Archiv für den Monat: April 2010

Jethro Tull: Beltane

Tanz in den Mai, wer kennt nicht das ausgelassene Treiben. Dabei ist die Nacht von heute auf den 1. Mai ursprünglich die Walpurgisnacht, eigentlich das Mondfest, das in der Nacht des ersten Vollmondes zwischen der Frühjahrstagundnachtgleiche und der Sommersonnenwende gefeiert wird. Traditionell gilt jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der angeblich die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg (eigentlich Brocken), aber auch an anderen erhöhten Orten ein großes Fest abhalten und auf die Ankunft des „gehörnten Gottes“ warten.

Beltane in Schottland

Diese Nacht entspricht aber auch dem keltischen Fest „Beltane“. Es war wie viele ähnliche Feste ein Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest, es gehört zu den sogenannten Feuerfesten. Es steht für das Neuerwachen und die Aufbruchstimmung der Erde nach dem Winter, ein Fruchtbarkeitsfest nicht nur im Sinne der Fortpflanzung, sondern auch für Kreativität, neue Ideen, Projekte oder neue Beziehungen. Im keltischen Jahreskreis kann es mit der aufblühenden Jugend verglichen werden.

Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull, geboren in Schottland, hat sich in vielen Liedern mit den Ursprüngen seiner Heimat beschäftigt. Und so gibt es auch ein Lied von Jethro Tull mit dem Titel „Beltane“ (erschienen 1988 auf dem „20th Anniversary box set“, später auf der remastered CD „Songs from the Wood“ als Bonus-Track).

Have you ever stood in the April wood and called the new year in?
While the phantoms of three thousand years fly as the dead leaves spin?

Hast du jemals im April-Wald gestanden und das neue Jahr herbeigerufen?
Während die Phantome aus 3000 Jahren fliegen wie tote Blätter-Wirbel?

aus: Beltane


Jethro Tull: Beltane

Lockruf des Vulkans

Heute scheinen die Flugzeuge auch von Islands internationalen Flughafen in Keflavik, in der Nähe von Islands Hauptstadt Reykjavik, wieder zu fliegen. Nachdem der Ausbruch des Vulkan unterhalb des Gletschers Eyjafjallajökull mit seiner Aschewolke den Flugverkehr von großen Teilen in Europa lahm legte, sorgte ein Ostwind dafür, dass in den letzten Tagen Islands Luftraum vom Rest der Welt abgeschnitten wurde.


Vulkanausbruch Island April 2010

Der Eyjafjallajökull liegt im Süden Islands. Vor nun fast 20 Jahren besuchte ich mit meiner Frau und weiteren drei Mitreisenden die Insel im hohen Norden Europas und machte eine Rundreise, die in Reykjavík begann und größtenteils auf der Ringstraße 1 rund um die Hauptinsel führte – mit Halt in Höfn, Húsavík, Akureyri und zwischendurch am Mývatn. Dabei führte uns der Weg auch an dem Eyjafjallajökull vorbei, der aber damals wenig Aufsehen erregte.


Eyjafjallajökull – Südisland

Einen Vulkanausbruch haben wir vor 20 Jahren nicht erlebt. Aber überall auf der Insel wird man gewahr, dass Island die größte Vulkaninsel der Welt ist. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken und damit sowohl auf der Nordamerikanischen als auch auf der Eurasischen Platte, wobei sich die Plattengrenzen von Südwesten nach Nordosten in etwa diagonal über die Insel ziehen. Die Platten entfernen sich jährlich etwa 2 cm voneinander. Ein Mantelplume unter der Insel, der sogenannte Island-Plume, sorgt jedoch mittels Vulkanismus für ständigen Nachschub von geschmolzenem Gesteinsmaterial aus dem Erdinneren, so dass die Insel nicht auseinanderbricht. Etwa 30 aktive Vulkane befinden sich derzeit auf Island, die man etwa 30 Vulkansystemen zuordnen kann. Das Wort Geysir ist Isländisch und das sagt schon alles.

Die Landschaft ist einerseits durch Vulkanismus geprägt, andererseits auch durch den Wasserreichtum. Es gibt zahlreiche Flüsse, Seen und Wasserfälle. Darunter ist mit dem Dettifoss der energiereichste Wasserfall Europas, gemessen am Wasservolumen pro Sekunde × Fallhöhe. Das Isländische Hochland im Zentrum der Insel bildet eine Periglazial-Wüste und ist nahezu unbewohnt.

Ísland – das ist eine Insel aus Eis und Feuer, Schwefel und Dampf, aus Wasser und Stein. Die Landschaft ist einzigartig. Das einer meiner Lieblingsplätze ausgerechnet auf Island zu finden ist, sollte da nicht verwundern. In diesem Blog bin ich deshalb auch oft genug auf Island zurückgekommen. So erscheint mir der Vulkanausbruch wie ein Lockruf: Komm nach 20 Jahren einmal wieder nach Island. Leider muss Island noch etwas auf mich und meine Lieben warten.


AlbinZ in Iceland 1990
Musik: Flairck – De Overtocht (Oceana) (“The Crossing”) von „Circus“

siehe auch zdf.de: Vulkanasche über Europa – Alles zur Aschewolke

2012

Da der Beamer samt 5.1-Tonanlage bereits im Keller aufgebaut war, mit meinem jüngsten Sohn guckte ich mir letzten Freitag Avatar – Aufbruch nach Pandora an, gab es am Samstag den nächsten Film, den ich mir jetzt mit meinen beiden Söhnen im Großformat anschaute: 2012 in der Regie von Roland Emmerich.

Das Jahr 2012 taucht im Titel einer Reihe esoterischer Bücher auf. Eine bestimmte Zahlenkonstellation des Maya-Kalenders (Schöpfungstag) am 21. Dezember 2012 wird zum Anlass genommen, sowohl das Ende der Welt in ihrer bisherigen Form, als auch den Aufstieg der Menschheit in eine neue spirituelle Dimension zu datieren.

Der Film 2012 basiert auf der Idee, dass nach dem Ende der Langen Zählung des Maya-Kalenders die Welt im Jahr 2012 untergehen wird. Dabei greift der Film die von Charles Hapgood 1958 vorgestellte Hypothese der Erdkrustenverschiebung auf, die mit zahlreichen Begleitphänomenen (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen) zum Weltuntergang führt.


2012 / Trailer [deutsch]

Roland Emmerich, der den Beinamen “schwäbischer Spielberg” erhielt, ist bekanntlich der Meister des Katastrophenfilms. In 2012 zieht er erneut alle Register, um uns visuell den Weltuntergang nahe zu bringen: Erdbeben ohne Ende, Megatsunamis und Vulkanausbrüche. Alles natürlich äußerst klischeehaft serviert und mit reichlich Pathos gewürzt. Obwohl ich alles andere als ein Geophysiker bin, kommt mir vieles in dem Film sehr weit hergeholt vor. Meine beiden Söhne konnten sich das Lachen am Ende nicht verkeifen. Sicherlich sind die visuellen Effekte ziemlich sensationell, aber die Story hinkt auf beiden Beinen: Wie die Erde nach einigen Wochen wieder zur Ruhe kommt, obwohl sich die Kontinente radikal verändert haben, mag nur in einem Film von Roland Emmerich Wirklichkeit werden.

Schlimm, wenn vielleicht auch durchaus real, ist die Botschaft des Films (wenn der Film neben der Zurschaustellung von Katastrophen überhaupt eine Botschaft hat): Nur wer Geld hat oder sonstwie zu den Oberen gehört (Politik, Militär und einige Wissenschaftler) kann sich ein Überleben sichern. Da wirkt die Opferbereitschaft des amerikanischen Präsidenten vielleicht mildernd, am Ende aber doch nur übertrieben pathetisch. Und auch der italienische Ministerpräsident (doch wohl nicht Berlosconi?) verbleibt wie ein guter Kapitän auf dem untergehenden Schiff Italien. Immerhin wird die deutsche Bundeskanzlerin geret-tet-tet.

Avatar – Aufbruch nach Pandora

Es ist der erfolgreichste Film aller Zeiten mit einer Einspielsumme von über 2,7 Milliarden US-Dollar: James Camerons Avatar – Aufbruch nach Pandora. Der Film vermischt real gedrehte und computeranimierte Szenen. Große Teile des Films wurden in einem virtuellen Studio mit neu entwickelten digitalen 3D-Kameras gedreht. Seit einigen Tagen ist der Film u.a. als DVD Avatar – Aufbruch nach Pandora im Handel zu beziehen.

Ähnlich wie bei den sechs Episoden von Star Wars, so sollte man sich diesen Film möglichst auf einem großen Bildschirm oder per Beamer auf einer großen Leinwand anschauen. Nur so lohnt sich das Gucken und Hören – trotz 2D. So baute ich am letzten Wochenende den Beamer samt 5.1-Tonanlage im Keller auf und guckte mir den fast dreistündigen Film mit meinem jüngeren Sohn an.

Ohne Zweifel ist Avatar – Aufbruch nach Pandora ein von der Optik bahnbrechendes Werk. Wenn der Film voraussichtlich im August noch einmal in die Kinos kommt, dann kann ich mir gut vorstellen, diesen Film einmal dort, allerdings in einem 3D-Kino, anzusehen.

Eigentlich stehe ich solchen mit Superlativen ausgestatteten Machwerken immer skeptisch gegenüber. Was mich ziemlich früh für diesen Film eingenommen hat, war die Kritik konservativer Kreise in den USA, die dem Film Antiamerikanismus vorwarf. Was muss ein so typisch amerikanischer Film haben, wenn man ihm Antiamerikanismus vorwirft?

Worum geht es in dem Film?

Im Jahr 2154 sind die Rohstoffvorkommen der Erde erschöpft. Die Menschen haben begonnen, in den Weiten des Alls nach Alternativen zu suchen. Federführend ist der Konzern Resources Development Administration (kurz RDA), ein Raumfahrt-Konsortium, das auf Pandora, einem erdähnlichen Mond eines fiktiven Planeten namens Polyphemus im Sternsystem Alpha Centauri, Tagebau betreibt. Der Abbau des begehrten Rohstoffs Unobtanium erweist sich trotz angeschlossener Militärbasis als äußerst schwierig. Pandora ist von einer für Menschen giftigen Atmosphäre umgeben und zudem Lebensraum vieler gefährlicher Tiere und einer intelligenten humanoiden Spezies namens Na’vi.

Zur Kontaktaufnahme mit dieser großgewachsenen und im Einklang mit der Natur lebenden Spezies der Na’vi wurde vom RDA-Konzern das Avatar-Programm ins Leben gerufen. Dieses enthält die künstliche Erschaffung von Wesen, Avatare genannt, aus menschlicher und Na’vi-DNS, die den Ureinwohnern sehr ähnlich sehen (im Gegensatz zu den Na’vi haben diese Chimären an jeder Hand fünf statt nur vier Finger und an den Füßen fünf statt vier Zehen) und die mittels Gedankenverbindung von jeweils einem bestimmten Menschen gesteuert werden. Mit Integration dieser Avatare in die Gemeinschaft der Na’vi soll der Einfluss der Menschen auf die Eingeborenen erhöht werden, um diese für ihre Zwecke zu gewinnen. Leitende Wissenschaftlerin dieses Programms ist Dr. Grace Augustine, deren Absichten im Gegensatz zum RDA-Konzern nicht auf Profit-Interessen beruhen. Vom harmonischen Gleichgewicht der Lebenswelt und ihrer Bewohner auf Pandora fasziniert (beispielsweise von der neuronalen Vernetzung aller Bäume), ist sie mit ihrem gesamten Mitarbeiterstab den Na’vi freundlich gesinnt. Seit jedoch ein erster „Missionierungsversuch“ (Bau von Schulen, Bereitstellung medizinischer Ausrüstungen etc.) offenbar fehlschlug, scheint der Konzern seine Interessen auf militärische Weise durchsetzen zu wollen, was wiederum zu Spannungen zwischen Dr. Augustine und der Betriebsleitung in Gestalt von Parker Selfridge führt.

Im weiterem Mittelpunkt des Films steht der frühere US-Marine Jake Sully, der in seinem Avatar Neytiri, die Tochter des Omaticaya-Häuptlings Eytukan, kennen lernt. Er wird bei den Na’vi aufgenommen. Durch seine Präsenz gewinnt Jake Sully das Vertrauen der Na’vi. So ermöglicht er den Wissenschaftlern erneute Kontakte mit dem Naturvolk. Die Betriebsleitung versucht ebenfalls, den wachsenden Einfluss von Jake Sully für ihre Zwecke zu nutzen. Dabei soll dieser die Omaticaya überzeugen, ihren Lebensbaum zu verlassen, damit das Unobtanium unter dem Baum abgebaut werden kann.

Nach der mit Neytiri gemeinsam verbrachten Nacht wird Jake Sully Augenzeuge, wie Bulldozer einen der heiligen Orte der Na’vi (Baum der Stimmen) zerstören. Er will sie aufhalten und beschädigt dabei die Orientierungskameras einer der Maschinen. Als er in der Zentrale erkannt wird, scheint die Situation zu eskalieren. Das Militär übernimmt das Labor, unterbricht alle Schnittstellen zu den Avataren und bringt Sully und die Wissenschaftler zum Stützpunkt zurück. Nicht zuletzt auch wegen der Aussage von Sully in seinem Video-Tagebuch, dass die Omaticaya ihren Lebensbaum niemals freiwillig aufgeben werden, drängt nun Colonel Quaritch die Betriebsleitung um Selfridge auf ein militärisches Eingreifen.

Natürlich ist der Plot des Films in guter, alter Hollywood-Manier gestrickt. Also eigentlich nichts Außergewöhnliches. Was den Film heraushebt, sind die Bilder selbst, die diesen Film sicherlich in 3D-Technik geradezu zu einem Erlebnis machen: Man sieht diesen Film nicht mehr allein, man erlebt ihn. Es ist wirklich beeindruckend, was James Cameron mit neuester Technik auf die Leinwand zaubert. Über Beamer betrachtet erahnt man, was da in einem 3D-Kino auf einem zukommt. Und da mir die ökologische Botschaft des Filmes gefällt, kann ich diesen Film für die, die ihn bisher noch nicht gesehen haben, nur weiterempfehlen.


Avatar – Aufbruch nach Pandora 3D Trailer

Nord

Jomar raucht, schläft und trinkt ziemlich viel – mit Vorliebe hochprozentigen Alkohol. Seit ein Unfall seine Sportkarriere beendet hat, gibt er sich als Liftwärter in der verschneiten Einöde Norwegens seinem Selbstmitleid hin. Als Jomar erfährt, dass er einen vierjährigen Sohn hoch im Norden haben soll, begibt er sich mit seinem Schneemobil und einem Fünf-Liter-Kanister Alkohol als einzigem Proviant auf eine ebenso kuriose wie poetische Reise. Unterwegs durch atemberaubende Landschaften Richtung Polarkreis begegnen ihm allerhand seltsame Gestalten.

Quelle: offizielle Website zum Film Nord

Im ersten Spielfilm Nord von Rune Denstad Langlo wird der Zuschauer mit einer ganzen Reihe von originellen Typen und skurrilen Situationen konfrontiert. In dem schwach besiedelten Königreich Norwegen wird wenig gesprochen und viel getrunken, das ist auch im Ausland nicht unbekannt. Doch wie viele Absurditäten auf einen gen Polarkreis reisenden jungen Mann warten, das ist nicht nur überraschend, sondern auch fast immer unterhaltsam.

Für meinen jüngsten Sohn war der Film dann doch etwas zu lakonisch. Aber spätestens bei dem alten lebensmüder Mann in der Tracht der Samen, der in einem Zelt mitten in einem Schneefeld lebt, um auf den Tod zu warten, musste er doch lachen: Der alte Mann lässt sich von seinem Vorhaben weder von seiner ihn kurz besuchenden Tochter noch von Jomar abhalten. Der Abgang des Greises ins Jenseits gehört zu den besten und poesievollsten Szenen eines Films, der auf ein Hollywood-Happyend verzichtet, aber die Hoffnung vermittelt, dass der zornige Jomar auf der langen Reise zum kleinen Sohn und der verlorenen Geliebten sein inneres Gleichgewicht wieder gefunden hat.

Blumenpracht Teil 26

Ja, der Frühling steht in voller Blüte. Und das Wetter ist auch endlich frühlingshaft, sodass man sich gern im Freien aufhält. Gestern musste so auch zum ersten Mal der Rasen gemäht werden. Wenn sich meine Frau auch nicht im eigenem Garten aufhalten kann, so hat sie wenigstens einen Balkon vor ihren Krankenzimmer und kann sich dort von der Sonne wärmen lassen. Ich habe mir da am Freitag bereits die erste Bräune (eher Röte) geholt, als ich sie besuchte und wir uns stundenlang unterhielten.

AlbinZ Garten im April 2010 AlbinZ Garten im April 2010
AlbinZ Garten im April 2010
AlbinZ Garten im April 2010 AlbinZ Garten im April 2010
AlbinZ Garten im April 2010 AlbinZ Garten im April 2010

Krebs-Tagebuch eines Angehörigen (5)

Wohin man guckt, so ziemlich alles ist bestimmt von einem Auf und Ab. So sind die letzten Tage bei uns von diesem Auf und Ab bestimmt, gute Nachrichten und dann wieder schlechte reihen sich aneinander.

Am Mittwoch fand die Trauerfeier für meinen verstorbenen Vater in Lilienthal bei Bremen statt. Als ich nach Hause kam, lag in der Post eine Absage für die Bewerbung unseres jüngsten Sohnes für einen Praktikantenplatz in Hamburg. Außerdem hatte eine Spedition etwas geliefert, was schon lange gecancelt. Und dann rief meine Frau aus dem Krankenhaus Buchholz an und teilte uns mit, dass sie am nächsten Tag ein weiteres Mal unters Messer müsse. Das wäre bereits das 3. Mal, nachdem sie am Montag mit einem geplatzten Blutgefäß erneut operiert werden musste. Immerhin ergab die Untersuchung der Wächterlymphknoten, dass sich der Krebs nicht weiter im Körper gestreut hat.

Am nächsten Tag – endlich wurde das Wetter wieder besser – fuhr ich mit unserem Sohn nach Stade, wo er sich für einen weiteren Praktikumsplatz beworben hatte. Das Gespräch verlief weitaus positiver. Jetzt muss er zwar noch etwas warten, bis alle ‚Formalitäten’ abgewickelt sind. Aber wir haben ein gutes Bauchgefühl. Abends nach der weiteren OP rief meine Frau sogar persönlich aus dem Krankenhaus an – ihr gehe es bestens …

Gestern war ich nun erneut im Krankenhaus und besuchte meine Frau – ein weiterer Befund wird voraussichtlich am Dienstag vorliegen (durch die Kernspintomographie bzw. MRT, also Magnetresonanztomographie war ein zweiter sehr kleiner Tumor entdeckt und entfernt worden). Abhängig von diesem Befund wird entschieden, ob meine Frau eine Chemo- oder Strahlentherapie bekommt. Also deutet aber daraufhin (weil eben zwei Tumore gefunden und entfernt wurden), dass meine Frau um eine Chemotherapie nicht herumkommt.

Es ist ein steiniger Weg, der uns in unseren Gefühlen durch das Auf und Ab immer wieder zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin- und herreißt. Aber wir lassen uns nicht von Zweifeln oder gar von Verzweiflung niederdrücken. Wenn der Weg auch steinig ist, so ist er ein Weg, auf dem wir gemeinsam voranstreiten.

Morgen werde ich wieder mit unseren Jungs meine Frau besuchen. Am Mittwoch, davon gehen wir aus, wird meine Frau aus dem Krankenhaus entlassen werden. Da unser jetziger Drei-Männer-Haushalt durchaus gut funktioniert, so werden wir ‚die Dame des Hauses’ schonen können und selbst alle Arbeiten in Teamarbeit erledigen. Unser ältester Sohn hat am Dienstag seine letzte von vier schriftlichen Prüfungen (in Chemie – die anderen drei liefen nicht optimal, aber doch gut genug) und kann dann vermehrt seinen Beitrag zum Haushalt leisten. Gemeinsam sind wir stark!

David Lindley, der Prince of Polyester (4)

Nachdem David Lindley, der US-amerikanische Multiinstrumentalisten und Sänger, von 1966 bis 1970 in der Band Kaleidoscope gespielt hatte, treffen wir ihn von 1971 bis 1980 als Gitarrist der Band von Jackson Browne wieder. Lindleys Spiel auf der Steel-Gitarre war ein prägendes Stilelement dieser Band. Danach gründete er seine eigene Band El Rayo-X.

David Lindley

Wie bereits erwähnt habe ich Aufnahmen eines Konzertes von David Lindley & El Rayo X @ Rockpalast 28.08.1982 Open Air Festival auf der Freiluftbühne der Loreley/Rhein. Hier nun das gesamte Konzert als Playlist:


David Lindley & El Rayo X @ Rockpalast 28.08.1982 Open Air Festival Loreley/Rhein

Hierzu heißt es in den Infos des ROCKPALASTES:

DAVID LINDLEY und seine Band werden eigens für ihren Auftritt beim ROCKPALAST Open-Air-Festival auf der Loreley aus Los Angeles anreisen. Es wird der einzige Auftritt von DAVID LINDLEY in diesem Jahr in Europa sein. LINDLEY ist Amerikaner und erst seit etwas mehr als einem Jahr unter eigenem Namen unterwegs: Dennoch ist er zumindest für die Kenner der Musik der amerikanischen Westküste ein alter Bekannter; vor allem durch seine langjährige Arbeit als Gitarrist von Jackson Browne. Darüber hinaus hat er mit fast allen gespielt: Crosby And Nash, Linda Ronstadt oder Ry Cooder sind nur drei Namen. DAVID LINDLEY’S Laufbahn hat vier Abschnitte: Als 14jähriger begann er, über das Nachspielen von Rock’n’Roll-Singles, seine Gitarrenkenntnisse zu erwerben. Anfang der 60er Jahre wandte er sich der akustischen Folkmusik zu, spielte in Cafes und Bars. Gegen 1965 gründete er die Kultband „Kaleidoscope“, mit der er eine „musikalische Synthese aller Musikrichtungen“ verwirklichen wollte. Nächster Schritt war seine Zusammenarbeit mit Jackson Browne, dessen Platten und Konzerte ohne diesen eigenartigen Klang von DAVID LINDLEY’S elektrischer Steel-Gitarre bei weitem nicht so erkennbar wären.

Bislang letzte Station (1982) ist für DAVID LINDLEY seine eigene Band, mit der er auch im November 1981 beim ROCKPALAST-Konzert im Metropol in Berlin vor einem begeisterten Publikum auftrat. LINDLEY präsentierte in einem fast 2stündigen Konzert die ganze Vielfalt seines musikalischen Könnens: Als Gitarrist, als Steel-Gitarrist, als Violinist, mit Mandolinengitarre und hawaiianischem Sechs-Saiteninstrument, nicht zuletzt als Sänger. Die Musiker seiner Band unterstützten ihn optimal, sowohl mit ihren Instrumenten als auch als Sänger. Ein Ausschnitt aus diesem Konzert – der „Mercury Blues“ – erregte beim zehnten ROCKPALAST-Festival allgemein großes Aufsehen: Zum einen waren alle vom Können dieser Band sehr beeindruckt, zum anderen war es eben deshalb doppelt schade, daß auch im zweiten Anlauf die Technik den Genuß der ganzen Nummer vereitelte. – Das wird am 28. August sicher nicht passieren.

“ David Lindley wurde mit seinem Rockpalast Auftritt in ganz Europa zu einem Begriff. Er konnte später vor vollen Hallen spielen. Ein Vollblutmusiker der es ohne Mühe schaffte, mit akustischen Stücken auch 17.000 Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.“ – Aus 10 Jahre Rockpalast.

Besetzung:

David Lindley – Gitarre, Gesang
Bernie Larsen – Gitarre, Gesang
Ian Wallace – Schlagzeug, Gesang
Jorge Calderon – Bass, Gesang

Titelliste des Konzertes:

01 Turning Point (6’07“)
02 She Took Off My Romeos (4’50“)
03 Bye Bye Love (3’30“)
04 Rama Lama (4’15“)
05 Spodie (6’26“)
06 Premature (4’48“)
07 Saz-Solo (4’40“)
08 Rag a Bag (7’40“)
09 Twist And Shout (3’15“)
10 Don’t Look Back (8’05“)
11 Your Old Lady (5’55“)
12 Brother John (9’15“)
13 Mercury Blues (4’45“)
14 Talk To The Lawyer (6’30“)

David Lindley and his band are also flying in from Los Angeles just for their appearance at the Rockpalast Open Air Festival at the Loreley. It will be David Lindley’s only appearance in Europe this year. Lindley is an American and has been on the road under his own name for a little more than a year: Nevertheless, at least for the people on the American west coast that know their music, he has been well- known for a while, particularly because of his long-time work as a guitarist for Jackson Browne. On top of that, he’s played with almost everyone: Crosby and Nash, Linda Ronstadt and Ry Cooder are only three names.

David Lindley’s career can be divided into four parts: As a fourteen-year old, he began to acquire knowledge of the guitar by copying rock’n’roll singles. In the early ’60s, he changed over to acoustic folk music and played in cafes and bars. Around 1965, he formed the cult band ‚Kaleidoscope‘ , with which he wanted to create a „musical synthesis of all music styles“. The next step was working together with Jackson Browne, whose records and concerts wouldn’t be so well-known without the unique sound of David Lindley’s electric steel guitar.

The last station (1982) for David Lindley, until now, is his own band, with whom he also appeared to an enthusiastic audience in November, 1981, at the Rockpalast Concert in the Metropol in Berlin. In an almost two-hour long concert, Lindley presents the whole range of his musical abilities: As a guitarist, as a steel-guitarist, as a violinist, with the mandolin guitar and the Hawaiian ukulele, and, of course, as a singer.

The musicians of his band give him optimum support, as singers as well as with their instruments. A cut from this concert, the ‚Mercury Blues‘, caused a great sensation at the 10th Rockpalast Festival: On the one hand, everyone was very impressed with the abilities of this band, and on the other, it was twice as sad that during the second attempt, the high tech messed up the enjoyment of the whole number.

That will surely not happen on August 28th. „David Lindley became a term in all of Europe with his appearance at the Rockpalast. Later, he was able to play in sold-out concert halls. A full-blooded musician who was also able to put 17,000 fans under his spell, with his acoustic pieces.“

David Lindley – lead guitars & vocal
Bernie Larsen – guitars & vocal
Ian Wallace – drums & vocal
Jorge Calderon – bass & vocal

ENJOY THE GREAT SHOW

siehe auch: David Lindley, der Prince of Polyester (1)David Lindley, der Prince of Polyester (2)David Lindley, der Prince of Polyester (3)

Krebs-Tagebuch eines Angehörigen (4)

Gestern wurde meine Frau im Krankenhaus Buchholz am Nachmittag operiert. Kurz nach 16 Uhr 30 kam sie auf die Station zurück – sie hat also die Operation überstanden und es geht ihr ‚den Umständen entsprechend’ gut. Eigentlich mag ich diese Phrase überhaupt nicht, weil sie so nichtssagend ist. Aber zusammen mit dem primären Adjektiv und der Tatsache, dass sie wieder auf der ‚normalen’ Station ist, so lässt sich auch aus dieser Floskel Positives ziehen.

Gestern haben wir meine Frau noch in Ruhe gelassen. Heute Abend werde ich sie zusammen mit unseren Söhnen und ihrer Mutter besuchen. Dann wissen auch wir Angehörige, wie es ihr wirklich geht. Und in etwa drei Tagen werden wir dann auch wissen, wie die weiteren Befunde sind, nachdem der Wächterlymphknoten näher untersucht sein wird. Dieser Befund gibt Aufschluss darüber, ob sich das Krebsgeschwür im Körper gestreut hat. Alle Anzeichen sprechen aber dagegen. Dann werden wir auch wissen, welcher weiteren Therapie sich meine Frau unterziehen muss (Chemotherapie oder Strahlentherapie)

In den ersten Tagen, nachdem wir die fatale Nachricht von der Erkrankung meiner Frau erfahren hatten, fiel es mir als ihr Mann schwer, andere Menschen in unserem Umfeld von ihrer Krankheit zu informieren. Mir standen Tränen in den Augen. Sicherlich saß der Schock nicht nur bei meiner Frau, sondern auch bei mir zunächst tief. Aber ich denke, dass es etwas anderes ist, ob man selbst betroffen ist oder ‚nur’ als naher Angehöriger oder Lebenspartner. Dem Leid gesellt sich gern Selbstmitleid zu. Im ersten Schock denkt man auch an das Schlimmste, was kommen könnte, den Tod! Und damit stellt sich die Frage nach dem Danach und dem, was man (ich) ohne seinen Lebenspartner macht.

Heute, mit dem Abstand von zehn Tagen, erkennt man den eigenen Egoismus, der sich hinter diesem Selbstmitleid verbirgt. Es kann nicht darum gehen, was aus mir wird, es kann nur darum gehen, wie es meiner Frau geht. Es kann nur um sie gehen, nicht einmal um die Krankheit, die zunächst alles verdunkelt.

Krebs lässt sich bekämpfen. Aber nicht allein mit Messer, Medikamenten oder ionisierenden Strahlen. Der Kampf muss auch von innen geführt werden – mit der eigenen positiven Einstellung. Jede Hilfe von außen, jeder Zuspruch verstärkt diese innere Energie. Diese Erkenntnis hilft auch den Angehörigen, dem Ehepartner oder den Kindern.

Der Weg ist noch lang. Aber die ersten Schritte sind getan. Gemeinsam werden wir als Familie den schweren Weg meistern.

Ben Harper feat. David Lindley: Better Way (2006)

Trübsal blasen hat wenig Sinn. Meine Frau wird heute operiert. Wir alle denken an sie. Was gibt es Tröstlicheres als Musik:

David Lindley, dem ich in den letzten Tagen bereits mehrere Beiträge (David Lindley, der Prince of Polyester) bewidmet habe, wirkte viel als Studiomusiker bei den unterschiedlichsten Produktionen mit; seine Diskographie dürfte länger sein als die eines Ry Cooder, der als Studiomusiker auf vielen CDs namhafter Künstler zu finden ist.

Im Jahr 2006 erwarb ich das Doppelalbum „Both Sides of the Gun“ von Ben Harper, der u.a. wie Lindley und Cooder die Slide-Gitarre spielt (und Lindley auch zu seinen großen Vorbildern zählt). Die Stücke heben zwar nicht die Musikwelt aus den Angeln, aber interessant anzuhören sind sie allemal.

Aber gehe ich zunächst einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Da gab es 1999 das Album „Burn To Shine” von Ben Harper – und in der Gästeliste hatte sich kein Geringerer als David Lindley (the guest roster is rounded by David Lindley) eingetragen, und zwar für das Stück: In The Lord’s Arms.

Auf der 2006 erschienenen Doppel-CD „Both Sides of the Gun“ finden wir David Lindley wieder auf der Gästeliste. Hier ist es das Lied: „Better Way“.

Hierzu gibt es auf der Website von Ben Harper auch ein interessantes Video: Ben Harper: „Better Way“ (2006) – Video directed by Ben Harper & Laura Dern (die auch kurz zu sehen ist; sie ist seit Dezember 2005 mit Harper verheiratet); Lindley ist allerdings nicht zu sehen, spielt dafür ein Zupfinstrument namens Tambura, alle anderen Instrumente spielt Ben Harper höchst persönlich: Weissenborn (bei uns als Hawaii-Gitarre bekannt), Vocals, Bass, Drums, Percussion & Keyboards.

Auf der Gästeliste diese Doppelalbums ist auch ein David Palmer (Keyboards) vertreten; es dürfte sich dabei allerdings um den amerikanischen Dave Palmer und nicht um Dee Palmer (vormals David Palmer und uns allen von der Gruppe Jethro Tull her bekannt) handeln.

Hier in einem YouTube-Video noch einmal das Lied, wie es auf dem Album erschienen ist:


Ben Harper feat. David Lindley: Better Way (2006)

Krebs-Tagebuch eines Angehörigen (3)

Gestern war meine Frau zu weiteren Untersuchungen im Krankenhaus Buchholz, u.a. in der ‚Röhre’, wie man wohl sagt (Kernspintomographie bzw. MRT, also Magnetresonanztomographie). Die Ergebnisse sind positiv – im Sinne von gut. Der Tumor ist nicht größer geworden – und Metastasen, also Tochtergeschwulste (z.B. in den Lymphknoten) wurden nicht entdeckt. Bedenken bereitet nur die Tatsache, dass meine Frau Schmerzen in der Brust hat. Das lässt vermuten, dass Muskelgewebe oder Nerven vom Krebstumor befallen sind.

Am Montag wird meine Frau erneut ins Krankenhaus eingewiesen: Da sie wie ein Notfall behandelt wird, wurde ein OP-Termin noch nicht festgelegt. Es kann also sein, dass sie den ganzen Tag warten muss, bis sie ‚unters Messer’ kommt. Eine Operation ist aber vorgesehen. Dabei soll auch der Wächterknoten mit entfernt werden, der dann genau untersucht wird. Ist dieser nicht vom Krebs befallen, so stehen die Chancen noch um ein Weiteres besser, dass meine Frau schnell geheilt sein wird. Eine Chemotherapie ist daher erst einmal nicht vorgesehen. Dafür findet eine Strahlentherapie statt.

Ich denke, meine Frau sieht der folgenden Woche ruhig entgegen. Sie nützt das Wochenende, um Energie für die Strapazen zu sammeln, die auf sie zukommen werden. Sehr dankbar ist sie natürlich für die Anteilnahme, die sie in diesen Tagen erfahren durfte. Viele Menschen haben ihr Mut zugesprochen, sie aufgemuntert – jede freundliche Geste trägt dazu bei, mit Zuversicht den Weg zu bestreiten, der jetzt auf sie wartet.