Archiv für den Monat: September 2009

Tostedt: Töster Flohmarkt 2009

Am Samstag (trotz Feiertag) ist es wieder soweit: In Tostedt startet Norddeutschlands größter Flohmarkt, den es bereits seit 1973 gibt, mit rund 700 Ausstellern, die sich auf ca. 6.580 Meter Standfrontfläche (hübsches Wort) verteilen: Töster Markt.

Natürlich ist meine Frau mit ihren Damen wieder dabei (gehört ja zur Tradition), und sie hat inzwischen unser Haus auf den Kopf gestellt, um noch etwas Verkaufenswertes zu finden. Veranstalter ist übrigens der Werbekreis Tostedt, der sich auch um alles Organisatorische kümmert (Flohmarkt-Plan).

Leider sind die Wetteraussichten zz. bangig bescheiden (wie man hier so sagt): Regen bis hin zu Regenschauer ist angesagt. Aber auch Regen gehört schon fast zur Tradition des Tostedter Flohmarkts. 2001 war es da schon etwas angenehmer, wie folgendes Video zeigt:


Flohmarkt in Tostedt 2001

Insel Neuwerk im Wattenmeer: Die Flut kommt (Juli 2009)

Die Insel Neuwerk [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] liegt im Hamburgischen Wattenmeer, das durch die Gezeiten von Ebbe und Flut geprägt wird. Bei Ebbe liegt der Wattboden trocken; es handelt sich dabei um Sand- und Mischwatten mit flachen Prielen und Sandplaaten.

Zweimal am Tag kommt dann aber die Flut. Als Flut wird das Steigen des Meeresspiegels infolge der Gezeiten (Tide) bezeichnet. Dieser Zeitraum reicht von einem Niedrigwasser bis zum folgenden Hochwasser. An der Küste wird oft der Ausdruck auflaufend Wasser benutzt.

Während unseres Aufenthalts auf Neuwerk sahen wir das Kommen und Gehen des Wassers. Es geht schon eine eigenartige Faszination von diesem Spiel der Meereswogen aus. Das Kommen des Wassers habe ich auch in wenigen Videosequenzen festgehalten. Zunächst kommt die Flut scheinbar gemächlich daher. Aber man soll sich nicht täuschen. Der Flutstrom kann in den Prielen des Wattenmeers beträchtliche Geschwindigkeiten (bis über 20 km/h) erreichen. Daher ist bei Wanderungen im Watt besondere Vorsicht geboten und möglichst schnell fester Boden unter den Füßen aufzusuchen.


Insel Neuwerk im Wattenmeer: Die Flut kommt (Juli 2009)

Efdepitis-Epidemie

Wer mit einem anderen Ergebnis zur Bundestagswahl 2009 gerechnet hat, der ist ein Träumer. Aber wer träumt nicht gern und hofft bis zuletzt. Aber schon die erste Hochrechnung zeigte: CDU/CSU bekommen mit der FDP die Mehrheit der Stimmen (auch unabhängig von weiteren Überhangmandaten, immerhin das).

Doch umgehend stritten sich die künftigen Partner darüber, ob die FDP ihren Erfolg den Leihstimmen aus dem Unions-Lager verdankt. Wer FDP gewählt habe, sei FDP-Wähler, so Westerwelle. Ist klar! Alles andere ist Blödsinn. Was Westerwelle sagt, hat Hand und Fuß und wird wohl in den kommenden Jahren die deutsche Außenpolitik bestimmen. Und: auch Steinmeier kannte im Ausland vor vier Jahren kein Schwein!

Wie gesagt: Bis zuletzt habe ich gehofft, dass diese Sch…-FDP nicht so viele Stimmen bekommt. Aber es ist wohl die Efdepitis (FDP-itis) ausgebrochen. Fast so schlimm wie Entenpest, Schweinegrippe und Hirnkrebs zusammen. Besonderes Symptom dieser Krankheit: ein ewig grinsender, ewig geschwätziger Westerwelle (die Bugwelle der Atomlobby). Über 14 % der wählenden Deutschen ist an dieser Seuche erkrankt.

Tante Merkel & Onkel Guido: Tigerenten-Duo

Also Schwarz-Gelb mit Tante Merkel und Onkel Guido – die Tigerenten-Koalition, wie man reichlich euphemistisch den neuen Klüngelclub nennt – wird uns die nächsten Jahre regieren (mischt man schwarz mit gelb entsteht braun … aber lasse ich das). Die Wirtschaft wird’s freuen.

Liest man einige der vielen Kommentare, die in den letzten Stunden nach der Wahl im Internet verbreitet wurden, dann muss man jetzt mit dem Schlimmsten rechnen. Ich sehe das gar nicht so eng. Okay, zunächst werden die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert. An den sozialen Leistungen und im Gesundheitswesen wird hingegen gekürzt. Aber da die Wirtschaft (Industrie und Großbanken vorn weg) jetzt ‚ihre’ Regierung hat, wird sie den Teufel tun, um ein Klima zu schaffen, das die Menschen auf die Barrikaden bringt. Zwar wird es auch mit der FDP nicht gelingen, den Schuldenberg abzubauen (wie denn auch, wenn man die Steuern senken will), noch wird die Arbeitslosenzahl entscheidend gesenkt werden. Wir dümpeln weiter vor uns hin. Und alles andere wird ausgesessen (die Merkel ist eine gelehrige Schülerin ihres Meisters Kohl), bekanntlich heilt die Zeit alle Wunden. Da würde es mit Rot-Rot und evtl. Grün mehr Probleme geben. Glaubt es mir.

Nein, wir werden die Bundesregierung haben, die wir verdienen. Warum nicht den Bock zum Gärtner machen (nach der Finanzkrise lassen wir die Verfechter der ungezügelten Marktwirtschaft mitregieren). Mit Merkel und Westerwelle kann es, ich glaube es selbst (fast), nur noch aufwärts gehen.

Traurig dagegen das Abschneiden der SPD. Dass die Sozialdemokraten an Linke, teilweise auch an die Grünen und jetzt auch noch an die Piraten (mit über 845.000 Wählern immerhin 2 % der Stimmen) sowie wohl an die FDP verlieren, war vorauszusehen. Aber mit jetzt nur noch kümmerlichen 23 % steht die Partei vor dem Verfall. Wenn sich die SPD in den nächsten Jahren nicht rundum erneuert, dann sehe ich schwarz (sic!) für uns alle. Die parteipolitische Landschaft hat sich wesentlich verändert. Ein Ende dieser Umwälzung ist dabei noch nicht in Sicht.

Bundeswahlleiter mit dem bundesweiten Wahlergebnis BTW 2009
Landeswahlleiter Niedersachsen mit dem Wahlergebnis BTW 2009

P.S. Volle Zustimmung zum Spreeblick-Artikel

Werden Überhangmandate die Wahl entscheiden?

Bei der heutigen Wahl zum deutschen Bundestag ist davon auszugehen, dass neben den beiden großen Parteien weitere drei mit einem Stimmenanteil von über 10 % rechnen dürfen. Das könnte u.a. zur Folge haben, dass es eine größere Anzahl von Überhangmandaten gibt – besonders in den neuen Bundesländern.

Überhangmandate entstehen dann, wenn eine Partei in einem Bundesland dank der Erststimme mehr direkte Mandate bekommt, als ihr nach Auszählung der Zeitstimmen, die eigentlich für die Verteilung der Bundestagssitze maßgebend sind, zustehen. Gewinnt eine Partei in einem Bundesland, das z.B. 10 Wahlkreise hat und damit 10 Direktmandate stellt (insgesamt darf dann die doppelte Anzahl, also 20 Mandate, gestellt werden), sämtliche Direktmandate, hat aber nur einen Stimmenanteil von rd. 35 % der Zweitstimmen, dann dürften eigentlich nur 7 Kandidaten dieser Partei (35 % von 20 Sitzen) in den Bundestag ziehen. Da diese Partei aber 10 Direktmandate stellt, dürfen auch diese 10 Kandidaten nach Berlin (so entstehen 3 Überhangmandate – für dieses Bundesland kämen dann 23 statt 20 Mandate in den Bundestag – es müsste der Plenarsaal um diese Überhangmandate erweitert werden).

Mehr Sitze für den Bundestag: Überhangmandate

Das Entstehen von Überhangmandaten hat das Bundesverfassungsgericht grundsätzlich für verfassungskonform erklärt. Trotzdem kommt gerade vor Bundestagswahlen das Thema immer wieder zur Diskussion.

Da wir nun einmal ein so genanntes personifiziertes Verhältniswahlsystem haben, also die Hälfte der Mandate über die erste (Direkt-)Stimme gewählt werden, müssen wir auch mit dem Entstehen von Überhangmandaten leben. Allerdings muss gerade heute damit gerechnet werden, dass eine größere Anzahl von Überhangmandaten entsteht – und das genau diese die Wahl letztendlich entscheiden können.

Ich persönlich sehe noch keine eindeutige Mehrheit für Schwarz-Gelb und halte ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss für möglich. Lassen wir uns überraschen!

Der Witzableiter (12): Absurde Zumutungen ganz logisch

Fortsetzung von: (11): Das komische Ende von der Wende

Die nächsten Witze in Eike Christian Hirschs Kolumne „Der Witzableiter“, die 1984 im ZEITmagazin erschienen, drehen sich um das Absurde. Philosophisch eingebend von Albert Camus abgehandelt operieren manche Witze bewusst mit dem Absurden. Besonders im jüdischen Witz stoßen wir auf Absurditäten, also Surrealitäten, die scheinbar den Alltag auf den Kopf stellen.

Die Kuh ist krank. Der Bauer stellt sich vor sie, reißt ihr das Maul auf und sagt zu seiner Frau: „Heb du mal den Schwanz hoch und probier mal, ob du mich sehen kannst.“ „Nein.“ „Dann ist es Darmverschlingung.“ Damit haben wir, sie merken es, abgehoben und die Realität für heute weit unter uns gelassen. Das Absurde ist nicht jedermanns Geschmack, aber es ist witzig.

Zwei Tropenforscher sprechen über einen dritten. „Ich verstehe nicht, wieso der ohne Moskitonetz schlafen kann.“ „Das ist ganz einfach. In der ersten Hälfte der Nacht ist er so besoffen, daß er die Stiche nicht spürt. Und in der zweiten Hälfte sind die Moskitos so besoffen, daß sie nicht mehr stechen können.“ Ein bißchen Unsinn muß sein. Schon Urvater Kant pflegte nachsichtig zu sagen: „Es muß in allem, was ein lebhaftes erschütterndes Lachen erregen soll, etwas Widersinniges sein.“ Und er setzte mahnend hinzu: „Woran der Verstand an sich kein Wohlgefallen finden kann.“

Der Patient klagt über Potenzschwierigkeiten. Der Arzt greift zu einem Phosphor-Präparat. „Damit wir uns richtige verstehen, Herr Doktor“, meint der Patient, „leuchten soll er nicht.“

Das Bedürfnis nach Absurdität hat sich bei den Witzkonsumenten wohl allmählich gesteigert. Besonders groß war es nach dem Zweiten Weltkrieg, da waren die surrealistischen Witze Mode, in denen meist ein Zebra eine Bar betrat. Etwa so: In ein Lokal kommt ein Mann, bestellt einen Kaffee. Er trinkt ihn aus, ißt die Untertasse auf, ißt die Tasse auf und legt den Henkel beiseite. Dann zahlt er den Kaffee und das Geschirr und geht. Langsam löst sich die Erstarrung der Gäste, und einer fragt den Ober: „Sagen Sie mal, verstehen Sie das?“ Der Ober antwortet: „Nein, wo doch die Henkel das Beste sind.“

Das war damals ein Klassiker unter den surrealistischen Witzen. Der Mode entsprechend, wurde er 1952 von dem jungen Göttinger Soziologen Hans Paul Bahrdt in der Universitätszeitung existentialisch gedeutet: Hier erscheine eine „unverstehbare Welt“, und dadurch sei „der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen. Als nunmehr Unbehauster wird er eigentlich“. Heute sieht man das wohl bedeutend lockerer, denke ich. Gast in einer ländlichen Wirtschaft: „Was war denn das gestern abend für ein Hahn, den ich gegessen habe?“ „Wieso?“ „Er ist mir nicht gut bekommen. Heute nacht bin ich um vier Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.“ Der Wirt bekommt feuchte Augen. „Um vier? Ja, ja, das war immer seine Zeit.“ Und doch gilt manches noch heute, was der Soziologe Bardt damals schrieb, etwa dies: „Jeder Witz eröffnet in der Pointe einen neuen Horizont mit einer neuen Bedeutung und lädt den Zuhörer ein, sich diesen Horizont anzueignen.“ Also gehen wir ruhig auf das Angebot ein und erweitern wir spielerisch unseren Horizont.

Witzableiter (12)

„Wissen Sie, wer da die hohen Absätze erfunden hat?“ „Nein.“ „Das war eine Frau, die immer nur auf die Stirn geküßt wurde.“ Und weil wir gerade beim Küssen sind, gleich noch ein Beispiel dazu, damit Sie merken, daß sich Absurdität nicht nur mit Tiergeschichten erreichen läßt.

Geflüstertes Gespräch zwischen zwei Juden in der Bahn. „Jossel, ist die Dame neben dir deine Frau?“ „Ja, ist sie.“ „Jossel, was machst du dich lächerlich und schleppst dieses Munuwel (Scheusal) mit auf eine Geschäftsreise?“ „Ach, ich konnte mich nur nicht entschließen, sie zum Abschied zu küssen.“ Der jüdische Witz hat auch auf diesem Gebiet die leiseren Mittel. Die Absurdität erreicht psychologische Tiefen. Oder logische, wie hier:

Moritz kommt zu spät in die Schule. „Herr Lehrer, es ist so ein Glatteis draußen, daß ich bei jedem Schritt vorwärts zwei zurückgerutscht bin.“ Lehrer, skeptisch: „Ja, wieso bist du dann hier?“ „Ich hab mich umgedreht und bin heimwärts gegangen.“

Der nicht-jüdische Witz hingegen hebt ruckartig vom Boden der Tatsachen ab, erreicht dann aber den gleichen Grad an Verrücktheit. Der Oberarzt stürzt in die Leichenhalle. „Gute Nachricht für Sie, Herr Müller“, ruft er, „nicht Ihr Puls ist stehengeblieben – nur meine Uhr!“ Eine Zumutung, finde ich, sind solche Witze doch manchmal. Erweiterung des Horizonts hin oder her – immer mag man das auch nicht. Vielleicht bricht der Horizont auch nur zu plötzlich auf. Darum kehre ich noch einmal zurück in die stillere Weisheit des Judentums mit seiner bizarren Logik.

Die Geschichte vom Blinden und dem Schwan war ein Klassiker, ihre Pointe sprichwörtlich. Zwei Juden sitzen im Restaurant, einer der beiden ist blind. „Willst du ein Glas Milch?“ fragt der Sehende. „Beschreib mir doch einmal die Milch“, bittet der Blinde. „Milch ist eine weiße Flüssigkeit.“ „Schön. Und was ist weiß?“ „Nu – weiß ist zum Beispiel ein Schwan.“ „Aha, und was ist ein Schwan?“ „Ein Schwan? Das ist ein Vogel mit einem langen krummen Hals.“ „Gut, aber was ist krumm?“ „Krumm? Ich werde meinen Arm biegen und du wirst ihn abgreifen. Dann wirst du wissen, was krumm heißt.“ Der Blinde tastet sorgfältig den aufwärts gebogenen Arm des anderen ab und sagt dann verklärt: „ So, endlich weiß ich, wie Milch ist.“

Eike Christian Hirsch – Der Witzableiter (Kolumne in 25 Teilen)
aus: ZEITmagazin – Nr. 39/1984

[Fortsetzung folgt]

WIR haben die Kraft

Es klingt wie eine ‚Erweiterung’ von Obamas „Yes, we can“! Ja, wir können (es), (denn) wir haben die Kraft. Auch so kann sich eine Partei und ihre Spitze über das Unterbewusstsein des Wählers der Wahlslogans erfolgreicher Kandidaten bedienen. Oder?

Andererseits ließe sich dieses „WIR haben die Kraft“ pseudoreligiös (dem C im Parteinamen gerechtwerdend) mit „ …und die Macht und die Herrlichkeit. – in Ewigkeit. Amen.“ ergänzen.

Der göttliche Funke ist es trotzdem nicht gerade, der hier überzuspringen scheint. Und da es so ein Wischi-Waschi-Sprüchlein ist, wurde inzwischen für Spott und satirische Überzeichnungen genug gesorgt.

CDU: WIR haben die Kraft ...

CDU: WIR haben die Kraft ...

Genug zur Bundestagswahl 2009 meinerseits. Wer nicht zur Wahl geht, erspart dem Steuerzahler Geld, die ansonsten für seine Stimme als Wahlkampfkostenerstattung an die gewählte Partei geht. Ich werde trotzdem zu Wahl gehen … Es ist immerhin eine der wenigen Rechte, die ich als Bundesbürger habe.

Möge die Macht Kraft mit Dir Euch sein!

Mrs. Peel – we ’re needed

Während der Internationalen Funkausstellung (IFA) in West-Berlin wurde am 25. August 1967 in der Bundesrepublik Deutschland das Farbfernsehen gestartet. Dies geschah durch den berühmten Druck auf den roten Knopf durch den damaligen Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Willy Brandt. Vier Tage später, am 29.08.1967, wurde die erste Folge in Farbe von „Mit Schirm, Charme und Melone“ mit John Steed (Patrick Macnee) und Emma Peel (Diana Rigg) mit der Folge „Ein Vogel, der zuviel wusste“ (The bird who knew too much) ausgestrahlt.

Diese Folge gehört zur 5. Staffel der Serie, die erstmals in Farbe gedreht wurde. Jetzt ist diese Staffel mit insgesamt 24 Folgen in einer DVD-Box mit neun Silberscheiben käuflich erhältlich: Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 2

Als alter Fan der Serie kam ich nicht umhin, mir auch diese DVD-Box zu kaufen. So habe ich mir inzwischen auch schon die ersten fünf Folgen angeschaut, muss aber gestehen, dass mir die Folgen der 4. Staffel zunächst etwas besser gefallen haben. Vielleicht liegt es auch an dem Charme des Schwarz-Weißen. Allerdings konnte mich die genannte Folge „Ein Vogel, der zuviel wusste“ in Farbe doch wieder begeistern. Und die wirklich guten Folgen kommen ja wohl noch.

Emma Peel

Zu „Mit Schirm, Charme und Melone“ muss man eigentlich nicht viel sagen: Es ist ein Kult-Klassiker aus Großbritannien mit herrlichem 60er-Jahre-Flair, bizarren Agentenstories und glänzend aufgelegten Darstellern, bis hin in die Nebenrollen meist stark besetzt (mit vielen skurrilen, eigentlich typisch britischen Gestalten).


Mit Schirm, Charme und Melone: Lob der Technik

Bemerkenswert ist dabei die Rolle der Emma Peel, die nicht allein Stichwortgeber für John Steed ist, sondern gleichrangig neben diesem agiert. Der Name Emma Peel steht für einen besonders starken und emanzipierten Typ Frau, der sich in den späteren 1960er-Jahren in Europa entwickelte. Der Ursprung des Namens liegt angeblich in „M-Appeal“, einer Kurzform von „Man Appeal“ (i.S.v. Männer ansprechend). Emma Peel ist eine Agentin, die jedem Mann gewachsen ist und sogar Kampfsport beherrscht. Die deutsche Presse bezeichnete Diana Rigg in ihrer Rolle als Emma Peel auch als Karate-Emma.

Diese 2. Edition in Farbe übertrifft vom Bild her meine Erwartungen. Nachdem ich mich schon an einem durchaus sehenswerten Schwarz-Weiß-Bild der 4. Staffel erfreut hatte, so kommen jetzt die Bilder in einer Qualität mit lebendigen Farben, einem kontrastreichen, scharfen Bild und ungewöhnlich viel Tiefe daher.

Zusätzlich gibt es als Einleitung und zu jeder Folge Informationen von den Herren Oliver Kalkofe und Wolfgang Bahro (GZSZ Bösewicht), die man auf Wunsch anklicken kann. Sinnvoll ist es aber, diese Infos erst nach einer jeden Folge anzuschauen. Die Herren haben sich dabei aber wohl ausgiebig aus anderen Quellen bedient (Bücher von Franziska Fischer oder Dave Rogers). Manche Info ist wohl auch nicht ganz richtig. Neben diesem Bonus-Material gibt es u.a. noch ein kurzes Fuchsberger-Interview mit Patrick Macnee und Diana Rigg (ca. 9 Min), den Kurzfilm: The Strange Case Of The Missing Corpse (ca. 3 Min) und drei Integralfassungen aus Edition 1 in ungeschnittener Fassung, nämlich die Folgen DIE TOTENGRÄBER, DAS SCHOTTISCHE SCHLOSS und DAS 13. LOCH.

Ich freue mich jetzt schon auf manchen Abend (oder späten Nachmittag), an dem ich mir eine Folge von Emma Peel & Co. zu Gemüte führen werde. Wie heißt es am Anfang einer jeden Folge: Mrs. Peel, we ’re needed – Mrs. Peel, wir werden gebraucht! Nach über 40 Jahren schaue ich dem Treiben von John Steed und Emma Peel wieder gern zu.

Wegbereiter der Finanzkrise

Zunächst ist der Liberalismus nichts Negatives. Im Zentrum der politischen Philosophie des Liberalismus steht das Individuum, dessen Freiheit zu sichern und zu verteidigen die oberste Aufgabe des Staates sei. Daher lehnt die FDP als deutsche liberale Partei u.a. den großen Lauschangriff, flächendeckender Videoüberwachung und den biometrischen Reisepass ab. Auf wirtschaftlichem Gebiet fordert die FDP eine Entbürokratisierung der Wirtschaft mit dem Ziel, das Wachstum zu fördern und dadurch Arbeitsplätze zu schaffen.

Das klingt alles zunächst sehr gut. Ich denke da an den Anfang der FDP und Theodor Heuss, der BRD erster Bundespräsident. Namen wie Hildegard Hamm-Brücher, Gerhart Baum und Burkhard Hirsch stehen für einen freiheitlichen Liberalismus.

Dann kamen die Bange-, Hauss- und Möllemänner und lehrten den Deutschen das Gruseln. Und heutigen Tags hat die FDP in Guido Westerwelle den großen Vorturner, die Ein-Mann-Show, neben der jede andere Personalie bei den freien Demokraten verblasst (mir fällt nur noch der Name Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, aber auch nur des Namens wegen).

Wahlkampf mit Guido Westerwelle

Laissez-faire heißt übersetzt „lasst machen“ im Sinne von „einfach laufen lassen“. Es ist vor allem der Grundsatz liberaler Wirtschaftspolitik. Man vertraut dabei auf die Selbstheilungskräfte des Marktes, wenn z.B. etwas aus dem Ruder läuft. So wenig Staat wie möglich, der Markt reguliert sich schon selbst. Für mich beinhaltet dieses „Laissez-faire“ die Philosophie, die den Finanzmarkt und damit fast die gesamte Wirtschaft in die Krise führte. Hier ist etwas den Bach hinuntergegangen, was sich nicht mehr selbst zu heilen verstand: Der Liberalismus als Wegbereiter der Krise.

Und vorn weg, das Banner tragend: Guido Westerwelle. Ob ihm bewusst ist, dass seine Art des wirtschaftlichen Denkens solche Krisen begünstigt? Ohne den Eingriff des Staates hätte der Finanzsektor jegliche Kontrolle über sich verloren.

Und einer solchen Partei und ihrem Fraktions- und Parteivorsitzenden soll ich bei dieser Bundestagswahl meine Stimme geben? Nein, danke, Herr Westerwelle. Sie mögen propagieren, dass sich Arbeit wieder lohnen muss. Nur welche und für wen? Bestimmt nicht die von Millionen Arbeitnehmern, denen sie in sozialer Hinsicht nur die kalte Schulter zeigen (selbst Seehofer, CSU, bezeichnet die FDP als „Partei der Kälte“, wenn auch aus wahlpolitischem Kalkül).

Sie haben gut reden, Herr Westerwelle. Aber viel mehr als Gemeinplätze sind es leider nicht. Sollten Sie wirklich ‚an die Macht’ kommen, dann würde mich jetzt schon interessieren, welches politische Amt Sie übernehmen werden, in dem sie endlich auch Verantwortung zeigen müssten. Ich hoffe, es kommt nicht soweit.

siehe auch Extra3: Guido Westerwelle Hymne

und siehe auch meine Beiträge zur BTW 2005: Westerwelle – der historische IrrtumWesterwelles TurnübungenWesterwelle auf WahltourGuido und die drei Könige

Keine Anzeige. Keine Durchsage. Kein Zug!

Es ist mir ja schon etwas peinlich, hier noch einmal auf meine spöttische ÖPNV-Kritik (Vielleicht mit dem Rad zur Arbeit?) zu sprechen zu kommen. Den Artikel hatte ich auch online der verantwortlichen metronom Eisenbahngesellschaft GmbH zugesandt – und nur wenige Tage darauf eine zwei Seiten lange schriftliche Antwort (per Brief) erhalten. Das Schreiben beginnt gleich mit einem Dank für meine Eingabe usw. („Wie Sie wissen, steht Kundenorientierung bei uns an oberster Stelle. Deshalb freuen wir uns darüber, dass Sie Kontakt zu uns aufgenommen haben. So erfahren wir sehr viel darüber, was gut oder aber auch – wie in Ihrem Fall – verbesserungswürdig ist.“). Und so bedankt sich die Mitarbeiterin des metronom-Kundenzentrums für jeden weiteren Hinweis von mir und entschuldigt sich herzlich für Verspätungsgründe, „die nicht in der Verantwortung von metronom liegen“ und hofft auf mein Verständnis.

Metronom-Zug, Fahrgäste & Fahrgastrechte

Sollte es wirklich an meiner Kritik liegen oder bilde ich es mir ein: Plötzlich waren die metronom-Züge geradezu unerwarteter Dinge pünktlich (oder wenigstens im erträglichen Maße verspätet).

Das konnte auf Dauer natürlich nicht gut gehen. Heute Morgen kam mein (der immer wieder angesprochene) Zug (Abfahrt ab Bremen Hbf. um 5:13) verspätet in Tostedt an und war dann in Hamburg Hbf. mit acht Minuten über der Zeit. Etwas ärgerlich fand ich, dass zur Abfahrzeit in Tostedt weder eine Anzeige noch eine Durchsage auf die Verspätung aufmerksam machte.

Deshalb schreibe ich aber hier nicht. Ich möchte vielmehr zu dem genannten Schreiben des metronom-Kundenzentrums doch einige Worte verlieren:

Ich hatte in meinem Artikel (der Eingabe) auf die Langsamfahrten aller Bahnen auf dem letzten Stück auf der neu erbauten Pfeilerbahn (kurz vor Hamburg Hbf.) aufmerksam gemacht („Hat da jemand beim Bau gepfuscht (in der kleinen Ausgangskurve bekommen die Züge eine äußerst merkwürdige Schieflage …)“). Die Antwort: „Wir versichern Ihnen, dass die Pfeilerbahnbrücke keine Ursache für die Langsamfahrt vor dem Hauptbahnhof ist. Der Grund hierfür sind rote Signale an denen der Triebfahrzeugführer halten muss, diese werden mit gelben Lichtern angekündigt und somit verläuft die Fahrt sehr langsam.“ Das klingt plausibel, kann aber nicht in allen Fällen richtig sein. Denn nicht jeder Zug, der die letzten sechs Wochen morgens gegen 6 Uhr 30 in den Hauptbahnhof einfährt, dürfte durch ein entsprechendes Signal ‚ausgebremst’ worden sein. Außerdem: Auch die Züge, die den Hauptbahnhof Richtung HH-Harburg verlassen, fuhren in dieser Zeit (und fahren immer noch) sehr langsam. Neben der erwähnten Schieflage ist besonders das Geruckele zu nennen, das die Räder auf dem Schienen in dem letzten bzw. – vom Hbf. betrachtet – ersten Teilstück der Pfeilerbahnbrücke erzeugen. Mir kommt das insgesamt wirklich merkwürdig vor.

Weiter heißt es in der Antwort: „Die Verspätungen resultieren aus der hohen Netzauslastung und sind nicht abhängig von Bauarbeiten vor dem Bahnhof.“ Ich weiß nun nicht, welche örtliche Bestimmung mit „vor dem Bahnhof“ gemeint ist (HH Hbf?). Die Gleiserneuerungsarbeiten zwischen Ottersberg und Sagehorn haben auf jeden Fall zu Verspätungen geführt. Und ausgefallene Züge, was ist mit denen? Des Öfteren gab es Ausfälle, weil Triebwagen der metronom-Züge defekt waren und, da der beschränkte ‚Fuhrpark’ von metronom das nicht hergibt, nicht ersetzt werden konnten. Ließe sich da nicht auf andere Weise Abhilfe schaffen (z.B. Triebwagen der DB ausleihen)?

Recht vordergründig wird in dem Antwortschreiben immer wieder darauf hingewiesen, das viele Verspätungsgründe nicht in der Verantwortung von metronom liegen. Auch für die ungenauen Durchsagen an den Bahnhöfen oder Änderungen in der Gleisbelegung trägt metronom keine Schuld – was sicher richtig ist. Ich denke aber, dass die metronom Eisenbahngesellschaft GmbH Einfluss auf den Netzbetreiber (die DB) nehmen kann. Wenn ein Dienstleister dauerhaft seine Leistungen nicht erbringt, muss dieser mit Abschlägen bei der Bezahlung rechnen. Das gilt übrigens auch in meinem Verhältnis zu metronom (bzw. der HVV) – Stichwort: Fahrgastrechte (zur Information für alle Inhaber von Zeitfahrkarten des Nahverkehrs: Hier werden pauschal je Verspätung ab 60 Minuten entschädigt: 1,50 € (2. Kl.) / 2,25 € (1. Kl.)).

Nun, ich gehe einmal davon aus, dass metronom wirklich daran interessiert ist, seine Fahrgäste sicher und pünktlich ans Ziel zu bringen. Leider ist das im Bereich des Hamburger Hauptbahnhofes oft genug nicht möglich. Die Planung für den Ausbau des Hauptbahnhofs, durch den die Ein- und Ausfahrt erleichtert und das Netz insgesamt entlastet werden sollte, wurden eingestellt. Eine Besserung ist also auf weite Sicht nicht zu erwarten. „Für diese Problematik wird eine politische Lösung unerlässlich bleiben, der auch wir ständig Nachdruck verleihen. Hier sind wir Bittsteller, keine ausführende Institution“, heißt es in dem Schreiben des metronom-Kundenzentrums. Dem kann man sich als Kunde und ständiger Fahrgast nur anschließen.

Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan?

Ganz so neu ist sie nicht, die Forderung nach dem Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan. Seit 1996 wird er immer wieder als Anwärter auf diesen Preis gehandelt. Eine von den Schriftstellern John Bauldie und Allen Ginsberg geleitete Kampagne führte 1996 zu einer offiziellen Nominierung von Bob Dylan. Unterstützt wurde sie von dem Literaturprofessor Gordon Ball, der die Texte von Dylan in ihrem „außergewöhnlich einfallsreichem Symbolismus“ mit Arthur Rimbaud und William Butler Yeats vergleicht. Für andere erweckt Dylans dunkle und assoziationsreiche Lyrik „immer wieder den Eindruck, als wisse er mehr, als könnte er tiefer dringen und Antworten geben.“

Bob Dylan for Nobel Prize in Literature

Nun, Bob Dylan ist sicherlich einer der einflussreichsten Musiker des letzten Jahrhunderts. Und seine Musik geht einher mit einer ungewöhnlichen Lyrik seiner Lieder. Er wäre auch längst nicht der erste, der für seine Liedertexte eine akademische Auszeichnung erkäme. In Anerkennung für seinen Beitrag zur Pop- und Rockmusik erhielt Ian Anderson (Jethro Tull) 2006 von der Heriot Watt University in Edinburgh die Ehrendoktorwürde für Literatur verliehen.

siehe auch zdf.de: Experten fordern: Nobelpreis für Bob Dylan!

Original & Fälschung: Pastime With Good Company

Ich neige manchmal dazu, die Überschriften der Beiträge in diesem Blog auf ‚reißerische Weise’ zu formulieren – und begebe mich damit fast auf Bildzeitungsniveau. Die Gegenüberstellung von Original und Fälschung ist natürlich unsinnig – wie überhaupt in der so genannten E-Musik eigentlich nur von Interpretationen eines Musikstückes gesprochen werden kann, auch wenn die eine dem Original (den Noten und der Instrumentalisierung entsprechend) näher kommt als eine andere.

Mancher Herrscher dieser Welt, ob Monarch oder Präsident, hat nicht nur einen Drang nach Macht, sondern auch eine musische Seite. Fridericus Rex spielte leidlich die Querflöte (sic!) und komponierte auch das eine oder andere Stück. Vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton wissen wir, das er des Öfteren zum Saxophon grifft, um seine Gäste zu unterhalten.

Gehen wir noch einige Jahrhunderte zurück (ins 16.), dann treffen wir dort auf König Heinrich VIII Tudor, ja den mit den (ich glaube es waren) sechs Frauen, von denen die eine oder andere einen Kopf kürzer gemacht wurde, weil sie dem potenten Potentaten keinen Sohn gebar. Und der sich, weil die katholische Kirche etwas gegen seine Vielweiberei hatte, von Rom lossagte, um die Anglikanische Kirche zu gründen.

Nun auch Heinrich VIII hatte eine poetische Ader. Uns bekannt ist u.a. das Madrigal „Pastime With Good Company“, an dem sich schon meine/unsere Lieblingsband Jethro Tull unter dem Titel „King Henry’s Madrigal“ früh versuchte. Auf den letzten Tourneen der Gruppe spielten Ian Anderson und Co. diesen Titel wieder vermehrt. Zunächst aber das ‚Original’ (im Sinne oben ausgeführter Bemerkung), dann die Anderson’sche ‚Fälschung’ („Pastime With Good Company“, Herr Anderson – ‚with’ nicht ‚in’).


Pastime with Good Company (Henry Tudor VIII.)


Jethro Tull – Pastime With Good Company