Archiv für den Monat: Juni 2014

WM 2014: James, der Star der WM

So waren meine Tipps zu den ersten vier Spielen des Achtelfinals der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien:

Brasilien-Chile 3:1
Niederlande-Mexiko 2:1
Kolumbien-Uruguay 3:1
Costa Rica-Griechenland 2:1

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Zumindest die Sieger habe ich alle richtig getippt (die Ergebnisse weniger). Dass dabei gleich zwei Elfmeterkrimis sein werden, habe ich allerdings nicht vermutet (Brasilien, die sich wieder einmal schwer taten, gegen Chile – Costa Rica gegen Griechenland). Die Niederlande mühte sich in der Hitzeschlacht von Fortaleza zu einem glücklichen 2:1 gegen Mexiko, wobei die Mexikaner bis zu ihrem Tor in der 48. Minute die tonangebende Mannschaft war. Erst danach erwachten das Oranje-Team und kam spät in der 88. Minute zum Ausgleich und in der Nachspielzeit durch einen Foulelfmeter zum Sieg. Arjen Robben ließ sich mehr fallen, als dass er vom Gegenspieler getroffen wurde. Schwalbe oder nicht? Die Niederlande sind weiter und treffen im Viertelfinale auf die Überraschungsmannschaft Costa Ricas.

WM 2014 Niederlande-Mexiko: Arjen Robben - Schwalbe oder nicht?!

Messi oder Neymar? Nein, James (spanisch ausgesprochen) bzw. James Rodríguez (oder vollständig James David Rodríguez Rubio) ist bisher der Star dieser WM. Seine beiden Tore gegen Uruguays waren aller erste Sahne und bereits Treffer vier und fünf (bei zwei weiteren Vorlagen) bei dieser Weltmeisterschaft. Einen Tag vor dem Endspiel wird der junge Kolumbianer 23 Jahre alt. Vielleicht ein gutes Omen …

Im Viertelfinale trifft Kolumbien nach dem 2:0-Sieg gegen Uruguay auf den Gastgeber Brasilien. Und so wie die Kolumbianer spielen, so beherzt und doch abgeklärt, sosehr muss man um Neymar und Co. für ein Weiterkommen fürchten (was mir aber nur Recht sein kann).

Die deutsche Mannschaft muss das Viertelfinale erst noch erreichen. Heute Abend (nach dem Spiel Frankreich – Nigeria um 18 Uhr MESZ) geht es um 22 Uhr MESZ gegen Algerien, gegen die Deutschland bisher zweimal gespielt – und zweimal verloren hat. Da werden Erinnerungen an die WM 1982 in Spanien wach, als Deutschland in Gijón 1:2 gegen die Algerier verlor und nur durch ein 1:0 gegen Österreich (mit Österreich) in die nächste Runde zog. Das Spiel gegen unsere Nachbarn ging als die Schande von Gijón in die Geschichtsbücher der Fußball-Weltmeisterschaften ein.

Einige Voreilige haben Algerien als ein ‚Freilos’ bezeichnet. Sicherlich ist Deutschland der ganz große Favorit. Aber das deutsche Team wäre bei dieser WM nicht der erste Favorit, der ins Straucheln gerät.

Hier noch einmal meine Tipps für die vier letzten Spiele im WM-Achtelfinale:

Frankreich-Nigeria 1:2
Argentinien-Schweiz 2:0
Deutschland-Algerien 2:0
Belgien-USA 1:0

Der Sieger aus Frankreich-Nigeria wäre der nächste Gegner des Siegers aus Deutschland-Algerien. Das Spiel wäre dann am Freitag um 18 Uhr in Rio de Janeiro.

WM 2014: Nur ein Bisschen … – Von Beißattacken und die Kurve kriegenden Griechen

Anfangs dachte ich, ich könnte meine Tipps zum Achtelfinaleinzug bei der Fußball-WM in Brasilien in die Tonne treten. Aber am Ende war ich dann doch nicht ganz so schlecht, oder?

Brasilien-Niederlande Chile
Chile Niederlande-Mexiko

Brasilien als Erster und Mexiko als Zweiter der Gruppe A war schon okay. Den Kroaten hätte ich vielleicht noch eine Überraschung zugetraut. Aber den Mexikanern wünschte man schon das Weiterkommen ihrer Trainers Miguel Herrera wegen, genannt El Piojo, die Laus. Rumpelstilzchen wäre besser; der Mann ist die Fußballbegeisterung pur. Sollte das Spiel zu tröge werden, dann kann man immer noch Herrera einblenden.

Niederlande und Chile standen ja bereits in Gruppe B als Achtelfinalteilnehmer fest, nur die Reihenfolge nicht. Es war eine Art Zahlendreher von mir. Statt Chile, den ich einfach etwas mehr zugetraut hatte, wurde tatsächlich die Niederlande Gruppenerster und hielt erst einmal die Fahnen Europas hoch.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Kolumbien-Italien Uruguay
Costa Rica-Elfenbeinküste Griechenland

In Gruppe C habe ich Kolumbien zurecht als Sieger getippt. Aber die Griechen? Wer hatte die denn auf dem Zettel? Kommen die tatsächlich in letzter Minute weiter. Durch einen verwandelten Foulelfmeter. Es ist unglaublich. Wie bereits bei der Europameisterschaft 2012, als sie im letzten Vorrundenspiel die Russen abfingen, so schafften sie es auch diesmal, als Gruppenzweiter in die OK-Runde einzuziehen. Allerdings bin ich anderer Meinung als unser Schweizer Hauptoberschiedsrichter Urs Meier, der im ZDF-Studio zur spielentscheidenden Szene meinte: „Für mich ein klares Foulspiel, Sio stellt das Bein hin, Samaras fädelt ein. Der Schiedsrichter hat hier alles richtig gemacht. Er hat den Mut gehabt, den Elfmeter zu geben. Eine richtige Entscheidung!“

Die ZDFmediathek bietet, MyView genannt, die Sicht auf bestimmte Spielszenen aus den verschiedensten Kameraperspektiven (hier: „Gehalten: Andreas SAMARIS (Griechenland) bekommt nach Foul von …“ auswählen). In diesem Fall empfehle ich die Kamera oben rechts, dann die Kamera unten rechts auszuwählen.

Klar, Sio fährt seinen Schlappen aus, touchiert – wenn es hoch kommt – die Hacke von Samaras, der sich dann gewissermaßen selbst ein Bein stellt und ziemlich spektakulär hienieden fällt. Eines steht auf jeden Fall fest. Manchmal hilft auch der Videobeweis nur bedingt weiter … Auch klar: die Griechen hatten die besseren Chancen und das Weiterkommen verdient. Aber so? Nun, ja …

    Luis ‚Vampir’ Suarez – selbst in die Hand gebissen?

In Gruppe D überraschte Costa Rica im positiven Sinne. Italien und Uruguay stritten um den 2. Platz. Aber wer rechnet dann mit so etwas: Zunächst erhält der Italiener Claudio Marchisio in der 58. Minute wegen eines eher harmlosen Fouls die rote Karte. Dann verbeißt sich Luis Suarez (Uruguay) in die Schulter seines Gegenspielers Giorgio Chiellini (Italien), kommt aber (vorerst) straffrei davon (angeblich hat Suarez nur das Gleichgewicht verloren und ist gegen Chiellinis Schulter gestoßen – kindischer kann eine Ausrede nicht sein, passt aber zu Suarez’ ‚Charakter’). Und kurz danach erzielt Diego Godin den Siegtreffer für die Urus. Es zeigt sich wieder einmal, dass man nicht versuchen soll, ein Unentschieden zu halten, wenn ein Unentschieden reicht (hätte den Italienern gereicht): Angriff ist immer noch die beste Verteidigung!

Und was sagt(e) der Ex-Schiedsrichter Merk zu dieser Beiß-Attacke?
Dass das eine glasklare Tätlichkeit war, darüber müssen wir ja nicht diskutieren. Ich bin gespannt, was die Befragung der Schiedsrichter ergibt. Wenn auch nur einer aus dem Gespann sagt: »Ja, ich habe die Szene gesehen, aber nicht erkannt, dass eine Tätlichkeit begangen wurde«, dann wäre das eine Tatsachenentscheidung und Suarez käme ohne Strafe davon. Wenn aber niemand irgendwas gesehen hat, kann sich Suarez auf eine harte Strafe gefasst machen.

Ja, diese vermaledeiten Tatsachenentscheidungen. Inzwischen hat die FIFA gegen Suarez ermittelt. Und da die Schiedsrichter die Attacke dann doch nicht gesehen hatten, wurde Suarez aufgrund der TV-Bilder für neun Spiele und vier Monate gesperrt. Uruguays Stürmer wurde zudem zu 82.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Ein sehr mildes Urteil, wie viele finden (der Mann gehört in die Klapsmühle).

Frankreich-Nigeria
Argentinien-Schweiz (oder Ecuador)

Hach, wenigstens das fünfte und sechste Achtelfinale habe ich (fast) richtig getippt. Ich war mir nur nicht ganz sicher, wer Zweiter der Gruppe E wird: Schweiz oder Ecuador. Xherdan Shaqiri hat mit seinen drei Treffern für die Schweiz alles klar gemacht – und Ecuador schaffte nur ein Remis (0:0) gegen Frankreich. In Gruppe F verlor zwar Nigeria knapp 2:3 gegen den Gruppenerste Argentinien. Aber dank der Schützenhilfe der Bosnier (3:1 gegen Iran) schafften es die Afrikaner ins Achtelfinale.

Deutschland-Algerien
Belgien-USA

Ja, hier für die Gruppen G und H habe ich eigentlich alles richtig getippt. Portugal gewinnt zwar gegen Ghana 2:1 (und Cristiano Ronaldo macht sein erstes, aber auch letztes Tor bei dieser WM) und den Algeriern reicht ein 1:1-Unentschieden gegen die Russen. Belgien gewinnt wieder nur knapp 1:0 gegen Süd-Korea. Das deutsche Team betreibt auch nicht allzu viel Aufwand, um dann doch gegen eher enttäuschende US-Amerikaner unter Jürgen Klinsmann durch Thomas Müllers 4. Treffer ebenfalls 1:0 zu gewinnen. Damit sind die Paarungen für die letzten beiden Achtelfinalspiele richtig getippt.

Mit dem Ende der Vorrunde sind auch schon ¾ aller WM-Spiele bestritten (48 von 64, verbleiben nur noch 16 Spiele in der OK-Phase).

Hier noch einmal die Spiele im Achtelfinale. Ich wage auch hier gleich einen Tipp und bin gespannt, wie es nach dem heutigen Pausentag morgen weitergeht. Deutschland spielt am Montag, den 30.06., um 22 Uhr MESZ in Porto Alegre.

Brasilien-Chile 3:1
Niederlande-Mexiko 2:1
Kolumbien-Uruguay 3:1
Costa Rica-Griechenland 2:1

Frankreich-Nigeria 1:2
Argentinien-Schweiz 2:0
Deutschland-Algerien 2:0
Belgien-USA 1:0

Ich weiß auch nicht genau, aber Frankreich traue ich trotz guter Vorrunde nicht allzu viel zu. Und wenigstens ein Afrikaner ‚soll’ auch weiterkommen.

Bisherige Fazit nach 75 % der Spiele: Mit Costa Rica, Algerien und auch Griechenland finden sich drei Mannschaften unter den letzten Sechzehn wieder, die man dort nicht unbedingt erwartet hätte. Spielerisch wird trotz der klimatischen Verhältnisse dem Zuschauer neben einiger schmaler Kost doch überwiegend offensiver Fußball geboten.

Und welche Stars kristallisieren sich aus diesem Pulk von 736 Spielern (32 Mannschaften á 23 Spieler)? Lionel Messi, der zuletzt bei seinem Verein FC Barcelona nicht überzeugen konnte, in der argentinischen Nationalmannschaft aber auch noch nie großartige Leistungen vollbrachte, scheint Gefallen an dieser WM gefunden zu haben. Mit Thomas Müller und dem Brasilianer Neymar führt er die Torschützenliste mit jeweils vier Toren an. Neben Messi fallen natürlich immer wieder die Namen Neymar, Karim Benzema (Frankreich) und Arjen Robben (Niederlande). Vielleicht müssen aber bereits nach dem Achtelfinale ein, zwei Namen hiervon gestrichen werden. Und vielleicht schafft es z.B. ein Mesut Özil (oder Mario Götze), sich ganz nach vorn zu spielen. Wie gesagt. Morgen geht’s weiter …

Wer möchte, kann hier selbst tippen: Wer wird Weltmeister?

Auf zur WM 2014 nach Brasilien
Gelungener Auftakt
Adiós España!
WM 2014: Offener Schlagabtausch

Braydon Hall – Ian Andersons ‘Heim’

Vor längerer Zeit hatte ich hier bereits einen Blick auf die private Seite des Herrn Ian Anderson (die in Buckinghamshire) geworfen. Vor einigen Wochen gab es in der Online-Ausgabe des Wall Street Journals (Europe Edition) einen längeren Artikel, in dem der Flötenmeister sein jetziges heimeliges Domizil etwas genauer vorstellt. Es handelt sich dabei um ein Herrengut von 400 Morgen Größe (engl. Acre; ein Acre sind 4047 m²), nennt sich Braydon Hall und liegt in Wiltshire, im Westen von London (die Ortschaft heißt Minety).

Ian Andersons Herrengut Braydon Hall in Wiltshire

1994 zog Ian Anderson in das 1753 erbaute Anwesen, das nach eigenen Angaben viel zu groß für zwei Personen ist („much too big for the two of us“), kein Wunder, verfügt es u.a. über 11 Schlafzimmer und 15 Badezimmer (nicht schlecht, Frau Specht!). Zuvor hatte die Familie Anderson nicht allzu weit von hier entfernt ein Haus aus dem 16. Jahrhundert in Buckinghamshire bewohnt. Hier wurden ihnen allerdings die Besuche ungebetener Gäste etwas zu viel.

Ian Andersons Herrengut Braydon Hall in Wiltshire: Salon mit Gitarrensammlung

Ein Wohnzimmer (Salon passt wohl eher) dient der Anderson’schen Gitarrensammlung. Angesichts der vielen schönen Klampfen könnte selbst ich glatt neidisch werden.

Ian Andersons Herrengut Braydon Hall in Wiltshire: Indoor Swimming Pool aus Übungsraum

Ein überdachtes Schwimmbad mit Whirlpool, Sauna, Solarium und Gymnastikraum nutzt Ian Anderson wegen der guten Akustik als Übungsraum für sein Flötenspiel. Mr. Anderson schwimmt nicht.

Ian Andersons Herrengut Braydon Hall in Wiltshire: Küchenzeile

Ich muss nicht Hund oder Katze zu sein, um mich in dieser geräumigen Küche wohl zu fühlen. Zum Anwesen gehören auch noch vier so genannte Cottages (Kate würden wir sagen, geeignet als Ferienhaus).

Ian Andersons Herrengut Braydon Hall in Wiltshire: Tonstudio

Natürlich ist eigens ein Tonstudio eingerichtet (wohl in eines der Cottages). Und in einer Lagerhalle stellt Ian Anderson seine Musikinstrumente unter.

Auf 12 Morgen Fläche wird angebaut. So gibt es einen Obstgarten mit Apfelbäumen. Und dann gibt es da die Gewächshäuser aus viktorianischer Zeit, wo Mr. Anderson Habanero-, Naga– und Bhut JolokiaChili aussät. Ansonsten wurden in den letzten fünf Jahren rund 30000 Eichen und Eschen auf dem Grundstück angepflanzt, um das Waldstück neu aufzuforsten.

Übrigens: Am 11. Juli erscheint der Remix (Stereo Mix auf CD und 5.1 DTS bzw. Dolby Digital Surround Sound auf DVD) von „A Passion Play“ samt der „Château d’Hérouville Sessions“ von Jethro Tull. Neben „Thick as a Brick“ ein weiteres Meisterwerk aus der Feder von Ian Anderson.

Hier der gesamte Text des Artikels im Original:

A ‚Downton Abbey‘ With Added Spice

The Jethro Tull founder and flutist enjoys pastoral privacy in his manor on 400 acres in the English countryside; tending to red-hot chilies.

Singer-songwriter Ian Anderson, 66, is best known as Jethro Tull’s founder, lead vocalist, flutist and acoustic guitarist. His new solo album is „Homo Erraticus“ (Kscope). He spoke with reporter Marc Myers.

For years, my wife, Shona, and I lived in a 16th-century house west of London in Buckinghamshire, but we always felt a little imposed upon. Stalkers managed to find their way to us, and strangers would wander our property. So in 1994, we moved to the county of Wiltshire a couple of hours away. Stonehenge is in Wiltshire, so the region has its share of crop circles and mysterious wild beasts roaming the countryside. If you go for a walk, you have to be ready for anything.

Our home was built in 1753—which ranks as a new house here—and it’s remarkably free of weird stuff. It’s a friendly house and much too big for the two of us. There are 11 bedrooms and 15 bathrooms between the main house and adjoining stables and offices. It’s a 400-acre property that is technically a farm, but we’ve planted 30,000 oak and ash trees over the past five years to renovate the ancient woodlands that were cleared over the centuries for building and firewood. What’s nice about our place is the atmosphere. The area isn’t particularly remote but it’s in the countryside and it’s convenient. When we originally went looking for a home, we drew an hour-and-a-half travel-time circle around Heathrow Airport to ensure that my trips back and forth weren’t too long when heading out on tours or returning home.

As you pull up to our house, your first impression might be „Downton Abbey,“ but it’s really a fraction of the size. The three-story manor house has 18th-century pretensions. As for a style, it’s not really anything. It goes back to the post-Elizabethan period for sure, but subsequent generations of bits and bobs have changed it. It’s not a mishmash—it’s just not highly original. The facade was added in the 1800s and then extensions were built in a couple of places in the 1920s.

Over the years, a succession of owners elaborated upon the house. For instance, the owners in the 1980s built an extension with an indoor swimming pool, whirlpool, sauna, solarium and gym. I don’t swim there, but it’s one of the most used areas of the house. The temperature is even throughout the year, and I like to go in to practice the flute and write music because it’s warm, relatively humid and kind of big and echoey.

We also have four cottages on the property and another block of buildings for stables, offices and greenhouses.

My days in the home office that I share with my wife are blissful. If you have to go to work and do clerical things, this is a nice place to be doing them. I’m only a short stroll to the kitchen and the espresso machine, and a slightly longer stroll to my recording studio and warehouse where my musical instruments are stored. I have staff that comes in and looks after the accounting and those sorts of things. My wife looks out for the personal side of our lives, from banking to accounting with tour promoters. There are a couple of ladies who come in each day to clean, a few gardeners and a couple of other staffers that do other things.

I pretend to be hands-on and interested in gardening, but my role is basically to grow chilies and carry chicken eggs. We have a generous 12 acres of managed gardens before you go into the open fields and woodlands, and my wife works in the vegetable gardens and directs the gardeners with precision and a good amount of knowledge.

One of two areas of the house that’s special to me is our bedroom. It has a reasonable degree of coziness, but it’s a big room with an adjoining bathroom with a vast amount of Italian marble installed before we moved in, so it’s a bit „Dynasty“ and over the top. From the bed, our view looks east, giving us the sunrise and a nice vista. You wake up in the morning and look out over England’s green and pleasant land. You don’t see anything other than trees and fields and the morning sun.

The other room where I feel most comfortable is the kitchen. The first thing we did when we moved in was to gut that end of the house and put in modern equipment. We turned a mess into a large family kitchen and dining area. It still retains all of its leaded windows and stone mullions outside, but inside it’s up-to-date and practical—at least it was 20 years ago when we moved in. The kitchen has a cast-iron stove and range that stays on 24 hours a day with a trickle of fuel. Because the stove is huge, the room is always warm. Our dogs and cats come to lie in the kitchen, and the chickens and sheep would be in there like a shot if you left the door open. The kitchen is the hearth of the house and we use it not only to sit and talk, but also to eat most of our meals—despite having a wood-paneled dining room.

I use the warm solarium to germinate my exotic habanero, naga and bhut jolokia chili seedlings, but I grow the plants in the Victorian greenhouses. When I roast the chilies in the kitchen to prepare them for grinding and storage as dried powder, the space becomes uninhabitable. I try to remember to put on rubber gloves when handling them. Ever since I was young, I’ve had a taste for very hot, spicy food, and I use the powder to flavor soups and stews to give them a semblance of taste. I think part of my chili fetish is the challenge of growing hard-to-germinate varieties. I used to grow a couple of hundred plants but I’ve since cut down to about 50. Now I give away a few young plants to friends and members of the band.

Another reason I practice the flute in the pool house is to keep the peace. If I play in the kitchen or living rooms, my wife and our dogs will tend to leave as soon as possible. The cats, however, are unfazed and will open an eye and go back to sleep, so I’ve convinced myself they rather like it. I also fancy that my chili seedlings respond positively to the seductive sound. Primitive flutes were on the rise in South America right around the time chilies were first planted for human consumption, so I play to them.

Fahrgäste und Zugpersonal wohlauf

Aufgrund eines umgestürzten Baumes steckte gestern Morgen ein Zug der privaten Eisenbahngesellschaft Metronom mit rund 400 Fahrgästen für rund vier Stunden auf der Strecke Hamburg-Bremen zwischen Hittfeld und Klecken fest.

Ein morscher Baum war auf die Strecke gestürzt und hatte dabei die Oberleitung heruntergerissen. Der Metronom-Zug 81961 aus Buchholz (Abfahrt 7 Uhr 24) fuhr auf den Baum auf und wurde dadurch beschädigt. Verletzt wurde nach Angaben der Metronom Eisenbahngesellschaft in Uelzen niemand. Die Passagiere durften die Waggons in dem unwegsamen Gelände unter anderem wegen steiler Böschungen an der Bahnstrecke nicht verlassen.

Metronom-Zug mit beschädigter Frontscheibe

An Bord gab es eine Notstromversorgung, die Toiletten funktionierten und das Personal öffnete die Türen zur Durchlüftung. Ein Dieselzug, ebenfalls von der Metronom Eisenbahngesellschaft, kam aus Cuxhaven, um den havarierten Zug abzuschleppen. Der Abschleppvorgang nach Hamburg-Harburg dauerte bis kurz vor 12 Uhr. „Der Zug ist sicher in Hamburg-Harburg eingetroffen“, sagte die Metronom-Sprecherin. „Alle Fahrgäste und das Zugpersonal sind wohlauf.“

Der Fernverkehr wurde teilweise umgeleitet. Zwischen Buchholz und Hamburg-Harburg fuhr ein Ersatzverkehr mit Bussen für die Halte in Hittfeld und Klecken. Die Reparaturarbeiten an der Strecke dauerten bis in den Abend an.

Quelle: kreiszeitung,de und abendblatt.de

Neben dem Ersatzverkehr durch Busse kam es bei fast allen Zügen des Metronom zu größeren Verspätungen, da die Züge über Jesteburg (Langsamfahrstrecke des Güterverkehrs nach Maschen) umgeleitet werden mussten. Da die Züge z.B. zwischen Bremen und Hamburg und dann weiter zwischen Hamburg und Uelzen (wie ein Metronom) pendeln, wurden die Verspätungen ‚weitergegeben’ oder dadurch kompensiert, dass sie in Hamburg-Harburg statt am Hamburg Hbf. endeten (bzw. in Rotenburg statt in Bremen). Metronom kam wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes ‚aus dem Takt’. Außerdem gab es Zugausfällen:

Ich selbst war zwar von dem ‚Vorfall’ nicht direkt betroffen. Wäre der morsche Baum aber zwei Stunden früher auf die Strecke gestürzt, dann hätte auch ich sicherlich die fast vier ½ Stunden im Zug verbringen dürfen. Ich mag mir das nicht vorstellen … Normalerweise benötigt der Zug für die Strecke Buchholz – Hamburg-Harburg 14 Minuten.

Das Problem des Metronom:

Sicherlich ist es richtig gewesen, dass man die Fahrgäste im Zug behielt. Und es ist erfreulich, dass niemanden etwas passiert ist. Ich frage mich aber, warum es vier Stunden dauerte, bis der Zug endlich bis nach Hamburg-Harburg abgeschleppt werden konnte? Hierfür musste ein Dieselzug aus Cuxhaven kommen.

Gibt es so etwas wie einen Notfallplan für solche Situationen bei der Metronom Eisenbahngesellschaft? Warum konnte keine Lok (wohlbemerkt Lok, nicht Zug!) anderer Eisenbahngesellschaften (z.B. eine der Deutsche Bahn AG) angefordert werden?

Das Problem der Metronom Eisenbahngesellschaft ist, dass im Grunde genommen alle Züge im Einsatz sind. Laut den Meldungen der ‚aktuellen Verkehrslage’ (s.u.) kam es auch zu Verspätungen auf der Strecke Hamburg-Stade-Cuxhaven, die wegen noch fehlender Oberleitungen durch Dieselzüge bedient wird. Hier wurde also einfach ein Dieselzug ‚abgezogen’, um den Buchholzer Zug abzuschleppen. Das darf doch nicht wahr sein, oder?

Hier (in chronologischer Reihenfolge) die Meldungen der ‚aktuellen’ Verkehrslage der Metronom Eisenbahngesellschaft von gestern.

24.06.2014 – 24.06.2014 Haltausfall Klecken – Hittfeld

+++++

Sehr geehrte Fahrgäste,

aufgrund eines Baumes in der Oberleitung können die Halte Klecken – Hittfeld momentan nicht angefahren werden. Der 81961 steht auf freier Strecke und muss abgeschleppt werden.

Für die Halte Hittfeld und Klecken wird je ein Gelenkbus in Harburg und Buchholz eingesetzt. Die Züge werden umgeleitet über Jesteburg.

+++ update 09:25 +++

Der zwischen Hittfeld und Klecken stehende metronom wird mit einem metronom-Dieselzug aus Harburg abgeschleppt, um die an Bord befindlichen Fahrgäste nach Harburg bringen zu können.

Aktuell ist ein metronom aus Harburg unterwegs zur Unfallstelle. Hier wird der stehende Zug angekoppelt und zurück nach Harburg geschleppt. Hier können alle Fahrgäste dann aussteigen.

Durch diese Maßnahme wird es bei anderen Zügen zu einzelnen Ausfällen zwischen Harburg und Hamburg Hbf kommen. Mit Verspätungen auf den Strecken Hamburg-Stade-Cuxhaven (Nordsee-Takt) und Hamburg-Buchholz-Bremen (Weser-Takt) und Hamburg-Lüneburg-Uelzen (Elbe-Takt) ist weiterhin zu rechnen.

+++ update 10:35 +++

Zwischenzeitlich ist der Dieselzug an dem defekten metronom angekoppelt und wird in ca. 5 min in Rtg. Harburg in Schritttempo unterwegs sein. Wir rechnen mit der Ankunft gegen 11.00 Uhr in Hamburg-Harburg.

Gegen ca. 7.30 Uhr ist ein Baum ohne äußere Einflüsse zwischen Klecken und Hittfeld auf die Gleise gestürzt und hat dabei die Oberleitung und einen Oberleitungsmasten beschädigt. Den Fahrgästen und dem Zugpersonal ist nichts passiert.

+++ update 11:40 +++

Der Abschleppvorgang nach Hamburg-Harburg ist noch nicht abgeschlossen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Hittfeld, um Fahrgäste aussteigen zu lassen, wird es in Richtung Hamburg-Harburg weitergehen. Wir rechnen jetzt mit der Ankunft in Hamburg-Harburg gegen 12.00 Uhr.

+++ update 11:50 +++

Soeben ist der Zug in Hamburg-Harburg eingetroffen. Alle Fahrgäste und das Zugpersonal sind wohlauf!

Anthony Burgess: 1985

    […], daß die zwölf Apostel die erste Gewerkschaft gewesen seien, daß Christus für das Prinzip der Koalitionsfreiheit den Tod erlitten habe, und daß das Königreich des Himmels eine proletarische Demokratie bedeute. (S. 245 f.)

„1984“ hieß der Welterfolg von George Orwell, eine düstere Zukunftsvision, in der sich drei totalitäre Staaten die Macht auf Erden teilten und entwürdigende Praktiken schufen, um den Bürger zu entmündigen und total zu überwachen, jede freiheitliche Regung im Keim zu ersticken.
1984 wird ganz anders sein, behauptet Anthony Burgess und geht mit George Orwell ins Gericht. Er weist ihm nach, daß dieses 1948 unter dem unmittelbaren Eindruck des Zweiten Weltkrieges und der Stalin-Ära entstandene Werk sehr kurzsichtig war und eine Zukunft an die Wand malte, die (gottlob!) nie eine Chance hatte, Wirklichkeit zu werden, weil sich seit 1945 ganz andere Entwicklungen abzeichneten.
„1985“ nennt Burgess seinen eigenen „kakotopischen’ Entwurf, seine Utopie unter schlechtesten Vorzeichen. Die Gewerkschaften haben die Macht im Staate und unterdrücken allen Individualismus. Arbeiter-Englisch gilt als Hochsprache, Bill, der symbolische Arbeiter, prangt an allen Wänden. Colonel Lawrence mit seiner Streikbrecherarmee „Freie Briten“ ist allgegenwärtig. König Charles regiert huldvoll seine Fish-and-chips essenden Untertanen – und ganz England gehört längst den Ölscheichs.
Eine brillante und bitterböse Satire auf die Trends der Gegenwart im Stil seiner Romane „Clockwork Orange“ und dem Nachfolgeband „The Clockwork Testament“.

(aus dem Klappentext)

    Anthony Burgess: 1985

In dem Film Inside Llewyn Davis der Coen-Brüder kehrt der Titelheld Anfang der 1960-er Jahre, nachdem ein Vorspielen bei einem bekannten Musikproduzenten erfolglos verlief, zurück nach New York und meldet sich bei der Matrosen-Gewerkschaft der Handelsmarine. Er bezahlt ausstehende Beiträge mit seinem letzten Geld, um wieder in See stechen zu können. Allerdings muss er dafür seine Lizenz vorlegen. Seine Schwester hat er aber seine alten Unterlagen wegwerfen lassen. Das Geld für eine neue Lizenz hat Davis nicht. Ohne Nachweis keinen Job. Das ist, was Burgess meint. Besonders in den USA (auf der britischen Insel war es bis 1980 ähnlich) bekam man keine Arbeit ohne Mitgliedschaft bei der entsprechenden Gewerkschaft.

Was Burgess nicht ahnen konnte: Ein Jahr nach dem Erscheinen des Buchs 1978 kam Margaret Thatcher an die Macht und unterband sehr bald jegliche Tendenz zum Syndikalismus, wie ihn Burgess befürchtete.

Ich habe das Buch 1985, das sich zunächst mit Orwells Roman „1984“ in Essays und Interviews auseinandersetzt, dann den eigentlichen Roman enthält als Heyne-Buch Nr, 5981 – Wilhelm Heyne Verlag, München, 1982 – Deutsche Übersetzung von Walter Brumm (Original: 1985) vorliegen.

Inhalt:

Erster Teil
1984 – ein kritischer Essay
– Katechismus
– Absichten
– 1948: Gespräch mit einem alten Mann
– Engsoz ins Auge gefaßt
– Kakotopia
– Staat und Superstaat: Ein Gespräch
– Bakunins Kinder
– Uhrwerk-Orangen
– Der Tod der Liebe

Zweiter Teil
1985 – ein Roman
– 1. Das Julnachtsfeuer
– 2. Tucland das Prächtige
– 3. Du warst im Fernsehen
– 4. Aus
– 5. Kultur und Anarchie
– 6. Freie Briten
– 7. Ertappt
– 8. Das Gerichtsurteil
– 9. Eine Schau von Metall
– 10. Zwei Welten
– 11. Eine Aufwallung von Uneinigkeit
– 12. Die geballte Faust des Arbeiters
– 13. Ein Fehler im System
– 14. Mein Leben und mein Gut
– 15. Ein Bewunderer von Engländerinnen
– 16. Streiktagebuch
– 17. Seine Majestät
– 18. Auf Lebenszeit

Epilog – ein Interview

Zu Beginn des Romans verliert der Protagonist Bev Jones seine Frau – sie war im Krankenhaus, als ein Brand ausbrach. Weil die Gewerkschaft der Feuerwehr streikte (was in Großbritannien 1977 tatsächlich das erste Mal geschah), brannte das Krankenhaus nieder. Bev muss sich nun alleine um seine Tochter Bessie kümmern, die geistig behindert ist und die Realität nicht von der Fantasie unterscheiden kann, weil ihre Mutter während der Schwangerschaft ein Contergan-ähnliches Medikament genommen hatte.

Der Tod seiner Frau löst in Bev eine tiefe Feindschaft gegen das System der Gewerkschaften aus, nachdem er früher bereits seine Beschäftigung als Dozent für Geschichte verloren hat – die Regierung legt mehr Wert auf „praktische“ Erziehung.

Eines Tages geht er zu seiner neuen Arbeit (als Konditor), obwohl seine Gewerkschaft im Streik ist. Daraufhin wird er aus der Gewerkschaft geworfen, womit er effektiv nicht einstellbar wird. Da er weiß, dass er seine Wohnung verlieren wird, gibt er Bessie in eine staatliche Einrichtung.

Bev selbst wird eine Art Stadtstreicher in London und schließt sich einer Gruppe von Leidensgenossen an, die sich durch Ladendiebstahl über Wasser hält. Er wird aufgegriffen und landet in einem staatlichen Umerziehungszentrum, einer Mischung aus Gefängnis und Psychiatrie. Hier wird er gezwungen, Propaganda zu konsumieren (ähnlich wie der Protagonist von Uhrwerk Orange). Trotzdem lässt er sich nicht überzeugen und wird nach Verbüßung seiner Strafe entlassen. […] (Quelle: de.wikipedia.org)

„Kapital ist nicht Geld. Kapital, das sind Ressourcen, das ist Energie, der Wille zu schaffen. Geld ist nichts.“
„Interessant“, strahlte Bev zurück. „Geld ist nichts, und doch ist es das einzigste, was die Arbeiter interessiert.“
„Tauschen Sie es gegen das Wort Konsum aus“, sagte Pettigrew, „und Sie haben alles gesagt, was über das äußere Leben gesagt werden muß. […]“
„Konsum“, sagte Bev bitter, „und was für ein Konsum! Farbfernsehen und denaturiertes Essen ohne Geschmack oder Nährwert, verdummende Fetzen, die sich Zeitungen nennen und Nachrichten durch nackte Mädchen ersetzen, Schmierenkomödianten in Arbeiterclubs, minderwertige, schlecht verarbeitete Möbel und Kühlschränke, die defekt werden, weil niemanden mehr daran liegt, anständige Arbeit zu leisten […]“.

„[…] Keine Kunst, kein Denken, kein Glaube, kein Patriotismus …“
„Mein lieber Bev“, sagte Mr. Fowler, „Sie vergessen eine sehr einfache Wahrheit. Nämlich die, daß die modernen Herstellungsverfahren weder Freude an der Arbeit noch Stolz darauf zulassen. Der Arbeitstag ist ein Fegefeuer, und der Arbeiter, der sich ihm unterwirft, will dafür gut bezahlt sein, in Geld und in Annehmlichkeiten. Der wahre Tag beginnt, wenn der Arbeitstag um ist. Arbeit ist eine üble Notwendigkeit.“ (S. 251 f.)

Das erinnert mich einwenig an Aldous Huxleys Schöne neue Welt und an Neil Postmans Buch Wir amüsieren uns zu Tode. Vor lauter Streiks wird kaum noch gearbeitet. Und was produziert wird ist ‚Raumsch’. Zudem steigen die Preise andauernd, was zu neuen Lohnforderungen führt, die durch Streiks eingefordert werden. Ein Teufelskreislauf

Nun Burgess’ Roman wurde sehr schnell von der Wirklichkeit widerlegt. Die ‚eiserne Lady’ regierte vom Mai 1979 an und kreierte eine Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, die bald ihren Namen trug: Thatcherismus. Und nach dem Fall des eisernen Vorhangs ist es heute nicht der Syndikalismus, sondern der pure Kapitalismus, der den Ton angibt. Die Gewerkschaften haben heute wesentlich an Einfluss verloren.

Immerhin in einem hatte Burgess Recht: der zunehmende Einfluss der Ölscheichs. Es genügt nicht, dass z.B. katarische Ölscheichs Fußballvereine aufkaufen, sich die übernächste Fußball-Weltmeisterschaft ins eigene Land holen, nein, sie investieren ihr ansonsten brachliegendes Geld in Wirtschaftsunternehmen und Banken (wie zuletzt bei der Deutschen Bank).

Nach der Lektüre von Huxleys „Schöne neue Welt“, Orwells „1984“ und jetzt Burgess’ „1985“ fragt es sich, was von diesen Kakotopien Wirklichkeit geworden ist. Es ist sicherlich eine Mischung von den dreien: Zum einen liegt uns eine ‚schöne neue Welt’ zu Füßen, in der wir uns ‚zu Tode amüsieren’ dürfen. Unser ‚Große Bruder’ geht allerdings etwas diskreter, dezenter vor bei unserer Überwachung. Zum anderen fließen unentwegt die Milliarden der Ölscheichs in unsere Wirtschaft. Damit nimmt nach und nach auch deren Einfluss zu. Wohin das führt, lässt sich nur erahnen …

WM 2014: Offener Schlagabtausch

Der 2. Spieltag in der Vorrunde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ging letzte Nacht zu Ende. Mit der Niederlande, Chile, Kolumbien, überraschenderweise Costa Rica, Argentinien und Belgien haben sich die ersten Mannschaften für das Achtelfinale qualifiziert. Brasilien, Frankreich und auch Deutschland sollten es auch schaffen. Mit Kamerun, Spanien (dem Titelverteidiger), Australien, England und Bosnien und Herzegowina sind auch schon die ersten Mannschaften ausgeschieden (deren letzte Spiele sind nur noch etwas für Statistiker).

Wieder gab es einige falsche Schiedsrichterentscheidungen (auch spielentscheidene, z.B. wurde ein reguläres Tor für Bosnien und Herzegowina gegen Nigeria nicht anerkannt – Endstand 0:1), wieder gab es laaaaaannnngggweilige Spiele (Belgien-Russland gehört dazu; mir scheint es fast so, als wenn Belgien gekonnt-bewusst die Kräfte schont und immer erst zum Ende eines Spiels kurz aufdreht, um den Sieg einzufahren), aber auch Spiele, die den Fußballfreund begeistern konnten. Das Spiel Deutschland-Ghana zählt natürlich dazu.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Es begann mit einer bescheidenen ersten Halbzeit, in der die deutsche Mannschaft zwar meist das Spiel bestimmte, aber zu gemächlich (sicherlich kräfteschonend) agierte und so gut wie keine echte Torchance herausspielte. So vergaß u.a. Thomas Müller vor dem Tor, seine Beine zu ‚entknoten’ und kam nur zu einem Schüsschen. Jener Thomas Müller war es dann aber auch, der Mario Götze in der 51. Minute mit einem sehenswerten langen Ball punktgenau bediente, so dass dieser per Kopf und Knie nicht anders konnte, als den Ball ins Tor zu bugsieren. Schon drei Minuten später glichen die Ghanaer aus und gingen sogar nach einen deftigen Schnitzer von Philipp Lahm 2:1 in Führung. Inzwischen hatte sich ein flottes Spielchen entwickelt, das zunehmend zu einem offenen Schlagaustausch wurde – trotz Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit. Bundestrainer Löw musste reagieren und tat es in der 69. Minute: Schweinsteiger ersetzte den immer noch nicht so recht fitten Khedira, Miroslav Klose kam für Götze. Und kaum im Spiel erzielte Klose seinen insgesamt 15. WM-Treffer und zog so mit Ronaldo (Brasilien) als WM-Torschützenkönig gleich. Das Spiel ging hin und her. Beide Mannschaften spielten auf Sieg und hatten noch ihre Chancen. Am Ende stand ein Remis, mit dem alle, die das Spektakel miterleben konnten, zufrieden sein durften.

Fußball-WM 2014: Kloses 15. WM-Treffer zum 2:2 gegen Ghana

Damit muss ich übrigens meine Meinung zu den Afrikanern wohl doch revidieren, denen ich anfangs eine phlegmatische, geradezu stoische Spielweise nachgesagt hatte. Neben Ghana haben auch die Elfenbeinküste und Nigeria sowie nach dem 4:2-Sieg gegen Süd-Korea die Algerier gute Chancen zum Weiterkommen.

Im anderen Spiel der Gruppe G spielten heute Morgen MESZ die USA und Portugal ebenfalls 2:2, wobei die Portugiesen erst in der 5. und letzten Nachspielminute zum Ausgleich gelangen. Cristiano Ronaldo passte genau auf den eingewechselten Varela, der nur noch den Ball einköpfen musste. Ansonsten fiel der Stürmerstar vom Champions League-Sieger Real Madrid allein durch seine mit einem einrasierten Pfeil aufgehübschte Frisur auf.

Ein Unentschieden gegen die USA reicht der deutschen Mannschaft zum Gruppensieg. Nur wenn sie verliert und Portugal oder Ghana hoch gewinnt, können die Deutschen den Einzug ins Achtelfinale verpassen. Man hat ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. Die schlechtesten Karten dürften insgesamt die Portugiesen haben.

Sollte der Einzug ins Achtelfinale geschafft werden, dann wartet eine Mannschaft aus der nach meiner Meinung bisher schlechtesten Gruppe (H) auf das deutsche Team. Hier hat es Belgien bereits geschafft und Algerien hat die besten Aussichten aufs Weiterkommen (Süd-Korea und Russland sind aber auch noch nicht draußen).

Sechs Mannschaften sind also schon eine Runde weiter; fünf Teams haben sich bereits verabschiedet. Der Rest der 32 Mannschaften kämpft um die verbleibenden 10 Achtelfinalplätze.

Gruppe A: Hier benötigt Brasilien voraussichtlich ein Remis gegen Kamerun (es kommt darauf an, wie Kroatien gegen Mexiko spielt), dürfte aber mehr wollen, um auch den Gruppensieg einzufahren. Mexiko wiederum reicht ein Unentschieden gegen Kroatien, die siegen müssen, wenn sie in die nächste Runde einziehen wollen. Ich tippe Brasilien gewinnt und wird erster; Mexiko schafft Platz zwei (die Europäer tun sich insgesamt schwer und die Kroaten hatten bisher bei keiner Meisterschaft das Glück gepachtet).

Gruppe B: Da gibt es das ‚Endspiel’ um Platz eins zwischen der Niederlande und Chile. Da keiner im Achtelfinale gegen Brasilien (voraussichtlich Platz eins) spielen möchte, müssen beide Teams noch einmal ‚richtig’ ’ran. Ich tippe auf Chile (hier gilt das Gleiche wie für Kroatien, Europa tut sich bei diesen klimatischen Verhältnissen eher schwer). Die Niederlande wird dann zweiter.

Gruppe C: Kolumbien siegt gegen Japan und bleibt erster. Die Elfenbeinküste dürfte ein Unentschieden gegen Griechenland für den 2. Platz genügen.

Gruppe D: Selbst wenn Costa Rica knapp gegen England verliert (das ist nach dem Aus um Wiedergutmachung bestrebt), bleiben sie erster (trotzdem tippe ich auf Unentschieden). Es kommt zu einem ‚Endspiel’ um Platz 2 zwischen Italien und Uruguay. Italien reicht ein Remis und wird 2.

Gruppe E: Hier ist noch alles offen, wobei die Franzosen die besten, Honduras die schlechtesten Karten hat. Mein Tipp: Ecuador schafft zwar ein Unentschieden gegen Frankreich (die damit 1. der Gruppe werden), die Schweiz schlägt aber Honduras und zieht als 2. in die Runde der letzten sechzehn ein. Aber ganz so sicher bin ich mir da wirklich nicht (Ecuador könnte auch siegen, so stark, wie Frankreich eingeschätzt wird, ist die Mannschaft nicht – und die Schweiz hat bisher auch noch nicht geglänzt).

Gruppe F: Hier könnte Nigeria einem verpassten Sieg gegen den Iran (nur 0:0) am Ende nachtrauern. So müssen die Schwarzafrikaner gegen Argentinien, die sich auch nur dank eines Kunstschusses durch Messi in der Nachspielzeit gegen den Iran durchsetzen konnte, alles auf eine Karte setzen. Mindestens ein Unentschieden brauchen sie. Allerdings wird Bosnien und Herzegowina zeigen wollen, dass sie auch punkten können. Argentinien wird nach meiner Meinung 1., Nigeria 2.

Gruppe G: Ich tippe, dass Deutschland knapp gewinnt und damit Gruppenerster wird. Ghana und Portugal krampfen sich zu einem Unentschieden. USA damit zweiter.

Gruppe H: Belgien hat mit dem minimalsten Aufwand aller Mannschaften bereits das Achtelfinale erreicht und möchte den Deutschen aus dem Weg gehen. Sollten diese Gruppenerster werden, dann möchte Belgien das auch – und siegt gegen Süd-Korea. Algerien hat nach dem 4:2-Sieg gegen Süd-Korea das nötige Selbstvertrauen, um auch die Russen schlagen zu können, die zudem über eine eher hüftlahme, langsame Verteidigungsreihe verfügt. Also Belgien auf Platz eins, Algerien wird 2.

Wenn man weiß, wie eng manche Spiele bisher waren (Brasilien-Kroatien 3:1 wurde durch einen unberechtigten Elfer vorentschieden / die Australier hatten das 3:2 auf dem Fuß bzw. Kopf, als im Gegenzug die Holländer den 2:3-Siegtreffer erzielten / der Iran hätte ein Unentschieden gegen Argentinien verdient; hier machte der ansonsten blasse Messi am Ende den Unterschied aus: 0:1 / Bosnien und Herzegowina wurde um ein Tor betrogen beim 0:1 gegen Nigeria / die Belgier hatten bei 2:1 gegen Algerien genau so viel Glück wie beim 1:0 gegen Russland, denen ein Elfer nicht gegeben wurde), dann ist jeder noch so gut gemeinte Tipp ein Tipp ins Blaue. Mein Endspieltipp (Brasilien – Spanien) ist nach dem frühzeitigen Ausscheiden des Titelverteidigers bereits hinfällig.

Trotzdem hier also als Zusammenfassung meine Achtelfinaltipps:

Brasilien-Niederlande
Chile-Mexiko

Kolumbien-Italien
Costa Rica-Elfenbeinküste

Frankreich-Nigeria
Argentinien-Schweiz (oder Ecuador)

Deutschland-Algerien
Belgien-USA

Wer möchte, kann hier selbst tippen: Wer wird Weltmeister?

Übrigens: Am Freitag ist ein spielfreier Tag (vor den Spielen im Achtelfinale), da kann man sich endlich einmal etwas erholen (und vielleicht selbst einmal hinter dem Ball herlaufen?! 😉 ).

WM 2014: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.

    (Jean-Paul Sartre)

Passend zur laufenden Fußballweltmeisterschaft in Brasilien kann ich es wieder einmal nicht lassen, altbekannte Weisheiten der Herren Fußballspieler zu wiederholen. Okay, ich habe bisschen daran herumpoliert, aber die Sprüche sind immer noch die selben.

Nun seit einer Woche rollt der Ball in Brasilien …! (Na, wohin rollt er denn …? Ich hoffe ins Tor!) Und man darf sich weiterhin auf gelungene Spielzüge, ‚verlängerte Pässe’ (nein, nicht Reisepässe), schöne Tore und – auf neue gelungene Sprüche der Fernsehkommentatoren und manchen Fauxpas der Spieler in den Interviews freuen.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Wenn der Ball ins Rollen kommt, dann wissen wir als Fußballkenner, dass es „nur eine Möglichkeit“ für eine Fußballmannschaft gibt, nämlich: „Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ – so hat es „Kaiser“ Franz Beckenbauer sehr schnell erkannt. „Am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn, es schießt einer ein Tor.“ (gleichfalls Franz Beckenbauer, diesmal als Co-Kommentator) Das grenzt an höhere Mathematik.

Zunächst zu den Kommentatoren des Fernsehens und ihren Sprüchen. Im Eifer des Gefechts leisten sich da die Sportreporter schon so manchen verbalen Schnitzer, der, einmal ausgesprochen, diesem ewig anhängt. Gerd Rubenbauer brachte es auf eine ansehnliche Sammlung („Die Paraguayer foulen wie Lepra-Kranke!“, „Die Rudi-Rufe hat es vorher nur für Uwe Seeler gegeben.“ usw.), besonders sein Jubel über das 1:0 der deutschen Mannschaft bei der WM 1990 in Italien im Endspiel dürfte Fußballfreunden in Erinnerung geblieben sein: „Jaaaa! Tor für Deutschland! 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt!“. Bei der WM 1998 in Frankreich wunderte sich Rubenbauer: „Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!“ – dabei zeigte der FIFA-Beauftragte lediglich eine Minute Nachspielzeit an.

Natürlich bemühen sich Sportreporter besonders geistreich zu sein. Mancher Witz ergibt sich oft spontan und endet als Kalauer – wie bei Wolf-Dieter Poschmann: „Von Jürgen Kohler, den sie alle nur Kokser nennen, zurück zum heutigen Gegner Kolumbien – eine gelungene Überleitung wie ich finde.“

Geradezu bissig waren dann Kommentare wie die von Marcel Reif: „Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben sie es an den Bronchien.“ – oder Johannes B. Kerner: „Wenn man Gelb hat und so reingeht, kann man nur wichtige Termine haben.“

Um Kommentator zu sein, bedarf es schon einer gewissen Intelligenz und der Fähigkeit, sich halbwegs verständlich auszudrücken. Von einem Fußballspieler erwartet man in erster Linie, dass er Fußball spielen kann. Sicherlich gibt es Spieler, die mit Köpfchen spielen, bei anderen reichen die Füße: „Ich denke nicht vorm Tor – das mach ich nie!“ (Lukas Podolski). Die mit Köpfchen (im Sinne von Verstand) sind wohl nicht die Regel, eher die wie Poldi – Ausnahmen bestätigen aber die Fußballregel: „Ich werde sicher nebenbei studieren, damit ich nicht komplett verblöde.“ So Alessandro Riedle, Sohn des Ex-Nationalspielers Karlheinz Riedle.

Aber bleiben wir noch einmal kurz bei denen mit Köpfchen: Von Albert Camus, dem Kollegen von Jean-Paul Sartre (siehe oben den einleitenden Spruch), wissen wir, dass er in jungen Jahren Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger, immerhin mehrmals Meister in den französischen Gebieten Nordafrikas, war. Aber Philosophen sind weniger Fußballspieler – eher umgekehrt.

Es gibt natürlich auch Fußball-Philosophen, über die ich mich an anderer Stelle schon einmal etwas ausführlicher geäußert habe. Hier möchte ich in diesem Zusammenhang lediglich Gary Lineker zu Wort kommen lassen, der die Philosophie des Fußballs mit nur einem Satz zu erklären verstand: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“ – Okay, den Spruch kennt inzwischen jeder.

Kommen wir zu den eigentlichen Fußballersprüchen, also zu jenen Artikulationsversuchen von Fußballspielern, aber auch Trainern und sonst wie tätigen Fußballverantwortlichen. Nein, auch diesmal keine Sprüche von Thomas Doll. Auch nicht von Christoph Daum (zu Trapattoni, heute betreut er die Fußballauswahl der Vatikanstadt (Halleluja!), habe ich mich früher schon kurz geäußert: Trapattoni: Ich schon wieder da).

Besonders schön sind wieder einmal Sprüche mit Drehern, d.h. „geflügelte Worte“ bzw. Zitate, in denen Begriffe verdreht wurden:

Der krempelt die Arme hoch.
(Reiner Calmund)

Wir müssen das alles noch mal Paroli laufen lassen.
(Horst Hrubesch)

Das ist Schnee von morgen.
(Jens Jeremies)

Man darf über ihn jetzt nicht das Knie brechen.
(Rudi Völler)

Uns steht ein hartes Programm ins Gesicht.
(Andreas Brehme)

Fußball ist natürlich oft auch Leiden, besonders bei Niederlagen:

Fußball ist auf der Bank ein Leidensgeschäft. Ich bin leidender Angestellter hier in Nürnberg.
(Klaus Augenthaler, Trainer)

Schlimm ist dieses Gejammer. Tut hier weh, tut da weh. Aber solange Sie das Handy halten können, muss ja noch genug Kraft da sein.
(Werner Lorant)

Wir steigen jetzt in den Bus ein und heulen im Kollektiv. Dann fallen wir uns in die Arme. Dann ist es vergessen.
(Dietmar Demuth nach einer 0:4-Niederlage des FC St. Pauli bei Energie Cottbus)

Fußballersprüche

… und der Rest kreuz und quer:

Ich glaube, die Mannschaft hat sich im Trainingsplan in der Spalte geirrt. Tag der offenen Tür ist erst am Sonntag.
(Stuttgart-Trainer Ralf Rangnick zum 0:4 gegen Freiburg)

Ich habe 2 1/2 Jahre bei Young Boys Bern, 6 Monate bei Lierse und 53 Minuten bei Duisburg gespielt.
(Mini Jacobsen)

Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC.
(Sean Dundee)

Luis Figo ist ganz verschieden zu David Beckham – und umgekehrt.
(Kevin Keegan)

David Beckham hat zwei Füße – das haben heutzutage nicht mehr viele Spieler.
(Jimmy Hill)

Wenn du so gerne das Fähnchen schwenkst, dann such dir doch ’nen Job am Flughafen.
(Eric Meijer zum Linienrichter)

Pässe der Marke Lothar Matthäus – da möchte man Ball sein.
(Johannes B. Kerner, Reporter)

Ich bin sicher, daß ich in vier oder sechs Wochen Interviews auf Englisch geben kann, die auch der Deutsche verstehen wird.
(Lothar Matthäus)

Wenn jeder Spieler 10 Prozent von seinem Ego an das Team abgibt, haben wir einen Spieler mehr auf dem Feld.
(Berti Vogts)

In der Mitte, da sind sie vierbeinig.
(Karl-Heinz Rummenigge über die Abwehr von Luxemburg)

Wenn man über rechts kommt, muß die hintere Mitte links wandern, da es sonst vorn Einbrüche gibt.
(Karl-Heinz Rummenigge)

Da sieht man mal wieder, wie schnell 100 Jahre um sind.
(1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser zur Prophezeiung von Franz Beckenbauer, dass die Löwen noch 100 Jahre auf einen Sieg gegen den FC Bayern warten müssen)

Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war’s mir wurscht. Da hab i g’sagt: „Sauft’s weiter.“
(Max Merkel)

Im Fußball ist es wie im Eiskunstlauf – wer die meisten Tore schießt, der gewinnt.
(Reiner Calmund)

Vergangene Woche gegen Piräus hat er auf einer für ihn ungewohnten Position gespielt und brauchte anschließend einen Kompass, um in die Kabine zu kommen.
(Reiner Calmund über Neuzugang Hanno Balitsch)

Wir werden nur noch Einzelgespräche führen, damit sich keiner verletzt.
(Frank Pagelsdorf, Trainer)

Unbegreiflich, ich habe keinen Spurt von ihm gesehen.
(Werner Lorant über einen Muskelfaserriss seines Spielers Borimirov)

Im ersten Moment war ich nicht nur glücklich, ein Tor geschossen zu haben, sondern auch, dass der Ball reinging.
(Mario Basler)

Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. Ich meinte: ein Quartett.
(Fritz Walter jun.)

Ich hab´ spekuliert, was ich machen soll. Offensichtlich habe ich gut spekuliert, aber nicht getroffen.
(Peter Közle über zwei hundertprozentige Torchancen, die er beide vergab)

Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.
(Eintracht Frankfurts Torschütze Jan-Aage Fjörtoft zu den Gründen für seinen ersten Saisoneinsatz von Beginn an)

Elfmeter ist nicht das, was man von der Tribüne aus sieht. Elfmeter ist das, was ich auf dem Platz sehe.
(Schiedsrichter Markus Merk zu seinen Elfmeter-Pfiffen)

Wir wollten unbedingt einen frühen Rückstand vermeiden. Das ist uns auch gelungen. Der VfB Stuttgart hat in den ersten zweieinhalb Minuten kein Tor geschossen.
(Bernd Krauss)

Weitere schöne, geradezu klassische Fußballsprüche findet man u.a. hier:

fussballweisheiten.de

    „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“
    (Andreas Brehme)

Hurricane-Wetter

Ich guck’ gerade aus dem Fenster: Die Sonne scheint … Das kann nicht sein! Ab heute läuft doch wieder das Hurricane Festival unmittelbar vor unserer Haustür am Eichenring in Scheeßel zwischen Bremen und Hamburg. Hurricane sagt doch alles: Sturm und Regen: ein Matschbad gehört mit zur Tradition. Aber was nicht ist, soll ja noch werden 😉

Vielleicht sollten die Veranstalter das Festival einfach mal umbenennen: Fair Weather Festival oder so.

    Hurricane Festival 2014

Wer unbedingt nach Scheeßel will und keine Karten hat, dem sei gesagt: Das Festival ist ausverkauft: Sold Out! {Vielleicht aber mal ins Netz gucken – da werden immer wieder Karten angeboten)

Hurricane @ twitter.com
Hurricane @ facebook.com

Wehe, wenn sie losgelassen …

Bereits gestern ging es ja los. Die ersten Fans reisten an. Und das heißt: Wohnwagenkolonnen auf der B75, voll besetzte Metronom-Züge zwischen Hamburg und Bremen.

Adiós España!

Der König ist tot, es lebe der König! So hieß es früher einmal, wenn die Monarchen ‚bis zum Verrecken’ auf ihren Thronen verharrten … Nein, Juan Carlos (76) von Spanien lebt noch. Er dankte allerdings nach fast 39-jährigen Amtszeit in der vergangenen Nacht zugunsten seines Sohne Felipe (46) ab, der als Felipe VI den spanischen Thron bestieg und damit Staatsoberhaupt des Landes wurde. Die Zeremonie fand angesichts der Wirtschaftskrise im kleinen Rahmen statt. Die Vereidigung des neuen Monarchen folgt heute im spanischen Parlament.

Der 46-jährige Felipe hatte sich sein Leben lang auf das Amt vorbereitet. Er studierte Jura und internationale Politik, spricht fließend Englisch und Französisch und absolvierte Offizierslaufbahnen im Heer, in der Luftwaffe und der Marine. Als Kronprinz unternahm er fast 200 offizielle Reisen in 60 Länder. In Lateinamerika vertrat er Spanien beim Amtsantritt von 69 Staatspräsidenten. (Quelle: u.a. stern.de/lifestyle)

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien
    Am Tag, als in Madrid König Juan Carlos abdankte, wurde in Maracana auch die einzigartige Ära der Furia Roja zur Geschichte.
    Nachmittags dankte der König ab und später am Abend der Weltmeister.

Tiki-Taka ist tot, es lebe Tiki-Taka? Eines ist seit gestern Abend gewiss: Nachdem bereits 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika mit Italien der damals amtierende Weltmeister in der Vorrunde ziemlich kläglich scheiterte (damals krähte kein Hahn danach), so erwischte es gestern den Noch-Weltmeister und Mitfavoriten Spanien. Mit der 0:2-Niederlage gegen Chile ist Spaniens Schicksal besiegelt: die Mannschaft scheidet aus. Am Montag spielen die Spanier noch gegen Australien (die ebenfalls ausgeschieden sind), dann geht’s nach Hause. ¡Adiós España!

Synchrones An-den-Kopf-Fassen: Entsetzen bei den Spaniern

Ist das nun tatsächlich das immer wieder angesagte und dann auch immer aufs Neue wiederlegte Ende des Tiki-Taka?

Unter Tiki-Taka versteht man die spanische Variante des Kurzpassspiels. Beim Kurzpassspiel wird der Ball nicht gestoppt, sondern unmittelbar an den nächsten Spieler (One-Touch-Fußball) weitergespielt wird. 1972 wurde bereits die deutsche Mannschaft damit Europameister. Die Spanier haben dieses Kurzpassspiel perfektioniert und wurden damit 2008 Europameister, 2010 Weltmeister und 2012 erneut Europameister.

Auch wenn ich mich wiederhole: Tiki-Taka verlangt ein hohes Maß an Intuition, an gegenseitigem Verständnis zwischen den Spielern und an Konzentration. Tiki-Taka geht nur mit Spielwitz, mit Esprit. Fehlt es an einem, dann rächt sich dieses taktische Konzept sehr schnell und verkommt zu einem Rasenschach, das Mannschaften eigentlich nur spielen, wenn ihnen die zündende Idee fehlt. Für den Zuschauer wird es dann schnell unerträglich langweilig. Da mag man den Gegner laufen lassen und 70 bis 80 % Ballbesitz haben. Ohne geniale Pässe, z.B. aus der Tiefe des Raums in die sich lösende Spitze, geht dann nichts. Und dann rächen sich schon kleinste Fehler. Man tappt gewissermaßen in die eigene Falle.

Voraussetzung für das Gelingen dieser Taktik ist also eine sehr gute Technik der Spieler, die präzise Pässe erlaubt, und eine zuverlässige Defensive, die im Fall eines Ballverlustes Konter vereitelt. Als Gegenmittel hilft nur ein entschlossenes Pressing. So kann selbst von technisch unterlegenen Gegnern diese Taktik ausgehebelt werden.

Genau das ist gestern geschehen. Die Chilenen standen den Spaniern gewissermaßen auf den Füßen und ließen – wie zuvor von den beherzt aufspielenden Niederländer praktiziert – keinen Spielfluss der spanischen Mannschaft zu.

Gegen die Niederlande begann Spanien wie gewohnt. Zwar störten die Niederländer früh, aber Spanien kam doch zu seinen Chancen. Dann passierte aber das, was nicht passieren darf. Die Abwehr leistete sich einen eklatanten Fehler, van Persie spielte den ‚fliegenden Holländer’ und erzielte mit seinem Flugkopfball ein herrliches Tor. Schließlich wurde die spanische Abwehr immer wieder überlaufen. Und dann auch noch der schlimme Schnitzer von Iker Casillas, dem spanischen Torwart.

Iker Casillas’ traurige Augen ...

Ähnlich ging es gestern zu. Zum ersten Gegentor führte ein früher Ballverlust im Mittelfeld und das zögerliche Eingreifen der Abwehr. Beim 2:0 sorgte Casillas mit seiner Faustabwehr nach vorn (statt zur Seite) vor die Füße des Torschützen Charles Aranguiz für den entscheidenden Fehler.

Es ist nicht allein die Taktik des Tiki-Taka, die Spanien auf die Verliererseite brachte. Es spielten auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. Und: Neben Taktik und technischem Können spielt auch immer die Psyche eine wichtige Rolle.

Aber eines nach dem anderen:

1. Zunächst hatten die Spanier die wohl kürzeste Vorbereitungszeit aller Mannschaften, da drei spanische Mannschaften in den beiden Endspielen der europäischen Mannschaftswettbewerbe, die bekanntlich erst am Ende der Saison ausgespielt werden, vertreten waren (bestes Beispiel: der Portugiese Cristiano Ronaldo, Real Madrid, dem auch nicht viel gelang). Also null Regeneration und nur wenig Möglichkeit, sich im Training einzuspielen.

2. Tiki-Taka wird im Wesentlichen von den immer gleichen Spielern getragen (Xavi, Xabi Alonso, Andrés Iniesta) und die sind inzwischen in die Jahre gekommen.

3. Wer alles ‚abgeräumt’ hat, was es an Pokalen im nationalen wie internationalen Fußball zu holen gibt, ist mehr oder weniger ‚gesättigt’. Es fehlt die nötige Motivation.

4. Dem Torwart Iker Casillas fehlt die Spielpraxis, da er praktisch überhaupt nicht in der Primera División, der spanischen Liga, eingesetzt wurde (nur zwei Spiele, ansonsten Einsätze in der Champions League).

5. Der Angreifer Diego Costa, Atlético Madrid, hat keine Länderspielerfahrung und wirkte oft wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Man hätte besser (ähnlich dem deutschen Team) mit einem ‚falschen’ Mittelstürmer gespielt, der aus dem Mittelfeld agiert und über die Flügel Unterstützung findet. In der Spitze waren die Spanier insgesamt wirkungslos.

6. Die Innenverteidigung mit Gerard Piqué und Sergio Ramos (beide 27 Jahre alt und eigentlich sehr erfahren) erwies sich oft als zu langsam gegen hoch motiviert angreifende Stürmer.

7. Alle gegen einen: Sechs Jahre bestimmte die spanische Elf den Weltfußball. Da versucht es jeder Gegner, gegen sie möglichst gut auszusehen, möglichst ein Mittel gegen Tiki-Taka zu finden. Die Chilenen spielten so, als gäbe es kein Morgen. Scheiß auf Kräfteverschleiß, Hauptsache man schlägt den Weltmeister.

Wenn der Trainer der Spanier, Vicente del Bosque, die wesentliche Schuld auf sich nimmt, so tut er gut daran (neben Xavi hätte er wohl auch besser auf Casillas verzichten sollen). Ein Generationswechsel kündigte sich zwar an, aber doch nur zögerlich. Einige Spieler werden mit Sicherheit zurücktreten (Xavi wird wohl auch den FC Barcelona in Richtung Katar verlassen, um noch ein millionenschweres Zubrot einzuheimsen). Ob mit oder ohne del Bosque, ob mit oder (eher) ohne Tiki-Taka: Die nächste Generation mit großen Talenten steht schon in den Startlöchern. Spanien ist zwar ausgeschieden, aber um die Zukunft des spanischen Fußballs braucht sich keiner Sorgen machen.

War das nun gestern das Ende von Tiki-Taka? Von Tiki-Taka, der spanischen Ausprägung des Kurzpassspiels, wohl ja. Die Ära der spanischen Vormachtstellung im Fußball ist gebrochen. Aber es ist lange nicht das Ende des Kurzpassspiels, der Grundphilosophie des Tiki-Taka. Die Taktik der deutschen Mannschaft baut geradezu auf dem Kurzpassspiel auf.

Spielen wir bisschen Dialektik a la Hegel und bedienen uns des Dreischritts von These, Antithese und Synthese. Tiki-Taka ist gewissermaßen die These. Das entschlossene Pressung des Gegners die Antithese. „In der fortlaufenden Argumentation gewinnt diese Antithese als Negation eine positive Funktion. Sie treibt den Erkenntnisprozess auf eine neue Ebene, diese neue Ebene bzw. die neue Formulierung auf dieser Ebene ergibt die Synthese.“

Und was könnte diese neue Ebene, die Synthese ausmachen? Vielleicht ein Spielsystem (das dem Pressing zuvorkommt), wie wir es beim deutschen Team finden: drei variabel agierende Offensivspieler, die ständig rochieren, also die Positionen von außen nach innen immer wieder tauschen und auf den Außenbahnen Unterstützung von den Außenverteidigern bekommen. Natürlich muss dabei das Defensivverhalten stimmen … Kurzpassspiel mit schnellem Umschalten … usw. usf. (Ach, ich liebe dieses fußballerische Fachsimpeln!).

Mit Spanien dürfen sich auch Australien und Kamerun bereits nach dem 2. Spieltag der Gruppenphase (Vorrunde) verabschieden (die anderen Mannschaften spielen ja erst noch).

Was ist neben dem Ausscheiden der Spanier noch so in den letzten zwei Tagen passiert? „Geheimfavorit Belgien hielt seine Qualitäten im ersten Gruppenspiel (Gruppe H) ziemlich lange sehr geheim. Genauer gesagt: Es war ziemlich enttäuschend, was Marc Wilmots‘ Mannen über die meiste Zeit des Spiels gegen Algerien zustande brachte.“ Allerdings kamen die Belgier am Ende des Spiels dann doch ins Rollen. Bedenkt man, was Russland und Süd-Korea zustande brachten, habe ich weiterhin gute Hoffnung für die junge belgische Mannschaft.

Brasilien, Gastgeber und Topfavorit, glänzte durch fehlende Effizienz gegen Mexiko. Viele Torchancen, aber keine Tore. Überhaupt scheint der Heimvorteil eher ein Fluch zu sein, da die Erwartungshaltung viel zu groß ist. Die Kroaten haben in der gleichen Gruppe (A) immerhin ihre Chance genutzt (4:0 gegen Kamerun) und spielen am Montag wohl um den 2. Achtelfinalplatz in der Gruppe gegen Mexiko.

Und die Niederlande sind noch nicht Weltmeister. Wie schon oben erwähnt: Die Psyche spielt eine große Rolle beim Fußball. Wähnt man sich schon im fußballerischen Himmel, dann kann selbst ein Außenseiter wie Australien einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Mit viel Glück gewannen Robben & Co. zwar gegen Australier, die nichts mehr zu verlieren hatten und daher mit Herz und Seele aufspielten. Aber so toll wie gegen Spanien war das nicht. Vor dem 3:2-Siegtreffer der Holländer hatten nämlich die Socceroos die große Torchance.

Nach dem gelungener Auftakt geht es also am Samstag um 21 Uhr MESZ für das deutsche Team gegen Ghana, die gegen die USA nicht gerade gezaubert hatten (und bekanntlich 1:2 verloren), weiter. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel (oh, diese Sprüche …). Und die Niederlande sei Warnung genug, es weiterhin konzentriert anzugehen. Schauen wir ’mal, wie Franz Beckenbauer (Ex- Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, das für die Vergabe der Fußball-WM 2018 nach Russland und 2022 nach Katar verantwortlich zeichnet – angeblich hatte Franzl damals zwar für Russland, aber nicht für Katar, sondern in der letzten Runde für die USA gestimmt) zu sagen pflegt.

Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

In meinem Beitrag Idylle & Kitsch bin ich einmal kurz in die Gedankenwelt des Milan Kundera eingetaucht. Kundera ist 1929 als Sohn eines Konservatoriums-Professors in der Tschechoslowakei geboren, war Mitglied der kommunistischen Partei – wie viele seiner Altersgenossen auch. Und wie viele andere Künstler so war er in den 1950er Jahren und zu Beginn der 60er noch ziemlich angepasst. Das Jahr 1967 wurde für ihn dann aber zum Wendepunkt. Kundera erwuchs zu einer der „Galionsfiguren“ des Prager Frühlings, einer Bewegung, die sich gegen das politische System auflehnte und künstlerische Freiheit forderte, und die im Frühjahr 1968 einen Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozess unter Alexander Dubček einleitete.

Der Einmarsch der sowjetischen Truppen 1968 beendete schlagartig den Prager Frühling und die damit verbundene Phase der Presse- und Kulturfreiheit in der Tschechoslowakei. Der Stalinismus kehrte in Reinform zurück. Kunderas Lehrtätigkeit an der Filmhochschule wurde eingestellt, seine Bücher aus Bibliotheken entfernt und nicht mehr verlegt.

1975 emigrierte Kundera nach Frankreich und lebt in Paris. 1984 kam der Roman heraus, der ihn international bekannt machte: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (Nesnesitelná lehkost bytí) Ich habe das Buch als Fischer Taschenbuch 5992 (Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, April 1987 – 311. – 410. Tausend: Februar 1988 – aus dem Tschechischen von Susanna Roth) vorliegen. Dieser Roman spielt in der kommunistischen Tschechoslowakei; dem totalitären System wird hier in wundervoller Weise die Liebe entgegengehalten.

    Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Während des Kalten Kriegs lernt der erfolgreiche Prager Chirurg Tomas die Serviererin Teresa kennen. Sie beginnen eine lebenslange Beziehung, die unter Tomas‘ ständigen Affären leidet. Teresa ist sich völlig bewusst, dass sie beide ein unterschiedliches Verständnis von Liebe und Sexualität haben. Daher stellt sie Tomas lange Zeit nicht zur Rede, sondern erträgt sein Verhalten.

Während des Prager Frühlings beginnt Teresa als Fotoreporterin zu arbeiten. Doch nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts, der die tschechoslowakische Reformpolitik unter Alexander Dubček beendet, fliehen Teresa und Tomas in die Schweiz. Dort findet Tomas rasch Arbeit als Chirurg und erneuert sein altes Verhältnis zu der Malerin Sabina. Teresa dagegen tut sich schwer mit dem Leben im freien Westen, mit der „unerträglichen Leichtigkeit des Seins“.

Sie flieht vor Tomas und seinen Affären zurück in die Tschechoslowakei. Tomas folgt ihr aus Liebe nach Prag, gerät dort aber bald mit der neuen Parteilinie in Konflikt, da er sich weigert, einen während des Prager Frühlings verfassten Zeitungsartikel zu widerrufen. Er wird gezwungen, seine Karriere als Chirurg aufzugeben, und lernt als Fensterputzer eine neue Auffassung von Arbeit kennen. Da Teresa Tomas‘ Affären und die bedrückende Atmosphäre von Bespitzelung und Verrat in Prag nicht mehr erträgt, zieht das Paar in ein kleines, abgelegenes Dorf in Böhmen, wo es in einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft arbeitet und zur Ruhe kommt.

Quelle:de.wikipedia.de

Inhalt
Erster Teil: Das Leichte und das Schiere [Tomas]
Zweiter Teil. Körper und Seele [Teresa]
Dritter Teil. Unverstandene Wörter [Sabina]
Vierter Teil: Körper und Seele [Teresa II]
Fünfter Teil: Das Leichte und das Schwere [Tomas II]
Sechster Teil: Der große Marsch [Franz]
Siebter Teil: Das Lächeln Karinins [Teresa & Tomas]

Über dieses Buch: Das Datum ist bestimmbar. Als im Frühjahr 1984 die Originalausgabe des Romans ‚Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins’ in Paris erschien, war dem Autor Milan Kundera etwas gelungen, was seinen nach 1968 exilierten Landsleuten und Kollegen verwehrt blieb: er hatte den großen Durchbruch geschafft. Seit damals ist Kundera wohl der international bekannteste tschechisch schreibende Autor seit Jaroslav Hašek. Die ‚New York Times’, ein rarer Sonderfall, widmete diesem Roman gleich zwei hymnische Rezensionen und schickte noch ein Interview mit dem Autor hinterher. Gesprächspartner war Philip Roth. Aber auch in den anderen tonangebenden Blättern der westlichen Hemisphäre löste ‚Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins’ Begeisterung aus. Die verschlungene, mehrfach gebrochene Liebesgeschichte zwischen Tomas und Teresa gibt den Rahmen ab für einen der witzigsten und intelligentesten Romane der vergangenen Jahre, der zugleich Leselust und höchste intellektuelle Ansprüche befriedigt. ‚Wann werden wir endlich einen deutschen Roman erhalten’, fragte die ‚FAZ’, ‚der sich so einfühlsam und nachdenklich mit Liebe und Sexualität befaßt und der das Individuum vor dem Hintergrund des Lebens hier und heute zeigt? Ein Roman, der überdies so intelligent und souverän, so lesbar und so unterhaltsam wäre?’
(aus dem Klappentext)

Tomas sagte sich: „Mit einer Frau schlafen und mit einer Frau einschlafen sind nicht nur zwei verschiedene, sondern geradezu gegensätzliche Leidenschaften. Liebe äußert sich nicht im Verlangen nach dem Liebesakt (dieses Verlangen betrifft unzählige Frauen), sondern im Verlangen nach dem gemeinsamen Schlaf (dieses Verlangen betrifft nur eine einzige Frau).“ (S. 18)

Als ich den Roman 1988 zum ersten Mal las, irritierte mich die Ansicht Tomas’, „daß Liebe und Sex nichts miteinander zu tun hätten.“ (S. 146). Sex ohne Liebe – irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen. Heute hat sich diese Ansicht für mich sicherlich etwas relativiert, obwohl ich weiterhin Sex nicht des Sex’ wegen haben möchte. Tomas unterscheidet, nein, er trennt zwischen dem Bedürfnis nach Sex – und der Liebe zu einer Frau. Er liebt Teresa und erkennt, „… daß die Treue die höchste aller Tugenden sei. Die Treue gibt unserem Leben eine Einheit, ohne die es in tausend flüchtige Eindrücke zersplittert.“ (S. 88)

Kundera ist ein scharfer Beobachter der Liebenden: „Zwischen Liebenden entstehen rasch Spielregeln, derer sie sich nicht bewußt sind, die aber dennoch gelten, und die sie nicht übertreten dürfen.“ (S. 82) Das kann ein bestimmter Blick sein, eine Geste – eine Spielregel ist plötzlich verletzt. Ohne es eigentlich genau zu wissen, ist etwas wie Verunsicherung, Verwirrung im Spiel, vielleicht sogar Zweifel?

Aber der Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte. Immer wieder verquickt Kundera alltägliche Betrachtungen mit philosophischen Tiefsinn. Oder er beschreibt Empfindungen, die wir alle irgendwann kennen gelernt haben, aber deren Ursache uns nicht wirklich bewusst wurde – wie z.B. den Schwindel, der uns überfällt und den wir am Ende fast zu schnell wieder abgeschüttelt und damit vergessen haben:

„Was ist das, Schwindel? Angst vor dem Fall? Wieso überkommt uns dann Schwindel auch auf einem Aussichtsturm, der mit einem Geländer gesichert ist? Schwindel ist etwas anderes als Angst vor dem Fall. Schwindel bedeutet, daß uns die Tiefe anzieht und lockt, sie weckt in uns die Sehnsucht nach dem Fall, eine Sehnsucht, gegen die wir uns dann erschrocken wehren.“ (S. 59) … „Man könnte auch sagen, Schwindel sei Trunkenheit durch Schwäche. Man ist sich seiner Schwäche bewußt und will sich nicht gegen sie wehren, sondern sich ihr hingeben. Man ist trunken von der eigenen Schwäche, man möchte noch schwächer sein, man möchte mitten auf einem Platz vor allen Augen hinfallen, man möchte unten, noch tiefer als unten sein.“ (S. 74)

Kundera berührt viele Punkte in seinem Roman. So spielt die Hässlichkeit oder die Schönheit immer wieder eine Rolle, die Kundera in ein Verhältnis zur Zeit stellt. Bezogen auf die Zeit, in der sein Roman spielt, nennt Kundera diese „‚die historische Phase der totalen Häßlichkeit’: Die Totalität der Häßlichkeit äußerte sich zunächst als allgegenwärtige akustische Häßlichkeit: Autos, Motorräder, elektrische Gitarren, Preßluftbohrer, Lautsprecher, Sirenen. Die Allgegenwart der visuellen Häßlichkeit würde bald folgen.“ (S. 90) – Und sie ist längst gekommen: Schaufenster, Plakatanschläge – und immer wieder Videowände mit laufenden Bildern.

„Schönheit aus Irrtum. Bevor die Schönheit endgültig aus der Welt verschindet, wird sie noch eine Zeitlang aus Irrtum existieren. Die Schönheit aus Irrtum, das ist die letzte Phase in der Geschichte der Schönheit.“ (S. 98)

Kundera meint damit die Schönheit aus Zufall. Etwas ist nicht immer aus sich heraus schön. Der Zufall, wie z.B. das Verlaufen von verschiedenen Farben, lässt etwas Schönes entstehen. Aber im Grunde weiß einer der Protagonisten, „daß Schönheit eine verratene Welt ist. Man kann nur auf sie stoßen, wenn ihre Verfolger sie aus Versehen irgendwo vergessen haben.“ (S. 107)

Was wir haben und was wir vermissen würden, wenn wir es plötzlich nicht mehr haben: wir haben es in unserer allzu freien Welt nicht kennen gelernt. Kundera dagegen kennt das genau: „Die Kultur geht unter in der Menge, in Buchstabenlawinen, im Wahnwitz der Masse. Darum sage ich dir immer: ein einziges verbotenes Buch in deiner Heimat bedeutet unendlich viel mehr als die Milliarden von Wörtern, die an unseren Universitäten ausgespuckt werden.“ (S. 100)

Tomas, eine der Hauptfiguren, kann es eigentlich egal sein. Er ist ‚tiefer als unten’ angekommen. So würde es nichts ausmachen, die Petition, die vielleicht auch ihm helfen könnte, wieder in seinen wahren Beruf zurückzufinden, zu unterschreiben. Was hindert ihn also?: „Er war gar nicht sicher, richtig zu handeln, doch war er sicher, so zu handeln, wie er handeln wollte. Er sagte: ‚Seid mir nicht böse. Ich werde nicht unterschreiben.’“ (S. 211) – Es ist manchmal eine Empfindung, ein ‚Schwindel’, der uns leitet, so irrational dieser auch sein mag. Der Mensch besteht eben nicht nur aus ‚Kopf’, sondern auch aus ‚Bauch’. Und oft genug ist es der ‚Bauch’, der unser Leben bestimmt.

Vielleicht eine der Lehren aus diesem Roman, der auch heute noch, 30 Jahre nach dem ersten Erscheinen, wirklich lesenswert ist und zu den Klassikern der Moderne gerechnet wird.

Hier eine Leseprobe mit dem Anfang des Romans
siehe auch klassiker.blog.de und kundera.de

Gelungener Auftakt

Gestern hat auch die deutsche Mannschaft ins Geschehen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien eingegriffen, und wie … Gegen Portugal gewann das Team von Joachim Löw mit 4:0. Sicherlich kann man sich um den Elfmeter, der zum 1:0 führte, streiten. Ich denke aber, wer so ‚unverzagt’ im eigenen Strafraum am Trikot seines Gegners zupft wie Joao Pereira gegen Mario Götze, darf sich nicht wundern, wenn der Schiedsrichter Strafstoß pfeift. Und es war Müller-Tag, der mit drei Treffern seine WM-Torausbeute auf jetzt acht Tore (fünf Tore bei der WM 2010 in Südafrika) erhöhte. Da reißt es sogar die Kanzlerin wieder einmal vom Hocker.

Gruppenbild mit Dame: Mutti mit ihren ‚Jungs’

Deutschland spielte ohne echten Mittelstürmer und agierte in der Spitze mit Özil, Götze und besagtem Müller dafür sehr variabel (in einem 4-3-3-System). Portugals Superstar Cristiano Ronaldo bekam fast keinen Stich und blamierte sich dann auch noch bei einem seiner ansonsten gefürchteten Freistöße, als die deutsche Mannschaft gar nicht daran dachte, eine Abwehrmauer aufzustellen, Ronaldo dann auch prompt den erstbesten deutschen Spieler anschoss.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Aber auch schon die Spiele zuvor zeigten abwechslungsreichen und spannenden Fußball – trotz der klimatischen Verhältnisse in Brasilien. Überraschend (oder vielleicht auch nicht) war der hohe 5:1-Sieg der beherzt aufspielenden Niederländer gegen den amtierenden Weltmeister Spanien, der zunächst ganz gut begann, dann aber durch individuelle Fehler ins Hintertreffen kam. Klar, wieder wird das Ende des Tiki-Taka verkündet. Aber vielleicht werden wir uns doch noch wundern.

Alles andere als der Titelgewinn wäre für die brasilianische Mannschaft eine Enttäuschung. Beim Auftaktspiel gegen aufopferungsvoll kämpfende Kroaten gewannen die Gastgeber aber auch nur mit der Hilfe des Schiedsrichters, der einen Elfmeter gab, der keiner war. Fred, bis dahin wenig aufgefallen, ließ sich im Strafraum fallen und ermöglichte so dem nächsten Superstar dieser WM, Neymar, zu seinem 2. Tor, dem 2:1.

Überhaupt die Schiedsrichterleistungen! Es ist ja schön, wenn Mannschaften aus allen Ecken der Welt zu einem Turnier zusammenkommen. Aber müssen es auch Schiedsrichter aus aller Herren Länder sein, die die Grundregeln vielleicht beherrschen, aber wenig Erfahrung mitbringen? Okay, Fehler können auch dem besten Schiedsrichter unterlaufen. Aber die Unterschiede sind doch zu groß. Da wird ein Strafstoß gegeben, der keiner ist. Da werden Tore wegen Abseitsstellung nicht anerkannt, obwohl der Schütze überhaupt nicht im Abseits steht. Immerhin hat man jetzt die Torlinientechnologie, die allerdings erst einmal bei der Beurteilung, ob der Ball die Torlinie überschritten hat oder nicht (das 2:0 der Franzosen gegen Honduras), geholfen hat. Schiedsrichter ohne große Erfahrung haben besonders beim Abseits ihre Schwierigkeiten. Der Videobeweis wird jetzt wenigstens schon einmal angedacht. Aber noch beruht alles (bis auf die Torlinientechnik) auf Tatsachenentscheidung, also der Beurteilung des Schiedsrichters durch dessen subjektiv gewonnene Eindrücke, die nachträglich nicht widerrufen werden können (allein der Begriff Tatsachenentscheidung ist der reinste Hohn).

Bisher gab es also eine Reihe sehr interessanter Spiele. Einzig enttäuschend sind für mich bisher die Mannschaften Afrikas (die Elfenbeinküste vielleicht ausgenommen, die aber auch erst in der 2. Hälfte gegen Japan ins Rollen kam). Das bisher einzige Unentschieden (zudem das erste Spiel ohne Tore) gab es zwischen dem Iran und Nigeria. Das war dann auch das bisher bescheidenste Spiel. Und wieder mit Afrikanern, die eigentlich nur durch ihre phlegmatische, geradezu stoische Art ‚beeindrucken’ und wenige Minuten vor Schluss trotz Rückstand so spielen, als hätten sie alle Zeit der Welt, den Ausgleich zu erzielen. Doooch … das ist ‚beeindruckend’.

Hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, eklatante Fehlentscheidung einiger Schiedsrichter, einige größere Überraschungen (z.B. der verdiente 3:1-Sieg Costa Ricas gegen die Altherrentruppe Uruguays) und eine Menge ganz passabler Spiele. Bisher steckt auch sportlich gesehen viel Diskussionsstoff in dieser WM für den interessierten Zuschauer. Und wer dann auch noch die richtige Floskel, den richtigen Expertenspruch von sich geben will, aber nicht so recht weiß, wie und was, dem sei der Phrasomat zur WM empfohlen, damit wird man wenigstens Stammtisch-Weltmeister.

Heute geht mit den Spielen in der Gruppe H (Belgien – Algerien und Russland – Südkorea) der erste Spieltag in der Gruppenphase zu Ende (und beginnt mit Brasilien – Mexiko auch schon der 2.). Dann haben wir alle Mannschaften gesehen und können uns ein erste Bild von deren Spielstärke machen. Deutschland spielt übrigens am Samstag (21.06.) um 21 Uhr MESZ in Fortaleza gegen Ghana. Gespannt bin ich auf die Belgier, die inzwischen über den Status eines Geheimfavoriten hinaus sind. Ist die junge Mannschaft, in der lediglich Daniel Van Buyten (noch Bayern München) den Altersdurchschnitt überdurchschnittlich anhebt, wirklich so gut? Kevin De Bruyne (jetzt VfL Wolfsburg) kennen die Werder-Fans ja noch aus der Saison 2012/2013 in Bremen.

Wir dürfen weiterhin gespannt sein …!

Auf zur WM 2014 nach Brasilien