Archiv für den Monat: September 2014

Joan Armatrading: What’s Inside (1995)

Mit ihrem Album Square the Circle (1992) endete für Joan Armatrading der Plattenvertrag bei A&M Records nach achtzehn Jahren der Zusammenarbeit. Es dauerte über drei Jahre, bis Joan Armatrading ihr nächstes, das 14., eingespielt hatte und diesmal bei RCA Records im Oktober 1995 veröffentlichte: What’s Inside.

What’s Inside wurde wieder mit vielen namhaften Studiomusikern, diesmal in den A&M Recording Studios in Hollywood aufgenommen. Die Plattenfirma scheute keine Kosten und so kam gleich für mehrere Stücke ein Streichorchester, das London Metropolitan Orchestra, zum Einsatz. Die Aufnahmen dazu erfolgten in den altehrwürdigen Abbey Road Studios, London. Auf einem Stück ist das bekannte Kronos Quartet zu hören (aufgenommen in The Plant Recording Studios, Sausalito, California) und bei zwei Liedern erklingen die Bläser der The Memphis Horns (Aufnahme erfolgte im Kiva Recording Studio, Memphis, Tennessee). Beim Background-Gesang wirkt u.a. Terry Evans mit, dessen Gesangspartner auf vielen Alben Bobby King war, den wir wiederum von vielen Alben von Ry Cooder kennen (Terry Evans hat natürlich auch schon mit Ry Cooder zusammengearbeitet).

    Joan Armatrading: What’s Inside (1995)

Das Album wurde von der Kritik durchaus positiv aufgenommen, erreichte allerdings nur Platz 48 in den UK Album Charts (in den US Charts konnte sich die Scheibe nicht platzieren). Es ist ein besonders tief empfundenes und daher sehr persönliches Album und handelt von Gefühlen und Erinnerungen. Laut eines Interviews von Joan Armatrading offenbaren die Lieder Dinge, die sie berührt haben („things that have touched me“). Auf dem Album ist ein Auge zu sehen, das die innerliche, nachdenkliche Natur der Liedertexte symbolisieren soll.

Hier zunächst die Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert, überwiegend arrangiert und produziert)

1. „In Your Eyes“ – 2:43
2. „Everyday Boy“ – 4:37
3. „Merchant Of Love“ – 4:49
4. „Shapes And Sizes“ – 3:15
5. „Back On The Road“ – 2:43
6. „Lost The Love“ – 3:43
7. „Songs“ – 3:49
8. „Would You Like To Dance“ – 4:01
9. „Recommend My Love“ – 4:30
10. „Beyond The Blue“ – 3:52
11. „Can’t Stop Loving You“ – 3:26
12. „Shape Of A Pony“ – 4:43
13. „Trouble“ – 4:06

Das Album beginnt verhalten mit dem langsamen Lied „In Your Eye“. Der Bass brummt mit wenigen Tönen, dann singt Joan die erste Textzeile. Keyboards setzen ein und dazu ein Schlagzeug, nur mit Besen gespielt. Es ist eines von mehreren Lieder mit Jazz-Einflüssen:


Joan Armatrading: In Your Eyes

Dafür geht es in „Everyday Boy“ ganz flott ab. Zu dem Lied wurde Joan durch einen Bekannten inspiriert, der an AIDS erkrankt war. Es ist ein rhythmus-betontes Stück, das im Hauptteil eigentlich nur aus zwei Akkorden besteht und sehr afrikanisch klingt. Zunächst wird es durch ein Instrument bestimmt, das mir sehr nach Kalimba, einem Lamellophon (Daumenklavier), klingt (wird aber wohl am Keyboard erzeugt), das dann später durch kraftvolle Streicher ersetzt wird:


Joan Armatrading: Everyday Boy

Das dritte Lied ist wieder eher langsam und verfügt über einen sehr schönen Melodiebogen mit einem Wechsel zwischen akustischer Gitarre (gespielt von Joan) und Klavier. Das die Töne, die die Griffwechsel auf der Gitarre erzeugen, manchmal lauter klingen als die gespielten Akkorde, stört mich wenig. Joan hat eine sehr dynamisch ausgerichtete Spielweise, da gehören solche ‚Rutscher’ einfach mit dazu. Auch der wieder etwas sehr brummige Bass passt diesmal gut dazu:


Joan Armatrading: Merchant Of Love

Auch auf dem nächsten Lied spielt Joan Armatrading akustische Gitarre. Es ist ein sehr interessantes und sehr schönes Stück und wird besonders von den Streichern des Kronos Quartets bestimmt. Inspiriert wurde dieses Lied durch den Tod des britischen Journalisten und Rundfunksprechers Brian Redhead: Immer wieder heißt es in dem Lied „Obituary columns are filled with love“, etwa: Todesanzeigen/Nachrufe sind mit Liebe erfüllt. Da beginnen selbst die Geigen zu heulen:


Joan Armatrading: All Shapes And Sizes (Live 1995 – Australien)

Die beiden nächsten Lieder sind vom Blues angeregt. „Back On The Road“ fetzt dabei ordentlich mit einer akustischen Gitarre, von Joan gespielt. Die kurzen, eigenwilligen Solos auf der elektrischen Gitarre stammen natürlich auch von ihr:


Joan Armatrading: Back On The Road

„Lost The Love“ ist ein eher langsames blues-orientiertes Stück. Hier fetzt allerdings die von Joan gespielte elektrische Gitarre:


Joan Armatrading: Lost The Love

„Songs“ klingt eher etwas konventionell, ist aber in den Zwischenpassagen sehr schön und trotz der melodisch eher unterschiedlichen ‚Abschnitte’ sehr homogen. Hier zupfen die Streicher ihre Instrumente:


Joan Armatrading: Songs

Das nächste Stück ist für mich ein kleiner ‚Ausreißer’, weil das Lied mir nicht so ganz zu den anderen Lieder passen will. Es ist wieder rhythmus-betont und glänzt vor allem durch die Bläsersätze, allem voran das Saxofon:


Joan Armatrading: Would You Like To Dance

Das nächste Lied ist wieder eher langsamer und wird vor allem vom Keyboard getragen. Bemerkenswert ist natürlich hier der ‚Männergesangsverein’ , allen voran der bereits erwähnte Terry Evans. Ja, das klingt dann auch schon ziemlich nach Ry Cooder. Joan greift in diesem Lied zu einem Effektgerät namens E-Bow (Elektrobogen), weil die Saiten dadurch ähnlich wie mit einem Bogen gespielt ins Schwingen geraten:


Joan Armatrading: Recommend My Love

Neben der akustischen Gitarre von Joan erklingt hier die Slide-Gitarre von B. J. Cole und das Lied „Beyond The Blue“ klingt für mich nach einem von Country gefärbten Blues:


Joan Armatrading: Beyond The Blue

Weiter geht’s mit einem ‘Reißer’, der durch Bass, Schlagzeug und die Bläser bestimmt wird. Am Schluss wirkt das für mich dann leider doch etwas zu monoton. Die Abwechslung fehlt:


Joan Armatrading: Can’t Stop Loving You

So langsam kommen wir zum Schluss der Scheibe: „Shape Of A Pony“ klingt ‚luftig’ mit kurzen Bass- und Gesangszeilen am Anfang. Erwähnenswert ist hier der Einsatz einer Tin Whistle, der kleinen ‚Blechflöte’, die ansonsten in der traditionellen irischen Folkmusik zum Einsatz kommt:


Joan Armatrading: Shape Of A Pony

„Trouble“ ist eine herzerwärmende Ehrerweisung an die Mutter von Joan, die sie immer schon für eine starke Frau gehalten hat und der sie nachzueifern wünschte:

Stopped yourself from crying
Kept your head above the sand
When trouble seemed your only friend
Somehow you kept your spirits high
You told him straight
Don’t call again

Wieder ein langsames Stück am Ende des Albums. Bestimmt wird dies schöne und voll klingende Lied vom Keyboard und findet Unterstützung in einer Orchesteruntermalung:


Joan Armatrading: Trouble

Die neue Plattenfirma investierte einiges an Geld für diese Produktion. So fehlt eigentlich nichts zu einem auch aufnahmetechnisch gelungenen Hörerlebnis. Arrangements und Instrumentierung sind (einschließlich der häufiger zu hörenden Streicher) abwechslungsreich und gelungen. Bass und Schlagzeug sind, anders als bei den Scheiben zuvor, für mich voll und ganz okay. Vielleicht wäre manchmal weniger mehr, aber insgesamt gefällt mir dieses Album um einiges besser als all die Vorgänger aus den 80-er und 90-er Jahren.

Ich denke, dass die Plattenfirma Joan Armatrading viel Freiheiten eingeräumt hat, die diese im positiven Sinne genutzt hat. Ihre Stimme kommt mit viel Power und in all den Nuancen ihrer Alt-Stimme herüber. Und immer wieder lässt sie ihr sicherlich eigenwilliges, aber gekonnt vorgetragenes Gitarrenspiel aufblitzen. Da RCA Records aber in erster Linie den Mainstream bediente, der Erfolg dieses Albums aber ausblieb, verabschiedeten sich Joan und ihr Plattenlabel bereits nach dieser einen Produktion und es sollte einige Jahre mehr dauern, bis ihr nächstes Album erschien.

Joan Armatrading: Square the Circle (1992)

Zwei Jahre nach ihrem Album Hearts and Flowers (1990) veröffentlichte Joan Armatrading ihr 13. Studioalbum Square the Circle (1992). Wieder kamen die verschiedensten Musiker in ihr hauseigenes Musikstudio, den Bumpkin Studios. Und wieder wurde es bei A&M Records veröffentlicht. Allerdings sollte es Armatradings letztes Album bei dieser Plattenfirma werden. In Großbritannien erreichte das Album Platz 34, in den USA konnte es sich dann aber nicht mehr platzieren.

Die Lieder auf Square the Circle wurden wieder von Joan Armatrading geschrieben, arrangiert und produziert. Lediglich das Stück „Wrapped Around Her“ zeichnet auch Graham Lyle als Mitautoren und Produzenten.

    Joan Armatrading: Square the Circle (1992)

Bemerkenswert ist, dass Joan Armatrading alle Gitarrenparts selbst übernommen hat. So sind auch alle Gitarrensolos von ihr eingespielt worden. Dafür hat sie diesmal die Finger von den Tasteninstrumenten genommen und diese von Richard Cottle bzw. Simon Clark spielen lassen. Für mich hat es den Eindruck, dass Joan im Vorfeld sehr viel auf der elektrischen Gitarre geübt hat, denn die Gitarrensolos zeigen sich ausgereift, wenn auch nicht überlastet, sondern eher zurückhaltend. Ich finde das auf jeden Fall große Klasse, was sie auf der elektrischen Gitarre ‚zaubert’. Gesanglich wird Joan Armatrading hin und wieder durch die drei Damen Linda Lewis, Shirley Lewis und Sylvia Mason-James unterstützt. Nicht immer zum Vorteil dieser Lieder, wie ich finde. Aber das mag Geschmackssache sein. Das Foto für das Cover ist von Andrew Catlin aufgenommen worden.

Hier zunächst die Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert, arrangiert und produziert)

1. „True Love“ – 3:57
2. „Crazy“ – 3:48
3. „Wrapped Around Her“ – 3:48
4. „Sometimes I Don’t Wanna Go Home“ – 4:59
5. „Square The Circle“ – 4:10
6. „Weak Woman“ – 3:56
7. „Can I Get Next To You“ – 4:16
8. „Can’t Get Over (How I Broke Your Heart)“ – 3:56
9. „If Women Ruled The World“ – 4:32
10. „Cradled In Your Love“ – 5:16

Das Album beginnt mit einem schönen langsamen und melodiösen Lied, in dem Joan in der Mitte auch schon einmal kurz einige gekonnte Riffs auf der Gitarre erklingen lässt:


Joan Armatrading: True Love

Auf dem 2. Lied verzichtet Joan auf die Gitarre und konzentriert sich auf ihren Gesang. Dafür lassen es die Keyboards in einem Solo in der Mitte und in einem am Schluss des Liedes ordentlich krachen. Die treibende Kraft ist ein fetzender Bass in diesem flotten Lied:


Joan Armatrading: Crazy

Neben der Gitarre spielt Joan in diesem Stück auch Mandoline. Am Anfang und in den Zwischenpassagen wirkt das Lied auf mich etwas hektisch und abgehackt (kommt wieder einmal vom Bass und Schlagzeug):


Joan Armatrading: Wrapped Around Her

Im vierten Stück ist Joans elektrische Gitarre ganz ansprechend und die Solos in der Mitte und am Ende des Liedes kommen auch sehr fetzend daher. Wie schon bei früheren Alben von ihr, so stört mich auch hier der pochende Bass doch ziemlich. Und das ‚gespenstisch’ klingende Keyboard zwischendrin ist auch nicht so ganz mein Fall. Einem Mantra gleich klingt dann die so oft wiederholte Textzeile „Sometimes I don’t wanna go home, Cos I know it’s gonna start again“. Nun, denn …


Joan Armatrading: Sometimes I Don’t Wanna Go Home

Zum Titelsong „Square The Circle“ gibt es leider kein im Netz verfügbares Video. Es ist ein langsames, selbst für Joan Armatrading eher konventionelles Stück, in dem das Gitarrenspiel aber wieder sehr ansprechend, wenn auch zurückhaltend herüberkommt.

Die nächsten beide Stücke finden weniger meine Begeisterung. Beide sind zwar rockig, aber „Weak Woman“ kommt für mich nicht so richtig in die Gänge, nervt eher durch ein fast durchgängig monotones Spiel auf dem Schlagzeug und wieder einmal durch den pulsierende Bass. Die Gitarrenparts finde ich auch eher so-la-la. Und den Chorgesang der drei Damen im Hintergrund … nun ja. Mit „Can I Get Next To You“ geht’s fast im gleichen Stile weiter. Der Chor mit gelegentlichen „Doodeewapp“ reißt es auch nicht heraus. Und manchmal klingt das Keyboard für mich zu synthetisch …

Zum Schluss hin wird’s dann aber besser. Es folgt ein langsames Stück, in dem die Streicherpassagen (Strings) aber künstlich, also auf dem Keyboard erzeugt wurden:


Joan Armatrading: Can’t Get Over (How I Broke Your Heart)

Das vorletzte Stück „If women ruled the world … It would be a good thing“ dürfte Joan besonders am Herzen gelegen haben. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob wirklich alles besser wäre, wenn Frauen die Welt regierten (Margaret Thatcher oder auch unsere alles bestimmen wollende Bundeskanzlerin sind nicht gerade die besten Beispiele). Das Stück selbst kommt rhythmisch betont ganz flott daher – mit einer führende Gitarre, die sich auch immer einige kleine Solos erlaubt. Hier passt dann auch durchaus der Damenchorgesang. Nur das Gepfeife des synthetischen Keyboards (wenn auch nur gegen dem Ende zu und dort auch nur hin und wieder) finde ich fehl am Platze.


Joan Armatrading: If Women Ruled The World

Mit „Cradled In Your Love“ endet das Album bereits nach zehn Liedern. Es ist ein langsames Stück, das allerdings in den Zwischenpassagen etwas aus dem Rahmen fällt, weil’s dort schräg-jazzig herkommt. Bemerkenswert auf jeden Fall Joans Spiel auf der elektrischen Gitarre und ein besonders schönes Solo am Ende des Liedes.

(Fast) vegan

Meine beiden Söhne leben vegan. Der Ältere der beiden hatte bereits während einer vorösterlichen Fastenzeit vor über fünf Jahren eine Zeitlang vegan gelebt und ist es jetzt bereits seit über zwei Jahren vollständig. Der Jüngere tut es ihm jetzt seit über einem Viertel Jahr gleich.

Veganer sind die noch strikteren Vegetarier, um es einmal in aller Kürze zu benennen. Sie verzichten auch auf alle tierischen Produkte, die Vegetarier sonst essen, also u.a. Milchprodukte, Eier und Honig – und verzichten auch sonst auf alles, was vom Tier stammt, u.a. Leder und Wolle. Veganismus ist nicht allein eine Ernährungs-, sondern auch eine ethisch motivierte Lebensweise.

Ich denke, dass es meine beiden Söhne nicht unbedingt bis auf die Spitze treiben. Aber was ihre Ernährung betrifft, da sind sie konsequent. Der ältere meiner Söhne lebt nun in Göttingen und kommt uns nur an manchen Wochenende besuchen. Der Jüngere lebt aber noch bei uns. Und so ergibt es sich, dass auch meine Frau und ich ‚vermehrt’ vegan speisen. Besonders bei der Hauptmahlzeit bevorzugen wir immer öfter vegane Gerichte, auch um nicht mehrere Speisen gleichzeitig zubereiten zu müssen.

Man mag sich darum streiten, ob es nicht etwas widersinnig ist, wenn in der veganen Küche tierische Produkte durch pflanzliche ‚ausgetauscht’ werden. Jeder kennt die Brätlinge, die auf Getreidebasis (z.B. Grünkern oder Weizen) bzw. aus Hülsenfrüchten (vorwiegend Soja) zubereitet werden. Inzwischen es gibt mehr und mehr Lebensmittel zu kaufen, die tierische Lebensmittel ‚imitieren’, also Wurst, Käse, Joghurt usw. auf pflanzlicher Grundlage. Nicht alles schmeckt unbedingt so, wie man es von tierischen Produkten kennt. Aber bei manchen Speisen war ich dann doch überrascht. Selbst Discounter bieten inzwischen eine größere Auswahl an solch veganer Lebensmittel an. Und der eigenen Kreativität sind außerdem in der veganen Küche keine Grenzen gesetzt, was das Kochen, Backen und Zubereiten z.B. auch von Schnellgerichten, Eis, selbst von Torten usw. betrifft. Im Mittelpunkt steht allerdings viel Gemüse, was vorwiegend aus der Region stammt, in der wir wohnen.

vegane Mohn-Dinkel-Muffins

veganer alt-englischer Apfelkuchen

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veganer alt-englischer Apfelkuchen

veganer Aprikosen-Mandel-Kuchen

veganer Käsekuchen

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veganer Käsekuchen

Wer sich nun vollständig vegan ernährt, sollte sich allerdings ein „entsprechendes Ernährungswissen“ angeeignet haben. Ich denke, das wird von selbst kommen. Wer als Veganer lebt, wird das nicht allein ‚aus dem hohlen Bauch’ heraus tun, sondern wird sich schon ‚im Vorfeld’ ausführlich mit dieser Ernährungs- und Lebensweise auseinandersetzen, denn wer völlig auf alle tierischen Lebensmittel verzichtet – und das muss man wissen: der wird mit bestimmten Nährstoffen nicht ausreichend versorgt. Das gilt z.B. für Kalzium, Jod und Zink, besonders aber für Vitamin B12. Der tägliche Mindestbedarf an Vitamin B12 beträgt zwar nur ca. 3 µg (Mikrogramm) für einen Erwachsenen, muss aber spätestens dann ergänzt werden, wenn das in der Leber eines Menschen gespeicherte Vitamin B12 (2000–5000 µg) aufgebracht ist.

Verfügt man über ein entsprechendes Ernährungswissen, dann ist eine vegane Ernährungsweise mit einer genügenden Zufuhr aller Nährstoffe (Ausnahme Vitamin B12, welches mit angereicherten Nahrungsmitteln oder Supplementen zugeführt werden sollte) natürlich möglich. Es gibt übrigens einige pflanzliche Lebensmittel, die Vitamin B12 enthalten, wenn auch nur in geringen Mengen, so durch Milchsäuregärung haltbar gemachte Gemüse, manche Algensorten (z.B. Nori-Algen), Erbsen, Bohnen und Lupinen sowie Ingwer. Auch einige Speisepilze, insbesondere der Champignon, weisen geringe Vitamin-B12-Gehalte auf.

Ich selbst lebe nicht ganz vegan. Ich mag und werde auf bestimmte Lebensmittel (vorerst) nicht verzichten. Dazu gehört Käse, aber auch Fleisch, wenn auch beides nur noch in geringen Mengen. Milch ist bekanntlich gesund. Sie enthält allerdings Milchzucker (Laktose), die immerhin 75 % der Weltbevölkerung nicht vertragen können (Laktoseintoleranz), weil sie diese wegen fehlender oder verminderter Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht verdauen können. Ich habe mit Laktose auch meine Probleme und bevorzuge im Zuge der veganen Küche seit längerer Zeit vorwiegend Ersatzprodukte aus Soja (so genannte Soja-Milch) oder aus Getreide wie Dinkel, Hafer oder Reis. Meine Verdauung dankt mir dafür.

Überhaupt hat sich meine Verdauung deutlich verbessert, seitdem ich überwiegend vegan esse. Um meinen gesundheitlichen Gesamtzustand steht es bestens. Da leiste ich mir die kleinen ‚Sünden’ eben.

Veganismus kann man politisch nehmen, muss es aber nicht. Wenn ich den Leuten so von meinen Söhnen erzähle und ihnen sage, dass auch meine Frau und ich verstärkt vegan leben, dann kommt fast immer das Argument: Wenn alle Menschen vegan essen würden, dann müsste fast nur noch Soja angepflanzt werden. Monokultur ohnegleichen.

Dazu kann ich nur antworten: „Zur Produktion von Fleisch wird in den USA vor allem Mais großflächig angebaut, in Europa sind es Gerste, andere Getreidearten und Kartoffeln, neuerdings vermehrt auch Mais“, sagt der Berner Professor Wolfgang Nentwig. „Daneben werden immer mehr Futtermittel wie Soja aus der Dritten Welt importiert, wo ihr Anbau und Export zwar Devisen bringt, diese Landfläche aber der eigenen Nahrungsmittelproduktion fehlt.“ Der weitaus größte Teil der globalen Sojaproduktion wird zu Futtermitteln verarbeitet.

Laut FAO hat sich die jährliche Fleischproduktion auf der Welt von jährlich 136 Millionen Tonnen Anfang der 1980er Jahre auf 260 Millionen Tonnen 2004 fast verdoppelt. Nach Angaben des Vegetarierbunds (VEBU) Deutschland und in Bezug auf die USA sind etwa 17 Kilogramm Getreide nötig, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren. Rechnungen dieser Art sind aber umstritten. Unter Berufung auf das in Darmstadt ansässige Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft gibt es vom Bundesagrarministerium andere Zahlen zum Fleischzuwachs je Kilogramm Futter. Demnach sind für ein Kilogramm Fleisch eines Masthähnchens 1,7 Kilogramm Futter nötig, bei Mastputen ist das Verhältnis 1:2,7 und bei Mastschweinen 1:3. „Für Wiederkäuer wie Mastrinder oder Schafe, für die Getreide nur eine Ergänzung ihrer Futterration darstellt, macht eine vergleichbare Darstellung keinen Sinn. Hauptfutterquelle ist hier meist Grünland.“ (Quelle: 3sat.de).

Ich will mich um Zahlen nicht streiten, aber sicher ist, dass zur ‚ Produktion’ eines Kilo Fleisches ein Mehrfaches an Futter benötigt wird. Das, was an Futterpflanzen für die Tierzucht nicht mehr benötigt würde, käme den Menschen zugute. Und zu Soja: Es gibt eine Vielfalt an pflanzlichen Lebensmittel, die auch als Fleischersatz auf den Teller eines Veganers kommen.

Ich kann nur noch eines sagen: Wenn man sich erst einmal mit Veganismus beschäftigt hat, wenn man vor allem die vegane Küche ausprobiert hat, dann lässt es einen so schnell nicht wieder los. Wenn man dann bei einer genügenden Zufuhr aller Nährstoffe feststellt, dass man sich gesundheitlich auf einem guten Weg befindet, dann spätestens wird man über die milde lächeln, die meinen, über ‚spinnernde’ Veganer lachen zu müssen.

Joan Armatrading: Hearts and Flowers (1990)

Nach dem Album The Shouting Stage (1988) dauerte es wieder zwei Jahre, bis das nächste Album von Joan Armatrading Hearts and Flowers 1990 veröffentlicht wurde. Aufgenommen wurde das Album wieder in den Bumpkin Studios, Joan Armatradings eigenem Studio, diesmal in ‚The Grey Room’ in Los Angeles abgemischt und erschien im Juni 1990 wiederum bei A&M Records.

Auch für Hearts and Flowers holte sich Joan wieder eine Reihe namhafter Studiomusiker, die bekanntesten dürften Pino Palladino (Bass) und Manu Katché (Schlagzeug) sein. Das Album erreichte Platz 29 in den UK-Albumcharts bzw. Platz 161 in den US-Albumcharts, war also aus Sicht ihrer Plattenfirma aus kommerzieller Sicht nicht allzu erfolgreich. Jeremy Pearce zeichnete für das Plattencover verantwortlich.

    Joan Armatrading: Hearts and Flowers (1990)

Ich gestehe, dass ich bei diesem Album hin- und herschwanke. Einige Stücke finde ich sehr schön oder sie sind das, was man gern ‚interessant’ zu nennen pflegt. Mit anderen Liedern habe ich aber meine Probleme. Das betrifft besonders die ‚rhythmisch’ ausgelegten Lieder, die – es liegt in der Natur dieser Lieder – ohne großen Melodiebogen auskommen.

Hier zunächst die Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert, arrangiert und produziert)

Seite 1:
1. „More Than One Kind Of Love“ – 5:32
2. „Hearts And Flowers“ – 3:40
3. „Promise Land“ – 4:00
4. „Someone’s In The Background“ – 3:55
5. „Can’t Let Go“ – 4:36

Seite 2:
1. „Free“ – 3:20
2. „Something In The Air Tonight“ – 4:32
3. „Always“ – 1:56
4. „Good Times“ – 4:23
5. „The Power Of Dreams“ – 3:08

Zu den einzelnen Stücken: Das Album beginnt in „More Than One Kind Of Love“ verhalten mit einigen Akkorden auf dem Keyboard (gespielt von Don Freeman), dann setzt Joans Stimme ein, unterstützt von wenigen einzelnen Bass-Tönen. Das Lied nimmt mit einem nun pulsierenden Bass (Mick Karn) und zusätzlichem Schlagzeug (Jamie Lane mit programmierten Drums) etwas mehr Fahrt auf, wobei mich der Bass doch etwas stört. Ich würde ihn mir etwas dezenter wünschen. Das Lied erschien auch als Single und erreichte in den UK Single-Charts Platz 75.


Joan Armatrading: More Than One Kind Of Love

Als nächstes Lied folgt bereits der Titelsong: Hier spielt Joan Armatrading nach langer Zeit alle Instrumente (Gitarre und hauptsächlich Keyboards) wieder einmal selbst (später sollte das die ‚Regel’ werden). Es ist betont rhythmisch mit sehr verschachtelten Rhythmuspassagen, die einen ganz besonderen Reiz auf den Zuhörer ausüben.


Joan Armatrading: Hearts And Flowers

„Promise Land“ beginnt mit einer sirrenden akustischen Gitarre – gespielt von Joan herself, die übrigens alle Gitarrenparts dieses Albums übernommen hat. Die Gitarre klingt wie eine 12-saitige, der Klang dürfte aber durch den Effekt eines Phaser beeinflusst sein. Wieder steigert sich das Stück durch den Einsatz von Bass und Schlagzeug (zunehmend ‚krachend’) – und hat ein ziemlich langes Ende (durch Wiederholung: Follow you into the promise land).

„Someone’s In The Background“ ist so ein Stück, das mir nicht so ganz gefallen mag. Es enthält ein rhythmisches Gerüst, um das sich u.a. ein Saxophon-Solo und einige Keyboardpassagen (die teilweise wie Vibraphon klingen) schlängeln.

Es folgt wieder ein langsames Lied, bei dem Joan erneut alle Instrumente (Gitarre und Keyboards) selbst spielt. Am Anfang steht ein Wechsel zwischen akustischer Gitarre und Keyboard, das zunehmend durchdringender wird, dann auch einige schräge Akkorde setzt:


Joan Armatrading: Can’t Let Go

Seite zwei beginnt mit einem schnellen, sehr flotten Stück: „Free“ klingt nach einem Gospel. Es enthält ein Saxophon-Solo, gespielt von Dave Koz (eigentlich David Kozlowski). Bass und Schlagzeug bilden einen Klangteppich, auf dem sich die Mitspieler musikalisch auslassen können.

„Something In The Air Tonight“ klingt südamerikanisch. Wieder legen Bass und Schlagzeug einen Klangteppich, der durch die akustische Gitarre von Joan und zum Ende hin durch Perkussion verstärkt wird. Bläsersätze (allerdings aus der Retorte, also auf dem Keyboard erzeugt) ergänzen das Stück und geben ihm eine besondere Dynamik.

„Always“ ist ein schönes, langsames Stück mit Joans Gesang und der Begleitung auf dem Keyboard (wieder von Don Freeman gespielt):


Joan Armatrading: Always

Im vom Blues beeinflussten Stück „Good Times“ spielt Joan eine fetzende akustische Gitarre. Das Stück ist wieder sehr rhythmus-betont, für mich etwas monoton und vom Schlagzeug her (unterstützt durch Manu Katché am Hi-Hat) etwas zu schrill. Das Solo auf der elektrischen Gitarre (wieder von Joan Armatrading gespielt) klingt teilweise recht schräg.

Das Album endet mit einem schon obligatorisch langsamen Lied: „The Power Of Dreams“, in dem das Keyboard lediglich durch halbwegs dezentes Bass- und Schlagzeugspiel unterstützt wird.

Wie schon geschrieben: Joan spielt alle Parts der Gitarre selbst und zeigt sich dabei vielseitig und als Meisterin des Instruments. Ihre Stimme wirkt für mich um einige Nuancen reifer als auf den Vorgängeralben. Nach Ansicht einiger Kritiker (u.a. ihr Biograf Sean Mayes in Joan Armatrading – A Biography) ist dieses Album eine Rückkehr zu den Themen und musikalischen Einflüssen der ersten beiden Alben von Joan, besonders Back to the Night. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Gerade die ersten Alben hatten ein musikalische Potenzial, das die späteren nur noch teilweise erreichten. Das gilt auch für dieses Album. Gerade die frühen Scheiben weisen vom Kompositorischen her, im Mix aus Melodie und Rhythmik, eine Komplexität auf, die einzigartig ist. Kompensiert wird das auf „Hearts and Flowers“ sicherlich durch die Reife von Joans Stimme und ihrem exzellenten Gitarrenspiel.

18. September 2014: Referendum zur Unabhängigkeit Schottlands

Am Donnerstag entscheiden die Schotten, ob sie sich aus dem Vereinigten Königreich lösen und sich als Nation selbständig machen wollen. Ich und meine Familie sind ja große Schottland-Fans und waren zuletzt 2005 für über drei Wochen dort auf Urlaub.

Schottland und die britische Krone bekämpften sich das ganze Mittelalter lang, bis beide Seiten 1707 ein Abkommen schlossen und zum Vereinigten Königreich fusionierten. Schottland entschloss sich vor allem aus Geldnot zu diesem Schritt. Heute haben die Schotten ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als andere Einwohner der Insel.

Seit Jahren setzen sich schottische Nationalisten für mehr Eigenständigkeit ein. 1997 erreichten sie per Volksabstimmung, dass Edinburgh wieder ein Parlament zugesprochen bekam und weitgehende Autonomie bei der Bildungs-, Gesundheits-, Umweltpolitik sowie der Justiz.

Befeuert durch gute Wahlergebnisse will die Scottish National Party (SNP) noch einen Schritt weitergehen und das Volk über die völlige Unabhängigkeit von Großbritannien abstimmen lassen. Sie spricht von „Wahl zwischen Zukunft und Stillstand“: Das Hauptargument: Die Schotten könnten am besten alleine entscheiden, wie sie ihren Reichtum verteilen. Das will nun die britische Zentralregierung aufhebeln: Sie verspricht den Schotten mehr steuerliche Freiheit, wenn sie sich NICHT abspalten.

Bei Umfragen vor dem Referendum am letzten Donnerstag zeigt sich keine eindeutige Tendenz. Premierminister David Cameron will vor der Abstimmung noch einmal vehement für einen Verbleib Schottlands im Königreich werben. Laut britischen Medien könnte Cameron zurücktreten, sollte er ein Ende der mehr als 300 Jahre währenden Union mit Schottland verantworten müssen.

Das Ziel der Bewegung ist es, einen unabhängigen Zukunftsstaat zu gründen, am 24. Januar 2016 soll der erste Unabhängigkeitstag gefeiert werden. Stimmen die Schotten für die Unabhängigkeit, würden im Herbst Verhandlungen über die Zukunft der politischen Beziehung zwischen Schottland und Großbritannien beginnen. Bis 2016 will Schottland auf jeden Fall Mitglied des Vereinigten Königreichs bleiben (Quelle: zeit.de).

    Schottische Flagge

Schottische Flagge

Nun eine Unabhängigkeit Schottlands hätte allein schon ‚optische’ Veränderungen zur Folge. Es gäbe kein UK (United Kingdom = Vereinigtes Königreich) mehr und vor allem keinen Union Jack, da die blau eingefärbten Teile die schottische Flagge kennzeichnen. Den Union Jack finden wir aber z.B. auch in den Flaggen anderer Nationen – wie z.B. Australien und Neuseeland. Werden die ihre Flagge ändern, wenn es das Vereinigte Königreich nicht mehr geben sollte?

    Union Jack

Union Jack

Ein uns bekannte Flötenkobold schottischer Abstammung (väterlicherseits) hat sich zu dem Referendum zu Wort gemeldet, obwohl er bei dem Referendum nicht stimmberechtigt ist (da er keinen Wohnsitz in Schottland hat): Ian Anderson fühlt sich als Brite durch und durch und lehnt so die Unabhängigkeit ab. Aus seiner Sicht ist das durchaus verständlich.

Nun es spricht vieles für, aber auch vieles gegen eine Unabhängigkeit des Landes. Ich will das hier nicht im einzelnen diskutieren. Immer wieder werden die Öl- und Erdgasvorkommen vor der schottischen Küste als Argument genannt. Die meisten der Erträge fließen in die Kassen Londons. Allerdings leistet London dafür auch wiederum Ausgleichszahlungen in Form von Transferleistungen. Am Ende gleicht sich das wohl aus. Allerdings gehen die Öl- und Erdgasvorkommen langsam zu Ende bzw. lassen sich nur erschwert erschließen. So setzt Schottland zunehmend auf erneuerbare Energien, z.B. die Windkraft.

Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat jetzt erklärt, im Falle einer Unabhängigkeit den Hauptsitz von Edinburgh nach England zu verlegen. Dass ich nicht viel von Banken halte, brauche ich nicht erneut zu erklären. Gerade die Royal Bank of Scotland ist in der Finanzkrise gehörig ins Schleudern geraten. Wenn sie denn nach England ziehen sollte, dann kann ich der Bank nur empfehlen, den Namen zu wechseln. In Schottland wird man nicht unbedingt der RBS Tränen nachweinen.

Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden würde, wenn ich Schotte wäre. Sicherlich wird gerade in diesen Tagen viel Schwarzmalerei betrieben, um die Schotten zu einem ‚Nein’ zu bewegen. Ich denke aber, dass die völlige Eigenständigkeit Schottlands (auch entgegen der Meinung von Herrn Anderson) durchaus gut gehen kann. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie sich das schottische Volk am Donnerstag entscheidet.

Werders ‚geglückter’ Saisonstart 2014/2015

Wer in der Fußball-Bundesliga nach drei Spieltagen gerade einmal drei von neun möglichen Punkten holt, bei dem kann man eigentlich nicht von einem ‚geglückten’ Saisonstart sprechen, oder? Doch, man kann … Es kommt immer darauf an, wie diese Punkte zustande kamen. Und bei Werder, die nach vier Pflichtspielen (den Auftakt im DFB-Pokal mitgerechnet) immerhin noch ohne Niederlage sind, ist der Saisonstart durchaus gelungen. Endlich konnte man das Gespenst verscheuchen, in der erste Runde des DFB-Pokals auszuscheiden, wenn man bei einem viertklassigen Gegner (FV Illertissen aus der Regionalliga Bayern) auch die Verlängerung benötigte.

Drei Punkte nach drei Spieltagen – ohne Niederlage: das heißt, man hat dreimal unentschieden gespielt. Zunächst schaffte man in Berlin bei der Hertha nach 0:2-Rückstand noch ein 2:2. Zuhause gegen Hoffenheim war am Ende sicherlich mehr drin gewesen als das 1:1 (auch wieder nach Rückstand). Dafür ist das 3:3 in Leverkusen aber umso höher zu bewerten, immerhin ging es gegen eine Mannschaft, die die ersten fünf Pflichtspiele (einschließlich die Playoffs in der Champions League) gewonnen hatte: In all den drei Spielen zeigte die Mannschaft des SV Werder „unbändigen Glauben, eine unerschütterliche Moral und eisernen Kampfgeist.“

Nach Ausgleichtreffer zum 3:3 des SV Werder Bremen in Leverkusen

Was das Ganze wirklich wert ist, wird sich am nächsten Samstag zeigen, wenn es am 4. Spieltag bereits zum 3. Auswärtsspiel nach Augsburg geht (die haben immerhin Schaafs Eintracht-Elf den Sprung an die Spitze verdorben). Und dann kommt Schalke bereits den Dienstag darauf …

Ja, die Mannschaft zeigt Moral und Kampfwillen. Wenn dann jetzt auch noch in der ersten Halbzeit mehr Druck auf den Gegner gemacht werden kann (und man nicht ständig einem Rückstand hinterherlaufen muss), dann sollte der erste Sieg in der Fußball-Bundesliga möglich sein.

Auch wenn Werder nicht (mehr) das ‚große Geld’ hat und in namhafte Spieler investieren kann, so hat man sich trotz des Abgangs eines Aaron Hunt eher verstärkt. Und Franco di Santo, letztes Jahr an die Weser gekommen, entpuppt sich als neuer Goalgetter. Robin Dutt, der Schwabe mit indischen Wurzeln, scheint sich auch immer wohler im hohen Norden zu fühlen. Man darf auf jeden Fall zuversichtlich in die nächste Zukunft schauen. Für einen Platz unten den ersten sechs oder sieben (Berechtigung, um in der nächsten Saison international antreten zu dürfen) reicht es wohl noch nicht. Aber die Aussicht, nach sieben fetten Jahren endlich die sieben mageren Jahre hinter sich zu lassen, scheint sich zu verwirklichen.

Auf den Spuren von König Artus

Meine Frau hat sich eine Auszeit gegönnt und verbringt mit anderen Damen ein verlängertes Wochenende in Somerset, im Süden Englands. Sie ist gewissermaßen auf den Spuren von König Artus unterwegs, denn ein Ziel ist Glastonbury Tor (Tor steht für Berg oder Erde und kommt als dem Keltischen), das vielleicht das Avalon, der mystische Ort der Artus-Sage, sein könnte.

    Glastonbury Tor

Vom Hamburg ist meine Frau nach Bristol geflogen und übernachtet in einem Hotel (White Hart Hotel) in der kleinen Stadt Wells:


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White Hart Hotel in Wells, Somerset (Sadler Street)

Wenn man das sieht (überhaupt den Ort und die Landschaft drum herum), da könnte auch ich glatt ‚Appetit’ auf so eine Reise bekommen (Ich hab’s neben Reisen nach Schottland bisher nur nach London und – weiter im Norden – nach Wales gebracht – vor 29 Jahren war ich mit meiner Frau u.a. in Llandudno, einem Seebad an der irischen See).

Joan Armatrading: The Shouting Stage (1988)

Ich habe mir etwas Zeit gelassen, um das nächste Album von Joan Armatrading in diesem Blog vorzustellen. Zuletzt war ich bei Sleight of Hand (1986) stehen geblieben. Es dauerte dann zwei Jahre, bis 1988 The Shouting Stage erschien.

The Shouting Stage markiert für mich einen Wendepunkt nicht ganz ‚zum Guten’, aber doch ‚zum Besseren’ hin für mich. Das Album wurde wie sein Vorgänger im Bumpkin Studio, dem eigenen Studio von Joan, aufgenommen und in den Olympic Studios, London, abgemischt. Dieses 11. Studioalbum erschien am 29. Juni 1988 wiederum bei A&M Records und erreichte Platz 28 in den UK-Albumcharts bzw. Platz 100 in den US-Albumcharts

    Joan Armatrading: The Shouting Stage (1988)

Wie schon bei den Alben zuvor so hatte Joan Armatrading auch zu diesem Album einige namhafte Gastmusiker in ihr Studio geholt. Allen voran Mark Knopfler (bekannt von der Gruppe Dire Straits), der auf zwei Stücken (u.a. dem Titelstück) sein unverkennbares Gitarrenspiel beitrug, daneben auch den Bassisten Pino Palladino, dessen bundloser Bass das Album maßgeblich mitbestimmt, und den Schlagzeuger, Dave Mattacks – bekannt aus der Fairport ConventionJethro Tull-Ecke.

Hier zunächst die Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert, arrangiert und produziert)

Seite 1:
1. „The Devil I Know“ – 4:13
2. „Living For You“ – 4:14
3. „Did I Make You Up“ – 3:45
4. „Stronger Love“ – 5:07
5. „The Shouting Stage“ – 5:27

Seite 2:
1. „Words“ – 3:46
2. „Innocent Request“ – 3:08
3. „Straight Talk“ – 4:02
4. „Watch Your Step“ – 3:58
5. „All A Woman Needs“ – 5:01
6. „Dark Truths“ – 2:09

Das erste Stück fängt jazzig-flott an und enthält ein kurzes Solo von Joan auf der elektrischen Gitarre. Wie die beiden folgenden und auch bei späteren Stücken, so ist dieses Lied besonders geprägt vom Spiel des fretless, also bundlosen Basses von Pino Palladino. Es ist ein Lied über die Doppelmoral einiger Männer die Treue betreffend. Ungewöhnlich ist, dass Joan in dem Lied ihren Namen verwendet (Don’t worry Joanie I’ll be a little bit late tonight):


Joan Armatrading: The Devil I Know

Trompeten hört man bei Joan eher selten (Saxophon schon eher – wie im dann folgenden Lied): Guy Barker bläst entspannt und locker und gibt dem Lied die nötige Würze, die mit Klängen von Steeldrums (allerdings aus der Retorte) abgerundet wird.


Joan Armatrading: Living For You

Auf „Did I Make You Up“ erklingt zum ersten Mal das perlende Gitarrenspiel von Mark Knopfler. Joan Armatrading hatte das Lied bereits fertiggeschrieben, aber Knopfler meinte, es könnte noch einige UptempoRiffs, also schnellere, wiederholt kurze Motive, gebrauchen, die dann auch Joans Einverständnis fanden.


Joan Armatrading featuring Mark Knopfler: Did I Make You Up

„Stronger Love“ ist ein langsames Stück, das vom Wechselspiel zwischen Klavier und Saophon lebt. Der Bass klingt hier wieder sehr ‚raumfüllend’.


Joan Armatrading: Stronger Love (hier mit Elton John)

Damals hatte Scheiben noch zwei bespielte Seiten. So endet die erste Seite mit dem Titelstück, ebenfalls einem eher langsamen, sehr schönen Lied – und mit einem verhaltenen Gitarrensolo vom Mark Knopfler. Das Lied wurde ‚inspiriert’ durch einen heftigen Streit zwischen einem Paar, dessen Zeuge Joan Armatrading in einem australischen Restaurant wurde. Außerdem hatte Joan den Artikel in einem Londoner Magazin gelesen, der besagte, dass früher oder später jedes Paar einen Punkt erreicht, den man „the shouting stage“ nennen könnte: es wird gestritten und kann sogar zu Handgreiflichkeiten kommen. Den Titel des Album könnte man also mit „Bühne des Streitens“ übersetzen.


Joan Armatrading featuring Mark Knopfler: The Shouting Stage

Seite zwei beginnt mit „Word“, einem Lied mit Dave Mattacks an der Schießbude. Musikalisch bringt das Lied nicht ganz so viel; ich würde es als einen leichten Rückfall in alte ‚New Wave’-Manier sehen.


Joan Armatrading: Words

„Innocent Request“ (Schlagzeug: Dave Mattacks) ist eher eine Art ‚Lückenfüller’. Die akustische Gitarre ist aber ganz nett. ‚Straight Talk’ lässt es swingen und ist im Stile eines Reggae. Hörenswert auch hier wieder das Saxophon. Es folgt „Watch your Step“, das wieder eine Joan in Höchstform präsentiert, wenn das Lied auch nach meinem Geschmack etwas überarrangiert ist. Pino Palladino darf seinen Bass wieder fretless röhren lassen:


Tribute to Pino Palladino – Joan Armatrading: Watch Your Step – Bassline

Auch auf den beiden letzten Stücken ist Pino Palladino nicht zu überhören. Auf „All A Woman Needs” hören wir zudem noch einmal Dave Mattacks am Schlagzeug. Dieses Lied ist ruhig und melodiös. „Alles, was eine Frau braucht“ entstand nach einem Gespräch mit Freunden beim Abendessen. Einer der Freunde erzählte die Geschichte von einem Mann, der einer Frau, die er besonders mochte, alle Dinge gab, die sie sich wünschte: „Die Liebe kommt später!“.


Joan Armatrading: All A Woman Needs

Es hat Tradition, dass das letzte Stück auf den Scheiben von Joan Armatrading ein langsames ist. So auch hier: „Dark Truths“. Neben Bass und Streichern aus der Retorte bestimmt ein „wohltemperiertes“ Keyboard das kurze Lied:


Joan Armatrading: Dark Truths

Fazit: Joan Armatrading hat mit diesem Album musikalisch wieder etwas mehr zu sich selbst gefunden und dem Zeitgeist abgeschworen. Das mag ihrer Plattenfirma gepasst haben oder nicht (eher: nicht!). Allerdings fehlt mir etwas, was ich die melodiöse Vielfalt nennen möchte, was ihre ersten Alben ausgemacht hat. Stilistisch ist sie weiterhin vielseitig geblieben (vom Pop über Rock, Jazz, Blues und Reggae bis hin zur musikalischen Ballade ist alles vorhanden). Was mich besonders beeindruckt hat, ist die große Palette ihrer Stimme, sowohl im Tonumfang, ganz besonders aber im Ausdruck. Joan Armatradings Lieder sind von Emotionen bestimmt, die sie durch ihre Stimme auf unnachahmliche Weise wiederzugeben versteht. Mit diesem Album hat für mich die dritte Phase ihres Schaffens begonnen (siehe hierzu meinen Beitrag: Joan Armatrading: If Women Ruled The World).

Theo Löbsack: Die manipulierte Seele

    Wenn es wahr ist, daß Freude und Leid, Liebe und Haß, Aggression, Güte und ähnliche Regungen für unser Menschsein bezeichnend sind, und wenn dieses Menschsein bisher für eine gezielte Veränderung unzugänglich war, so wissen wir heute: Diese Gewißheit gibt es nicht mehr.
    Denn Gefühle wie Zuneigung und Wut, Angst und Wonne lassen sich seit jüngster Zeit auch unabhängig von äußeren Umständen mit der Präzision eines chirurgischen Eingriffs im Gehirn künstlich hervorrufen. Damit scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis wir sogar Vertrauen und Hoffnung, ja den Glauben an etwas in Form einer chemischen Substanz ins Gehirn träufeln oder als Medikament zu uns nehmen können.
    (aus der Einleitung zum Buch)

Die Möglichkeiten, das menschliche Verhalten durch chemische Substanzen oder chirurgische eingriffe und gezielte Stromstöße im Gehirn zu manipulieren, sind in den letzten Jahrzehnten auf beängstigende Weise gewachsen. Beruhigungsmittel, leistungssteigernde, bewußtseinserweiternde, geistig und sexuell anregende Drogen haben einen ebenso erfolgreichen wie bedenklichen Siegeszug angetreten. Ist diese Entwicklung aufzuhalten? Wann darf die Persönlichkeit eines Menschen beeinflußt oder gar verändert werden? Gibt es überhaupt Umstände, die dies rechtfertigen? – Theo Löbsack informiert sehr gründlich über alle medizinischen, psychologischen und moralischen Aspekte dieses überaus komplexen Problems. Neben aktuellen Zahlen und statistischen Ergebnissen bezieht er auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in seine Darstellung ein.
(aus dem Klappentext)

    Theo Löbsack: Die manipulierte Seele

Natürlich ist dieses populärwissenschaftliche Sachbuch nicht mehr auf dem letzten Stand. Geht man von aktuellen Schätzungen aus, wonach sich das Wissen der Welt etwa alle fünf bis zwölf Jahre verdoppelt, wobei sich diese Rate noch beschleunigt, dann präsentiert ein 35 Jahre altes Buch nur noch einen Bruchteil des heutigen Wissens. Auch erscheint mir der Autor der ‚alten Schule’ anzugehören, nicht nur stilistisch, obwohl er für die damalige Zeit sicherlich aufgeschlossen und tolerant erscheint. In seiner Einleitung zum Buch schreibt er weiter:

Wir, die wir eingespannt sind in den entnervenden Betrieb einer auf Leistung bedachten Welt, die wir an Verklemmungen und Verdrängungen leiden, die wir vielfach schon zur bloßen Funktion herabgewürdigt sind, wir haben vieles von unserem ursprünglichen Menschsein hergeben müssen. Um so mehr aber sehnen wir uns nach ihm zurück. Gilt uns die persönliche Freiheit noch etwas? Dann dürfte es beispielsweise nicht sein, daß wir einen Mitmenschen als gefährlich, asozial oder kriminell bezeichnen, weil er etwa bestimmte Drogen einnimmt, weil er sich mit Hilfe chemischer oder anderer Mittel künstlich in ein Reich begibt, in dem er – ganz für sich und ohne seine Mitwelt zu belästigen – dieses Menschsein wieder zu spüren vermeint. Wir sollten vielmehr versuchen, solch Verhalten zu verstehen und die Möglichkeiten, die uns die moderne Pharmakologie, die Gehirn- und Seelenforschung erschlossen haben, unserem westlichen Kulturerbe nutzbar zu machen, bevor die technische Zivilisation dieses Erbe vollends überwuchert.

Dieses Buch will vor allem informieren. Es will zum Verständnis einer Entwicklung beitragen, deren Gefahren und Verlockungen uns heute gleichermaßen bewegen. Darüber hinaus will es schlicht zum Nachdenken anregen.
(aus der Einleitung zum Buch)

Ich habe Theo Löbsack: Die manipulierte Seele als dtv Sachbuch 1712 – Deutscher Taschenbuch Verlag, München, Oktober 1981 (1979 revidierte Neuausgabe) vorliegen und während meines Sommerurlaubs nach langen Jahren erneut gelesen.

Hier ein Blick ins Inhaltsverzeichnis, der uns aufzeigt, worum es in diesem Buch geht. Besonders die heutigen Erkenntnisse in der Hirnforschung mit all ihren Disziplinen dürften das hier Beschriebene überholt haben. Und wenn es um Drogen geht, so sind synthetische Drogen wie Crystal Meth auf dem Vormarsch. Trotzdem ist dieses Buch, betrachtet man es als Einstieg in diese Materie, auch heute noch interessant und lesenswert:

Inhaltsverzeichnis

Einbruch ins innerste Ich (anstelle eines Vorworts)

I. Der Mensch im Massenzeitalter
Neurose und Verbrechen
Die innere Leere
Invasion der Wünsche
Immer mehr Erdbewohner: Die Seelenbelastung wächst

II. Verborgene Kräfte in uns
Sekundär-Gedächtnisse
Sinnesleistungen, die verblüffen

III. Physik der Seele
Stationen der Hirnforschung: von Mumienschädeln und „protoplasmatischen Küssen“
Das Gehirn als Zielsuch-Maschine
Was das Gehirn sich nicht gefallen läßt
Sauerstoffmangel und künstliche Unterkühlung
Der Eingriff mit dem Zielgerät

IV. Gehirnwäsche
Was ist die „Persönlichkeit?“
Pawlows Versuche
Die „ultraparadoxe Phase“
Die „Kampf-Erschöpfung“ und das Mittel der Isolierung

V. Die manipulierte Seele
Liebesgefühle auf Kommando
Wut- und Wonnezentren im Gehirn

VI. Chemie der Seele
Hunger und Durst auf chemischen Befehl
Die gefährlichen Paradiese
Tabak, Kaffee und Tee
Opium oder das Geheimnis des Glücks
Der Haschisch-Rausch: ein Ozean aus Tönen
Coca vertreibt die Müdigkeit
Die Sucht oder die Flucht aus der Wirklichkeit
Schmerz und Wehleid

VII. Über sich hinauswachsen
„Psycho-Energizer“
Die Gedächtnis-Pille
Chemische Siebenmeilen-Stiefel
Die Leistung steigt im elektrischen Feld
Über sich hinauswachsen – auch sexuell?
Liebe im LSD-Rausch

VIII. Seelenarznei und Legalität
Mittel, die die Zunge lösen
Gefährliche Kombination: Arznei und Alkohol
Psychopharmakon und Strafrecht

IX. Hilfe für die Ruhelosen
Der Verfolgungswahn verliert seine Schrecken
Lassen sich Verbrechen voraussagen?
Gegen Lampenfieber und Examensangst
Schattenseiten
Darf die Persönlichkeit verändert werden?

X. Das geweitete Bewußtsein
Meskalin und die mexikanischen Zauberpilze
LSD – die „Wasserstoffbombe“ für die Seele
Reisen in die Vergangenheit
Vom blauen Windstoß und ungelösten Welträtseln
„Transzendentales Leben“ auf dem Hängeboden
LSD in der Psychiatrie
Was geschähe, wenn …?

XI. Die Seele darf nicht verkümmern

Anhang

Wenn ich mir eines wünschen dürfte, dann wäre es ein Buch wie dieses – allerdings auf einen möglichst neuesten Stand. Löbsack besaß die Fähigkeit, komplizierte naturwissenschaftliche Zusammenhänge in einer auch für den Laien verständlichen Form darzustellen, wofür er einige Auszeichnungen erhielt. Es ist ein interessantes Feld – das Wissen um unser Gehirn. Und nicht umsonst haben sich viele Wissenschaftler aufgemacht, um immer mehr von dem Organ zu erforschen, von seinem Aufbau und seiner Funktionsweise, aber auch von seinen Erkrankungen.

„Löbsacks Buch liest sich wie ein spannender Abenteuerroman – und in der Tat kann es ja kein aufregenderes Abenteuer geben als die Entdeckung der menschlichen Seele.“ (Die Weltwoche)

Margaret Atwood: Der Report der Magd

    Da Rahel sah, daß sie dem Jakob kein Kind gebar,
    beneidete sie ihre Schwester und sprach zu Jakob:
    Schaffe mir Kinder; wo nicht, so sterbe ich.
    Jakob aber ward sehr zornig auf Rahel und sprach:
    Bin ich doch nicht Gott, der dir deines Leibes Frucht nicht geben will.
    Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha:
    Gehe zu ihr, daß sie auf meinem Schoß gebäre, und ich doch
    Durch sie aufgebaut werde.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben fanatische religiöse Sektierer im Norden der USA die sogenannte Republik Gilead installiert, deren oberstes Ziel die Sicherung des Fortpflanzung ist, nachdem die ‚europiden Rassen’ seit Jahren einen drastischen Geburtenrückgang zu verzeichnen hatten. Perfid Machtstrukturen sollen die größtmögliche Ausbeutung der weiblichen Gebärfähigkeit gewährleisten; dazu gehören die totale Entmündigung der Frauen und ihre Klassifizierung in Hausfrauen, Gebärmaschinen und Dienerinnen. Wer nicht funktioniert oder sich widersetzt, wird zur ‚Unfrau’ erklärt und in die Kolonien zur Giftmüllbeseitigung abgeschoben. Eine dieser jungen, zu Reproduktionszwecken rekrutierten Frauen, der sogenannten Mägde, die den männlichen Führungskräften von Gilead als Zweitfrau zugewiesen werden, ist Desfred, die Hauptfigur und Erzählerin des Romans. Sie wird am Ende aus Gilead entkommen können.
(aus dem Klappentext)

‚Desfred’ ist wie ‚Desglen’ und ‚Deswarren’ ein Patronymikum (… ‚die von Fred’), das aus dem Possessivartikel im 2. Fall (Genitiv) und dem Namen des betreffenden Herrn gebildet wird (im englischen Original als ‚Offred’, ‚Ofglen’ bzw. ‚Ofwarren’). Solche Namen wurden von den Frauen bei ihrem Eintritt in eine Verbindung mit dem Haushalt eines spezifischen Kommandanten angenommen und, wenn sie ihn verließen, wieder aufgegeben.

Margaret Atwood hat mit ihrem spannenden und beklemmenden Roman Der Report der Magd ein Beispiel einer negativen Utopie gegeben, dem die Kritik den visionären Rang von Orwells ‚1984’ und Huxleys ‚Brave New World’ attestiert hat. Margaret Atwood, 1939 in Ottawa geboren, zählt zu den prominentesten Autorinnen der kanadischen Gegenwartsliteratur. Sie schreibt Gedichte, Romane, Prosastücke, Kritiken und Essays. ‚Der Report der Magd’ ist ihr wohl größter Romanerfolg und wurde von Volker Schlöndorff 1990 unter dem Titel Die Geschichte der Dienerin verfilmt. Margaret Atwood wird in diesem Jahr 75 Jahre alt.

    Margaret Atwood: Der Report der Magd

Während meines Sommerurlaubs habe ich den Report der Magd (Original: The Handmaid’s Tale, 1985) nach langen Jahren erneut gelesen. Ich habe den Roman als Taschenbuch 5987 – aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch – Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, April 1989, vorliegen.

Was wäre, wenn uns christliche Fundamentalisten regieren würden? In ihrem Anspruch, die wahren Werte zu vertreten, würden diese nicht Halt machen, ihre Vorstellung von einer christlichen Religion notfalls auch mit radikalen und intoleranten Mitteln durchzusetzen. Der Roman von Margaret Atwood gibt uns einen Vorgeschmack darauf. Natürlich wird ähnlich wie beim islamischen Fundamentalismus, der sich im Terror wie zz. dem des Islamischen Staates offenbart, auch hier Religion als Vorwand benutzt, um nichts anderes als Macht und Einfluss zu gewinnen. In den Chefetagen nimmt man es dann nicht mehr so genau mit christlichen (oder islamischen) Werten. Religion diente schon immer den Oberen zur Ausbeutung.

Margaret Atwood hat sicherlich nicht ohne Grund die USA als Schauplatz ihres Romans gewählt. Hier versucht eine religiöse Rechte, heute u.a. die Tea Party-Bewegung, Einfluss auf die Politik des Landes zu gewinnen. Ich denke, dass es vielleicht nicht gerade ein Gilead wie im Roman sein wird, was ihre Anhänger wollen, wenn sie könnten … Aber es dürfte genügend Menschen geben, die unter deren Politik zu leiden hätten.

„Wer diesen Roman zu lesen anfängt, wird ihn nicht aus der Hand legen können. Mit Sicherheit ist es das kühnste Buch, das Margaret Atwood bisher geschrieben hat: ein großer utopischer Roman, der wie Orwells ‚1984’ und Huxleys ‚Schöne Neue Welt’ als Prophezeiung und Warnung Bestand haben wird.“ (The Sunday Star, Toronto)

Das Ailton mache Schluss

Mit dem SV Werder Bremen feierte er das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg, im Trikot der Grün-Weißen wurde der ‚Kugelblitz‘ zum Torschützenkönig der Saison 2003/04. Außerdem wurde er als erster Ausländer zum Fußballer des Jahres in Deutschland gewählt. Sechs Jahre spielte er an der Weser. Die Rede ist von Aílton Gonçalves da Silva, kurz Ailton (das Ailton) genannt. Jetzt kommt er zurück ins Bremer Weser-Stadion. Am kommenden Samstag, 06.09.2014, um 16 Uhr, feiert Toni (wie ihn sein damaliger Trainer Thomas Schaaf nennt) seine riesige Abschiedsparty.

    Das Ailton mache Schluss – Abschiedsspiel am 06.09.2014 – 16 Uhr – im Weserstadion

In der Bundesliga spielte er auch für den FC Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg. Er erzielte in seiner gesamten Karriere insgesamt 106 Bundesligatore und ist damit der dritte von bislang insgesamt vier ausländischen Spielern, die mehr als 100 Tore in der Bundesliga erzielten. International war Ailton auch in Mexiko, der Türkei, der Ukraine, Serbien, China, der Schweiz und in Österreich als Spieler tätig.

Zu seiner Abschiedspartie hat der Brasilianer die gesamte Double-Mannschaft von 2003/04 eingeladen, um zusammen mit ihm auf dem Rasen zu stehen. Schon jetzt haben viele ehemalige Teamkollegen zugesagt: Fabian Ernst, Tim Borowski, Paul Stalteri, Frank Baumann, Valérien Ismaël, viele weitere und möglicherweise auch „le chef“, Johan Micoud.

Der Meister-Elf gegenüber stehen wird eine Südamerika-Auswahl, unter anderem mit Werder-Stars wie Claudio Pizarro, Diego und Naldo, aber auch Weggefährten aus Schalker Tagen wie Marcelo Bordon und Lincoln. Ebenfalls dabei: Julio Cesar, Ratinho und … und … und …

Karten für das Spiel sollen noch erhältlich sein. Ansonsten überträgt das NDR-Fernsehen das Spiel ab 16 Uhr: Sportclub live: Das Ailton-Abschiedsspiel

Man mag von Ailton halten, was man will. In der Saison 2003/2004 war er dank seiner 28 Tore und dem grandiosen Zusammenspiel mit seinem Stürmerkollegen Ivan Klasnić der Publikumsliebling der Bremer. So dankt es ihn 10 Jahre nach diesem großen Erfolg der Verein mit der Ausrichtung dieses Abschiedsspieles. Das Ailton mache Schluss – und Bremen feiert mit ihm.