Codex Dresdensis

Im Film 2012 zieht Roland Emmerich alle Register, um uns visuell den Weltuntergang nahe zu bringen: Erdbeben ohne Ende, Megatsunamis und Vulkanausbrüche. Grundlage dafür ist eine bestimmte Zahlenkonstellation des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012. Dies wird zum Anlass genommen, sowohl das Ende der Welt in ihrer bisherigen Form, als auch den Aufstieg der Menschheit in eine neue spirituelle Dimension zu datieren.

Es gibt so genannte K’atun-Prophezeiungen (ein K’atun ist der Zeitraum von 20 Jahren), also von Maya-Priestern festgehaltene ‚Vorhersagen’ für die nächsten 20 Jahre, die sich alle 260 Jahre wiederholen. Heute befinden wir uns im „K’atun 4“, welches von 1993 bis 2012 dauert. Für diese Periode wird der Beginn eines neuen Zeitalters angekündigt. Die Prophezeiungen der Mayas beruhen auf Beobachtungen und Berechnungen und nicht auf Fantasie. Die Maya-Forscher beschreiben dies wie folgt: „Zur Wintersonnwende im Jahr 2012 wird die Sonne in Konjunktion mit dem Äquator der Milchstraße stehen. Zu diesem Zeitpunkt findet eine äußerst seltene astronomische Konstellation statt, die sich seit Tausenden von Jahren langsam abzeichnet. Zur Dämmerung der Wintersonnwende im Jahr 2012 wird sich die Sonne direkt in dieser dunklen Spalte befinden, und zwar so platziert, dass die Milchstraße den Horizont an allen Punkten ringsum umfasst. Dadurch ‚sitzt’ sozusagen die Milchstraße auf der Erde, berührt sie in allen Punkten ringsum – und öffnet ein kosmisches Himmelstor. Die galaktische und solare Ebene befinden sich in Konjunktion.“ (Quelle: weltklima.ch).

Astronomen widersprechen dem und sagen, „dass diese Konstellation von Äquator und Milchstrasse bereits vorüber ist und im Moment sich Sonne und Erde sogar von der Milchstraßenebene weg bewegen“. Wie auch immer. Uns sind bis heute vier Schriftbücher (Codices) der Maya erhalten. Sie werden ihren Aufenthaltsorten entsprechend Codex Dresden (Dresdensis), Codex Madrid (Tro-Cortesianus) und Codex Paris (Peresianus) genannt. Der Codex Grolier (Mexiko-Stadt) nimmt eine gewisse Sonderstellung ein, da er erst in den siebziger Jahren entdeckt wurde, und seine Echtheit bis heute nicht ganz zweifelsfrei bestätigt ist.

Interessant ist dabei der Codex Dresdensis, der „aus 39 Blättern aus Feigenbaumrinde [besteht], die zusammen 3,50 Meter Länge erreichen. Der Codex zeigt Hieroglyphen, Bilder und Symbole, mit denen Maya-Priester ihr Wissen über Krankheiten, Erntezeiten, religiöse Handlungen, Opferungen und Astronomie der Nachwelt erhielten. Der Kalenderteil konnte Ende des 19. Jahrhunderts von dem Dresdner Bibliothekar Ernst Wilhelm Förstemann entschlüsselt werden. [… Es] enthalte nur das Dresdner Dokument einen Kalender und ein Apokalypse-Bild, auf dem eine Art Sintflut begleitet von mythischen Drachengestalten zu sehen ist.“ (Quelle: mdr.de/nachrichten)

Auf Seite 60 enthält der Codex Dresdensis eine K’atun-Prophezeiung, auf der letzten Seite 74 das genannte Apokalypse-Bild einer Sintflut.

Die Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek hat nun diese 800 Jahre alte Handschrift mit dem Maya-Kalender ins Netz gestellt: Digitalisierter Maya-Codex aus Dresden

Codex Dresdensis - Faksimile Graz 1975 - Seite 74 (Ausschnitt) Es gibt allerdings bereits eine komplette digitale Ausgabe des Faksimiles Graz 1975 über FAMSI (Foundation for the Advancement of Mesoamerican Studies): Codex Dresdensis. Diese Ausgabe ist bis in die kleinste Abbildung detailliert und daher auch für den Laien sehenswert. Überhaupt bietet die Website von FAMSI viele weitere mesoamerikanische Studien (allerdings auf Englisch).

Nun, bis zum 21.12.2012 ist noch einige Zeit. Und wenn uns an dem Tag ‚nicht der Himmel auf den Kopf fällt’ oder uns ein Sturzbach hinfort reißt, wenn wir also dann nicht gestorben sind, dann leben wir auch noch am folgenden Tag.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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