Altonaer Theater: A Clockwork Orange

Den Roman A Clockwork Orange von Anthony Burgess als Theaterstück umzusetzen, ist sicherlich eine Herausforderung. Dem Altonaer Theater in Hamburg ist das sehr gut gelungen. Die Inszenierung von Harald Weiler ist der heutigen Zeit angepasst (immerhin erschien das Buch bereits 1962 – und die Verfilmung von Stanley Kubrick mit Malcolm McDowell ist auch schon 40 Jahre alt) und überzeugt durch das immer richtige Tempo und seine klare stilisierte Form. Lars Peter sorgt mit seiner geradezu spartanischen Ausstattung für den richtigen störungsfreien Rahmen. Gelungen ist vor allem auch die Darstellung der Gewaltszenen, die mehr noch als im Film tänzerisch (Choreographie: Angela Guerreiro) inszeniert wurden, durch diese Abstrahierung aber nichts von ihrer Eindringlichkeit verlieren. Und der frenetische Beifall am Schluss für den Protagonisten, Sven Fricke als Alex, bezeugt die glaubhafte Darstellung. „Alex und seine ‚Droogs’ erobern das Altonaer Theater in einer klaren, formbewussten Inszenierung von ‚Clockwork Orange’ und lassen das Publikum gleichermaßen fasziniert wie fassungslos zurück.“ (Hamburger Abendblatt)

Die letzten Vorstellungen: 1. bis 5. November 2011


Anthony Burgess’A Clockwork Orange – in einer Aufführung des Altonaer Theaters Hamburg

Wenn man kleine Kinder hat und dazu etwas abseits der Großstadt lebt, dann kommt man kaum noch dazu, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen: selten eine Ausstellung oder ein Konzert, fast nie mehr Theater, dafür eher Kino. Nun sind die Kinder groß – und so kommen wir wieder öfter dazu, einen Theaterabend einzulegen – und können den Nachwuchs gleich mitnehmen, um ihnen Appetit auf mehr zu machen. Das ist uns ohne Zweifel gelungen. Mit „Clockwork Orange“ war es dann natürlich auch das richtige Stück. Am Samstagabend besuchten wir die Vorstellung in Hamburg. Und waren begeistert. Es ist eben doch etwas anderes, Schauspieler live auf der Bühne agieren zu sehen – als Fernsehen oder Kino.

Noch etwas zu „Clockwork Orange“: Ein besonderes Stilmittel des Romans von Anthony Burgess ist der fiktionale Jargon namens Nadsat, den Alex und seine Droogs (Freunde) benutzen. Ich denke, dass der Roman auch besonders durch diesen Slang Popularität erlangte. Nadsat ist eine verballhornende Mischung von russischen Vokabeln mit dem Londoner Cockney Rhyming Slang. Dazu kommen Begriffe aus der englischen Zigeunersprache (Gypsy Slang) sowie Elemente der Kindersprache:

„Das hier bin ich, Alex, und meine drei Droogs: Pete, Georgie und Dim. Wir hockten in der Korova-Milchbar und zerbrachen uns die Rasoodocks, was wir mit diesem Abend anfangen sollten. In der Korova-Milchbar konnte man Moloko-Plus kriegen… Das heizt einen an und ist genau richtig, wenn man Bock hat auf ein wenig Ultra-Brutale.“

Vokabeln: Droog: Freund; Rasoodock: Hirn; Moloko-Plus: Milch mit Drogen; Ultra-Brutale: Mord, auch: Brutalität, Vergewaltigung

Und noch etwas: Ein kleines bisschen Horrorschau (Untertitel: Die Lieder aus Clockwork Orange und andere schmutzige Melodien) ist das fünfte Studioalbum der Toten Hosen und enthält zur Hälfte die Bühnenmusik, welche die Band für Bernd Schadewalds Inszenierung von A Clockwork Orange an den Kammerspielen Bad Godesberg schrieb.

Anthony Burgess: A Clockwork Orange (Buch)
Stanley Kubrick: A Clockwork Orange (Film als DVD bzw. Blu-ray)
Die Toten Hosen: Ein Kleines Bisschen Horrorschau (Die Lieder aus Clockwork Orange und andere schmutzige Melodien: „Dieser Bastard von einer dreckigen Schallplatte erzählt die Geschichte von Alex, einem Bratschnik, der von Grund auf wie böse war und viel Spaß hatte am Tollschocken, Ladenkrasten und einem bißchen schmutzigen Zwanzig gegen Einen. …“ – hierzu bald etwas mehr).

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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