Archiv für den Tag: 26. September 2010

Das Leben. Der Tod. (01) Ein Regentag

Geburt. Der Tod. Dazwischen ein Leben. Mein Leben. Ein Leben in der Zeit. Ein menschliches Leben, bestimmt und geprägt von menschlichen Ansichten, ausgerichtet auf das Ziel, dem Leben einen Sinn zu geben.

Was ist aber ein Leben, mein Leben: Was bin ICH davon, von all den Gedanken und Gefühlen, die ich habe? Was ist aus mir selbst erwachsen, das nicht von außen den Stempel anderer aufgedrückt bekommen hat? Und ist nicht auch vieles in mir, dass das Gepräge, von meinen Ahnen gebildet, widerspiegelt? Bin ich nicht ein Gewusel, eine Mischung, ein Cocktail aus Veranlagung und Einwirkung, ein Spielball innerer und äußerer Kräfte?

Ein Tag in meinem Leben. Ein Tag von vielen. Ein Regentag. Es regnet ohne Unterlass. Die Regentropfen platschen auf die Scheibe, sinken hinab und zerfließen. Der Blick aus dem Fenster zeigt ein verschwommenes Bild der Bäume, hinter denen sich die Dunkelheit noch verbirgt, um bald hervorzubrechen, um den Tag, den Regentag, einzuhüllen in schwarze Kleider.

Wilfried Albin: Das Leben. Der Tod. (01) Ein Regentag

Im Ohr klingen die Regentropfen wie ferner Trommelwirbel. Dem Regen müssen die Arme lahm werden, denn er trommelt schon seit Stunden.

Und wie der Tag sich dem Ende neigt, so vergeht eines Tages mein Leben. Da versinkt mein Blick in Nacht – und ein letzter Gedanke durchzuckt die Hirnwindungen, der vielleicht erste und einzigste, der echte, MEIN Gedanke. Und ein letztes Gefühl steigt aus dem Leib, das vielleicht erste und gleichzeitig letzte, das reine, MEIN Gefühl. Und in beiden offenbart sich mit Grund mein ICH.

(1. Fassung: 26.09.2010)