Archiv für den Monat: Dezember 2008

Scottish Piper and Indian Princess

Den gestrigen Beitrag habe ich mit Bedacht geschrieben (Kuriose Musikinstrumente: Sitar und Tabla). In diesen Tagen weilte Ian Anderson mit seiner Band Jethro Tull mehrere Tage in Indien:

NOV
27 Kolkata Science City Auditorium
30 Delhi Hamsadhwani – Amphitheatre

DEC
2 Bangalore/Bengaluru Palace Grounds
3 Hyderabad Hi Tech City Auditorium
5 Mumbai Shanmukhnanda Auditorium

Und wie schon bei anderen Konzerten trat mit der Gruppe ein spezieller Gaststar weiblichen Geschlechts auf. Statt einer Violistin war es jetzt keine geringere als die Sitar spielende Anouska Shankar, eine Tochter und Schülerin des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar. Im Gegensatz zu ihrer Halbschwester Norah Jones ist sie der traditionellen indischen Musik zugewandt. Sie gab mit 13 Jahren ihr Konzertdebüt als Sitarspielerin in Neu-Delhi (Indien) und tritt seitdem oft zusammen mit ihrem Vater auf.

Nun, Ian Anderson hat schon seit Anbeginn neben der klassischen Musik auch auf Musik der Orients zurückgegriffen. Auf dem „Stand Up“-Album ist das z.B. das Stück „Fat Man“. Dann sind die Alben „Roots to Branches“ und „DOT COM“ zu erwähnen bzw. Ian Andersons Soloalbum „Divinities“.

Ein gemeinsamer Auftritt mit Anouska Shankar erstaunt mich aber trotzdem. Wie immer gibt es bei youtube einige Aufnahmen von diesen indischen Konzerten; zuerst ein kleines Promotion-Video:


Ian Anderson (Jethro Tull) & Anouska Shankar Byte Promotion


Jethro Tull: Mother Goose with Anoushka Shankar


Jethro Tull Jugalbandhi with Anoushka Shankar

Zuletzt möchte ich ein gemeinsames Stück der beiden Halbschwestern Anoushka Shankar und Norah Jones vorstellen. Es stammt von dem Album „Breathing Under Water“, das Anoushka Shankar zusammen mit dem Tabla-Spieler Karsh Kale aufgenommen hat. Norah Jones (eigentlich Geetali Norah Jones Shankar) habe ich schon in einigen Beiträgen hier vorgestellt (Norah Jones: SunriseNorah Jones: Not Too Late).


Anoushka Shankar & Norah Jones – Easy

Kuriose Musikinstrumente: Sitar und Tabla

Die Sitar ist ein indisches Zupfinstrument und gehört zu Gruppe der Langhalslauten. Sie ist das bekannteste Instrument der nordindischen Musik und verfügt über einen sehr charakteristischen obertonreichen Klang.

Die Sitar ist das bedeutendste Instrument der klassischen nordindischen Musik und gilt mittlerweile weltweit als eines der am schwersten zu meisternden Musikinstrumente überhaupt. Sie wird meistens solistisch gespielt, in der Begleitung von Tabla.

Einer der berühmtesten Sitarspieler ist Ravi Shankar, der vor allem durch die Beatles und die Zusammenarbeit mit dem Geiger Yehudi Menuhin auch außerhalb Indiens Berühmtheit erlangte.

Ravi Shankar spielt die Sitar

Das Musikinstrument besteht aus einem getrockneten Flaschenkürbis (Kalebasse) als Resonanzkörper mit Holzdecke und einem langen, hohlen Hals, auf dem sich verschiebbare Messingbünde befinden. Sie hat normalerweise zwischen 19 und 21 Saiten. Vier Spielseiten und drei Bordunsaiten, die auf den Grundton und der Quinte der Tonleiter gestimmt und für rhythmische Akzente verwendet werden (so genannte Chikarisaiten), verlaufen oberhalb der gebogenen Bundstäbe. Bis zu 13 Resonanzsaiten verlaufen unterhalb der Bundstäbe. Diese werden auf die Skalentöne des gespielten Ragas gestimmt, verstärken den Klang der Obertöne und verstärken den „singenden“ Klang der Sitar.

Der Spieler sitzt in der klassischen Haltung mit übergeschlagen Beinen auf dem Boden. Das Instrument ruht dabei an der rechten Seite des Spielers auf seinem linken Fuß und wird mit dem rechten Unterarm, der auf dem Kürbis ruht, schräg vor den Körper gehalten. Die linke Hand greift die Saiten hinter den Bünden. Durch seitliches Verziehen der Saite kann die Tonhöhe um bis zu einer Sexte erhöht und ein Glissando (Meend) erzeugt werden.

Die Saiten werden mit einem Plektrum aus Draht (Mizrab) angeschlagen, das auf den Zeigefinger der rechten Hand gesteckt wird. Für besondere Effekte können die unteren Resonanzseiten mit einem langen Fingernagel auch direkt angeschlagen werden.

Tabla

Wichtigstes Begleitinstrument ist die Tabla, ein Schlaginstrument der nordindischen Musik. Sie besteht aus zwei kleinen Pauken, deren Felle mit einem charakteristischen kreisrunden Auge versehen sind und mit den Fingern beider Hände gespielt werden. Sie verfügt für ein Perkussionsinstrument über ein großes Klangspektrum. Die Tabla wird sowohl in der klassischen Hindustani Musik gespielt, als auch volkstümlicher und religiöser Musik eingesetzt hauptsächlich in den Ländern Indien, Pakistan und Bangladesch. Auch in der klassischen Musik Afghanistans wird die Tabla verwendet. Seit den Sechzigerjahren der 20. Jahrhunderts wird sie wegen ihres Klangs auch in westlichen Pop und Jazz verwendet.

Das Ende des Internets

Bekanntlich hat alles ein Ende. Wirklich alles? Der Weltraum, ist der nicht unendlich? Und das Internet? Wie steht es mit dem?

Das ist natürlich auch eine Frage von Raum und Zeit. Beschränke ich mich auf den Raum, was das Internet betrifft also den virtuellen Raum. Stimmt eigentlich nicht, dann die Daten sind ja bekanntlich auf irgendwelchen Servern weltweit gespeichert (und die sollten möglichst in gekühlten, realen Räumen stehen).

Aber gibt es da irgendwo ein Ende? Wie es aussieht: ja! Und nicht nur eins oder wie die Wurst zwei, nein, es gibt viele, geradezu unendlich viele Enden, wie ein Baum, der sich bis ins letzte Ästlein verästelt, sooo viele. Allein im deutschsprachigen Raum habe ich die Enden des Internets aufgespürt, hier nur einige zur Auswahl:

1. Das Ende des Internets – eines von vielen

2. Das Ende des Internets – Klappe die zweite
Hier kann man auch das gesamte Internet herunterladen (vielleicht sollte man sich zuvor noch eine etwas größere Festplatte zulegen)

3. Das Ende des Internets. The end.
Hier wird es geradezu metaphysisch

4. Ende des Internets! Hier ist das Internet zu Ende
Vorsicht; hier kann man das gesamte Internet abschalten! Könnte Probleme mit den Nachbarn geben

5. Das Ende des Internets – Klappe die fünfte
mit Gästebuch

6. Die letzte Domain

Die meisten dieser Enden kommen meist mit Empfehlungen daher, endlich einmal etwas Sinnvolles zu tun, z.B. endlich (sic!) ein gutes Buch zu lesen, Kuchen zu backen oder den geliebten Partner einmal wieder in den Arm zu nehmen. Dem Ganzen kann ich mich nur anschließen. In diesem Sinne ist auch dieser bescheidene Weblog-Beitrag das Letzte Ende …

Der Letzte macht das Licht aus

Wem die Enden noch nicht reichen: Die vielen Enden des Internet.

Schick geföhnt statt zugedröhnt

Angesagt waren bunte Strähnchen und fetziges Styling zu Gunsten des Projekte „Schick geföhnt statt zugedröhnt“ im Gemeindehaus am Himmelsweg.

Fetziges Styling - Tostedt

Die Evangelische Jugend engagiert sich mit dieser Aktion für Altersgenossen in Argentinien, denen durch Spenden eine Ausbildung zum Friseur ermöglicht wird, um dem üblichen Weg aus Arbeitslosigkeit und Drogen zu entgehen.

(Tostedter Zeitung – 3. Dezember 2008 (gb))

Haarschnitt gefällig? Im Gemeindezentrum von Florencio Varela, einem Vorort von Buenos Aires, sind Modelle immer willkommen. Victor und ein Duzend weiterer Jugendlicher lernen, wie man Haare wäscht, färbt, schneidet und föhnt. Sie sind mit Begeisterung dabei. Das Gemeindezentrum der „Evangelischen Kirche am Rio de la Plata“ (IERP) wird von „Brot für die Welt“ unterstützt. Es bietet ihnen die Chance, dem üblichen Weg Jugendlicher in den Armenvierteln um Buenos Aires zu entgehen: statt Arbeitslosigkeit und Drogen eine Ausbildung im Friseur- und Bäckerhandwerk.

Projekt ARG 0410-0010
Träger: Iglesia Evangélica del Rio da la Plata (IERP)
Finanzierung (drei Jahre)
“Brot für die Welt“ 123.132 Euro

(aus: Gemeindeblatt – Evangelisch-luterische Johannesgemeinde Tostedt – Ausgabe 1/2009)

Literatur 2.0: Web-Roman mit Geo-Daten

Im Internet gibt es nicht nur Videos, Musik und Bilder aller Art, es gibt auch Literatur, so genannte Hörbücher oder eBooks. In mehreren Beiträgen habe ich bereits über kostenlose Downloads berichtet (Hörbücher kostenlosBücher und eBooks – kostenlos).

Jetzt hat der diplomierte Wiener Germanist Christoph Benda einen spannenden und unterhaltsamen Roman verfasst, der im Internet nachzulesen ist und der eine Besonderheit aufweist: Er verwendet Googles Landkartenservice zum Geschichtenerzählen. Hier werden erstmals alle Handlungselemente eines literarischen Textes mit geografischen und zeitlichen Koordinaten versehen und so im chronologischen Verlauf auf einer Karte darstellbar gemacht. Auf Basis von Google Maps wird parallel zu jeder Szene des Textes deren Handlungsort als exakte geografische Position bzw. jede Bewegung als animierte „Fahrt“ auf der Karte dargestellt. Der Leser des virtuellen Buches erlebt die geschilderte Handlung als „Reise über die Landkarte“ und gewinnt über diese visuelle Ebene einen völlig neuen Zugang zum Text. Titel des Online-Romans: „Senghor On The Rocks“.

Zum Inhalt: Mitte Dezember 2001 – gut ein halbes Jahr vor der Fußball-WM 2002 – hat es der Senegal geschafft: Die Mannschaft des kleinen westafrikanischen Staates hat ihr WM-Ticket in der Tasche. Ein Freudentaumel durchzieht das Land. Fußballfans wissen, wie die Geschichte weitergeht. Senegals Fußballer besiegen später völlig überraschend Weltmeister Frankreich und werden erst im Viertelfinale von der Türkei gestoppt.

Noch ist es nicht soweit. Während der Senegal euphorisch die Qualifikation zur Fußball-WM feiert, kommt aus Frankreich eine schlechte Nachricht: Léopold Sédar Senghor, erster Präsident der Republik, ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Zwei Ereignisse von nationaler Bedeutung prallen aufeinander und bilden den Hintergrund.

„Senghor On The Rocks“ spielt zunächst in Senegals Hauptstadt Dakar und nimmt seine Leser anschließend mit auf eine abenteuerliche Reise quer durch das westafrikanische Land.

Christoph Benda: Senghor On The Rocks

Als Buch ist der Roman so natürlich nicht zu haben, sondern nur im Internet aufrufbar. Übrigens: Die Idee, mit Hilfe von Google Maps Geschichten zu erzählen, ist nicht neu. Schriftsteller wie der britische Thriller-Autor Charles Cumming gehen dabei allerdings noch weitaus mutiger zu Werke als die Macher von „Senghor Of The Rocks“. Während Google Maps bei Bendas virtuellem Senegal-Roman lediglich zur Illustration des Handlungsablaufs benutzt wird, hat Cummings seine Kurzgeschichte „21 Steps“ gleich vollständig in den Landkartendienst der kalifornischen Suchmaschinenfirma integriert. Die spannende Geschichte wird wie ein guter alter Comic nur in „Textblasen“ erzählt. Der Leser muss sie der Reihe nach anklicken, während er auf der Landkarte dem Weg der Hauptfiguren folgt.

siehe auch zdf.de: Literatur 2.0: Web-Roman mit Geo-Daten

Top 20 Hottest Female Guitarists

Als ich vor kurzem meine zehn (und mehr) größten Gitarristen der Rockmusik (und darüber hinaus) in einer Zusammenstellung vorstellte, war nur eine Frau dabei (Joan Armatrading). Natürlich stellt sich die Frage, was ist mit weiblichen Gitarrenspielern? Ist die Rockmusik also auch nur wieder eine von den vielen Männerdomänen, oder haben auch Frauen eine Change, den Gitarrenolymp zu erklimmen?

Betrachtet man die klassische Musik, so wissen wir, dass es hier überdurchschnittlich viele Frauen gibt, die sich als Interpreten einen Namen gemacht haben. In der Rockmusik sind es vor allem Frauen als Sängerinnen, die wir kennen. Aber klampfespielende Amazonen?

Bei meiner Recherche im Internet wurde mir eines sehr schnell klar: Es gibt viele Gitarristinnen. Aber erfolgreich sind sie eigentlich nur dann, wenn sie auch ein entsprechend attraktives Äußeres vorweisen können. Es sind also wieder nur Männer, die Ranglisten erstellen, die dann nicht das Attribut ‚greatest’, sondern ‚hottest’ vorangestellt bekommen. Also die ‚heißesten’ weiblichen Gitarrenspieler. Das mag auch etwas mit der Spieltechnik zu tun haben, wird sich aber vor allem auf das Äußere der Ladies beziehen: Top 20 Hottest Female Guitarists

Nur wenige der dort aufgeführten Ladies sind mir bekannt und das eigentlich auch nur namentlich (Courtney Love, Jewel und Joan Jett). Von den anderen habe ich mir (nicht ganz) willkürlich eine herausgefischt. Brody Dalle, die früher für The Distillers spielte, jetzt wohl für Spinnerette in die Saiten greift (und auch singt). Typ: Böses Mädchen. Die Stimme ist ganz okay, auf der Gitarre gelingen ihr aber keine allzu großen Wunderwerke, sollen sie wohl auch nicht. Aber horchen wir kurz hinein:


The Distillers – Drain the Blood

Aber weiter. Auf der Suche noch wirklich hervorragenden Gitarristinnen blieb ich bei youtube und wurde hier auch ausreichend fündig. Ich habe gleich mehrere Videos zu einer Playlist zusammengestellt und stelle in folgender Reihenfolge die Gruppen/Gitarristinnen vor:

„Phantom Blue“ – „Vixen“ – Lori Linstruth – Lita Ford – Carina Alfie – Jennifer Batten – Nori Bucci – Orianthi – Miki Sugimoto – Haruka Nakamura – Ruyter Suys & Maria Sol Quintas

Bemerkenswert finde ich, dass sich die Stile der Damen doch sehr ähneln, so als hätten sie einen gemeinsamen Lehrmeister (oder Meisterin) gehabt. Besonders die Technik des Tappings (mit der Schlaghand) und Hammerings (mit der Greifhand) wird (manchmal über Gebühr) benutzt. Hierbei werden die Saiten durch Anschlag mit den Fingerkuppen auf die Bünde gedrückt und dadurch in Schwingungen versetzt (diese Technik findet man vor allem beim Einsatz des Chapman Sticks). Wenn mir die Musik als solches auch nicht ganz zusagt, so ist es doch erstaunlich, welche Virtuosität die Ladies hier entwickeln. Dabei geht leider (wie so oft) der Ausdruck verloren. Aber es gibt sie: die göttinnengleichen „female guitarist players“ der Rockmusik. Aber hören wir doch einfach hinein und lassen uns berauschen (wenn die Qualität der Videos von Ton und Bild auch nicht ganz so berauschend ist):


Female Guitar Players

Kaufrausch: Es weihnachtet sehr …

Allen Unkenrufen zum Trotz und auch trotz Kauf-Nix-Tag am letzten Samstag (konsumkritischer Aktionstag am letzten Freitag (Nordamerika) bzw. Samstag (Europa) im November) – es weihnachtet sehr und drei Wochen vor Weihnachten sind die Deutschen in bester Weihnachtskauflaune. Wie gehabt stehen Unterhaltungselektronik, Bücher und Kosmetik ganz oben auf den Einkaufslisten. Auch der Handel rechnet mit guten Umsätzen. Keiner will sich lumpen lassen. Gespart werden kann später. Also rein ins Gewühle.

Derweil startet das Christmas-Shopping in den USA eher schleppend. Eigentlich beginnt die Jagd nach Weihnachtsgeschenken, nachdem Truthähne verspeist und alle Familienstreits ausgefochten sind, wenn also „Thanksgiving“ vorbei ist, mit dem für die US-Bürger liebsten Einkaufstag, den „Black Friday“ (Der Freitag direkt nach Thanksgiving hat seinen Namen daher, weil der US-Einzelhandel meist erst ab diesem Tag Gewinne macht, das heißt schwarze Zahlen schreibt). Aber die Wirtschaftskrise bremst die Kauflaune der Amerikaner. Vielleicht erhoffen sich die Schnäppchenjäger doch noch größere Rabatte in den nächsten Wochen.

Zudem zeigen sich einige Kunden etwas nervös. So haben sich bei einem Streit in einem Spielzeugladen in Kalifornien zwei Männer gegenseitig erschossen. Und in New York trampelten Schnäppchenjäger einen Verkäufer tot. Der 34-Jährige wurde von den Schnäppchenjägern überrannt, als die am frühen Morgen die Eingangstür eindrückten und in den Laden stürmten.

Ja, es weihnachtet eben sehr. Wie gut, dass ich die Geschenke für meine Lieben längst besorgt habe. Dieses Jahr fällt alles für uns etwas weniger groß aus. Manchmal ist weniger mehr. Man sollte lernen, sich zu begnügen.

siehe auch meine Beiträge zu Weihnachten aus den Vorjahren

Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben

Komisch, wirklich komisch zu sein ist eine durchaus ernste Sache. Wenn Komisches dann auch noch lehrreich ist – um so besser. Da gibt es nun einen promovierten Mediziner, der es versteht, medizinisches Wissen und Witz derart zu mischen, dass es uns zum Schmunzeln bringt: Dr. med. Eckart von Hirschhausen. Ich berichtete bereits über ihn (Hirschhausen und die buddhistische Bahn). Nun habe ich sein kleines Büchlein: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben. Kurioses aus der Medizin gelesen, und, passend zur Jahreszeit und dem bescheidenen Wetter, einen kleinen Beitrag herausgefischt:

Schnupfen – Laufende Ermittlungen zur laufende Nase

„Kind, zieh dir was an die Füße, du holst dir den Tod.! – Darin sind sich alle Großmütter der Welt einig: Schnupfen ist die direkte Folge von kalten Füßen. Als ich im Medizinstudium etwas von Viren lernte, dachte ich insgeheim: Wie, bitte, gelangen diese kleinen Biester von den kalten Füßen bis in die Nase?

Heute weiß ich, dass kalte Füße nicht Ursache, sondern Folge der Ansteckung sind. Denn sobald die Viren den Körper befallen, kämpft der Kreislauf gegen sie an, die Füße werden schlechter durchblutet und kalt. Den historischen Beweis lieferten zwei Gruppen Studenten.

Die eine musste nasse Socken tragen, die andere nicht. Alle bekamen die gleiche Menge Erkältungsviren ins Gesicht gesprüht, und wird steckte sich an? Beide Gruppen gleich, die experimentell gekühlten Füße machten keinen Unterschied. Millionen Großmütter können irren.


Die Hirschhausen Akademie – „Grippe“

Schnupfenviren sind wie Bill Gates und Dieter Bohlen: Auf Dauer kann man ihnen nicht entfliehen. Aber man kann gezielt den Kontakt verringern, sodass sie einen nicht krank machen. Unser Umgang mit Schnupfen ist sowieso komplett irrational. Abends sind wir krank und werden sauer auf denjenigen, der uns morgens in der U-Bahn angeniest hat. Hätte der nicht wirklich zu Hause bleiben können? Viren brauchen aber ein bisschen, bis sie uns spürbar krank machen. Die wenigsten Erkältungen bekommen wir durch die Luft, viel öfter stecken wir uns über die eigenen Hände an. Aber woher soll ich wissen, welche Schniefnase den Haltegriff in der U-Bahn vor mir angefasst hat? Dann verdamme ich doch lieber den Nieser, den kenn ich wenigstens. Hätte sich doch zumindest die Hand vor die Nase halten können!“ Schließlich lernt jedes Kind, dass Handvorhalten das Beste ist, was man tun kann. Ist es auch – aus Sicht der Viren. Denn die sind von Natur aus unternehmenslustig und leben nur so lange, wie sie immer wieder jemanden neu infizieren können. Ist der Schnodder also von der Nase an der Hand, landet er in Windeseile auch überall dort, wo andere Menschen hinfassen. An der Türklinke, am Haltegriff, daheim an der Fernbedienung. Noch vornehmere Leute haben ja Stofftaschentücher. So wenig ich von Freuds Theorien halte, in Hinblick auf die anale Fixierung hatte er recht. Dieser Blick, mit dem ein erwachsener Mann nach minutenlangem Schnäuzen noch einmal wehmütig den Inhalt seines Stofftaschentuchs begutachtet, dieser Blick ist identisch mit dem Stolz eines Dreijährigen beim Blick zurück in die Schüssel. Bei den Großen kommt noch die Einsicht dazu: Okay – wir Männer können keine Kinder kriegen – aber das hier hab ich ganz allein hinbekommen!

Schließlich wird das Stofftaschentuch gefaltet – damit anschließend beide Hände infektiös sind. Dann ab in die warme Hosentasche. Frischer Rotz im Taschentuch bei Körpertemperatur – das ist für die Viren so eine Club Méditerranée. Schöner könnten sie es nicht haben.

Was hygienischer wäre? Auf den Boden zu schnäuzen. Die Viren finden das niemanden zum anstecken, frieren und langweilen sich zu Tode. Ich mach das. Ich niese ungehemmt auf den Boden, breche die Infektionskette und schütze die Gemeinschaft. Das Dumme daran: Die Gemeinschaft erkennt meinen tiefen Altruismus nicht, sondern hält mich für ein Schwein! Deshalb, liebe Leser, lassen Sie uns Wissen statt Viren verbreiten. Sie haben die Aufgabe und die Pflicht, sollte es Sie ab jetzt irgendwann in der Nase kitzeln, sich vorbildlich zu verhalten und auf den Boden zu explodieren. Es braucht etwas Gewöhnung, aber ich habe diesen Traum, dass sich nicht heute, nicht morgen, aber schon in naher Zukunft, zwei Menschen auf der Straße begegnen, einer niest auf die Erde, der andere stoppt, staunt und sagt: „Sie kennen Hirschhausen!“ Dann liegen sich beide in den Armen und stecken sich nicht an.

aus: Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben
(9. Auflage Juni 2008 – Originalausgabe – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg) S. 127f.

Zum Schluss noch etwas von Hirschhausen zur aktuellen Finanzkrise:


Dr. Eckart von Hirschhausen: Finanzkrise

Jan wird volljährig

Ja, wie die Zeit vergeht. Heute nun wird mein Großer 18 Jahre alt und damit volljährig:

Alles Gute zu Deinem Geburtstag. Und besonders für Deine Zukunft wünschen wir Dir, dass alles so klappt, wie Du es Dir wünschst!

Deine Eltern und Bruder Lukas

Jan wird volljährig

Mit der Volljährigkeit ist das so etwas. Ich wurde z.B. ‚mittendrin’ volljährig, denn zum 01.01.1975 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die Volljährigkeit von zuvor 21 Jahren auf 18 Jahre herabgesetzt. Ich wurde also nicht zu einem Geburtstag, sondern zu einem Jahreswechsel volljährig (mit 20 Jahren, 10 Monaten und 28 oder 29 Tagen).

In Schottland wird man übrigens mit 16 Jahren volljährig – im Gegensatz zu den anderen Ländern des Vereinigten Königreichs. Daher hatte sich in früheren Jahren auch der schottische Grenzort Gretna Green zu einer Art Heiratsparadies entwickelt.