Ry Cooder: Pull Up Some Dust And Sit Down

Mit seinen 64 Jahren ist Ry Cooder noch lange nicht in die Jahre gekommen. Im Gegenteil: Cooder hält die Zeit reif für eine andere Art des Protestsongs. Das Resultat ist eine Scheibe mit dem Titel Pull Up Some Dust and Sit Down, die heute auf den deutschen Markt kommt.

„Ry Cooder gilt als einer der besten Gitarristen des Erdballs. Seine Kollaborationen, unter anderem mit Neil Young, Van Morrison und Captain Beefheart, sind legendär. Nach seiner ausufernden Kalifornien-Trilogie mit den Alben ‚Chávez Ravine‘ (2005), ‚My Name Is Buddy‘ (2007) und ‚I, Flathead‘ (2008), die interessante Sichtweisen auf verschiedene Epochen des US-Staates offenbarte, schüttet Cooder mit ‚Pull Up Some Dust And Sit Down‘ seine schelmische Häme nun über die gesamten Vereinigten Staaten aus.“

aus: monstersandcritics.de

Ry Cooder war nie unpolitisch. Er beteiligte sich schon früh an der No-Nukes-Bewegung gegen Atomkraft und versteht sich gewissermaßen als Weltbürger, dem neben der amerikanischer Folk-Traditionen auch die Musik anderer Kontinente (Weltmusik) am Herzen liegt. Zehn Jahre nach 9/11 kreiert Ry Cooder nun den Protestsong neu – und unterlegt seinen Liedern die Musik, von der er im Laufe vieler Jahre beeinflusst wurde: Reggae, Folk, Americana, TexMex, Blues und Rock, Jug Band-Musik und Norteño werden „zu einer frischen Brise Roots-Rock, die unter Mandolinen genauso gut gedeiht wie unter elektrifizierten Slide-Gitarren.“ Und dazu singt Cooder über den Krieg und die US-amerikanische Einwanderungspolitik, über Wall Street und white flight (Wegzug weißer Bewohner aus Gebieten, die mehr und mehr von ethnischen Minderheiten bewohnt werden). Die Botschaften sind so eher düster und trübe, die Musik dagegen ähnelt den „blut-orangenen Sonnenstrahlen eines Südstaaten-Sonnenuntergangs.“

„Das im letzten Jahr veröffentlichte ‚Quicksand‘, eine bitterböse, herrlich schräg-schludrige Southern-Rock-Posse über das Schicksal mexikanischer Einwanderer, die sich durch die Wüste quälen müssen um die südlichen Grenzen der USA zu erreichen, dürfte den Fans bereits bekannt sein. Derzeit tummelt sich ‚No Banker Left Behind‘ auf den einschlägigen Plattformen im Netz, eine derbe Texarkana-Polka-Posse, die die bitteren Auswüchse des liberalisierten Bank-Kapitalismus trefflich in dreieinhalb Minuten in Grund und Boden dichtet.

Das fast schon gespenstische ‚John Lee Hooker For President‘ spricht für sich – man kann es beinahe plastisch greifen, wie die vor zehn Jahren verstorbene Blues-Legende mit rollenden Augen den Delta-Blues performt. So abenteuerlich die Stil-Vielfalt der 13 Songs auch ist – die extrem unterhaltsamen Texte und die fantastische Gitarrenarbeit Cooders machen ‚Pull Up Some Dust And Sit Down‘ so oder so zu einem großen Hörerlebnis.“

aus: monstersandcritics.de

„Es war einmal … – so könnten viele Beschreibungen der Alben von Ry Cooder anfangen. Als Eingeborener von Los Angeles hat sich das gitarristische Universaltalent oft um die alten, umgangssprachlichen Musik-Idiome seines und anderer Länder gekümmert. Und sie verbunden mit der Moderne – auf der Suche nach einer authentischen Fortschreibung des zeitlos guten ‚Alten’. Doch Cooder ist kein Märchenonkel, er wirft mit wachem Auge und heißem Herzen einen Blick auf die aktuelle Lage in ‚God’s Own Country’. Und die könnte – zehn Jahre nach 9/11 – besser sein. ‚Man fühlt sich frustriert und im Stich gelassen’, sagt Cooder. ‚Hilflos und zornig. Aber man darf dabei nicht bleiben, es ist schlecht für die Gesundheit.’ – Die Lösung? Neue Songs und neue Musik. Mit ‚No Banker Left Behind’, einem ironischen Song über die Raubritter der Finanzbranche, eröffnet Cooder sein neues Album. Und sieht sich dabei in der Tradition des alten Banjospielers Uncle Dave Macon, der zu Zeiten der ersten Großen Depression vor achtzig Jahren Songs sang, die komplexe Dinge für einfache Menschen verständlich machten. Das ganze mit viel Humor, so auch bei Cooder: die Banker verlassen mit der Eisenbahn und all dem eingeheimsten Geld die Stadt. Alle anderen bleiben zurück und wundern sich: Wie konnte das bloß passieren?

John Lee Hooker for President

Auch den alten Outlaw Jesse James lässt Cooder zurück kommen. Jesse beobachtet aus himmlischer Perspektive das wüste Treiben an der Wall Street und denkt, die Dinge in alter Manier mit einer Waffe richten zu können. Doch Jesse James war ein naiver Typ, sagt Cooder. Das klappt so nicht mehr…. Dazu erklingt ein Corrido, die alte Form musikalischer Nachrichtenübermittlung aus Mexiko. Einer von vielen Stilen zwischen Folk und Funk, Blues und Gospel auf diesem Album. Und auch den Bluesmann John Lee Hooker lässt Cooder zurückkehren in die Gegenwart. Der alte Mann aus Mississippi bewirbt sich um das Präsidentenamt. Ry Cooder hat ein musikalisch vielseitiges und konzeptionell gewichtiges Album gemacht. Ein Album mit ironischen Protestsongs, in denen indirekt die alte Seele eines guten Amerika beschworen wird. Das Ganze mit einer basisdemokratischen Perspektive ‚von unten’ und Songs, in denen Cooder in Rollen singt: als Flüchtling aus Mexiko, als Zimmermädchen eines reichen Mannes, als junge Frau bei der Armee. Ry Cooder als ‚nationalen Schatz’ seines Landes zu bezeichnen ist durchaus legitim. Ein Künstler, der weitermacht, obwohl es schwerer wird, neue Ideen und neue Inspiration zu entwickeln. Doch nichts anderes kommt für Ry Cooder in Frage. Seine neue Musik ist eine amerikanische Inspiration für harte Zeiten. Zehn Jahre nach 9/11.“

aus: radiobremen.de

Playlist des Albums:

1. No Banker Left Behind 3:34

My telephone rang one evening, my buddy called for me
Said the bankers are all leavin‘, you better come round and see
It started revelation, they robbed the nation blind,
They’re all down at the station, no banker left behind.
No banker, no banker, no banker could I find.
They were all down at the station, no banker left behind

Well the bankers called a meetin‘, to the whitehouse they went one day
They was going to call one the president, in a quiet and a sociable way
The afternoon was sunny and the weather it was fine
They counted all our money and no banker was left behind

No banker, no banker, no banker could I find.
They were all down at the white house, no banker was left behind
Well I hear the whistle blowin, it plays a happy tune
The conductor is calling „all abort“, we’ll be leavin soon
With champagne and shrimp cocktails and that’s not all you’ll find
There’s a billion dollar bonus and no banker left behind

No banker, no banker, no banker could I find.
When the train pulled out next mornin‘, no banker was left behind
No banker, no banker, no banker could I find.
When the train pulled out next mornin‘, no banker was left behind

No banker, no banker, no banker could I find.
They were all down at the station, no banker left behind
No banker, no banker, no banker could I find.
When the train pulled out next mornin‘, no banker was left behind


Ry Cooder: No banker was left behind

2. El Corrido de Jesse James 4:14
3. Quick Sand 3:13

I left my home in Tamaulipas
In Sonoyta I came across
Just six of us when we started
Walking behind thc coyote boss
The old man said let me go there with you
Yes I’m old but I’m mighty tough
I know the foad maybe I can help you
I got good shoes I won’t hold you up

But up on Tinajas Altas he stumbled and he feil
He begged and pleaded we had to leave him
Lying on Camino Diablo Trail

Quick sand I think we lost direct ion
Quick sand now we’re losing ground
Quick sand nobody ‚round to help us
Quick sand now we’re sinking down

Thought we was getting close to Yuma
I heard it’s an unfriendly town
We just need a cool drink of water
Even Yuma can’t turn a poor boy down
Then a Dodge Ram truck drove down on us
Saying I’m your Arizona vigilante man
I’m here to say you ain’t welcome in Yuma
l’m taking you out just as hard as I can

I saw mi madre crying in her rocking chair alone
I saw La Llorona flying please take a message back home

Quick sand I think we lost direction
Quick sand now we’re losing ground
Quick sand nobody ‚round to help us
Quick sand now we’re sinking down


Ry Cooder: Quick Sand

4. Dirty Chateau 5:27
5. Humpty Dumpty World 4:16
6. Christmas Time This Year 2:46
7. Baby Joined the Army 6:34
8. Lord Tell Me Why 3:00

Lord tell me why a white man ain’t worth nothing in this world no more
Lord tell me how you ’spect me to stand up tall and proud
I did just what you told I done everything you said
But the way I’m doing lately I could have stood in bed
So Lord tell me why a white man ain’t worth nothing in this world no more

Lord tell me when a white man’s gonna be all right again
Please fix it Lord they took back everything we been working for
When the riots tore our city I stood watch outside our home
My kids crying daddy why can’t they leave us alone
Split level in Valencia where the cops reside
We had to walk away and leave old memories inside
Lord tell me why a white man ain’t worth nothing in this world no more

You can walk across the silvery moon and get back home all right
But it ain’t safe to walk the streets of your home town at night
I’m a Lord man from the Lord land
But a Lord man ain ‚t worth nothing in this world no more

9. I Want My Crown 2:36
10. John Lee Hooker for President 6:06
11. Dreamer 5:04
12. Simple Tools 5:04
13. If There’s a God 3:05
14. No Hard Feelings 5:52

Texte zu diesem Album bei rycooder.nl

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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