Anthony Burgess: A Clockwork Orange

Nachdem ich endlich zuerst die Verfilmung von Stanley Kubrick aus dem Jahre 1971 und dann das Theaterstück am Altonaer Theater in Hamburg gesehen habe, bin ich endlich auch dazu gekommen, die Vorlage von Anthony Burgess in einer Neuübersetzung zu lesen: A Clockwork Orange

„Alex DeLarge und seine Gang, die Droogs, sind jung, charismatisch, brutal und gewissenlos. Sie treffen sich in einer Milchbar, trinken ‚Moloko’ – Milch mit Drogen – und ziehen los, um wahllos Menschen zu überfallen, zu berauben, zu quälen, zu vergewaltigen. Sie zelebrieren ihre abendlichen Gewaltstreifzüge aus purer Freude an der Gewalt. Der Bewährungshelfer ist machtlos, Alex gelingt es jedes Mal sich die Hände reinzuwaschen. Doch bei einem Einbruch wird Alex von einem seiner Droogs außer Gefecht gesetzt und von der Polizei verhaftet. Er fühlt sich verraten und selbst als Opfer.

Im Gefängnis wird er einer neuartigen Therapie unterzogen und fortan wird ihm beim geringsten Gedanken an Sex und Gewalt übel. Zu eigenen gewalttätigen Handlungen ist er nicht mehr fähig.“ (Quelle: altonaer-theater.de)

„Das war’s. Da hatte ich mir was eingebrockt! Und ich war noch keine sechzehn …“
Alex und seine drei Freunde haben einen netten Abend: Sie trinken eine Milch mit Schuß in einer Milchbar, suchen sich dann einen alten Mann, schlagen ihn zusammen und nehmen ihm sein Geld ab … oder, um es mit Alex’ Worten zu Sagen: Er trifft sich mit seinen Droogs auf einer Molocke im Milchplus-Mesto, tollschockt einen starrigen Fecken und klaut ihm seinen letzten Deng.
(aus dem Klappentext – Wilhelm Heyne Verlag, München – 13. Auflage 2011)

Der Roman Clockwork Orange von Anthony Burgess beschäftigt sich gleich mit mehreren Themen, die auch heute nach fast 50 Jahren äußerst aktuell sind. Zum einen geht es um Jugendgewalt, um Jugendkriminalität, wie sie alltäglich geschieht. Passanten auf der Straße werden von Jugendlichen niedergemacht, einfach so ohne triftigen Grund, vielleicht nur, weil ein falsches Wort gefallen ist. Oder schauen wir zurück nach England in den Sommer dieses Jahres: Wie aus dem Nichts entstehen Jugendkrawalle, ganze Häuserzellen brennen. Burgess gibt uns dafür keine Antwort, lässt aber seinen Protagonisten erzählen, Alex, der noch keine 16 Jahre alt ist. Können wir uns in ihn hineinversetzen? Empathie, das menschliche Mitgefühl, so las ich, „man lernt es oder man lernt es nicht.“ Alex hat es nicht gelernt.

Ein anderes Thema ist die Frage, ob es schlechter ist, den Menschen zum Gutsein zu konditionieren oder ihm die Freiheit zu lassen, böse zu sein. Burgess steht auf der Seite der Freiheit: „Wenn ein Mensch nicht wählen kann, hört er auf, Mensch zu sein“, lässt er den Gefängnispfarrer sagen. Wer darf sich das Recht herausnehmen, einen Verbrecher wie Alex als Versuchsobjekt der Wissenschaft zu missbrauchen? Bei der fiktiven Ludovico-Technik, einer Aversionstherapie, muss sich Alex „Gewalt- und Sexvideos ansehen, gleichzeitig bekommt er ein Mittel verabreicht, das Übelkeit verursacht. Die Prozedur wird so lange wiederholt, bis ihm beim alleinigen Anblick von Gewalt – auch ohne Medikament – schlecht wird.“ Der Pawlowsche Hund in Menschengestalt.

„Anthony Burgess ist es mit diesem Buch gelungen, einen neuen Weg radikaler Offenheit zu bestreiten.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Witzig und unterhaltsam ist der Roman trotz aller Brutalität vor allem durch die Sprache und die Art, wie der Held aus der Ich-Perspektive dargestellt wird. Alex hat überhaupt keine innere moralische Instanz und ist unfähig zur Empathie. Er ist intelligent und liebt Musik, vor allem Ludwig van Beethoven. In einem Zeitungsartikel liest Alex, dass ein Theoretiker meint, man könne die heutige Jugend besser in den Griff bekommen, wenn man sie für Künste interessiere. Alex kann darüber nur lachen, denn Musik (und gerade in seinem Fall die als kultivierter als die Rock-Musik eingestufte klassische Musik) erweckt in ihm umso mehr bestialische Gelüste (vgl. Kapitel I, 4).“

Und noch ein Thema des Romans: Alex benutzt einen Jargon, eine Szene- oder Jugendsprache, die er selbst Nadsat nennt. „Nadsat ist in Burgess’ Original eine verballhornende Mischung von russischen Vokabeln mit dem Londoner Cockney Rhyming Slang. Dazu kommen Begriffe aus der englischen Zigeunersprache (Gypsy Slang) sowie Elemente der Kindersprache. Ins Deutsche wurde Nadsat zuerst von Walter Brumm übertragen und dem Original durch Verwendung deutscher Wörter nachgebildet.“

Jede Generation hat in ihrer Jugend ihren ganz eigenen Jargon. Dazu gibt es im Internet ein Wörterbuch der Szenesprache. Und selbst der Duden hat sich aufgemacht, um die Begriffe der heutigen Jugendsprache zu sammeln, ein Szenesprachenwiki; mehr siehe auch bei Google. Und neben dem Wort des Jahres, dem Unwort des Jahres und dem Satz des Jahres gibt es seit 2008 nun auch das Jugendwort des Jahres.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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