Der vorletzte Tag der olympischen Winterspiele in Vancouver wird einigen deutschen Athleten – aber auch den Zuschauern – noch lange Zeit in Erinnerung bleiben: Da geht es um hundertstel Sekunden, die über Medaillen entscheiden – und um eine Bauchlandung, die gerade noch rechtzeitig ins Ziel findet.
Nach Gold im Zweier-Bob konnte André Lange nach einer missglückten Fahrt mit Faststurz in Kurve 13 (50-50 genannt) im zweiten Durchgang doch noch zu Silber im Vierer-Bob vorrücken: Mit einer einzigsten hundertstel Sekunde Vorsprung vor dem Kanadier Lyndon Rush und seiner Crew. Mit vier goldenen und eben dieser einen silbernen Medaille ist André Lange der erfolgreichste Bobpilot aller Zeiten.
Anni Friesinger-Postma, vielfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin, wäre fast zur tragischen Figur beim Team-Wettbewerb der Eisschnellläuferinnen geworden. Im Halbfinale gegen die USA ging ihr die Luft aus, sie konnte mit ihren Teamkolleginnen nicht mehr mithalten, stürzte sogar auf der Zielgeraden – und kam doch noch „schwimmend“ rechtzeitig ins Ziel. Im Endlauf dann gegen starke Japanerinnen sah es bis zur letzten Zwischenzeitnahme nach einem Sieg der Japanerinnen aus – aber Dank der zweifachen Silbermedaillengewinnerin Stephanie Beckert, die ihre Mitstreiterinnen Daniela Anschütz-Thoms und Katrin Mattscherodt (für Anni Friesinger in die Mannschaft gekommen) noch einmal mitriss, siegte das deutsche Frauenteam – wenn auch nur mit der Wenigkeit von zwei hundertstel Sekunden: Der Lauf zur Goldmedaille. So spannend kann Olympia sein!
Wenn man den Zeichen der Natur trauen darf, dann ist der Frühling nicht mehr weit. Gestern zogen innerhalb kürzester Zeit mindestens ein halbes Dutzend Vogelschwärme über Tostedt hinweg in Richtung Nordosten. Die Wildgänse kommen.
Und damit kommt sicherlich – trotz Regenwetter und weiterhin angekündigter Nachtfröste – der Frühling. Wer hat nicht längst die Nase voll von diesem wochenlangen Winter.
Mit dem digitalisierten Abendmahl von Leonardo da Vinci (Der gepixelte Jesus) können die Kunstfotografien eines Eric Dies (von der Größe her) nicht mithalten. Das Abendmahl hat eine Größe von rund 16 Milliarden Pixel, die Fotos von Eric Dies etwa 2,5 Milliarden Bildpunkte. Dafür sind die Fotos strahlend schön in der Gesamtsicht und faszinierend im Detail, die trotz fast beliebiger Vergrößerung immer noch scharf erscheinen.
Sein neuesten Werk – ein grandioser Blick auf das Olympische Dorf und die Wettkampfstätten entlang des False Creek in Vancouver – besteht aus 700 Einzelaufnahmen, fotografiert über 2-3 Stunden, die er dann hinterher am Computer zusammengesetzt hat. Die Auflösung entspricht damit 2,5 Gigabyte, so dass beim Heranzoomen in der Bildergalerie auf Erics Webseite auch noch kleinste Elemente zu sehen sind.
Auch eine evangelische Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD ist nur ein Mensch und begeht Fehler. Aber es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit: Es kann nicht Wasser gepredigt und Wein getrunken – und dann noch Auto gefahren werden. Als eine wesentliche moralische Instanz in Deutschland hat Frau Käßmann die Konsequenz gezogen und ist von ihren Ämtern zurückgetreten. Dafür mein voller Respekt.
Ach, schon wieder der Westerwelle. Aber mich wundert nichts mehr: Mindestens 36 Vorträge unter anderem bei Firmen der Finanzindustrie sowie der Hotel- und Versicherungsbranche hat sich diese pockennarbige Fratze in der letzten Legislaturperiode üppig honorieren lassen. Jetzt fordert die SPD, er soll die Einnahmen offen legen.
Wie heißt es so schön: Eine Hand wäscht die andere. Die Hotelbranche hat bereits profitiert.
Nach Gold kommt Geld. Dank lukrativer Sponsorenverträge wird für viele Olympiasieger der Weg frei zum Sport-Millionär. Schließlich erhöht sich mit jedem Sieg und jeder Medaille der Marktwert.
Vor allem junge Menschen sind von Pleite und Armut bedroht – das geht aus dem Schuldenbarometer der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel hervor. Insgesamt ist die Zahl der Privatinsolvenzen im vergangenen Jahr um knapp neun Prozent gestiegen und dürfte auch in diesem Jahr weiter steigen.
Während in Vancouver noch die olympischen Winterspiele laufen, beginnen in Deutschland die Vorbereitungen auf die Fußball-WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli). Nichts soll vor der WM dem Zufall überlassen werden. So mussten die Nationalspieler zu einem dreitägigen Leistungstest nach Sindelfingen, um u.a. Ausdauer, Schnelligkeit und Sprungkraft testen zu lassen. Da für diese Zeit (3-4 Tage) die Spieler in ihren Vereinen nicht zur Verfügung standen, hagelte es einige barsche Kritik – besonders aus Richtung Bayern.
Inzwischen gab es erste Verhandlungen, eine Vertragsverlängerung für Bundestrainer Löw und Teammanager Bierhoff betreffend. Beide fordern eine Extra-Prämie in Höhe eines Jahresgehaltes. Der Verhandlungspoker scheiterte aber vorerst und wurde auf die Zeit nach der WM verschoben. Inzwischen hält es der Bundestrainer sogar für möglich, dass sein Vertrag mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) nicht verlängert wird.
Aber kommen wir zum eigentlichen Fußball – und zu den Spielern. Da hat es der Bundestrainer zz. mit zahlreichen Baustellen zu tun. Die drei auserkorenen Torhüter präsentieren sich augenblicklich nicht in gerade bestechender Form. Vor allem dem Leverkusener René Adler, dessen Inthronisierung als neue Nummer eins am Mittwoch kommender Woche im Länderspiel-Klassiker gegen Argentinien erwartet worden war, leistete sich in Bremen zum wiederholten Male in dieser Saison einen Anfängerfehler. Besonders augenfällig ist die Baustelle Angriff: Lukas Podolski und auch Miroslav Klose sind weit entfernt von der Leistung, die sie z.B. bei der WM 2006 gezeigt haben. Sicherlich empfehlen sich da der Stuttgarter Cacau mit seinem Viererpack in Köln und der Münchner Shootingstar Thomas Müller mit seinem Treffer in Nürnberg. Aber Cacau hat in der Nationalmannschaft bisher nicht überzeugen können.
Auch im Mittelfeld gibt es einige Sorgenkinder. Bayern-Leihgabe an Leverkusen Kroos könnte im Mittelfeld für Belebung sorgen, wo derzeit nur DFB-Kapitän Michael Ballack vom FC Chelsea und Bastian Schweinsteiger gesetzt scheinen. Thomas Hitzlsperger ist nach seinem Absturz beim VfB Stuttgart auch bei seinem neuen Klub Lazio Rom noch nicht angekommen, Mesut Özil läuft bei Werder Bremen seiner starken Form aus der Hinrunde hinterher und Simon Rolfes wird es nach seiner Knie-OP kaum noch zum Kap der Guten Hoffung schaffen. Ob der Verzicht Löws auf Frings da glücklich getroffen war?
In der Abwehr scheinen bisher nur der Bremer Per Mertesacker und Bayerns Lahm gesetzt zu sein.
Wie auch immer: Selbst wenn vieles wieder ins Lot kommen sollte, so ist die Vorstellung, Deutschland könnte Fußballweltmeister werden, illusorisch. Heute steht nicht einmal der halbe Kader, viele Spieler wissen nicht, ob sie überhaupt nach Südafrika fahren werden. Ein gewisses Konkurrenzdenken mag ja nicht schlecht sein, aber auf Dauer ist es nicht leistungsfördernd – die augenblicklichen Leistungen vieler der potentiellen Nationalspieler sollten das belegen.
Joachim Löw sieht sich gern als Stilist. Aber wie Torsten Frings von ihm abserviert wurde, beweißt keinen großen Stil. Vieles ist für mich nur Augenwischerei. Denn Löw ist ein Zögerer, der Entscheidungen gern vor sich hinschiebt. Ich wünsche ihm und besonders der Mannschaft alles Gute für die bevorstehende WM – aber ich fürchte, dass schon in der Gruppenphase die große Ernüchterung eintreten wird. Die deutsche Mannschaft ist gerade unter Löw nur Mittelmaß. Sicherlich schafft sie es immer wieder, sich in einem wichtigen Spiel enorm zu steigern. Aber von der Weltklasse, wie sie Spanien und Brasilien verkörpern, ist sie weiterhin sehr weit entfernt. Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.
Mein jüngerer Sohn ist ein Fan von Adam Sandler. Auf jeden Fall guckt er ganz gern Filme mit diesem Schauspieler, der als Comedian begann und dann in diversen Fernsehshows auftrat. Seit 1995 kümmert er sich verstärkt um seine Schauspielkarriere. Heute ist er einer der am besten verdienenden männlichen Schauspielern in Hollywood.
Seine bisher bekanntesten Filme sind Die Wutprobe (Anger Management) aus 2003 mit Jack Nicholson. Ex-Tennisstar John McEnroe hat in dem Film einen Cameo-Auftritt. Das dürfte wohl Sandlers bisher bester Film sein. Es folgten Filme wie „50 erste Dates“ (50 First Dates) und „Spanglish“ aus 2004 und „Leg dich nicht mit Zohan an“ (You Don’t Mess with the Zohan) und „Bedtime Stories“ aus 2008.
Es handelt sich dabei überwiegend um Komödien mit nicht allzu viel Tiefgang. Zum Abschalten und zur bloßen Unterhaltung finde ich die Filme mit Sandler aber ganz okay. Sein neuester Film aus 2009 Wie das Leben so spielt (Funny People) ist jetzt auf DVD Wie das Leben so spielt erschienen:
George Simmons (Adam Sandler) hat es nach ganz oben geschafft. Aus dem einstigen Stand-Up Comedian, der die ganze Ochsentour durch die kleinen und mittleren Clubs überlebt hat, ist ein millionenschwerer Hollywood-Star geworden – mit allem, was dazu gehört: einer Villa in den Hügeln, teurem Spielzeug und natürlich unzähligen weiblichen Fans, die sich ihm bei jeder Gelegenheit an den Hals werfen. Doch nun hat das alles keinen Wert mehr. Sein Arzt hat ihm gerade offenbart, dass er an einer seltenen Blutkrankheit, einer besonders aggressiven Leukämie-Variante, leidet. Ihm bleibt höchstens noch ein, immer wieder von extremen Schmerzen begleitetes Jahr. Angesichts dieser Aussichten hält er es in seinem mit teuren Möbeln und neuesten High-Tech-Geräten vollgestopften, aber menschenleeren Haus nicht mehr aus. Die Erkenntnis niemanden zu haben, keine Freunde und auch keine Frau, trifft ihn letztlich sogar härter als die Diagnose. Also besinnt er sich auf seine Anfänge und tritt noch einmal in einem Comedy-Club auf.
Da nicht nur der Regisseur und die Hauptdarsteller zu Beginn ihrer Karrieren als Stand-up Comedians tätig waren, verarbeitet Wie das Leben so spielt zahlreiche autobiographische Erfahrungen. Regisseur Apatow und Sandler wohnten in einer Wohngemeinschaft zusammen, als sie rund 20 Jahre vor der Arbeit an dem Film selbst regelmäßig im Comedy-Club The Improv auftraten. In dem Film kommen eine Reihe von Comedians in kleinen Rollen oder Cameo-Auftritten vor,
Zunächst: Der Film ist für mich ziemlich Sandler-untypisch – trotz der autobiografischen Bezüge. Er hat keine wirklichen Höhepunkte, fließt dahin (in der Originalfassung fast zweieinhalb Stunden) und ähnelt für mich, ich weiß auch nicht warum, einem Dokumentarfilm. Und am Ende weiß ich nicht, ob ich die Person des George Simmons in irgendeiner Form sympathisch finden soll. Was besonders stört, ist dieses andauernd verbale „Schwanzlutschen“; und eine Person kommt ohne mindestens ein „fuck“ in jedem Satz nicht aus. Soll das etwa cool sein? Überhaupt ist der Film zu sehr amerikanisch, was man darunter auch immer verstehen mag. Für alte Sandler-Fans muss der Film irritierend sein – und vielleicht liegt darin sein eigentlicher Reiz. Es ist ein Film, der an der Oberfläche schwimmt. Und plötzlich gewährt er uns doch etwas, was Sandler-Filmen eigentlich fehlt: Tiefgang, so unverhofft, dass man glaubt, es nur zu träumen. Ist der Film nun eine Komödie oder gar eine Tragikomödie? Oder doch nur Klamauk mit einem etwas derangierten Sandler?
Apropos Ex-Tennisstar John McEnroe (wohl ein alter Kumpel Sandlers): Der Auftritt McEnroes (in „Mr. Deeds“, „Die Wutprobe“ und in „Leg dich nicht mit Zohan an“) scheint ja wohl eine Art Running Gag zu sein. In diesem Film tritt er zwar nicht persönlich auf, dafür wird sein Name mindestens zweimal erwähnt.
Das olympische Motto „altius, citius, fortius“ (höher, schneller, weiter (eigentlich stärker)) gilt auch bei den Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Es muss möglichst spektakulär sein, sind es nun alpine Abfahrtsläufe oder die Wettbewerbe im Eiskanal.
Nun ist besonders die Eisrinne des Whistler Sliding Centres in Blackcomb Mountain, dort wo neben den Rodelwettkämpfen die Rennen im Skeleton und Bobfahren ausgetragen werden, wohl die schnellste der Welt. Bereits beim ersten Weltcup auf der neuen Bahn stellte der deutsche Rodel-Doppelweltmeister Felix Loch (2008/2009) mit 153,937 Stundenkilometern einen neuen Geschwindigkeitsrekord im Rennrodeln auf. Die Zweierbobs erreichen Geschwindigkeiten, die noch darüber liegen – und von den Vierbobs, die bei den Frauen am Mittwoch und bei den Herren am Samstag mit dem jeweils 4. Lauf entschieden werden, ist zu erwarten, dass sie noch einen Tick schneller sind.
Es ist aber nicht nur die Geschwindigkeit, die die Bahn gefährlich macht und beim Training der Rodler einem Sportler aus Georgien das Leben kostete (Tod im Eiskanal); es ist die Folge der Kurven, die von den Sportlern höchste Konzentration verlangt. Der kleinste Fahrfehler führt unweigerlich zum Sturz. Das gilt besonders für die Kurve 13, die den Namen „50/50“ trägt und die Chance beschreibt, die die Sportler haben, um die Kurve ungeschadet zu durchfahren. Selbst Routiniers haben Probleme mit der Bahn.
Ähnliches gilt auch für die alpine Abfahrtstrecke „Franz’s Run“ der Damen in der Whistler Creekside. Die Strecke ist mit ihren Kurven und durch ihre Länge äußerst schwierig. Viele der Frauen hatten Konditionsprobleme, und wer das Ziel erreichte, war meist völlig ausgepumpt. Die vielen Stürze, die immerhin glimpflich verliefen, sprechen Bände.
Nun, ich will hier nichts madig machen. Besonders die Eisbahn des Whistler Sliding Centres hat sich für das deutsche Team als Goldgrube erwiesen (und die Rennen in den 4er-Bobs stehen ja noch aus). Aber manche Strecke und Bahn hat längst die Grenze überschritten, ab der die Gesundheit der Sportler in Gefahr gerät. Besonders die Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, ob hier nicht zu sehr zugunsten des Spektakels entschieden wurde. Olympia ist ein Milliardengeschäft – aber die Sportler und deren Gesundheit stehen weiterhin an erster Stelle.
Ja, so ist das mit Freunden und der ‚buckligen’ Verwandtschaft. Die kommen nicht nur auf einen Kaffee oder abends auf ein Bier zu Besuch, nein, die kommen gleich mit einen ganzen Fragenkatalog zu PC, Internet und Videobearbeitung am Rechner. Sicherlich weiß ich einiges und bin gern bereit zu helfen, wen ich helfen kann. Aber alles kann ich natürlich auch nicht wissen. Immerhin konnte ich gestern meinem Schwager aus Bremen etwas weiterhelfen – z.B. in Sachen Videobearbeitung.
Wenn die Herren Rockmusiker in die Jahre kommen, dann tun sie sich zunehmend schwer und versuchen sich immer wieder selbst neu zu erfinden. So Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull, der von Konzert zu Konzert eilt, was seiner Stimme aber – wie hier an anderer Stelle ausreichend diskutiert – nicht gerade gut tut. Ähnlich konzertwütig zeigt sich auch ein anderer Heroe der Rockmusik: Peter Gabriel, der in diesen Tagen 60 Jahre alt wurde. Während Gabriels Stimme zwar rau klingt, aber nicht so ‚neben sich liegt’ wie bei Anderson, zeigen beide Musiker erstaunlich viele Parallelen auf: Beide sind oder waren Frontmann und Gründungsmitglied bekannter Progressive-Rock-Bands, und beide haben späterhin traditionelle, nichtwestliche Musikformen in ihre Kompositionen einfließen lassen.
Eigentlich gehört Peter Gabriel nicht zu den Musikern, die die Lieder anderer covern. Aber auf dieser neuen CD ist nicht ein Lied aus der eigenen Feder. Wer nun denkt, Gabriel covert hier nur oder versucht die Lieder anderer ‚neu zu interpretieren’, der kennt Gabriel nicht: Er dekonstruiert die Vorlagen teilweise bis zur Unkenntlichkeit und formt sie zu völlig neuen Klanggebilden. Und weil es sich ein Gabriel niemals einfach macht, gab’s obendrauf noch die Prämisse, dass keine Gitarren und kein Schlagzeug verwendet werden durften. Dafür gestattete sich der Engländer zum Teil üppige Orchesterbegleitungen. Schon der Opener „Heroes“ (von David Bowie) offenbart eindringlich, dass Peter Gabriel überhaupt kein Interesse an einer dem Original angemessenen Neufassung hatte.
Bowies ebenso energische wie letztlich romantische Vision vom Widerstand gegen Stacheldraht und Mauer in Ostberlin wird bei Gabriel zum wehmütigen Abgesang an den Sturm und Drang der Jugend. Hier singt ein alter, vom Leben schwer gezeichneter Mann von einstigen schwärmerischen Illusionen. Er kann sich noch daran erinnern, aber diese Zeiten sind wie eben auch bei Ian Anderson längst vergangen.
Seine Vergangenheit, die ihn von Art- und Progressiv-Rock zu Pop und World Music führte, spielt so auf dieser Scheibe auch kaum eine Rolle. „Scratch My Back“ wurde mit verschiedenen Chören und Orchestern eingespielt, wobei sich Gabriel beim Arrangieren seiner sehr persönlichen Versionen unter anderem von John Metcalfe (The Durutti Column) unterstützen ließ. Zum Schmunzeln ist der Titel, denn Gabriel dreht den Ausspruch „You scratch my back and I’ll scratch yours“ um – etwas einseitig als „Eine Hand wäscht die andere“ zu übersetzen-, ist doch geplant, dass alle hier gecoverten Gruppen bzw. Solokünstler sich nun mit Covern aus Gabriels Fundus revanchieren wollen. Die schwermütig und getragenen, manchmal dramatischen Lieder in Moll, in den die Streicher Trauer tragen, sind jedenfalls sehr eigenwillig und gelungen. Mit seiner prägnanten Stimme entführt Peter Gabriel die Stücke
„Heroes“ (David Bowie)
„The Boy In The Bubble“ (Paul Simon)
„Mirrorball“ (Elbow)
„Flume“ (Bon Iver)
„Listening Wind“ (Talking Heads)
„The Power Of The Heart“ (Lou Reed)
„My Body Is A Cage” (Arcade Fire)
„The Book Of Love” (Magnetic Fields)
„I Think It’s Going To Rain Today” (Randy Newman)
„Après Moi” (Regina Spektor)
„Philadelphia” (Neil Young)
und „Street Spirit (Fade Out)” von Radiohead
in eine sehr emotionale, sehr persönliche Welt. Einen einzelnen Song herauszunehmen, hieße das Ganze auseinander zu reißen, denn das Album mit seinen stark kontrastierten Versionen kennt kaum Höhen und Tiefen, es ist ein Werk im Fluss.
Obwohl ich nie ein großer Fan von Genesis und Peter Gabriel war und bin, so gefällt mir diese CD doch ausgesprochen gut. Ich muss gestehen, dass ich nur wenige der Originalfassungen der Lieder kenne und so schlecht vergleichen kann. Aber das ist auch gar nicht nötig. Die „dekonstruierten“ Fassungen von Gabriel klingen für sich:
Fast fünf Jahre ist es schon wieder her, dass sich Kate Bush (Kate is back) nach jahrelanger Abstinenz zurückgemeldet hatte – und seitdem nichts wieder von sich hat hören lassen. Zehn Jahre dauerte es nun, bis Sade Adu und ihre Band ein neues Studio-Album veröffentlicht haben (vor acht Jahren gab es noch ein Live-Album). Mit Soldier Of Love meldet sich Sade zurück und erklimmt auch gleich die Charts in Europa.
Ich kenne Sade Adu seit ihrem Debütalbum 1984 Diamond Life. Das bekannteste Lied stammt von diesem Album: Smooth Operator
Sade: Smooth Operator, Live in Munich 1984
I ‘m at the borderline of my faith
I ‘m at the hinterland of my devotion
I ‘m in the front line of this battle of mine
But I ‘m still alive
Die Gruppe Sade besteht heute wie vor den vielen Jahren aus der Sängerin Sade Adu und den Musikern Stuart Matthewman (Gitarre, Sax), Andrew Hale (Keyboards) und Paul S. Denman (Bass), die alle im Wechsel auch für die Kompositionen zeichnen, der Text stammt von Sade Adu höchst persönlich. Sade Adu ist als Tochter des Nigerianers Bisi Adu und der Britin Anne Hayes in Nigeria geboren. Nach der Trennung ihrer Eltern kam sie im Alter von vier Jahren zusammen mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder Banji nach Colchester in England. Sie studierte in London Modedesign und arbeitete als Fotomodell, bevor sie 1980 ins Musikgeschäft wechselte.
Das neue Album zeichnet sich durch meist sanfte Liebesballaden aus; die Stimme von Sade Adu ist in den Jahren gereift und dabei dunkler, also tiefer geworden. Instrumental hat mir die Gruppe früher besser gefallen, besonders das Schlagzeug nervt in manchen Stücken doch etwas. Aber die Stimme der inzwischen 51-Jährigen gleich das wieder aus. Ich habe lange überlegt, in welches Schächtelchen Sade zu stecken wäre, und bin dabei auf die irrwitzige Vorstellung gekommen, sie ließe sich zwischen Joan Armatrading und Norah Jones ansiedeln, vom leichten Fluss der Melodien her vielleicht sogar in die Nähe der anfangs erwähnten Kate Bush stellen. Aber ganz so absurd erscheint mir das dann auch wieder nicht. Hier der Titelsong der neuen CD, der allerdings nicht ganz so typisch für die gesamte Scheibe ist. Insgesamt gefällt mir die Musik, wenn sie mit ihrer Mischung aus Bar Jazz (daher der Norah Jones-Vergleich) und Soul (ähnlich einer Joan Armatrading – am Anfang ihrer Karriere) sicherlich nichts wirklich Neues bietet. Es ist ein langer, majestätisch schöner und unaufgeregt dahinfließender Liederstrom.
Nach dem tragischen Unfall eines Rodlers beim Training (Tod im Eiskanal) wurde bei den olympischen Winterspielen im kanadischen Vancouver der Start für die Rodelwettbewerbe nach unten verlegt und damit die Laufstrecke verkürzt. Trotzdem wurden im Zielbereich Spitzengeschwindigkeiten von teilweise über 135 km/h erreicht. Die Einzelwettkämpfe sind abgeschlossen – und die deutsche Mannschaft konnte beide Goldmedaillen durch Felix Loch und Tatjana Hüfner gewinnen. Zudem noch eine silberne und Bronzemedaille. Bei dem Doppelsitzern – der finale zweite Lauf bei den Männern findet heute (bzw. bei uns morgen ab 3 Uhr 30) statt – gibt es auch gute Chancen auf Edelmetall.
Ebenfalls Gold gab es für die deutsche Ausnahme-Biathletin Magdalena Neuner, die sich im Sprint über 7,5 km nur knapp der für die Slowakei startende Anastasia Kuzmina geschlagen geben musste, dafür aber das Verfolgungsrennen über 10 km gewann.
Nach 21 von 86 Entscheidungen bei Olympia in Vancouver führt die deutsche Mannschaft nach nun fünf Tagen mit bisher 9 Medaillen sogar die Gesamtwertung an.
Vom Wetter ziemlich verweht sind die Wettbewerbe in Whistler. Besonders der Sprint bei den Biathleten fand bei Dauerregen und dadurch aufgeweichten Loipen unter irregulären Verhältnissen statt. Und bei den alpinen Wettkämpfen konnte bisher nur der Abfahrtslauf bei den Herren durchgeführt werden. Der Wetter-Wahnsinn in Whistler hat weiterhin kein Ende.