Archiv für den Monat: März 2014

Die vergessene Stunde

Ja, da war am Wochenende wieder diese unselige Umstellung auf Sommerzeit. Wieder wurde uns eine Stunde gestohlen (Und ich pfeife darauf, diese im Herbst zurückzubekommen). Kein Mensch will diesen Scheiß. Und trotzdem gibt’s schon seit 1980 in jedem Jahr die gleiche Prozedur. Die Russen haben diese Zeitumstellerei längst abgeschafft (wenigstens zu etwas Gutem taugt Herr Putin). Aber bei uns bekommt man das nicht auf die Reihe.

Es ist wohl so, dass kein Aas daran denkt. Urplötzlich wie aus unbekannten Tiefen werden wir jedes Jahr überrascht: Es ist wieder Sommerzeit! Muss ich da die Uhr vor- oder zurückstellen? Na, VORstellen natürlich, so wie man die Gartenmöbel im Frühjahr herVORholt und im Herbst wieder ZURÜCK in den Keller stellt. Und kaum ist eine Woche vergangen, da denkt (wiederum) kein Aas daran, dass Sommerzeit ist. Ist eben so. So schnell vergisst der Mensch. Und so vergisst besonders die Politik, diese verdammte Zeitumstellung einzustampfen, endlich dorthin zu legen, wohin sie gehört: zu den Akten! Weg mit dem unsinnigsten Unsinn, den es gibt! Nie wieder Sommerzeit, nie wieder die Uhren am letzten Märzwochenende VOR- und am letzten Oktoberwochenende ZURÜCKstellen.

    Sommerzeitumstellungswahnsinn

Sommerzeit, das war etwas für Kriegs- und Hungerszeiten. Wenn man wenigstens wirklich Energie sparen würde. Aber im Gegenteil kostet die ganze Umstellerei noch einiges. Und erhöht u.a. auch noch das Risiko von Herzinfarkten.

So stöhnen alle gleichermaßen – und kein Aas tut etwas dagegen. Ist ja auch nicht so einfach, wenn man gemeinsam mit anderen Staaten in der EU beschlossen hat, diesen Unsinn einzuführen, so muss man ihn auch gemeinsam wieder abschaffen. Dabei reguliert man in Brüssel doch so ziemlich alles, was es anscheinend zu reguliert gibt. Aber die Sommerzeit wieder abzuschaffen, das schafft man nicht. Zum Teufel mit der Sommerzeit!

Querbeet (6): Morbus Alzheimer

Die Woche ist noch nicht herum. Aber es zeichnet sich ab, dass ich mir meine ‚Ungeduld’ hätte schenken können. Der angekündigte Hammer (Überprüfung der Arbeitsplatzbeschreibungen durch den BRH) hat sich zumindest für mich als harmlos erwiesen (die angekündigten Interviews fanden nicht statt). So kann ich wieder aufatmen …

Nun ich habe Euch nicht vergessen, auch wenn ich manchmal glaube, so langsam, aber sicher vergesslich zu werden. Aber wer kennt das eigentlich nicht: Man geht in die Küche oder in den Keller, wollte dort etwas holen oder erledigen …, steht plötzlich da und weiß nicht mehr, was man wollte. Zwar soll es helfen, wenn man zum Ausgangspunkt (dorthin, wo man den ‚Entschluss’ gefasst hatte, etwas in Küche oder Keller zu ‚tun’) zurückkehrt. Aber auch das hilft nicht immer.

Ja, die Vergesslichkeit. Mit zunehmendem Alter ist zu befürchten, dass die kleinen grauen Zellen im Gehirnskasten nach und nach verkalken. Meine Eltern haben viele Jahre lang Knoblauchpillen zu sich genommen. Aber am Ende hat das gegen Alzheimer und Demenz auch nur wenig geholfen. Meine Frau betreibt immer wieder Gedächtnistraining in der Gruppe beim Ortsverein des DRK. Aber ob das wirklich hilft, wird sich zeigen müssen.

    Morbus Alzheimer

Als ich in jungen Jahren in beruflicher Ausbildung war, da habe ich eines ziemlich schnell gelernt: Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo man etwas möglichst schnell (in Nachschlagewerken, Gesetzestexten usw.) findet. Natürlich muss man dann noch das Gefundene richtig interpretieren und anwenden. Heute hilft uns da besonders das Internet. Wenn ich auf der Arbeit (aber natürlich auch zu Hause) ein Problem habe, dann gucke ich im Internet nach – und finde dort auch in der Regel eine Lösung. Nichts gegen ‚schlaue’ Bücher, aber bis man dort das Notwendige findet, dauert es meist etwas lang (oder findet es nicht). Immer wieder muss ich meine Kollegen, die mich mit Fragen löchern, darauf hinweisen, dass sich ihre Fragen vielleicht durch eine Suche im Internet klären lassen.

Apropos Internet … und Vergesslichkeit. Ich habe zu dem Thema (klar, im Internet) recherchiert und bin dabei auf folgenden Text (Quelle: sackstark.info) gestoßen, der mir durchaus plausibel erscheint und uns nachdenklich machen sollte:

Wächst im digitalen Zeitalter die Vergesslichkeit?
Korea ist ein Land, das ganz auf digitale Technik setzt. Dort hat man angeblich an jüngeren Menschen zwischen 20 und 30 Jahren beobachtet, daß sie zunehmend an Vergeßlichkeit wegen der Informationsflut leiden, mit der sie am Arbeitsplatz und in der Freizeit konfrontiert sind. Um die Flut zu bewältigen, tritt das Erinnern zurück; das Gedächtnis wird an die Geräte delegiert, von denen man schließlich immer abhängiger werde: Man muß sich nicht mehr erinnern, wenn man nur noch suchen muß. Angeblich würden bereits manche Südkoreaner ärztliche Behandlung suchen, wenn die Symptome der Vergeßlichkeit stärker werden, die Mediziner die «digitale Alzheimer-Krankheit» oder «digitale Demenz» nennen.

Digitale Demenz durch digitale Helferlein
Die Telefonnummer der Freunde sind im Handy gespeichert. Den Weg zum Urlaubsziel zeigt das Navigationssystem. Der Termin für den Kinobesuch ist im persönlichen digitalen Assistenten eingetragen. Nachdenken und Gedächtnisarbeit nehmen viele kleine digitale Helferlein ab – und sorgen damit für ein Problem: Wir werden vergeßlich.

.... querbett

Also schon in jungen Jahren beginnen wir, an Vergesslichkeit zu leiden. Morbus Alzheimer und Demenz in ihrer digitalen Ausprägung als Folge nachlassender Gedächtnisleistung. Und immer mehr werden wir mit Informationen zugeschüttet, die uns eigentlich nicht interessieren. So abgelenkt durch Datenmüll vergessen wir schnell die wesentlichen Dinge.

Wie auch immer: Ich interpretiere mein Gehirn als eine Art Speicher wie beim Rechner der Festplatten- und Arbeitsspeicher. Die Kapazität ist beschränkt. Und mit dem Alter – Alzheimer her, Demenz hin – versagen vielleicht auch noch kleinere Speichereinheiten. Auf jeden Fall kann ich mir nicht alles merken. Und so muss ich eindeutig Prioritäten setzen, was die Belegung dieses ‚Speichers’ betrifft. Das gilt besonders für die Informationsflut, die tagtäglich über uns hineinstürzt. So interessiere ich mich möglichst nur für die Dinge, die mich ‚interessieren’, und nicht für die, die ich für interessant halten soll.

Und gegen Vergesslichkeit hilft dann vielleicht auch noch die eine oder andere verspeiste Knoblauchzehe – und hin und wieder Gedächtnistraining.

Querbeet (5): Impatientia querbeet

Eigentlich sollte man denken, dass man mit dem Älterwerden gelassener und damit geduldiger wird. Sicherlich ist es eine Frage des Charakters. Also wenn man wie ich in den letzten Tagen allerorts mit den unmöglichsten Problemen konfrontiert wird, dann kann man schon etwas ungeduldig werden: Impatientia (lat.) querbeet sozusagen, oder ανυπομονησία (anypomonesia) wie der Grieche sagt. Der eigentliche Hammer kommt dann wohl aber erst noch in der nächste Woche. Da heißt es tief Luft holen und bis drei zählen (diese Woche sah ich eine ältere Tatort-Folge aus Kiel mit Borowski: Borowski und die heile Welt. Darin spielt Fabian Hinrichs einen jungen Vater und Ehemann, dem öfter die Sicherungen durchzuknallen scheinen – meist gelingt es ihm, sich zu fassen, auch er zählt dann innerlich wohl bis drei … – nicht umsonst waren „Borowski“ Axel Milberg (Bester Schauspieler Hauptrolle) und Fabian Hinrichs (Bester Schauspieler Nebenrolle) für den Deutschen Fernsehpreis 2009 nominiert).

.... querbett

Apropos querbeet: Unter dieser Rubrik geht es hier thematisch durchaus gewollt etwas kreuz und quer, gewissermaßen querfeldein (quer in das Feld hinein), also querbeet (quer durchs Beet). Und möglichst am Ende dann noch mittenmang, wie man hier im Norden (und auch in Berlin) zu sagen pflegt, mitten hinein ins bunte Treiben!

Apropos querbeet – die 2.: Ich habe einmal im DWB, dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm, nachgeschaut (siehe hierzu auch: Günter Grass: Grimms Wörter). Querbeet taucht dort nicht auf, aber etwas zu quer. In Jacob Grimms als Regel aufgestellter Kleinschreibung heißt es dort als Erklärung zum Wort quer: in die breite gekehrt, eine längsrichtung (zunächst rechtwinklig, dann überhaupt) kreuzend. Schön gesagt, oder?

Also mit mittenmang ist heute nichts. Das Wochenende steht vor der Tür. Zeit zum Luftholen (und zum Bis-drei-Zählen). Am Montag geht’s dann aller Voraussicht nach mitten hinein ins „Vergnügen“. Warten wir’s ab und lassen uns überraschen …

Ian Anderson: Homo Erraticus (2014) … coming soon

Bereits am 11. April (in Deutschland), zeitig vor dem Osterfest, ist es soweit: Johannes, der Vagabund, enthüllt sein neuestes Werk und bietet es uns zum Kaufe an: Homo Erraticus. Jethro Tull ist tot, es lebe Ian Anderson!

Ian Anderson: Homo Erraticus (2014)

Zum Inhaltlichen gab es ja bereits vieles zu lesen, auch an dieser Stelle: Homo (Britanicus) Erraticus. Kommen wir zum Eingemachten. Zunächst beglückte uns der Meister mit einem kleiner Teaser und ließ uns erstmalig etwas aus dem neuen Werk erlauschen:


Ian Anderson – Homo Erraticus album teaser

Und eine Tracklist des neuen Albums ist auch längst verfügbar, die Aufnahmen also schon längst im Kasten:

PART ONE: CHRONICLES
1. Doggerland [4:20]
2. Heavy Metals [1:29]
3. Enter The Uninvited [4:12]
4. Puer Ferox Adventus [7:11]
5. Meliora Sequamur [3:32]
6. The Turnpike Inn [3:08]
7. The Engineer [3:12]
8. The Pax Britannica [3:05]

PART TWO: PROPHECIES
9. Tripudium Ad Bellum [2:48]
10. After These Wars [4:28]
11. New Blood, Old Veins [2:31]

PART THREE: REVELATIONS
12. In For A Pound [0:36]
13. The Browning Of The Green [4:05]
14. Per Errationes Ad Astra [1:33]
15. Cold Dead Reckoning [5:28]

Ian Anderson ist nicht nur sehr geschichtsträchtig geworden, sondern auch noch unter die Lateiner gegangen. Hier einige Hinweise für Nicht-Lateiner (zu denen ich mich auch zählen muss) zu den Liedtiteln:

4 Puer Ferox Adventus: Ankunft des wilden Kindes
5 Meliora Sequamur: Let’s keep striving for better (Lasst uns nach Besserem streben) – Wahlspruch der Brighton Grammar School und auch der Blackpool Grammar School (na, wer da wohl einst zur Schule gegangen ist: Spin me back down the years and the days of my youth…?)
8 The Pax Britannica: Der Friede Britanniens, in Anlehnung an die Pax Romana des alten Rom: Prinzip der Welt- und Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert
9 Tripudium Ad Bellum: Tanz in den Krieg
14 Per Errationes Ad Astra: Während der Wanderungen der Sterne

Inzwischen geistern im Netz auch schon einige der Lieder von der neuen Scheibe. Man staunt. Aber wir sind ja globalisiert und nutzen diese Tatsache auch gern für unsere Zwecke. Dank einer Vorausschau eines polnischen Rundfunksender (Moderator der allwegs bekannte Piotr Kaczkowski) hier also schon gleich drei Lieder:


Ian Anderson “Homo Erraticus“ (The Engineer – After These Wars)


Ian Anderson “Homo Erraticus“ (The Pax Britannica)

Und ein viertes Lied lässt sich über dropbox.com sogar herunterladen: Ian Anderson: Doggerland

Oje! Was soll ich jetzt zu diesen vier Liedern schreiben. Für mich ist das weder Fisch noch Fleisch. Und wenn ich im Alter inzwischen auch die zweite Vorkommastelle mit Herrn Anderson teile: das ist musikalisch ziemlich belangloser Altherrenrock. Aber NEIN: Das habe ich jetzt nicht geschrieben. Ich werde mir die Stücke noch einmal (und noch einmal) in Ruhe anhören … Wenigstens trifft der Meister beim Gesang den Ton, wenn er auch äußerst verhalten daherzwitschert (… also beim Altherrenrock bleibe ich! Basta!).

weitere Infos siehe bei kscope – auch mit einigen ‚hübschen’ Bildchen von Ian Anderson und seinen Mannen

Deutsches Brot und deutsches Bier

In keinem anderen Land gibt es so viele Brotsorten wie in Deutschland. Nach Auskunft des Deutschen Bäckerhandwerks sollen es über 3000 Brotsorten sein, vom Kürbiskarree über die Urkruste bis zur Moorkante, viele davon gibt es nur in einzelnen Regionen. Ich will hier gar nicht weiter auf all die vielen Brotsorten eingehen. Aber eines ist allen gemeinsam: Sie werden aus Getreide hergestellt – bei uns meist aus Weizen und Roggen, oft als Mischbrote, Gerstenbrot ist bekannt (und von mir geliebt). Und dann kommen natürlich noch die besonders am Wochenende beliebten Brötchen hinzu.

Ähnlich geht es mit dem Bier aus deutschen Landen. Kein Land kann so viele Biersorten aufweisen wie Deutschland. Und auch Bier besteht zu einem wichtigen Teil aus Getreide, denn die Grundzutaten des Bieres sind Wasser, Malz (aus Gerste, Weizen, Roggen, Dinkel, Mais o. a.) und meistens Hopfen. In Deutschland bevorzugt man meist das Getränk aus Gerste, daher Bier auch gern als Gerstensaft bezeichnet wird. Weizenbiere kommen aus Süddeutschland, erfreuen sich aber zunehmend auch im Norden der Republik großer Beliebtheit – besonders zur warmen Jahreszeit ihrer fruchtig würzigen Note wegen. Haferbier ist in Deutschland wohl nicht bekannt, ich habe es vor einigen Jahren einmal in Schottland getrunken (die Schotten haben eine Vorliebe für Hafer), und zwar auf der Isle of Skye, das übrigens sehr lecker und von goldener Farbe war (Hebridean Gold).

Getreide und damit das Getreideprodukt Brot gehört zu den Grundnahrungsmittel und ist neben Wasser (bei uns eben auch in Form von Bier) wichtigster Hauptbestandteil der Ernährung. Die Errungenschaften Brot und Bier gehören sozusagen zu unserem und darüber hinaus zum Weltkulturerbe. Da gibt es ja die Liste der UNESCO aller Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend: Welterbe bzw. Weltkultur- und Weltnaturerbe. In Deutschland gehören hierzu Baudenkmäler wie Schlösser und Kirchen (z.B. der Kölner Dom), aber auch seit 2009 das deutsche Wattenmeer.

Neben dieser Liste gibt es auch eine weitere UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Hier finden sich kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden, also „Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten – sowie die dazu gehörigen Instrumente, Objekte, Artefakte und kulturellen Räume […], die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.“ Deutschland ist bisher noch nicht auf dieser Liste vertreten, will es aber und bietet eigene Kandidaten: das deutsche Brot und das deutsche Bier.

    Deutsches Brot und deutsches Bier

Der Bäckerverband will „mit der Kampagne für einen Eintrag in die Unesco-Liste […] das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Brotkultur stärken’, sagt Hauptgeschäftsführer Amin Werner.

Doch es gibt Konkurrenz: 128 Vorschläge wurden bei den Kulturministerien der Länder eingereicht, darunter die mündliche Erzähltradition Graweredersch aus Thüringen, der Chorgesang und der Kratzputz an historischen Fachwerkgebäuden in Hessen. Besonders öffentlichkeitswirksam ist natürlich die Kampagne des Deutschen Brauer-Bunds für eine Registrierung des deutschen Reinheitsgebots.

Dieses stehe ‚für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt’, wirbt der Brauer-Bund. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage unterstützen 79 Prozent der Deutschen das Anliegen der Bierbrauer.

Die Konkurrenz der Bierbrauer stört die Bäcker aber nicht. ‚Das sehen wir sehr freundschaftlich’, versichert Werner. Schließlich seien sich die beiden Produkte Brot und Bier recht nah – nicht umsonst sei ja beim Bier auch die Rede vom ‚flüssigem Brot’.“

siehe auch:
Deutsche UNESCO-Kommission – Immaterielles Kulturerbe bzw. Drei Listen des immateriellen Kulturerbes

Charles Bukowski: Such (ein Gedicht)

Es gilt als der „in den USA vielleicht nicht berühmteste, doch in den Buchläden meistgeklaute Autor“. Er war ein „eigenwilliges Unikum, das sich weder einordnen noch kategorisieren lässt.“ Mit seinem „Credo der absoluten, literarisch unverstellten Wahrhaftigkeit von Empfinden und Darstellung“ muss man ihn als modernen, ironischen Naturalisten sehen. Seine Helden sind Kleinkriminelle, Säufer, Obdachlose, Prostituierte und er selbst in Form seines literarischen Alter Egos Henry Chinaski (genannt Hank), einen „kompromisslos unangepassten, pessimistischen“ Protagonisten schlechthin. (Quelle: de.wikipedia.org). Die Tageszeitung Die Welt nannte ihn einen „göttlichen Gossenpoeten“. Ich spreche von Charles Bukowski, 1920 in Andernach als Heinrich Karl Bukowski geboren und 1994 in Los Angeles gestorben, einen US-amerikanischen Dichter und Schriftsteller deutscher Abstammung. Er veröffentlichte zwischen 1960 und den frühen 1990er-Jahren über vierzig Bücher mit Gedichten und Prosa.

Charles Bukowski schrieb Kurzgeschichten, Romane und Gedichte über das Leben in den Randzonen der bürgerlichen amerikanischen Gesellschaft und galt schon zu Lebzeiten als Kult-Autor. Bisher habe ich ihn hier fast völlig vernachlässigt, obwohl ich einige seiner Bücher gelesen habe, die ich wirklich witzig fand. Charles Bukowski „ist nicht fein und subtil, sondern deftig und deutlich, dabei stets originell“ (Westfälische Nachrichten). – Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Veröffentlicht wird Bukowski heute wie früher bei Zweitausendeins. Dort ist nun auch ein Band mit 439 Gedichte aus seiner Feder erschienen. Hier eine kleine Kostprobe:

Such

Der Hund springt aufs Bett und robbt
über mich.
„Weißt du das Wort?“ frage ich ihn.
Er gibt keine Antwort.
„Weißt du das Wort? Ich such das
richtige Wort.“
Er sieht mich mit seinen ernsten
Braunen Augen an.
„Ich warte auf das richtige Wort“
erkläre ich ihm. „Ich komme mir vor
als würde ich durch eine große heiße
Bratpfanne schnalzen.“
Er wedelt und versucht, mein
Gesicht zu lecken.

    Charles Bukowski mit Hund

„Hör mal“, ruft sie aus dem Bade-
zimmer, „kommst du jetzt endlich
aus den Federn und hörst auf,
mit dem Hund zu reden?!“

Meine Eltern haben mich auch
nie verstanden.

weitere Gedichte von Charles Bukowski im Original bei poemhunter.com

Feuchtgebiete – der Film (2013)

Es war viel Aufsehens um das Erstlingswerk „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche. Der Roman geht in expliziter und provokanter Weise mit Themen wie Ekel und Sexualität um. Während viele Rezensionen den offenen Umgang mit gesellschaftlichen Tabus und auch den unbefangenen Erzählstil lobten, kritisierten andere den derben Erzählstil sowie die schlichte Handlung und sprechen von „Pseudo-Tabubruch“ ( „… ein Super-Girl im Pipi-Kaka-Land“Andrea Ritter, Silke Müller, Ulrike Schäfer).

Vielleicht muss man sich Auszüge aus der Vita der Charlotte Roche anschauen, um ein etwas eindeutigeres Bild von der Autoren zu bekommen. Zum einen ist sie da die „Queen of German Pop Television“ (Harald Schmidt). Manchen bekannt geworden sein dürfte sie durch eine Lesereise durch Deutschland, bei der sie Auszüge einer Dissertation von Michael Alschibaja Theimuras aus dem Jahr 1978 mit dem Thema Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern vortrug.

Roche vertritt religionskritische Positionen („Ich betrete keine Kirche …“), ist Mitglied von attac und engagiert sich für die Abschaffung von Kernkraftwerken in Deutschland. Den klassischen 1970er-Jahre-Feminismus – wie etwa die vollständige Ablehnung von Pornografie – hält Roche für überholt und vertritt eher einen Sex-positiven Feminismus.

In frühen Jahren unternahm Charlotte Roche viel, um aufzufallen – so fügte sie sich u.a. selbst Wunden zu, um Bilder mit ihrem Blut malen zu können. Ein sicherlich prägendes Ereignis war anlässlich ihrer in London geplanten Hochzeit im Juni 2001 der Unfalltod ihres Bruders und zweier Stiefbrüder, wobei auch ihre Mutter schwer verletzt wurde (verarbeitet in ihrem 2. Roman).

Nun der Roman „Feuchtgebiete“ ist zum großen Teil autobiografisch (lt. Roche zu 70 %). Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Helen Memel, die u.a. von ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen, ihrer Einstellung zu Körperflüssigkeiten wie Menstruationsblut, Eiter und Sperma und von ihr angewendeten Selbstbefriedigungspraktiken berichtet. Roche zufolge soll das Buch auf bestehende Tabuisierungen in der Gesellschaft hinweisen und übertriebene Reinlichkeitsvorstellungen kritisieren. Der Roman war in Deutschland das am meisten verkaufte Buch des Jahres 2008. Roches zweiter Roman „Schoßgebete“ erschien am 10. August 2011 mit einer Startauflage von 500.000 Exemplaren, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Ich gehe wohl nicht zuweit, wenn ich behaupte, dass Voyeurismus die Verkaufszahlen gefördert hat.

    Feuchtgebiete – der Film (2013)

2013 nun kam die Verfilmung des Romans in die Kinos und ist jetzt auf DVD bzw. Blu-ray Feuchtgebiete erhältlich. Regie führte David F. Wnendt.

Helen Memel (Carla Juri) ist eine sehr „unmädchenhafte“ 18-Jährige, die immer ausspricht, was ihr in den Sinn kommt und die reihenweise gesellschaftliche Tabus bricht – besonders jene sexueller Art. Hygiene ist für sie ein Fremdwort. Trotz ihrer ungewöhnlichen Art wünscht sich Helen nichts sehnlicher, als dass ihre geschiedenen Eltern (Meret Becker, Axel Milberg) wieder zusammenfinden. Diese sind einer Wiedervereinigung jedoch eher wenig zugeneigt und so bleibt Helen nur ihre beste Freundin Corinna (Marlen Kruse), mit der sie durch dick und dünn geht und immer wieder unkonventionelle Sachen ausprobiert. Eines Tages verletzt sich Helen bei einer Intimrasur und muss daraufhin ins Krankenhaus. Schon bald steht im Hospital alles Kopf, denn mit ihrer Art erregt Helen immer wieder die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen und sorgt für Irritationen. Das betrifft den Chefarzt Professor Notz (Edgar Selge) genauso wie den jungen Krankenpfleger Robin (Christoph Letkowski). Der hat es Helen angetan und sie verdreht ihm schon bald gehörig den Kopf.

aus: filmstarts.de

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Feuchtgebiete – der Film

Vom Hype um das Buch habe ich mich damals nicht anstecken lassen. Ich bin immer ziemlich skeptisch gegenüber ‚Bahnbrechendes’, das ungebremst die Charts erobert. So viele Hörer, Zuschauer und wie in diesem Fall: Leser können sich nicht irren. Oder doch? Und jetzt der Film. Da konnte ich mir nur 100 Minuten meines Lebens vertun. So habe ich mir den Film also angetan.

Ich habe mich immer schon gefragt, warum bestimmte ‚Dinge’, die im Leben passieren, z.B. in Literatur und Film ausgeklammert, einfach ignoriert werden. Diese ‚Dinge’ haben immer etwas mit Körperflüssigkeiten zu tun. Da prägen sich manche Ausnahmen sehr schnell ein: Frank Zappa auf dem Klo, selbst Albert Einstein, der dem Betrachter die Zunge zeigt, muss hierzu gerechnet werden. Stellt man nun diese ‚Dinge’ in den Mittelpunkt, dann ist das in der Regel ‚Pornografie’ oder eben so ein Tabubruch a la „Feuchtgebiete“. So gesehen hat sich das Buch lediglich einer Marktlücke bedient, die eigentlich schon seit ewigen Zeiten unübersehbar aufgeklappt nach ‚Füllung’ heischt. Eine Verfilmung ist dann nur noch logische Konsequenz.

Ich habe mir also diesen Film angetan. Und da ich ‚locker’ an die Sache herangegangen bin (mehr als 100 Minuten Lebenszeit vertun war ja nicht drin), bin ich durchaus positiv überrascht (aber eigentlich habe ich nichts anderes erwartet und wäre enttäuscht, hätte der Film mich enttäuscht). Was der Film bietet, das ist ein durchaus „feinfühliges Porträt einer ungewöhnlichen Protagonistin, unter deren tougher Schale […] langsam das verletzliche Mädchen zum Vorschein“ kommt. Überzeugend gespielt von der Hauptdarstellerin Carla Juri als Helen (und schön auch, Axel Milberg, einen meiner Lieblings-Tatort-Kommissare, als Helens Vater zu sehen). Sicherlich hat das alles etwas Postpubertäres an sich (und bezieht man die 70 % Eigenanteil der Romanautorin mit ein – etwas Paraphiles). Manches mag dann wirklich auch ekelig sein. Bedenkt man aber, auf welch schlüpfrigen Terrain sich der Regisseur bewegte, so erstaunt das filmische Ergebnis durchaus. Selbst der unappetitlichen Pizzabäckerszene (nicht umsonst mit Pornodarstellern gedreht … – so weiß man, warum die Spinatpizza so ‚komisch’ schmeckte – mehr verrate ich nicht …) gewinnt man aufgrund der stilistischen Überhöhung mit „Blauer Donau …“ usw. geradezu poetische Züge ab. Es mag manchmal Schmuddelecke sein, ist aber deutlich fernab von Pornografie. Also nicht unbedingt etwas für Voyeure.

Es ist eben nun einmal so: Der Film (wie das Buch) zeigt uns bestimmte ‚Dinge’, die im Leben passieren … und etwas mit Körperflüssigkeiten zu tun haben. Was andere Filme (und Bücher) ignorieren, steht hier im Mittelpunkt. Und das hat einen durchaus unterhaltsamen Charakter.

Gunter Gerlach: Tod in Hamburg – Brahms ermittelt

    Vielleicht war das bereits Liebe? Drohte die Zweisamkeit als Vereinzelung und spezielle Form der Einsamkeit, der Rückzug aus dem urbanen Leben. Die Paarbildung führte zur Lösung aus der Gruppe, war gerade deshalb Pfeiler der Macht des Staates. Gruppen ließen sich nicht so gut lenken. In ihnen herrschte Solidarität. Paare verlangten untereinander Loyalität. Brahms schwankte …
    (Gunter Gerlach: Tod in Hamburg, S. 107)

Auf besondere Empfehlung hin habe ich den Kriminalroman Tod in Hamburg: Brahms ermittelt (Ein Ellert & Richter Krimi – Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2008) von Gunter Gerlach gelesen. Er spielt in Hamburg und Hamburg spielt dabei eine durchaus wichtige Rolle. Ich mag Krimis mit Lokalkolorit.

    Gunter Gerlach: Tod in Hamburg - Brahms ermittelt

Lutz Brahms, Gitarrist und privater Ermittler, findet die Leiche seines Bandkollegen Robert Manley. Schnell wird klar: Robert Manley hatte viele Feinde. Doch wer war sein letzter Gast?
Brahms nimmt die Ermittlungen auf und lässt sich von seiner Spürnase kreuz und quer durch Hamburg führen – sehr zum Verdruss seines Vaters, eines bekannten Kaffee-Importeurs, der seinen Spross endlich im Familienunternehmen sehen will.
Von den grünen Vierlanden bis zum noblen Blankenese, von der szenigen Schanze bis zum schicken Eppendorf – Gunter Gerlach fängt die Atmosphäre und den Charme der Hansestadt ein und lässt seinen Helden und Hundekenner an allen Ecken schnüffeln.
(aus dem Umschlagtext)

Im Nachhinein hat dieser Kriminalroman seine eigenen Besonderheiten. Selten haben sich so viele Verdächtige selbst bezichtigt. Und am Ende stellt sich der Fall als ein Doppelmord heraus. Nicht das zwei Menschen ermordet werden, nein, ein Mensch wird – unabhängig voneinander – von zwei Menschen ermordet. Die Idee hat etwas. Aber die Umsetzung scheint mir nicht so ganz geglückt.

Ich kenne Hamburg nun einmal einwenig. Aber „die Atmosphäre und der Charme der Hansestadt“ kommen nicht wirklich herüber. Und auch die Protagonisten bleiben eher blass, allen voran Lutz Brahms, Gitarrist in einer Band, ehemaliger Kammerjäger, jetzt privater Ermittler und zudem Hundeflüsterer. Welch kuriose Mischung.

    Gunter Gerlach: Internationaler Krimitag 2012 zugunsten von Hinz&Kunzt

Natürlich kann und muss man wohl Gunter Gerlachs Kriminalroman aus einer etwas anderen Sicht betrachten. Ich habe bisschen auf Gerlachs Website gestöbert und bin dabei auf durchaus Interessantes gestoßen, z.B. seine visuelle Poesie und öffentlichen Performances. Gunter Gerlach besticht durch außergewöhnliche Ideen (die Idee vom „Doppelmord“ hat ja etwas – oder die Allergie-Krimis). Es ist wohl schon richtig, dass „seine Helden in kein Schema passen, seine Sprache anders ist.“ (Joachim Schneider, Badische Zeitung). So habe ich mich auch für ein Zitat (siehe oben) aus dem Buch entschieden, das so gar nicht zu einem Kriminalroman passen will und vielleicht doch ganz gut den „Tonfall“ des Buchs wiedergibt.

siehe auch Gunter Gerlachs Beiträge im CULTurMAG: Gerlachs Unmögliche Lektüren (u.a.)

SPAM

Wer kennt sie nicht, die unerwünschten, oft kommerziellen Massen-E-Mails oder -Postings im Internet, mit denen Mail-Konten u.a. vollgemüllt werden. Mehr als die Hälfte aller weltweiten E-Mails sind Spams (die Schätzungen schwanken, aber jeder wird selbst wissen, wie viele seiner Mails unaufgefordert zugesandt werden), so nennt man diesen digitalen Schrott. Und die Spamflut ist ungebrochen.

    SPAM - Spiced (Pork and) Ham

Aber nur die wenigstens werden wissen, woher der Ausdruck SPAM kommt. Viele übersetzen ihn mit Müll. Dabei ist SPAM eigentlich, d.h. ursprünglich etwas mehr oder weniger Leckeres (nun ja …). SPAM ist gepökeltes, im eigenen Saft gegartes und gewürztes Schweinefleisch (Muskelfleisch, Speck und Schwarte), das meist in Dosen angeboten wird. Das Wort selbst ist ein so genanntes Kofferwort aus dem Englischen: Spiced (Pork and) Ham, zu deutsch: gewürzter Schinken.

    Monty Python

Was hat nun gewürztes Schinken mit Massen-E-Mails zu tun? Eigentlich nichts. Aber da gab die britische Komikergruppe Monty Python vor nun fast schon 45 Jahren am 5. Oktober 1969 ihren Einstand im britischen Fernsehen mit der Comedy-Show Monty Python’s Flying Circus. Und es war wohl der 15. Dezember 1970, da wurde ein Sketch namens SPAM zu ersten Mal im britischen Fernsehen ausgestrahlt.

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Monty Python: SPAM

Dieser Sketch von Monty Python ist gewissermaßen “die Mutter aller Spams”: Ein Ehepaar ‚schwebt’ in einem Imbiss ein. Der Mann fragt die Kellnerin, was es denn so zu essen gebe, und diese beginnt, die Speisekarte vorzulesen. Je länger die Speisekarte wird, desto mehr Spam enthalten die Gerichte, es beginnt mit „Eier und Spam“ und führt bis zu „Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, gebackene Bohnen, Spam, Spam, Spam und Spam“.

Geschlagene 132-mal wird das Wort SPAM genannt. Wegen dieser massenhaften Wiederholung desselben Wortes in kurzer Zeit übernahmen Usenet-Benutzer den Begriff auch für ihr Medium: Das massenhafte Verbreiten desselben Artikels in den Newsgroups wurde ebenfalls mit „Spam“ bzw. dem entsprechenden Verb „spamming“ bezeichnet. Von dort wurde der Begriff später auf E-Mails übernommen. Gemeint ist immer ein massenhaftes Verbreiten („zumüllen“) mit ein und derselben Sache. (Quelle: aidex.de)

Hier auch die gesamte Folge (2. Staffel – Folge 12) aus Monty Python Flying Circus:

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Monty Python’s Flying Circus S2E12

Wie komme ich eigentlich auf dieses Thema? Über den Internetauftritt der Firma, bei der ich arbeite, können neuerdings Newsletter abonniert werden. Diese werden über eine E-Mail-Marketing-Firma versandt und sehen im Quelltext in etwa wie folgt aus:

From: Newsletterdienst <newsletter@meine_firma.de>
Return-Path: <bounce+99999@bounce-email.marketing.de>

Es liegen also gewissermaßen zwei unterschiedliche E-Mail-Adressen des Absenders vor. Viele Mail-Server der Empfänger weigern sich nun, die Absenderadresse zu akzeptieren (fehlende Authentifizierung des Postausgangsservers) und bewerten eine solche Mail (mit Newsletter) als SPAM.

Starkbierzeit und so

Am letzten Mittwoch, dem Aschermittwoch (lat.: Dies Cinerum), begann für viele Menschen wieder die vierzigtägige Fastenzeit bis Ostern. Meine Frau und auch mein jüngerer Sohn wollen diese Tage nutzen und auf Süßigkeiten aller Art verzichten. Man spricht dann von Enthaltung oder Abstinenz. Der Sinn ist aber ein ähnlicher: Man verzichtet bewusst auf etwas, um z.B. die eigene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu fördern bzw. die Willenskraft zu erhöhen.

Stark-, Bock- und Doppelbockbiere – aus deutschen Landen

Fastenzeit ist allerdings auch Starkbierzeit, genauer: Doppelbockbierzeit. Zur Verbreitung des Bockbieres trugen zum großen Teil die Klöster bei, die in den Fastenzeiten, nach dem Motto „Flüssiges bricht Fasten nicht“, dieses besonders süffige und nahrhafte Getränk bevorzugten. Anderswo habe ich gelesen, dass während der Fastenzeit die Einnahme von drei Bissen Brot, drei Schluck Wasser und drei Schluck Bier erlaubt war. Damit die Mönche halbwegs bei Kräften blieben, braute man in dieser Zeit ein besonders gehaltvolles Bier.

Nicht, dass ich die Enthaltsamkeit meiner Lieben sabotieren will. Aber ich mag nun einmal ein gehaltvolles, dunkles Bier und in diesen Tagen gibt es davon eine ganze Menge. Ich habe mich auf jeden Fall auch in diesem Jahr mit einem Kasten verschiedener Bock-, Stark- bzw. Doppelbockbiere eingedeckt und werde diesen ganz suutje piano, wie man hier im Norden sagt (gemächlich und leise), ‚vertilgen’. Einige der Biere habe ich ja bereits an anderer Stelle vorgestellt: Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 %, Paulaner Salvator 7,9 % und Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 %. Diesmal habe ich auch ein Bier aus dem Norden Deutschlands gewählt: das naturbelassene, untergärig dunkle Störtebeker Starkbier mit Stammwürze 16,9% und 7,5% vol. Dieses hat besonders kräftige Malzaromen, die an schwarzen Kaffee, gar an herbe Schokolade erinnern und das von besonders dunkler Farbe ist.

Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 % vol.

Paulaner Salvator 7,9 % vol.

Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 % vol.

Paulaner Salvator 7,9 % vol.

Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 % vol.

Störtebeker Starkbier 7,5 % vol.

Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 % vol.

Störtebeker Starkbier 7,5 % vol.

Überhaupt die Farbe, die vom Malz geprägt wird: Wie das Störtebeker Starkbier, so ist auch das Asam Bock von sehr dunkler, fast schwarzer Farbe. Das Salvator ist dagegen schon fast hell (rötlich goldfarbend) – und Andechs Doppelbock dunkel liegt irgendwo dazwischen. Die Farbe, der Malz bestimmt so gewissermaßen auch den Geschmack. Alle Biere sind auf jeden Fall süffig und gehaltvoll. Man sollte ein „geübter Biertrinker“ sein, wie ich einmal im Zusammenhang mit einem anderen Bockbier las. Auf jeden Fall ist so ein Bier viel zu schade, um es in Mengen in sich hineinzuschütten. Hier steht der bewusste Genuss ganz klar vor dem Alkoholexzess.

Okay, es ist für mich nicht gerade eine Fastenzeit, die Tage bis Ostern. Aber trotz eines süffigen Bieres am Abend werde auch ich mich bewissen Einschränkungen hingeben, Tag für Tag auf eine andere Art (einen alkohol- und damit bierfreien Tag gibt es sowieso jede Woche mindestens einen). Am Wochenende war z.B. mein älterer Sohn bei uns und bereitete fürs Abendessen einen veganen Matjeshering zu. Also fleischlose Kost. Matjes? Vegan? Jo!

Statt Heringsfilets nimmt man Auberginen, schneidet diese längst in entsprechend große Scheiben, salzt diese mehr oder weniger kräftig und packt die gesalzten Scheiben Schicht für Schicht in Haushaltspapier (Küchenrolle). Das Ganze auch noch etwas beschweren, damit die Flüssigkeit aus dem Gemüse entweicht. Das Rezept stammt von Jerôme Eckmeier und aus seinem Kochbuch Vegan: Tut gut – schmeckt gut!. Bei Youtube gibt’s dann auch noch jede Menge Rezepte-Videos dazu. Der vegane Matjesheringssalat schmeckte dank vieler Zwiebeln, Apfelstücke und frischem Dill (Sahne war aus Soja) annähernd originalgetreu. Mir mundete es auf jeden Fall (… und da schmeckte das Doppelbock am Abend fast noch besser!).

Gravity

Gravity ist ein US-amerikanisch-britischer Weltraum-Thriller von Alfonso Cuarón mit Sandra Bullock und George Clooney aus dem Jahr 2013, der im August desselben Jahres bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Premiere hatte. Der Filmstart in den deutschsprachigen Kinos war am 3. Oktober 2013. Im Filmjahr 2013 gewann der Film mehrere Auszeichnungen, darunter sieben Oscars.

Die brillante Bio-Medizinerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) geht auf ihre erste Weltraum-Mission. An ihrer Seite ist der Astronaut Matt Kowalski (George Clooney), ein Veteran auf seinem letzten Trip ins All vor dem Ruhestand. Doch ein Routineausflug der beiden Astronauten außerhalb der Raumkapsel endet im Desaster. Das Shuttle wird zerstört, Ryan und Matt befinden sich plötzlich ganz alleine in den dunklen Tiefen des Weltraums – um sie herum nur Stille. Die Raumfahrer haben jeglichen Kontakt zur Erde verloren und es gibt keine Aussicht auf eine Rettung, während ein Verbindungsband wenigstens verhindert, dass sich die beiden auch noch gegenseitig verlieren. Jeder Atemzug frisst etwas mehr von dem wenigen Sauerstoff, den sie noch haben, und schließlich wird Angst zu Panik und dann zu tiefer, hoffnungsloser Verzweiflung.

aus: filmstarts.de

    Gravity (2013)

Ohne Zweifel ist der Film, der jetzt als DVD bzw. Blu-ray Gravity erhältlich ist, außergewöhnlich: der ultimative Weltraumfilm. Es erstaunt besonders, wie ein solcher Film überhaupt entstehen konnte. Modernste Animationstechnik machte es möglich.


Gravity (2013)

Die Kritiken haben sich geradezu überschlagen. Lobenshymnen ohne Ende. Wer wie ich den Film lediglich in 2D geschaut hat, hat’s dann doch eine Nummer kleiner. Ohne Zweifel zeigt uns Alfonso Cuarón grandiose Bilder, die in 3D spektakulär sein müssen. Es bleibt aber eine im Grunde einfache Geschichte, die da erzählt wird. Zunächst dachte ich, George Clooney im Weltall, wow. Aber seine Rolle ist doch eher begrenzt. Anders sicherlich Sandra Bullock, die Verzweiflung, aber auch Überlebenswillen allein in ihrem Gesicht hinter den Spiegelungen des Helmvisiers glaubhaft ablesen lässt. Für unsere Zeit verwunderlich sind die extrem langen Einstellungen des Films, die mich an das andere Weltraumspektakel 2001: Odyssee im Weltraum (1968) erinnern. Sie zeigen uns die berückende Schönheit, ebenso den existentiellen Schrecken des Kosmos, in dem irdische Gewissheiten nicht gelten. Eigentlich werden wir doch immer wieder mit schnellen Schnitten bombardiert.

Auch wenn der Film uns aufzeigt, wie anfällig unsere Technik ist, so bedient er sich ihrer auf eine nahezu unverschämte Weise. Der Film will uns staunend machen und setzt dabei in erster Linie auf die Optik. Mit der heute möglichen digitalen Technik wird dem Zuschauer ein zutiefst sinnliches Erlebnis vermittelt – und droht leider im Bombast zu ersticken. Dem versucht Cuarón entgegenzusteuern, indem er die ‚Geschichte’ nicht gänzlich aus den Augen verliert. Aber es sind dann doch ‚nur’ die Bilder, die uns beeindrucken und beeindrucken sollen. Es ist kein Spielfilm mehr, es ist ein Bilderbogen. Allerdings einer, der uns eine Sicht ermöglicht, die in Realität so nicht möglich ist: Der Blick aus dem Weltall selbst.

Wer Kino mag, kommt an diesem Film nicht vorbei. Diesen Film ‚muss’ man gesehen haben. Für mich heißt das aber auch, dass ich mich nach einem Film ‚sehne’, der mehr irdische Bodenständigkeit beinhaltet. Die menschliche Gesellschaft ist Kosmos genug.