Archiv für den Monat: Dezember 2008

Mit Olivia Jones auf Kiez-Safari (Video)

In meinen Empfehlungen für einen Kurzurlaub in Hamburg kam ich auf die Kiez-Safari mit der Drag Queen Olivia Jones über die Reeperbahn, der „sündigsten“ Meile Hamburgs, zu sprechen. Der Sender N3 (das Dritte vom NDR) brachte nun vor einiger Zeit ein ausführliches Portrait der Reeperbahn und u.a. auch Ausschnitte aus der genannten Kiez-Tour mit Oliva Jones.

Durchaus passend zum heutigen Silvester-Tag habe ich die Ausschnitte von der Kiez-Tour herausgefischt und in einem kleinen Video zusammengefügt. Wer ‚Appetit’ bekommen sollte, ab März 2009 sind wieder Touren zu buchen.


Kiez-Safari mit Olivia Jones

Jahresrückblick 2008

Das zu Ende gehende Jahr 2008 war ein aufregendes und sicherlich auch bewegendes Jahr. Besonders die Finanzkrise (verständlicherweise zum Wort des Jahres gewählt) mit diesem weltweiten Casino-Kapitalismus dürfte die Weichen auch für die Zukunft gestellt haben: Milliarden Euro sind von Finanzspekulanten in den Sand gesetzt worden, die dem Markt auf Dauer fehlen werden. Warum dafür nicht einer dieser Schreibtischtäter in den Knast gewandert ist, bleibt ein offenes Geheimnis. Aber es gab noch andere Themen, die die Welt bewegten: das Demokraten-Duell in den USA zwischen Clinton und Obama, die Machtpossen in Moskau und, für unseren Wortschatz neu: die Hessischen Verhältnisse. Letzteres nur ein Beispiel für die Amateurhaftigkeit unserer Politik. Roland Koch wird ’s freuen, wie Phönix aus der Asche ist er wieder da.

siehe hierzu bei zdf.de: Bilder eines Jahres – Das Album 2008 (rd. 60 Min. Video).

Wie binde ich einen Turban?

Während des Jahrtausendwechsels 1999 auf 2000 besuchte ich mit meiner Familie den Süden Tunesiens. Dort unternahmen wir auch eine Tour durch die große Erg-Wüste Grand Erg Oriental und hatten als Ziel die Oase Ksar Ghilane.

Dort zeigte uns die Reiseführerin u.a. wie man einen Turban bindet. Eigentlich ist das ganz einfach, man muss eben nur wissen wie:


Wie binde ich einen Turban (Musik: Baaba Maal – Taara (1990))

Hier noch eine Seite, die es anhand von Bildern noch einmal genau beschreibt – das Binden eines Turbans

Das Wasser wäscht den Körper,
die Wüste wäscht die Seele!
Ibrahim al-Koni

Klappsitz oder Stammplatz

In dem Beitrag Du, das öffentliche Gesicht stellte ich die Frage: Wer möchte nicht auch einmal auf der Titelseite einer Zeitung stehen – mit Bild natürlich. Nun auf eine Titelseite bin ich zwar nicht gekommen, nur auf Seite 25, und auch nur in einem regionalen Wochenblatt (abwertend Käseblatt genannt), aber immerhin mit meinem Konterfei.

Eigentlich war es als Leserbrief gemeint, meine Zuschrift an die Kreiszeitung Nord Heide Wochenblatt (Mehr als das übliche Chaos), aber schon am folgenden Tag hatte ich einen Anruf mit der Bitte, ein Foto von mir machen zu dürfen – für einen Artikel in eben dieser Kreiszeitung zu meiner Beschwerde. Ergebnis ist der folgende Artikel:

Klappsitz statt Stammplatz

(bim). Anlässlich des Fahrplanwechsels wirbt die Metronom Eisenbahngesellschaft mit verbesserten Verbindungen. Pendler Wilfried Albin (54) aus Tostedt kann das nicht bestätigen: Statt der bisher sechs Waggons hat der erste morgendliche Metronom nur noch vier – und die sind zur Hauptverkehrszeit, insbesondere ab Tostedt, proppevoll. Damit nicht genug: „Mein Stammplatz wurde mit dem neuen Reservierungsplan offensichtlich anderweitig vergeben. Jetzt muss ich froh sein, wenigstens noch einen der wenig komfortablen Klappsitze zu ergattern.“

Wilfried Albin pendelt täglich nach Hamburg. Sein Fahrkarten-Abonnement läuft zum Ende des Jahres aus, die neue Abo-Marke wird er erst in den kommenden Tagen erhalten. „Leider ist es mir bisher weder über die Online-Reservierung der Metronom-Website noch per E-Mail gelungen, meine Reservierung zu verlängern“, sagt Wilfried Albin.

Tatjana Festerling (44) von der Pressestelle der Metronom Eisenbahngesellschaft bestätigt, dass die Züge zu den Hauptverkehrszeiten immer sehr voll sind, aber: „Wir haben uns die Fahrgastzahlen sehr genau angesehen und zwei Züge den Kapazitäten entsprechend getauscht“, so Festerling. Ergebnis: Der Metronom, der um 5.56 Uhr von Tostedt startet, hat nur noch vier Wagen, der Zug, der um 6.10 Uhr losfährt, hat sechs. Weitere Wagen, um die Metronom-Züge zu verlängern, stehen nicht zur Verfügung.

Bezüglich der Stammplatz-Reservierung bittet Festerling um Geduld. Für die drei Metronom-Strecken müssten fast 9.000 Sitzplatzreservierungen für hin- und Rückfahrten bearbeitet werden. Und das dauere.

aus: Kreiszeitung Nord Heide Wochenblatt (23./24. Dezember 2008 – Seite 25 – Tostedter Anzeiger)

Nachtrag: Tierische Weihnachten

Manche Tierliebe geht mir eindeutig zu weit. Ich mag Tiere, ohne Zweifel. Aber im Zoo und auf freier Wildbahn sind sie mir doch am liebsten. Von daher unterstütze ich und meine Familie den Tier- und überhaupt jeden Artenschutz.

Als Kind hatte ich einmal einen Kanarienvogel zu Hause. Und mein ältester Sohn hatte vor Jahren zwei Stabheuschrecken, die er von einem Lehrer geschenkt bekam und die er mit Efeu-Blättern füttern musste. Auch haben wir einmal die Raupen von Schmetterlingen (Diestelfalter) aufgezogen, als die Kinder klein waren. Das war es dann aber auch. Kein Hund und keine Katze.

Nun die Briten habe ein besonderes Faible für Tiere. Und besonders zu Weihnachten ist man dort bemüht, Lebensräume für Tiere zu schaffen. Dazu gibt es bei der BBC eine Aktion Breathing Places und hierzu ein kleines Video mit schnuckeligen Tierchen, die ein Weihnachtslied singen. Wem ’s gefällt?!


Cute Animal Christmas Song

Weihnachten 1932 in Wasserburg/Bodensee

Die Bescherung fand, weil auf das Klavier nicht verzichtet werden konnte, im Nebenzimmer statt. Das heißt, Josef und Johann hatten erst Zutritt, als der Vater am Klavier Stille Nacht, heilige Nacht spielte. Der Einzug ins Nebenzimmer geschah durch zwei Türen: von der Wirtschaft her zogen, ihre Gläser in der Hand, die vier letzten Gäste hinter Elsa herein. Hanse Luis, der Schulze Max, Dulle und Herr Seehahn. Durch die Tür vom Hausgang her zogen Josef, Johann, Niklaus und der Großvater ein. Zuletzt Mina, die Prinzessin und die Mutter, sie kamen aus der Küche.

Immer an Weihnachten trug Herr Seehahn am grünen Revers seiner gelblichen Trachtenjacke den Päpstlichen Hausorden, den er bekommen hatte, weil er als Marinerevolutionär in München zum päpstlichen Nuntius, den er hätte gefangen nehmen sollen, gesagt hatte: Eminenz, wenn Sie mit mir kommen, sind Sie verhaftet, wenn Sie die Hintertür nehmen, sind Sie mir entkommen.

Dulle war wohl von allen am weitesten von seiner Heimat entfernt. Dulle war aus einem Ort, dessen Name in Johanns Ohren immer klang, als wolle man sich über Dulle lustig machen. Niemals hätte Johann in Dulles Gegenwart diesen Namen auszusprechen gewagt. Buxtehude. Dulle sprach anders als jeder andere im Dorf. Er hauste in einem Verschlag bei Frau Siegel, droben in Hochsträß, direkt an der frisch geteerten Landstraße. Dulle war Tag und Nacht unterwegs. Als Fischerknecht und als Durstiger. Oder hinter Fräulein Agnes’ Katzen her. Adolf behauptete, Dulles Verschlag, Wände und Decke, sei tapeziert mit Geldscheinen aus der Inflation. Hunderttausenderscheine, Scheine für Millionen, Milliarden, Billionen. Eine Zeitung habe, sagte Adolf, 1923 sechzehn Milliarden Mark gekostet. Immer wenn Johann von dieser Inflation etwas hörte, dachte er, das Land hat Fieber gehabt damals, 41 oder 42 Grad Fieber müssen das gewesen sein.

Der Schulte Max war nirgendwo her beziehungsweise überall her, eben vom Zirkus. Er nächtigte im Dachboden des von zugezogenen Fischerfamilien bewohnten Gemeindehauses, und zwar auf einem Lager aus alten Netzen.

Verglichen mit den Schlafstätten von Dulle und Schulze Max, war das, was Niklaus droben im Dachboden als Schlafstatt hatte, eine tolle Bleibe. Niklaus hatte ein richtiges Bett so mit alten Schränken umstellt, daß eine Art Zimmer entstand. Niklaus war für Johann interessant geworden, als Johann ihm einmal zugeschaut hatte, wie er seine Fußlappen über und um seine Füße schlug und dann in seine Schnürstiefel schlüpfte. Die Socken, die Mina ein Jahr zuvor für Niklaus gestrickt und unter den Tannenbaum gelegt hatte, hatte er einfach liegen lassen. Als Mina sie ihm in die Hand drückten wollte, hatte er den Kopf geschüttelt. Niklaus sprach selten. Mit Nicken, Kopfschütteln und Handbewegungen konnte er, was er sagen wollte, sagen. Wenn er meldete, daß Freifrau Ereolina von Molkenbuer drei Zentner Schwelkoks und Fräulein Hoppe-Seyler zwei Zentner Anthrazit bestellt hatten, merkte man, daß er keinerlei Sprachfehler hatte. Er sprach nicht gern. Sprechen war nicht seine Sache.

Unterm Christbaum lagen für Josef und Johann hellgraue Norwegerpullover, fast weiß und doch nicht weiß, silbergrau eigentlich. Mit graublauen, ein bißchen erhabenen Streifen. Aber auf der Brust zwei sehr verschiedene Muster, eine Verwechslung war zum Glück ausgeschlossen. Josef zog seinen sofort an. Johann hätte seinen lieber unterm Christbaum gesehen, aber weil alle sagten, er solle seinen doch auch probieren, zog er ihn an. Johann mußte, als er spürte, wie ihn dieser Pullover faßte, schnell hinaus, so tun, als müsse er auf den Abort, aber er mußte vor den Spiegel der Garderobe im Hausgang, er mußte sich sehen. Und er sah sich, silbergrau, fast bläulich erhabene Streifen, auf der Brust in einem Kreis ein Wappen. Königssohn, dachte er. Als er wieder hineinging, konnte er nicht ganz verbergen, wie er sich fühlte. Mina merkte es. Der steht dir aber, sagte sie.

Dieser Pullover waren aus dem Allgäu gekommen, von Anselm, dem Vetter genannten Großonkel.

Zu jedem Geschenk gehörte ein Suppenteller voller Plätzchen, Butter-S, Elisen, Lebkuchen, Springerle, Zimtsterne, Spitzbuben, Makronen.

Die Mutter sagte zu Mina hin und meinte die Plätzchen: Ich könnt ’s nicht. Johann nickte heftig, bis Mina bemerkte, daß er heftig nickte. Er hatte letztes Jahr von Adolfs Plätzchenteller probieren dürfen. Bruggers Plätzchen schmeckten alle gleich, von Minas Plätzchen hatte jede Sorte einen ganz eigenen Geschmack, und doch schmeckten alle zusammen so, wie nur Minas Plätzchen schmecken konnten. In diesem Jahr lag neben Johanns und Josefs Teller etwas in Silberpapier eingewickeltes Längliches, und aus dem Silberpapier ragte ein Fähnchen, darauf war ein rotes Herz gemalt und hinter dem Herz stand –lich. Über dem Herz stand: Die Prinzessin grüßt. Josef probierte schon, als Johann noch am Auspacken war. Nougat, sagte er. Richtig, sagte die Prinzessin. Toll, sagte Josef. Johann wickelte seine Nougatstange unangebissen wieder ein.

Für Mina und Elsa gab es Seidenstrümpfe. Beide sagten, daß das doch nicht nötig gewesen wäre. Für Mina lag noch ein Sparbuch dabei. Mit einem kleinen Samen, sagte die Mutter. Bei der Bezirkssparkasse. Die gehe nicht kaputt. Mina sagte kopfschüttelnd: O Frau, vergelt ’s Gott! Für die Prinzessin lagen mehrere Wollstränge in Blau unter dem Baum. Sie nahm sie an sich, salutierte wie ein nachlässiger Soldat mit dem Zeigefinger von der Schläfe weg und sagte: Richtig. Und zu Johann hin: Du weißt, was dir bevorsteht. Johann sagte auch: Richtig! Und grüßte zurück, wie sie gegrüßt hatte. Er mußte immer abends die Hände in die Wollstränge stecken, die die Prinzessin dann, damit sie nachher stricken konnte, zum Knäuel aufwickelte. In jeder feien Minute strickte sie für ihren Moritz, den sie einmal im Monat in Ravensburg besuchen durfte; aber allein sein durfte sie nicht mit dem Einjährigen. Die Mutter des Siebzehnjährigen, der der Kindsvater war, saß dabei, solange die Prinzessin da war. Nach jedem Besuch erzählte die Prinzessin, wie die Mutter des Kindsvaters, die selber noch keine vierzig sei, sie keine Sekunde aus den Augen lasse, wenn sie ihren kleinen Moritz an sich drückte. Die Prinzessin, hieß es, sei einunddreißig. Sie hatte jedem etwas neben den Teller gelegt, und jedesmal hatte sie ihr Herz-Fähnchen dazugesteckt. Für Elsa eine weiße Leinenserviette, in die die Prinzessin mit rotem Garn ein sich aufbäumendes Pferd gestickt hatte. Für Mina zwei Topflappen, in einem ein großes rotes A, im anderen ein ebenso großes M. Für Niklaus hatte sie an zwei Fußlappen schöne Ränder gehäkelt. Für Herrn Seehahn gab es ein winziges Fläschchen Eierlikör. Für die Mutter einen Steckkamm. Für den Vater ein Säckchen mit Lavendelblüten. Für den Großvater ein elfenbeinernes Schnupftabakdöschen. Johann, sagte sie, geh, bring ’s dem Großvater und sag ihm, Ludwig der Zweite, habe es dem Urgroßvater der Prinzessin geschenkt, weil der den König, als er sich bei der Jagd in den Kerschenbaumschen Wäldern den Fuß verstaucht hatte, selber auf dem Rücken bis ins Schloß getragen hat. Alle klatschten, die Prinzessin, die heute einen wild geschminkten Mund hatte, verneigte sich nach allen Seiten. Johann hätte am liebsten nur noch die Prinzessin angeschaut. Dieser riesige Mund paßte so gut unter das verrutschte Glasauge. Für Niklaus lagen wieder ein Paar Socken und ein Päckchen Stumpen unterm Baum. Die Socken, es waren die vom vorigen Jahr, ließ er auch diesmal liegen. Die Stumpen, den Teller voller Plätzchen und die umhäkelten Fußlappen trug er zu seinem Platz. Im Vorbeigehen sagte er zur Prinzessin hin: Du bist so eine. Sie salutierte und sagte: Richtig. Dann ging er noch einmal zurück, zum Vater hin, zur Mutter hin und bedankte sich mit einem Händedruck. Aber er schaute beim Händedruck weder den Vater noch die Mutter an. Schon als er seine Rechte, der der Daumen fehlte, hinreichte, sah er weg. Ja, er drehte sich fast weg, reichte die Hand zur Seite hin, fast schon nach hinten. Und das nicht aus Nachlässigkeit, das sah man. Er wollte denen, die ihn beschenkt hatten, nicht in die Augen sehen müssen. Niklaus setzte sich wieder zu seinem Glas Bier. Nur an Weihnachten, an Ostern und am Nikolaustag trank er das Bier aus dem Glas, sonst aus der Flasche. Johann sah und hörte gern zu, wenn Niklaus die Flasche steil auf der Unterlippe ansetzte und mit einem seufzenden Geräusch leertrank. Wie uninteressant war dagegen das Trinken aus dem Glas. Niklaus setzte auch jede Flasche, die angeblich leer aus dem Lokal zurückkam und hinter dem Haus im Bierständer auf das Brauereiauto wartete, noch einmal auf seinen Mund; er wollte nichts verkommen lassen.

Der Vater ging zum Tannenbaum und holte ein blaues Päckchen, golden verschnürt, gab es der Mutter. Sie schüttelte den Kopf, er sagte: Jetzt mach ’s doch zuerst einmal auf. Eine indische Seife kam heraus. Und Ohrringe, große, schwarz glänzende Tropfen. Sie schüttelte wieder den Kopf, wenn auch langsamer als vorher. Für den Großvater lag ein Nachthemd unter dem Baum. Er sagte zu Johann, der es ihm bringen wollte: Laß es nur liegen. Als letzter packte der Vater sein Geschenk aus. Lederne Fingerhandschuhe, Glacéhandschuhe, sagte der Vater. Damit könnte man fast Klavier spielen, sagte er zu Josef. Und zog sie an und ging ans Klavier und ließ schnell eine Musikmischung aus Weihnachtsliedern aufrauschen. Hanse Luis klatschte Beifall mit gebogenen Händen; das war, weil er seine verkrümmten Handflächen nicht gegen einander schlagen konnte, ein lautloser Beifall. Er sagte: Was ischt da dagege dia Musi vu wittr her. Er konnte sich darauf verlassen, daß jeder im Nebenzimmer wußte, Radio hieß bei Hanse Luis Musik von weiter her. Dann stand er auf und sagte, bevor er hier auch noch in eine Bescherung verwickelt werde, gehe er lieber. Es schneie immer noch, er solle bloß Obacht geben, daß er nicht noch falle, sagte die Mutter. Kui Sorg, Augusta, sagte er, an guate Stolperer fallt it glei. Er legte einen gebogenen Zeigefinger an sein grünes, randloses, nach oben eng zulaufendes Jägerhütchen, das er nie und nirgends abnahm, knickte sogar ein bißchen tänzerisch ein und ging. Unter der Tür drehte er sich noch einmal um, hob die Hand und sagte, er habe bloß Angst, er sei, wenn es jetzt Mode werde, statt Grüßgott zu sagen, die Hand hinauszustrecken, dumm dran, weil er so krumme Pratzen habe, daß es aussehe wie die Faust von denen, die Heil Moskau schrieen. Und dann in seiner Art Hochdeutsch: Ich sehe Kalamitäten voraus, Volksgenossen. Und wieder in seiner Sprache: Der sell hot g’seet: No it hudla, wenn ’s a ’s Sterbe goht. Und mit Gutnacht miteinand war er draußen, bevor ihm die Prinzessin, was er gesagt hatte, in Hochdeutsch zurückgeben konnte. Elsa rannte ihm nach, um ihm die Haustür aufzuschließen. Dann hörte man sie schrill schreien: Nicht, Luis … jetzt komm, Luis, laß doch, Luiiiis! Als sie zurückkam, lachte sie. Der hat sie einreiben wollen. Johann staunte. Daß Adolf, Paul, Ludwig, Guido, der eine Helmut und der andere und er selber die Mädchen mit Schnee einrieben, sobald Schnee gefallen war, war klar; nichts schöner, als Irmgard, Trudl oder Gretel in den Schnee zu legen und ihnen eine Hand voll Schnee im Gesicht zu zerreiben. Die Mädchen gaben dann Töne von sich wie sonst nie. Aber daß man so eine Riesige wie Elsa auch einreiben konnte! Hanse Luis war einen Kopf kleiner als Elsa. Kaum war Elsa da, erschien Hanse Luis noch einmal in der Tür und sagte: Dr sell hot g’sell, a Wieb schla, isch kui Kunscht, abe a Wieb it schla, desch a Kunscht. Und tänzelte auf seine Art und war fort. Die Prinzessin schrie ihm schrill, wie gequält nach: Ein Weib schlagen, ist keine Kunst, aber ein Weib nicht schlagen, das ist eine Kunst. Der Dulle hob sein Glas und sagte, Ohne dir, Prinzessin, tät ich mir hier im Ausland fühlen.

Die Bescherung war vorbei, jetzt also die Lieder. Schon nach dem ersten Lied, Oh du fröhliche, oh du selige, sagte der Schulze Max zur Mutter, die beiden Buben könnten auftreten. Der Vater hatte die Glacéhandschuhe wieder ausgezogen und spielte immer aufwendigere Begleitungen. Nach Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n sagte der Schulte Max zu Dulle: Auf diese Musikanten trinken wir noch ein Glas. Wenn du einverstanden bist. Dulle nickte heftig. Dann gehen wir aber, sagte der Schulze Max. Dulle nickte wieder. Wieder heftig. Der Schulze Max: Wir wollen überhaupt nicht anwachsen hier. Dulle schüttelte den Kopf ganz heftig. Der Schulze Max: Heute schon gar nicht, stimmt ’s? Dulle nickte so heftig, daß er danach seine Brille wieder an ihren Platz hinaufschieben mußte. Der Schulze Max: Auch eine Wirtsfamilie will einmal unter sich sein, stimmt ’s? Dulle nickte wieder, hielt aber, damit er heftig genug nicken konnte, schon während des Nickens die Brille fest. Der Schulze Max: Und wann möchte, ja, wann muß eine Familie ganz unter sich sein, wenn nicht am Heiligen Abend, stimmt ’s? Dulle nahm, daß er noch heftiger als zuvor nicken konnte, seine Brille ab. Der Schulze Max: Und was haben wir heute? Dulle, mit einer unglaublich zarten, fast nur noch hauchenden Stimme: Heilichabend. Der Schulze Max, sehr ernst: Daraus ergibt sich, sehr, sehr verehrte Frau Wirtin, daß das nächste Glas wirklich das letzte ist, das letzte sein muß.

aus: Martin Walser: Ein springender Brunnen (suhrkamp taschenbuch 3100 – 1. Auflage 2000 – S. 92- 96, S. 98-101)

Season’s Greetings

Weihnachten und die Zeit davor ist eine scheinbar besondere Zeit. Wie kaum sonst im Jahr wird man in diesen Wochen mit sinnigen und unsinnigen Gedichtchen überschüttet, die zuhauf, Spams ähnlich das Mailkonto überfluten. Spätestens jetzt weiß man, wozu Freunde gut sind.

Flying X-man

Hier nun, um mit meiner Familie nicht allein den Genuss eines in Denglisch abgefassten Weihnachtsgedichte ertragen zu müssen, die Weihnachtsgrüße resp. Season’s Greetings in fein gefassten Versen. Damit wünsche ich Euch allen ein geruhsames Weihnachtsfest!

When the snow falls wunderbar
And the children happy are,
When the Glatteis on the street,
And we all a Glühwein need,
Then you know, es ist soweit:
She is here, the Weihnachtszeit

Every Parkhaus is besetzt,
Weil die people fahren jetzt
All to Kaufhof, Mediamarkt,
Kriegen nearly Herzinfarkt.
Shopping hirnverbrannte things
And the Christmasglocke rings.

Mother in the kitchen bakes
Schoko-, Nuss- and Mandelkeks
Daddy in the Nebenraum
Schmücks a Riesen-Weihnachtsbaum
He is hanging off the balls,
Then he from the Leiter falls…

Finally the Kinderlein
To the Zimmer kommen rein
And it sings the family
Schauerlich: „Oh, Chistmas-tree!“
And the jeder in the house
is packing the Geschenke aus.

Mama finds unter the Tanne
eine brandnew Teflon-Pfanne,
Papa gets a Schlips and Socken,
everybody does frohlocken.
President speaks in TV,
All around is Harmonie,
bis mother in the kitchen runs:
Im Ofen burns the Weihnachtsgans.

And so comes die Feuerwehr
with Tatü, tata daher,
and they bring a long, long Schlauch
And a long, long Leiter auch.
And they schrei – „Wasser marsch!“,
Christmas now is in the Arsch.

Merry Christmas, merry Christmas,
Hear the music, see the lights,
Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
Merry Christmas allerseits…

Die Geburt des Isa ibn Maryam

Isa ibn Maryam arabisch عيسى بن مريم, „Jesus Sohn der Maria“ – heißt Jesus von Nazaret im Koran, der Heiligen Schrift des Islam. Dort ist er der vierte von den fünf bedeutenden Propheten des Islam neben Adam, Ibrahim (Abraham), Musa (Moses) und Mohammed. Dieser ist für den Koran der letzte Prophet Allahs.

Die Darstellung Jesu im Koran zeigt Gemeinsamkeiten, aber auch wesentliche Unterschiede zu Jesus Christus im Neuen Testament (NT): Jesus wird im islamischen Schrifttum als Masih („Gesalbter“, Messias), Rasul („Gesandter“), ein Prophet (arabisch: nabi) und Wort Gottes, nicht aber als Sohn Gottes bezeichnet.

Aus dem Koran – Sure 19. Maria (Maryam):

16. Und ermahne im Buch Maria. Als sie sich von ihrer Familie nach einem östlichen Ort zurückzog
17. und sich vor ihr abschirmte, da sandten Wir Unseren Engel Gabriel zu ihr, und er erschien ihr in der Gestalt eines vollkommenen Menschen
18. und sie sagte: „lch nehme meine Zuflucht vor dir bei dem Allerbarmer, (laß ab von mir,) wenn du Gottesfurcht hast.“
19. Er sprach: „lch bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere.“

20. Sie sagte: „Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Hure bin?“
21. Er sprach: „So ist es; dein Herr aber spricht: „Es ist Mir ein leichtes, und Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache.““
22. Und so empfing sie ihn und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück.
23. Und die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Dattelpalme. Sie sagte: „O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!“

24. Da rief er ihr von unten her zu: „Sei nicht traurig. Dein Herr hat dir ein Bächlein fließen lassen
25. und schüttele den Stamm der Palme in deine Richtung, und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen.
26. So iß und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: "lch habe dem Allerbarmer zu fasten gelobt, darum will ich heute mit keinem Menschen reden.““
27. Dann brachte sie ihn auf dem Arm zu den Ihren. Sie sagten: „O Maria, du hast etwas Unerhörtes getan.
28. O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht, und deine Mutter war keine Hure.“
29. Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: „Wie sollen wir zu einem reden, der noch ein Kind in der Wiege ist?“
30. Er (Jesus) sprach: "lch bin ein Diener Allahs: Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.
31. Und Er gab mir Seinen Segen, wo ich auch sein möge, und Er befahl mir Gebet und
Zakah, solange ich lebe
32. und ehrerbietig gegen meine Mutter (zu sein); Er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht.
33. Und Friede war über mir an dem Tage, als ich geboren wurde, und (Friede wird über mir sein) an dem Tage, wenn ich sterben werde, und an dem Tage, wenn ich wieder zum Leben erweckt werde.“
34. Dies ist Jesus, Sohn der Maria (dies ist) eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind.

Koran, 19:16–34 [22–25]

Weihnachtsmusik bis zum Abwinken: ‚tis the season…

Von Elvis über Otis Redding, Stevie Wonder, die Beatles, Ray Charles bin hin zu James Brown, Kate Bush, Aimee Mann, Tom Waits und ich weiß nicht wen sonst noch: Über 200 Weihnachtslieder aus 50 Jahren Rock ’n’ Rock-, Rock-, Pop- und Soulgeschichte! Und das alles auch zum Herunterladen. Wer da nicht in die richtige Weihnachtsstimmung kommt, ist selbst Schuld. Okay, alles bisschen zu sehr auf US-amerikanische Ohren abgestimmt, aber auch unsereins dürfte das Richtige für sich finden – nach dem Motto: ‚tis the season…

'tis the season ...

Na denn: Weihnachten kann kommen!

Start einer Himmelslaterne

Zu seinem 18. Geburtstag bekam mein großer Sohn u.a. auch zwei Himmelslaternen geschenkt. Himmelslaternen stammen aus China und sind dort seit über 1800 Jahren bekannt und werden aus Papier hergestellt. Damals wurden sie u.a. auch als Transportmittel für Informationen wegen ihrer Sichtbarkeit über viele Kilometer genutzt. Später kamen sie als Party- und Glückslaterne bei den verschiedensten Veranstaltungen und Anlässen zum Einsatz. Himmelslaternen werden heute noch ganz traditionell zu Neujahresfesten oder den Fullmoon Partys in Südasien genutzt.

Auch bei uns werden die Himmelslaternen gern zu besonderen Anlässen (z.B. Hochzeit oder Silvester) steigen gelassen. Es ist eine Art stilles Feuerwerk ohne lautes Knallen, aber mit viel Charme. Alleine schon das Starten der Himmelslaternen macht Groß und Klein Freude. Himmelslaternen sind zwar eher flüchtiger Natur (sofern der Aufstieg gut abläuft), die Bilder welche dabei entstehen bleiben jedoch sicherlich noch lange in Erinnerung.

Und so ließen wir, wenn auch etwas verspätet, am letzten Freitag eine dieser leuchtenden Flugkörper auf seinen Flug in den Nachthimmel los:

19.12.2008: Start einer Himmelslaterne

19.12.2008: Start einer Himmelslaterne

19.12.2008: Start einer Himmelslaterne

19.12.2008: Start einer Himmelslaterne

Du, das öffentliche Gesicht

Wer möchte nicht auch einmal auf der Titelseite einer Zeitung stehen – mit Bild natürlich. Oder im Fernsehen zu sehen sein. Wie wäre es als „das Gesicht“ auf Werbeflächen oder als Kopf auf einer Münze? Oder statt Marilyn Monroe auf einem Gemälde von Andy Warhol in einer Gemäldeausstellung? Man stelle sich vor: Angelina Jolie räkelt sich im Grass – und auf ihrem T-Shirt prangt dein Antlitz? Unmöglich? Weit gefehlt!

Dank digitaler Bildtechnik ist auch das heute möglich. Und dazu ganz einfach, kostenlos und ohne Anmeldung über photofunia.com zu verwirklichen. Einfach ein Hintergrundbild aussuchen, dann dein Foto hochladen – und fertig ist ein Foto zum Herunterladen. Du, das öffentliche Gesicht, von Mona Lisa bis zu Madonna, vom Weihnachtsmann bis hin zum Astronauten – vieles ist denkbar – wie folgende Bilder mit meinem Konterfei zeigen:

Willi als Werbeträger in der Einkaufspassage

Willi als Werbeträger in der Einkaufspassage

Willi im Buch

Willi im Buch

Willi als Warhol-Motiv

Willi als Warhol-Motiv

Willi im Fernsehen

Willi im Fernsehen