamera in Szene gesetzt.“ (Quelle u.a. horrorpilot.com)

Obwohl der Film oft die Stilmittel des Horrorfilms benutzt, ist es ein sehr realer Film und alles andere als ein Mystery-Film. Er ließe sich vielleicht unter der Rubrik psychologischer Thriller einordnen, wobei Thriller schon wieder übertrieben wäre. Die Hauptperson des Films ist Maria (Elena Anaya) und als Zuschauer ist man ständiger Begleiter von ihr. Wie sie, so erlebt man die Ereignisse aus ihrer eigenen, sehr subjektiven Sicht. Dabei vermischen sich immer wieder Realität und (Wunsch-)Traum, bis auch für den Beobachter die Grenzen verschwimmen.

Das spurlose Verschwinden einer Person, besonders das eines Kindes, ist sicherlich kein neues Filmthema. Die Auflösung des Falles mag zunächst verwirren, hängt aber unmittelbar mit der Sicht der Dinge der suchenden Frau zusammen, bei der das Wunschdenken die Wirklichkeit überlappt. Neben den Bildern von der Insel ist gerade diese bereits angesprochene Subjektivität des Betrachtens, die auf den Zuschauer übertragen wird, das wesentliche Element des Films. Ich hoffe, damit insgesamt nicht zuviel vom Ende verraten zu haben.

Ich bin kein ausgesprochener Freund von Mystery- und Horrorfilmen. Unter diesen Genres wurde der Film mangels genauerer Zuordnung durch einige Kritiker eingeordnet. Dem habe ich widersprochen. Mir hat der Film eben durch die angesprochenen Komponenten gut gefallen. Zum einen fand ich die Bilder von der Insel El Hierro (ich habe ein besonderes Verhältnis zu Inseln) sehenswert, wenn sie vielleicht auch kaum als Werbefilm für die Insel geeignet erscheinen. Zum anderen ist es das sich eigentlich zunächst unbewusste Hineinversetzen in eine andere Person ein suggestives Moment, der einen gefangen hält.

Übrigens: Ich habe noch zwei weitere spanische Filme mit Elena Anaya in petto. Zum einen ist es ein erotisches Kammerspiel in der Regie von Julio Médem: Eine Nacht in Rom. Zum anderen ist es der neueste Film von Pedro Almodóvar: Die Haut, in der ich wohne – u.a. mit Antonio Banderas. Dazu später mehr.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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