Archiv für den Monat: März 2009

Heinar Kipphardt: März

Es war im Jahr 1975, da gab es im Fernsehen (ZDF) den Film „Leben des schizophrenen Dichters Alexander M.“, der mich sehr beeindruckte. In der Titelrolle spielte Ernst Jacobi. Das Drehbuch zu diesem Film schrieb Heinar Kipphardt, der zuvor durch sein zeitkritisches Schauspiel In der Sache J. Robert Oppenheimer größere Bekanntheit erlangte. Ein Jahr später, 1976, legte er das gleiche Thema als seinen ersten Roman, unter dem Titel „März“ vor. Kurz danach schrieb Kipphardt eine Hörspielfassung unter dem Titel „März – ein Künstlerleben“ für den Bayerischen Rundfunk, in welcher Ulrich Gerhardt 1977 Regie führte. Erst am 16. Oktober 1980 kam es im Düsseldorfer Schauspielhaus zur Uraufführung des Theaterstücks unter dem Titel „März, ein Künstlerleben“.

Heinrich „Heinar“ Mauritius Kipphardt (* 8. März 1922; † 18. November 1982 in München) war ein deutscher Schriftsteller und bedeutender Vertreter des Dokumentartheaters.

Die Geschichte des unglücklichen Anti-Helden Alexander März ist für Kipphardt eine Abrechnung mit der Psychiatrie. Kipphardt hatte Medizin studiert und arbeitete u.a. an der psychiatrischen Klinik Düsseldorf-Grafenberg. Für ihn ist Schizophrenie, sind psychotische Krankheiten letzten Endes sozial verursacht: Sehr sensible Menschen zerbrechen an dem, was Familie und Gesellschaft ihnen antun. So auch der schizophrene Dichter März, der sich vor den Augen seines Arztes in Brand steckt, weil er sich in dieser Welt nicht mehr zurechtfinden kann. Als Grundlage für ‚März‘ diente authentisches Material.

Im Roman, den ich mir 1976 kaufte und las, heißt es u.a.:

„Die Psychiartrie ist die Heilige Inquisition der seelischen Gesundheit.“ (S. 19 – AutorenEdition Bertelsmann Verlagsgruppe – 1976)

Kofler. Notizen. Der eingelieferte Patient, der das Etikett schizophren bekommen hat, hat ohne sein Wissen eine Rolle übernommen und startet zu seiner Karriere. Von der Einlieferung an wird er ohne Unterbrechung degradiert und er verliert Stück für Stück seine Entscheidungsfreiheit und alle bürgerlichen Freiheiten. Es wird ihm bestritten, ein Mensch zu sein … (S. 20)

In kleinen Mosaiksteinchen erfahren wir vieles aus dem Leben des Patienten März, der seit Jahren in einer psychiatrischen Klinik lebt. Aus Aufzeichnungen des Patienten, seinen Gedichten, den Berichten Dritter, Gesprächen und Beobachtungen des Arztes Kofler setzt sich das Bild eines hoch sensiblen Menschen zusammen, der die »Normalität« der Gesellschaft radikal in Frage stellt. März verweigert sich dem herrschenden Leistungs- und Konkurrenzprinzip. Ausgangspunkt seiner Erkrankung ist die Kindheit: März war mit einer Gaumenspalte (Hasenscharte), auf die Welt gekommen, für die sich die beide Elternteile sehr schämten. Während die Mutter mit übertriebener Liebe ihren Sohn zu umsorgen meinte, versuchte es der Vater mit Strenge. Es herrschte so ein andauernden Konflikt im Elternhaus, der das Kind mehr und mehr in eine Außenseiterrolle drängte.

Durch März lernen wir eine ‚andere’ Sichtweise des Lebens kennen, die uns zunächst ‚krank’, wenn auch auf besondere Weise faszinierend erscheint. Zunehmend beginnt der Leser dann, diese Sichtweise zu verstehen und das ‚normale’ Leben kritisch zu beäugen:

Es wundert mich […] immer, wenn bei den ganzen vielen Teilen etwas zueinander paßt, zum Beispiel die Tasse auf dem Tisch da zu dem beschriebenen Zettel. Wieso passen die zueinander? … Vielleicht passen die meisten Teile nur zueinander, weil es gefährlich ist, nicht zueinander zu passen. Da paßt man schon lieber. Aber in Wirklichkeit paßt zueinander rein gar nichts. (S. 19)

Was ‚passt’ also wirklich im Leben zusammen? Sind wir alle nicht zu kleinen Rädchen geformt, die die Normalität am Leben erhalten? Dann vielleicht doch »lieber verrückt als ein Rädchen.«

In der „Allegorie der Höhle“ beschreibt Plato das Leben des angepassten Menschen wie angekettet an der Wand einer unterirdischen Höhle. Die Schatten welche sie auf der Wand sehen, halten sie für die Wirklichkeit. Es gibt Leute welche sich befreien von ihren Ketten, weil sie das Leben als angekettet als unerträglich erfahren. Es ist die Aufgabe der angeketteten Psychiater, die sich dessen nicht bewusst sind, diejenigen die versuchen sich zu befreien, wieder anzupassen und aufs Neue zu fesseln. Und wenn dass nicht gelingt, werden sie verbannt in einen entlegenen Winkel der Höhle, wo sie miteinander festgehalten werden, um das wahnsinnige Spiel der „Normalen“ nicht zu stören. Das nennen wir nun psychiatrische Anstalten.

aus: „Eine narratologische Analyse von Kipphardt’s März“ von Dimitri Vanlessen

MusikvideoZ von A bis Z

In meinem kleinen WilliZ Videoblog habe ich einen Themenkreis angelegt, der dem Alphabet gemäß eine Auswahl vom Musikvideos darbietet: MusikvideoZ an A bis Z.

WilliZ Videoblog

Bis jetzt haben sich dort 27 Interpreten (mit noch mehr Videos) angesammelt (der Buchstaben C ist zweimal vertreten), dabei sicherlich auch einige ‚Exoten’, also Musikgruppen, die den meisten unbekannt sein dürften, die aber in meinem bisherigen Leben (wenn auch nur kurz) eine gewisse Rolle gespielt haben, so z.B. die Gruppen Flairck, It’s a Beautiful Day, Lindisfarne, Ougenweide, Quintessence, Steamhammer, Warm Dust und Xhol Caravan (eine deutsche Gruppe, die sich später nur noch Xhol nannte). Musikvideos also von A wie Joan Armatrading bis Z wie Frank Zappa.

Taj Mahal & Ry Cooder: Rising Sons (1966/1992)

Alles hat einmal einen Anfang. So auch die ungewöhnliche Musikerkarriere des Ry Cooder. 1964, da war Cooder gerade 17 Jahre alt, gründete er u.a. mit dem fünf Jahre älteren Henry St. Clair Fredericks, der später unter dem Namen Taj Mahal ein weltweit bekannter Bluesmusiker werden sollte, in Los Angeles die Formation Rising Sons.

Rising Sons feat. Taj Mahal & Ry Cooder

Nachdem Columbia Records die Band unter Vertrag genommen hatten, wurde eine Single (Candy Man und The Devil’s Got My Woman) veröffentlicht und auch ein Album aufgenommen, das aber erst 1992 von Columbia vermarktet wurde. Aus Enttäuschung über die gemischten Reaktionen auf ihre Musik löste sich die Band 1966 wieder auf.

Das Album wurde wohl zwischen 1965 und 1966 aufgenommen. Im Juni 1992 nahm Taj Mahal zu den drei Instrumentaltitel “Dust My Broom,” “Last Fair Deal Gone Down,” and “Baby What You Want Me to Do” den Gesang neu auf. Das Original-Lineup bestand aus Ry Cooder (Gesang, 6- und 12-saitige Gitarre, Mandoline, Slide- bzw. Bottleneckgitarre, Dobro), Taj Mahal (Gesang, Mundharmonika, Gitarre, Piano), Gary Marker (Bass), Jesse Lee Kincaid (Gesang und Gitarre) und Ed Cassidy (Schlagzeug). Cassidy verließ die Band, nachdem er sich eine Hand bebrochen hatte und wurde von Kevin Kelley ersetzt.

Taj Mahal wurde also ein bekannter Blues- und Folkmusiker. Und der Werdegang von Ry Cooder lässt sich u.a. in diesem Blog verfolgen. Cassidy gründete die Gruppe Spirit und Kelley wurde 1968 Mitglied in der Band seines Cousins, Chris Hillman, The Byrds und ist auf dem Album „Sweetheart of the Rodeo“ zu hören.

Das Album „Rising Sons“ enthält insgesamt 22 Lieder (Statesboro Blues ist dabei zweimal vorhanden), alle in einem lässigen Bluesstil mit Anklängen beim Folk und beim Rock ’n’ Roll. Damit nahm die Band stilistisch gesehen spätere Aufnahmen von Gruppen wie Moby Grape, Buffalo Springfield, Grateful Dead und The Byrds vorweg.

Hörbeispiele: Rising Sons

Feiner pinkeln

Als ich am Mittwochmorgen mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof in Hamburg zur Arbeit fuhr, sah ich auf der Lombardsbrücke (zwischen Binnen- und Außenalster) einen Transporter der Firma Peter Jensen mit dem Spruch: Feiner Pinkeln. Bei dieser Firma lässt sich u.a. alles kaufen, was mit Bädern und Sanitäranlagen zu tun hat – alles dabei vom Feinsten.

Wie es wohl die meisten tun, so assoziiere ich diese Aussage mit dem Begriff des feinen Pinkel (berlinerisch für vornehm tuender Mensch), was wohl beabsichtigt ist. Mit diesem Spruch verbindet sich eine Werbe-Kampagne der Firma für eine Bädershow. Hinzu kommt der Hinweis auf unzählige geschiedene Ehen in Deutschland, die als Ursache ‚Probleme im Badezimmer’ angeben. Die Lösung hat man auch gleich parat: Deshalb Urinale auch zuhause!

Ich habe einmal im Internet gegooglet und mit dem Stichwort „Urinal“ in der Bildersuche viele kuriose Beispiele für diese Pinkelbecken aus Keramik, Porzellan und anderen Baustoffe für das Wasserlassen der Männer (aber auch ein Beispiel für Frauen) gefunden. Hier eine Auswahl:

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Feiner pinkeln

Ry Cooder & V.M. Bhatt: A Meeting by the River

Bevor sich Ry Cooder 1994 auf die Reise machte, um die Wurzeln des Blues zu erforschen, suchte er 1993 Kontakt zu Musikern in Indien und traf dort auf Vishwa Mohan Bhatt, der eine Art modifizierte Slide-Gitarre spielt, die er Mohan Veena nennt, nach dem indischen Instrument Vina. Sie besitzt drei Melodie- und vier Bordunsaiten sowie zwölf Resonanzsaiten, die über einen eigenen Steg laufen. Der Aufbau erinnert an eine indische Sitar. Bhatt spielt das Instrument mit einem Drahtplektrum (Mizrab), wie es auch zum Sitarspiel verwendet wird, und benutzt einen Metallstab aus Stahl.

Ry Cooder & Vishwa Mohan Bhatt: A Meeting by the River

Zusammen also mit V.M. Bhatt (Mohan Vina) spielte Cooder (Bottleneck Guitar) auch noch mit Sukhvinder Singh Namdhari (Tabla) und seinem Sohn Joachim Cooder (Dumbek). Das Ergebnis ist das Album A Meeting By the River, das Anfang 1994 mit dem Grammy „Best World Music Album” ausgezeichnet wurde. Gewidmet ist das Album Gabby Pahinui, dem hawaiischen Steel-Gitarristen, der 1980 verstarb und mit dem Ry Cooder früher zusammen gespielt hatte, u.a. auf dem Album „Chicken Skin Music“ von Cooder aus dem Jahre 1976 (hierzu später sicherlich noch etwas mehr).

Hörbeispiele: A Meeting by the River

Es ist eine Musik in einem eklektizistischen Stil entstanden. Dabei fließen viele indische Elemente mit westlichen zusammen und kreieren eine Musik, die die Palette der Weltmusik um eine weitere, hörenswerte Nuance erweitert. Es sind dabei insgesamt vier Instrumentstücke herausgekommen, die zeigen, dass sich Musiker unterschiedlichster Musikanschauung doch auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Das wünscht man sich ebenso gern auf anderen Gebieten.

Italo Svevo: Zenos Gewissen

Die italienische Schriftsteller Italo Svevo (eigentlich: Hector Aron Schmitz, genannt Ettore Schmitz; * 19. Dezember 1861 in Triest; † 13. September 1928 in Motta di Livenza bei Treviso) ist bei uns ziemlich unbekannt. Zu Lebzeiten blieben seine Werke zunächst wenig beachtet. Heute gilt er als führender italienischer Romanautor des 20. Jahrhunderts. Das Pseudonym Italo Svevo heißt „der italienische Schwabe“ beziehungsweise „der italienische Deutsche“, da sein Großvater aus Deutschland stammte.

Italo Svevo

Svevos Hauptwerk, der Roman „Zenos Gewissen“, gilt längst als „eines der größten Bücher des (20.) Jahrhunderts, und nicht nur des Jahrhunderts, das trotz seiner inzwischen weltweiten Geltung in seiner ganzen dämonischen Größe vielleicht erst noch zu entdecken ist“ (Claudio Magris, Die Zeit).

Erstmals zweisprachig ist Italo Svevos Jahrhundertroman Zenos Gewissen (Italienisches Original und die Neuübersetzung von Barbara Kleiner mit einem Essay von Wilhelm Genazino) bei zweitausendeins.de erhältlich (1.203 Seiten für nur 7,99 EUR).

Zeno ist ein ewiger Student, der verschiedene Fächer und Jobs ausprobiert, aber nichts wirklich fertig bringt und vom Geld seines Vaters, eines erfolgreichen Unternehmers, lebt. Ständig nur mit sich selbst beschäftigt, ist er lebensuntüchtig geworden. Er glaubt nicht daran, sein Leben aktiv beeinflussen zu können, sondern ist überzeugt davon, das Leben gestalte ihn.

So wie er nichts fertig bekommt, so verhält es sich bei Zeno auch mit all seinen guten Vorsätzen. In der ersten Episode geht es um die vergeblichen Versuche, sich das Rauchen abzugewöhnen. Immer wieder ist Zeno davon überzeugt, seine «ultima sigaretta» zu rauchen, doch jedes Mal hat er eine Entschuldigung dafür, wieder rückfällig geworden zu sein.

Daneben ist er das Musterbeispiel eines eingebildeten Kranken. Gerät er in eine Stresssituation, so beginnen ihn die unterschiedlichsten Zipperlein zu plagen. Und so landet er auch bei einem Psychoanalytiker, der ihn dazu bringt, seine Lebensgeschichte schriftlich festzuhalten.

Zeno Cosini ist ein Held, der am wirklichen Leben scheitert, dies aber auf eine komische Art: Er ist nicht nur ein Hypochonder, sondern auch ein schrulliger Müßiggänger und ewiger Zauderer, der lieber grübelt als handelt und dabei an seinen Selbsttäuschungen und Rechtfertigungen festzuhalten versucht. Von seinem schlechten Gewissen geplagt, fasst er immer wieder gute Vorsätze – die er dann nicht hält. Das Besondere an dem recht weitschweifigen Roman „Zenos Gewissen“ ist die feine Ironie, durch die Zenos auf Geheiß seines Psychoanalytikers verfasste Lebensbeichte zur Travestie einer Nabelschau wird.

siehe auch: Dieter Wunderlich: Buchtipps

Ich denke, Frauen werden ihren Spaß an Svevos „Zenos Gewissen“ haben. Vielleicht ist Zeno nicht unbedingt das Musterbeispiel eines Mannes. Aber vieles von ihm lässt sich auch an manchem Mann wiedererkennen.

Übrigens: In Triest nahm Italo Svevo an einem englischen Sprachunterricht teil und lernte so 1905 an der Triester Berlitz-School James Joyce kennen, der dort als Sprachlehrer arbeitete. Die beiden (zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannten) Autoren freundeten sich an. Joyce las Svevos Romane, war von ihnen begeistert und ermutigte ihn zu weiteren Arbeiten.

Ry Cooder – Pecos Bill

Eigentlich wollte ich Ry Cooder schon zu den Akten legen. Aber da sich bei mir nun doch noch einiges Material zu ihm angehäuft hat, wird es auch noch einige weitere Beiträge unter seinem ‚Stern’ geben. Und eine neue Kategorie, die seinen Namen trägt, habe ich auch noch eingerichtet.

1988 gewann Ry Cooder den Grammy für die beste Aufnahme für Kinder (“Best Recording for Children“) für „Pecos Bill“. Er schrieb für eine verfilmte Erzählung, die von dem Schauspieler Robin Williams vorgetragen wurde, die Musik.

Pecos Bill ist ein legendärer amerikanischer Cowboys, um den sich viele Geschichten ranken, die wohl nur der Phantasie entsprungen sind; u.a. soll er von Kojoten groß gezogen worden sein. Diese Geschichten spielen in der Zeit, als sich die Vereinigten Staaten nach Südwesten ausdehnten und Texas, New Mexico und Arizona in ihr Staatsgebiet übernahmen. Pecos Bill ist vielleicht mit Till Eulenspiegel zu vergleichen. Neben dem Grammy erhielten Film und Musik noch viele andere Preise.

Bei YouTube habe ich ein kleines Video gefunden, das uns auch die Musik von Ry Cooder hören lässt:


Pecos Bill – erzählt von Robin Williams/Musik von Ry Cooder

Gaspreis sinkt – Werder als Energiespender

Ich will nicht nur meckern: Zum 1. April werden bei uns nochmals die Gaspreise gesenkt. Nachdem die Preise für Gas in den letzten Jahren immer sehr stark angestiegen waren (zuletzt im August 2008 um über 10 %), hat unser Gaslieferant nach der Preissenkung zum 1. Februar 2009 (5,6 %) eine weitere Preisreduzierung von 13,7 % angekündigt. Die verzögerte Preissenkung für Gas (Heizöl ist bekanntlich schon länger billiger) wird durch die langjährigen Lieferverträge erklärt.

Weser-Stadion mit Photovoltaik-Anlage

Unser Gas- und Stromlieferant (die EWE AG) gibt sich umweltbewusst und visionär: Eine Photovoltaik-Anlage auf Teilen der Dachkonstruktion des Weser-Stadions in Bremen ist seit dem 30. Dezember 2008 am Netz. Solarzellen wandeln Sonnenenergie in elektrischen Strom um. Damit ist das Weser-Stadion jetzt Stromproduzent und somit Energiespender. Beteiligt an diesen Umbau war neben der swb AG auch die EWE AG.

Freundlich – bis zum Erbrechen

Ich habe ja nichts gegen ein bisschen Freundlichkeit. Aber eine geschäftsmäßige Freundlichkeit immer im gleichen Tonfall und mit fast immer dem gleichen Text: Das geht mit der Zeit auf den Keks. So die penetrant freundlichen Ansagen der Zugbegleiter/-innen in den Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft mbH, die nichts aussagen und den ‚lieben Fahrgästen’ eine angenehme Fahrt wünschen und diese aufmerksam machen, nur gar nicht das Handgepäck liegen zu lassen (Besonders liebreizend die Anmerkung: Damit nichts liegen bleibt! Das muss nämlich aufgesammelt werden und macht nur viel Arbeit).

Und wenn es um Anschlusszüge geht, dann wird geraten, auf die Lautsprecheransagen am Bahnsteig zu achten – als wäre man als Fahrgast ein unverbesserlicher Trottel und kenne nicht die elementarsten Dinge des Bahnreiseverkehrs. Auch nett: Liebe Fahrgäste, beachten Sie Folgendes: Das Niedersachsen-Ticket und das Niedersachsen-Ticket Single ist nur mit eingetragenem Vor- und Nachnamen gültig. Vielen Dank! Die von Donald Duck oder wen? Und wenn tatsächlich einmal eine Ansage mit informativem Inhalt erfolgt, dann sind diese auch noch falsch (Die Heidebahn fährt von Gleis 6 – obwohl jeder Fahrgast, der ein Pendler ist – und das sind am späten Nachmittag fast alle-, weiß, dass die Heidebahn ab Buchholz IMMER von Gleis 11 fährt).

Die „Zeit“-Attac(ke)

Die Yes Men haben es mit einem Plagiat der New York Times Ende des letzten Jahres vorgemacht: Seit gestern Morgen verteilen die Globalisierungsgegner von Attac in ganz Deutschland Fälschungen der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Download als PDF bei zdf.de). Ziel der Aktion: Die Vorstellungskraft der Menschen anregen. Erste Auflage: 150.000 Blätter.

'Die Zeit' - 01.05.2010 (Plagiat)

Die Ausgabe ist datiert auf den 1. Mai 2010. Das soll verdeutlichen, wie die Schlagzeilen in gut einem Jahr lauten können, wenn nicht allein die Kräften der „neoliberalen Globalisierung“ Ihren Einfluss auf die weitere Entwicklung in Politik und Wirtschaft in der Krise nehmen werden: „Banken verstaatlicht: Eine neue Ära beginnt“, „Mehr Demokratie!“ oder „Klagewelle gegen Klimasünder“

Die Debatte über die Wirtschaftskrise will Attac positiv wenden. Die Hauptvorschläge der Organisation: Die soziale Schere zwischen Arm und Reich schließen. Die Kosten der Krise nicht Steuerzahlern, sondern deren Verursachern aufbürden. Steueroasen schließen. Lobbyisten aus der Politik verbannen. Die Klimakatastrophe verhindern.

siehe auch meinen Beitrag: Respekt, Herr Geißler

Stammplatz ade

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 gab es im Bahnverkehr Mehr als das übliche Chaos. Da wurden Züge, die ohnehin brechend voll sind und hauptsächlich von Pendlern genutzt werden, um zwei Waggons gekürzt. Und die Stammplätze im Metronom, der u.a. zwischen Bremen und Hamburg verkehrt, wurden auf eine Art und Weise neu verteilt, dass einige gelackmeiert nur noch auf wenig komfortablen Klappsitzen Platz fanden.

Der 'metronom' und seine Fahrgäste

Das mit den Stammplätzen ist ein besonderer Service: Wer eine Jahresabo-Karte hat, kann sich für die werktäglichen Fahrten zur und von der Arbeit in jeweils einem Zug einen festen Sitzplatz reservieren lassen – und das kostenlos. Klingt gut. Nur manchmal wird ein Segen zum Fluch:

Meine Mail an die metronom Eisenbahngesellschaft mbH vom 19.03.2009:

Seit gestern wird mein bei Ihnen reservierte Stammplatz nicht mehr angezeigt – sowohl bei der Hin- als auch Rückfahrt. Ich habe in der Online-Reservierung bei Ihnen noch einmal nachgeschaut: Tatsächlich ist dort mein Platz wieder freigegeben.

Ich weiß nicht, was der Grund ist, es wäre aber nett, wenn meine Reservierung möglichst schnell wieder vorgenommen würde. Ich habe eine Reservierung für die Strecke Tostedt – Hamburg Hbf – 2. Klasse …

Wie ich gehört habe, ist das kein Einzelfall.
Vielen Dank

Antwort von der metronom Eisenbahngesellschaft mbH vom 20.03.2009:

Sehr geehrter Herr …,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 19.03.2009.

Leider wurde Ihre bisherige Stammplatzreservierung 494… automatisch vom System gelöscht, da die eingereichte Fahrkartenkopie bereits am 31.12.2008 ablief. Eine Neureservierung ist nur unter Zahlung eines Bearbeitungsentgeltes in Höhe von 25,00 € und noch freien Plätzen möglich.

Auch in Ihrem Schreiben zur StammplatzCard wurden Sie darauf hingewiesen:

[nachfolgender Text in blau, fett und unterstrichen, damit auch ein Depp wie ich begreift, um was es geht:]

Bitte beachten Sie, dass die Stammplatzreservierung maximal bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2009 gültig ist.

Sollten wir bis zum Ablauf der Gültigkeit Ihrer jetzigen Streckenzeitkarte keine Kopie Ihrer neuen Zeitkarte erhalten, erlischt Ihre Stammplatzreservierung allerdings vorher, und zwar mit dem letzten Geltungstag Ihrer jetzt gültigen Streckenzeitkarte.

Bitte geben Sie uns eine Rückmeldung, falls Sie eine Neureservierung wünschen.

Für weitere Fragen, stehen wir Ihnen auch gern telefonisch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
i. A. …
Kundenberatung

Meine Antwort darauf vom 20.03.2009:

Sehr geehrte Frau …,

mit meiner Stammplatzreservierung habe ich seit dem Fahrplanwechsel so meine Probleme (Klappsitz oder Stammplatz). Was schief gehen kann, geht dann auch schief.

Ich hatte vormittags am 18.12.2008 bei Ihnen online meine Stammplatzreservierung angemeldet. Dabei hatte ich als Gültigkeitsdatum meiner Jahresabo-Karte ‚wahrheitsgemäß‘ den 31.12.2008 angegeben, da ich die neue Abo-Wertmarke noch nicht bekommen hatte.

Als ich am Nachmittag nach Hause kam, war die neue Abo-Wertmarke mit der Post eingetroffen. So machte ich noch am gleichen Tag eine Kopie davon und sandte Ihnen diese (in einer Word-Datei ‚verpackt‘) per Mail (18.12.2008 – 17:06) mit folgendem Anschreiben zu:

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Anhang übersende ich Ihnen ein Word-Dokument mit den Kopien meiner Abonnements-Kundenkarte und der neuesten Abo-Wertmarke (gültig bis 31. Dez. 2009) zum Nachweis meiner Berechtigung für eine Stammplatzreservierung:


Bestellnummer: 494…

Mit freundlichen Grüßen

Die Fahrkartenkopie mit Gültigkeit bis zum 31.12.2009 liegt Ihnen also bereits seit dem 18.12.2008 vor.

metronom-StammplatzCard

Die Jahre zuvor hatte ich nie Schwierigkeiten mit der Stammplatzreservierung. Sobald ich die neue Abo-Wertmarke bekam, habe ich umgehend die Reservierung vorgenommen und konnte so über Jahre meinen alten Stammplatz behalten. Mit dem letzten Fahrplanwechsel verlor ich zunächst meinen bisherigen Platz. Und jetzt dieses Theater. Da laut Kartenaufschrift die StammplatzCard Eigentum der metronom Eisenbahngesellschaft mbH ist, möchte ich Ihnen Ihr Eigentum nicht vorenthalten und werde die Karte bei nächster Gelegenheit einen Ihrer Mitarbeiter aushändigen. Sie werden sicherlich verstehen, dass ich nicht gewillt bin, 25 € für eine Neureservierung zu bezahlen (zumal allein in den letzten zwei, drei Wochen die gesamte Stammplatzanzeige ‚aus technischen Gründen‘ zweimal nicht funktionierte).

Mit trotzdem freundlichen Grüßen

Stammplatz ade. Ist auch besser so: Bis zum Fahrplanwechsel hatte ich ein hübsches blondes Mädel als Sitznachbarin. Da konnte der Tag nur positiv beginnen. Nach dem Fahrplanwechsel saß ich neben einen Schnarchhahn, der, weil er bereits in Hamburg-Harburg den Ausgang suchte, immer wie ein Ferkel grunzte, damit ich ihm Platz zum Aussteigen machte. Jetzt bin ich wieder heimatlos und komme ohne festen Sitzplatz wenigstens wieder unters Volk! Ja, man sollte positiv denken.