Archiv für den Monat: Juli 2008

Jean-Paul Sartre: Der Ekel

Jean-Paul Sartre, den Begründer des Existentialismus, habe ich bereits kurz vorgestellt. Seinen Roman „Der Ekel“ (französisch: La nausée), der 1938 erschienen war und als Hauptroman des Existentialismus gilt, hatte ich bereits 1979 zum ersten Mal gelesen. Da ich dieses Jahr meinen Urlaub hauptsächlich zu Hause verbringe, und die zz. herrschende Wärme nicht dazu angetan ist, größere Ausflüge zu machen, so habe ich mir einige Bücher herausgesucht, die ich einmal erneut lesen möchte. So auch Sartres „Der Ekel“.

Der Roman ist als Tagebuch verfasst, der Autor ein gewisser Antoine Roquentin, der sich nach längeren Reisen in einer Stadt am Meer namens Bouville niedergelassen hat, um an einem historischen Buch über den Diplomaten Rollebon zu schreiben.

Roquentin lebt allein und hat nur wenige Kontakte zu anderen Menschen in der Stadt. Ihn überkommt ein Ekel, den er eher in den Dingen selbst spürt, und dessen Ursache die Sinnlosigkeit und Zufälligkeit seiner Existenz ist:

Solange man lebt, passiert nichts. Die Szenerie wechselt, Leute kommen und gehen, das ist alles. Nie gibt es einen Beginn, Tag schließt sich an Tag, ohne Sinn und Verstand, eine unaufhörliche und langweilige Addition. Von Zeit zu Zeit zieht man Bilanz: man sagt sich, jetzt bin ich seit drei Jahren auf Reisen, jetzt lebe ich seit drei Jahren in Bouville. Aber ein Ende gibt es ebenso wenig: nie verläßt man endgültig eine Frau, einen Freund, eine Stadt. Und alles ist sich so ähnlich – Shanghai, Moskau, Algier. Nach zwei Wochen ist alles gleich. Bisweilen, aber selten, merkt man auf, wird man sich bewußt, daß man mit einer Frau geschlafen, sich in eine dunkle Sache eingelassen hat. Blitzartig. Und dann beginnt wieder das alte Lied, die Addition von Stunden und Tagen nimmt ihren Fortgang – …

Das heißt leben. Erzählt man aber das Leben, dann ist alles anders, nur bemerkt es keiner. Beweis: man erzählt wahre Geschichten. Als ob es wahre Geschichten geben könnte! Die Ereignisse geschehen in einer bestimmten Reihenfolge, und wir erzählen sie gerade erst. Wir geben uns den Anschein, mit dem Beginn anzufangen: „Es war ein schöner Abend im Herbst 1922. Ich war Bürovorsteher bei dem Notar in Marommes.“ In Wahrheit hat man beim Ende angefangen. Es ist das Ende, unsichtbar und doch gegenwärtig, das diesen wenigen Worten Auftrieb und Wert eines Anfangs beigibt.

(S. 46 f.)

Plötzlich erkennt Roquentin, dass das Schreiben an dem Buch über Rollebon die bisher einzige Rechtfertigung für seine Existenz darstellt:

Herr de Rollebon war mein Partner. Er brauchte mich, um zu sein, und ich brauchte ihn, um mein Sein nicht zu fühlen. Ich lieferte den Rohstoff, von dem ich übergenug hatte und mit dem ich nichts anfangen konnte: die Existenz, meine Existenz. Seine Aufgabe war es, zu repräsentieren. Er stellte sich vor mich hin, ergriff mein Leben, um mir dafür das seinige zu präsentieren. Ich fühlte meine eigene Existenz nicht mehr, in mir selbst existierte ich nicht mehr – nur noch in ihm; für ihn atmete, für ihn aß ich, jede meiner Bewegungen hatte nur noch einen nach außen gerichteten Sinn, war nur noch auf mein Gegenüber, auf ihn abgestimmt. Ich sah meine Hand nicht mehr, die Buchstaben aufs Papier schrieb, nicht einmal mehr den Satz, den ich geschrieben hatte – aber dahinter, hinter dem Stoß Papier, sah ich den Marquis, der diese Geste gefordert und dessen Geste die Existenz verlängert und gefestigt hatte. Ich war nur ein Mittel, ihn am Leben zu erhalten, er war meine Daseinsberechtigung, er hatte mich von mir selbst befreit: Was soll ich jetzt tun?

Vor allem: keine Bewegung, keine Bewegung … Ach! Dieses Zucken mit den Schultern, ich habe es nicht hindern können … Das wartende Ding ist munter geworden, ist auf mich zugekommen, dringt ein in mich, erfüllt mich. Es ist nichts: diese Ding bin ich. Die befreite, entfesselte Existenz fließt in mich zurück. Ich existiere.

(S. 106)

In Abwandlung von Descartes’ „Cogito ergo sum“ („Ich denke also bin ich“) heißt es bei Sartre:

Ich existiere, denn ich denke …

(S. 108)

Urlaub 2008: Bild des Tages (4)

Relaxen im Garten

Nun haben wir wirklich richtiges Sommerwetter – und stöhnen über zu viel Hitze. Bekanntlich kann man es keinem recht machen. Auch ich muss gestehen, dass es mir etwas zu heiß ist und ich froh bin, den Tag wenigstens nicht im muffigen Büro verbringen zu müssen. So sitze ich im Garten mit einem guten Buch in der Hand. Und auch meine Jungs relaxen so gut es eben geht.

Urlaubszeit eignet sich eben dafür, endlich einmal die Bücher zu lesen, die man längst einmal lesen wollte. Und bei dieser Wärme bleibt der Rechner eben aus (es ist genug gedaddelt worden in den letzten Monaten).

Urlaub 2008: Kiez-Safari mit Olivia Jones

Urlaubszeit: Wenn man nicht gerade in die Ferne schweift, so findet man sicherlich in der Nähe auch viel Interessantes. Da sind besonders Stadtreisen angesagt. Man verweilt ein, zwei Nächte in Berlin, Hamburg oder München und begutachtet die Sehenswürdigkeiten einer dieser Städte.

In Hamburg ist es natürlich zunächst der Hafen an der Elbe und sein Umfeld. Von den Landungsbrücken starten Hafenrundfahrten oder auch Touren die Elbe entlang. Oder wie wäre es mit einer Alsterrundfahrt?

Angesagt ist ohne Zweifel ein Besuch des Stadtteils St. Pauli mit seiner Reeperbahn. Und für Frühaufsteher oder Nachschwärmer lohnt sich sicherlich ein Besuch des legendären Fischmarkts am Hafen (Bildergalerie) der jeden Sonntag ab 5 Uhr (im Winter ab 7 Uhr) bis 10 Uhr geöffnet hat. Da gibt es mehr als nur Fisch.

Apropos St.Pauli: Für den Kiez, wie man diesen Stadtteil auch nennt, gibt es eine ganz besondere Führung. Olivia Jones, die (un-)gekrönte Drag Queen Hamburgs führt in einer zweistündigen Tour den interessierten Besucher über die Reeperbahn und besucht mit ihm alles Sehenswerte der ‚sündigsten’ Meile Hamburgs: Olivias Kiez-Safari nennt sich das, ist nicht ganz billig, aber garantiert einmalig.

Ab 06.09.2008 gibt es mit Olivia Jones auch eine etwas andere Hafenrundfahrt. Mit ihr (ihm) lernt man an Bord der „Seute Deern“ den Hamburger Hafen kennen.


Olivia Jones bei der NPD

Tour de Dopage

Heute ruht das Peloton bei der Tour de France. Aber bereits morgen berichten ARD und ZDF weiter von dem längsten und bedeutendsten Radrennen unseres Globusses, das leider wie in den Jahren zuvor zu einer Tour de Dopage, einer Radtour des Dopings verkommen ist. Inzwischen sind vier mehr oder weniger namhafte Radprofis des Dopings mit EPO überführt worden. EPO ist ein Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt (siehe auch Video bei zdf.de). Je mehr rote Blutkörperchen ein Athlet hat, desto mehr Sauerstoff kann sein Blut aufnehmen und um so dauerhafter wird seine Leistung. Gerade beim Radsport ist das eine Voraussetzung, um vorn an der Spitze mitfahren zu können.

Wer im gelben Trikot des Führenden fährt, wer eine Etappe gewinnt – wen interessiert das noch? Wichtiger ist die Frage: Sind die Gewinner wirklich clean oder haben sie auch Dreck am Stecken und sind gedopt?

Aber es ist nicht nur die Tour, die immer wieder durch Doping-Skandale überschattet ist. Inzwischen haben wir uns geradezu daran gewöhnt, vermeintliche Olympiasieger im Nachhinein als Dopingsünder entlarvt zu sehen. Und auch im Fußball steht das Thema Doping plötzlich doch auf der Tagesordnung.

Aber bleiben wir bei Olympia. Am 8. August beginnen in Peking die 29. Olympischen Spiele. Und was da als Dopinglawine auf den interessierten Zuschauer zukommt, ist durchaus heute schon absehbar. China, der Gastgeber, gilt vielen als Weltmeister des Dopings. Und es kommt wohl noch schlimmer: Gen-Doping!

Heute Abend bringt die ARD ab 21 Uhr die Sendung Olympia im Reich der Mittel – Doping in China – einen Film von Hajo Seppelt und Jo Goll.

In einem chinesischen Krankenhaus tritt ein ARD-Reporter als Schwimmtrainer auf. Unumwunden bieten die Ärzte ihm Unglaubliches an: eine Stammzellenbehandlung zur Leistungssteigerung.

Olympia in Peking 2008: Nein, Danke!

Gen-Doping gilt zwar schon längere Zeit als die nächste Generation des Sport-Betrugs, dass es aber bereits angewendet wird, galt als ausgeschlossen. Die Gesundheitsrisiken seien unkontrollierbar. Aber: Generell können mit Hilfe molekularem Doping so ziemlich alle physischen und psychischen Prozesse im Körper verändert werden. Kraft, Ausdauer, Konzentration, Schmerzempfinden, Aggressivität, Erschöpfungszustand, Erholung – alles könnte frisiert werden. Und: Eine Kur mit genetischem EPO ist ein Vielfaches billiger als konventionelles EPO.

Der Sportbetrug in einer neuen Dimension – düstere Zeiten für den Sport, die in Peking ihren Anfang finden.

Nachtrag: siehe auch zdf.de: Gendoping-Kur für 24.000 Dollar

Sofies Welt: Descartes

Nachdem ich bereits Sartre abgehandelt habe, möchte ich doch zurückkehren und lande so bei Jostein Gaarder: Sofies Welt – Roman über die Geschichte der Philosophie beim französischen Philosophen René Descartes.

Mit Descartes beginnt die Philosophie der Neuzeit. Wichtige Punkte seiner Arbeit sind dabei
– eine Erkenntnistheorie, die nur das als richtig akzeptiert, was durch die eigene schrittweise Analyse und logische Reflexion als plausibel verifiziert wird,
– eine Ethik, gemäß der das Individuum sich im Sinne bewährter gesellschaftlicher Konventionen pflichtbewusst und moralisch zu verhalten hat,
– eine Metaphysik, die zwar (durch logischen Beweis) die Existenz eines vollkommenen Schöpfer-Gottes annimmt, aber kirchenartigen Institutionen wenig Raum lässt,
– eine Physik, die die Natur als durch zwar gottgegebene, aber allgemein gültige Gesetze geregelt betrachtet (Wunder also ausschließt) und dem Menschen ihre rationale Erklärung und damit letztlich ihre Beherrschung zur Aufgabe macht.

René Descartes

Hier die wichtigsten Textpassagen aus dem Buch, die ein ziemlich klares Bild von Descartes’ Philosophiesystem vermitteln:

René Descartes wurde 1596 geboren und reiste zeitlebens viel in Europa hin und her. Schon als junger Mann verspürte er den heißen Wunsch, Einsicht in die Natur von Mensch und Universum zu erlangen. Aber nachdem er Philosophie studiert hatte, wurde ihm vor allem seine eigene Unwissenheit bewußt.

Wie Sokrates war er … überzeugt davon, daß uns sichere Erkenntnis nur die Vernunft geben kann. … Wir können nicht … dem vertrauen, was unsere Sinne uns erzählen.

Von Sokrates und Platon führt eine direkte Linie über Augustinus bis zu Descartes. Allesamt waren sie ausgeprägte Rationalisten. Sie hielten die Vernunft für die einzigste sichere Quelle der Erkenntnis.

Ohne Übertreibung können wir sagen, daß Descartes der Begründer der Philosophie der neueren Zeit war. Nach der berauschenden Neuentdeckung von Mensch und Natur in der Renaissance entstand abermals das Bedürfnis, die zeitgenössischen Gedanken in einem einzigen zusammenhängenden philosophischen System zu vereinen. Der erste große Systembauer war Descartes, und ihm folgten Spinoza und Leibniz, Locke und Berkeley, Hume und Kant.

im 17. Jahrhundert versuchte die Philosophie wieder, die neuen Gedanken in ein philosophisches System zu bringen. Der erste, der diesen Versuch machte, war Descartes. Er gab den Startschuß zu dem, was für die folgenden Generationen zum wichtigsten philosophischen Projekt werden sollte. Vor allem beschäftigte ihn das, was wir wissen können, also die Frage nach der Sicherheit unserer Erkenntnis. Die zweite große Frage, die ihm am Herzen lag, war das Verhältnis zwischen Körper und Seele.

Bei der Frage, wie wir sicheres Wissen erlangen können, brachten viele ihren totalen philosophischen Skeptizismus zum Ausdruck. … zu Lebzeiten von Descartes hatte die neue Naturwissenschaft eine Methode entwickelt, die eine ganz sichere und exakte Beschreibung der Naturprozesse liefern sollte. Descartes mußte sich fragen, ob es nicht eine ebenso sichere und exakte Methode für die philosophische Reflexion gab.

Immer mehr Menschen sprachen sich für ein materialistisches Naturverständnis aus. Aber je mechanistischer die physische Welt aufgefaßt wurde, desto dringlicher wurde die Frage nach dem Verhältnis zwischen Körper und Seele.

Descartes erklärt, daß wir nichts als wahr betrachten dürfen, solange wir nicht klar und deutlich erkannt haben, daß es wahr ist. Um das zu erreichen, müssen wir vielleicht ein kompliziertes Problem in so viele Einzelteile wie möglich zerlegen. … Descartes glaubte, der Philosoph könne vom Einfachen zum Komplizierten weitergehen. Auf diese Weise könne eine neue Erkenntnis aufgebaut werden. Bis ganz zum Schluß müsse man dann durch ständiges Nachrechnen und Kontrollieren überprüfen, daß man nichts ausgelassen hat. Nur so könne man zu philosophischen Schlußfolgerungen kommen.

.. Descartes wollte die ‚mathematische Methode’ … auf die philosophische Reflexion anwenden. … Er wollte genau dasselbe Werkzeug anwenden, das wir bei der Arbeit mit Zahlen benutzen, nämlich der Vernunft. Denn nur die Vernunft kann uns sichere Erkenntnis vermitteln.

er stellt als erster klar, daß wir im Ausgangspunkt an allem zweifeln müssen.

Descartes fand es wichtig, altes Gedankengut über Bord zu werfen, ehe er mit seiner eigenen philosophischen Untersuchung begann.

Aber Descartes’ Zweifel reichen noch tiefer. Wir können nicht einmal dem vertrauen, was unsere Sinne uns erzählen, meinte er. Vielleicht werden wir von ihnen zum Narren gehalten.

Er ist zu der Erkenntnis gekommen, daß er alles anzweifeln, und daß das einzige ist, dessen er sich ganz sicher sein kann. … Aber wenn er zweifelt, muß auch feststehen, daß er denkt, und wenn er denkt, dann muß feststehen, daß er ein denkendes Wesen ist. Oder, wie er selber sagt: ‚Cogito, ergo sum.’ Ich denke, also bin ich.

er versteht zugleich, daß dieses denkende Ich wirklicher ist, als die physische Welt, die wir mit den Sinnen wahrnehmen. … Er erkennt, daß er auch eine klare und deutliche Vorstellung eines vollkommenen Wesens hat … Die Vorstellung eines vollkommenen Wesens kann nicht von etwas herstammen, das selbst unvollkommen ist. … Also muß die Vorstellung eines vollkommenen Wesens von diesem vollkommenen Wesen selber herstammen – mit anderen Worten: von Gott.

.. ein vollkommenes Wesen wäre nicht vollkommen, wenn es nicht existierte. Außerdem hätten wir keine Vorstellung von einem vollkommenen Wesen, wenn es kein solches Wesen gäbe. Denn wir sind unvollkommen, und deshalb kann die Idee des Vollkommenen nicht von uns stammen.

Descartes sah wie Sokrates und Platon einen Zusammenhang zwischen Denken und Existenz. Je einleuchtender etwas für das Denken ist, um so sicherer ist auch seine Existenz.

auch die äußere Wirklichkeit hat einige Eigenschaften, die wir mit der Vernunft erkennen können. Und zwar die mathematischen Verhältnisse, also das, was gemessen werden kann, nämlich Länge, Breite und Tiefe. Diese quantitativen Eigenschaften sind für die Vernunft ebenso deutlich wie die Tatsache, daß ich ein denkendes Wesen bin. Qualitative Eigenschaften wie Farbe, Geruch und Geschmack hängen dagegen mit unserem Sinnesapparat zusammen und beschreiben eigentlich keine äußere Wirklichkeit.

zwischen der äußeren Wirklichkeit und der Wirklichkeit der Gedanken besteht ein Wesensunterschied. Descartes kann jetzt davon ausgehen, daß es zwei verschiedene Formen der Wirklichkeit gibt – oder zwei Substanzen. Die eine Substanz ist das Denken oder die Seele, die andere die Ausdehnung oder die Materie. Die Seele ist nur bewußt, sie nimmt im Raum keinen Platz ein, und deshalb läßt sie sich auch nicht mehr in kleinere Teile aufteilen. Die Materie dagegen ist nur ausgedehnt, sie nimmt Platz im Raum ein und läßt sich deshalb in immer kleinere Teile zerteilen – aber sie ist nicht bewußt.

Wie bezeichnen Descartes als Dualisten, und das bedeutet, daß er eine scharfe Trennlinie zwischen der geistigen und der räumlichen Wirklichkeit zieht.

Descartes kam zu dem Schluß, daß der Mensch ein Doppelwesen ist, das sowohl denkt als auch Raum einnimmt. Der Mensch hat demnach also eine Seele und einen räumlichen Körper.

Nicht einmal Descartes konnte abstreiten, daß es immer wieder zu einer Wechselwirkung zwischen Seele und Körper kommt. Solange die Seele im Körper sitzt, meinte er, sei sie mit dem Körper durch ein ganz spezielles Gehirnorgan, eine Drüse, verbunden, in der eine dauernde Wechselwirkung zwischen Geist und Materie stattfinde. Auf diese Weise kann Descartes zufolge die Seele dauernd von Gefühlen und Empfindungen verwirrt werden, die mit den Bedürfnissen der Körpers zu tun haben. Das Ziel ist, der Seele die Leitung zu übertragen.

aus: Jostein Gaarder: Sofies Welt – Roman über die Geschichte der Philosophie – S. 275-285 – Carl Hanser Verlag 1995

Boykott – rein persönlich

Liest man die Olympische Charta, so sollte laut Regel 2 das IOC (Internationales Olympische Komitee) seine Anstrengungen darauf richten, dass z.B. Gewalt geächtet wird, dass der Kampf gegen Doping geführt und sich dem Missbrauch des Sports für politische Zwecke widersetzt wird. Wie kann man so die Olympische Spiele 2008 in einem Land wie der Volksrepublik China austragen lassen?

Olympicwatch.org hierzu: Die Kernpunkte unserer Besorgnis sind die Redefreiheit und der Zugang zu Informationen, die Verfolgung der Opposition statt der Entwicklung von Demokratie, Todesstrafe und Folterungen, der Kampf um ein freies Tibet, und die Beziehungen zwischen Festland-China und Taiwan.

Am 8. August d.J., also in gut drei Wochen bereits, beginnen nun in Peking die 29. Olympischen Spiele der Neuzeit, in deren Zusammenhang für die Errichtung der Sportstätten 1,5 Millionen Menschen zwangsweise umgesiedelt wurden. Peking ist die Hauptstadt eines Landes, das z.B. gegen das UN-Waffenembargo gegen den Sudan verstößt und das durch sein Veto gegen Sanktionsbeschlüsse im UN-Sicherheitsrat und durch Waffenlieferungen weiterhin die brutale Gewaltherrschaft eines Robert Mugabe in Simbabwe unterstützt. Von der Unterdrückung des Freiheitskampfes der Tibeter ganz zu schweigen.

Olympia 2008 in Peking

Wie viel man in China von Meinungsfreiheit hält, durfte bereits der IOC-Chef persönlich erfahren. Und wie es um den Kampf gegen Doping bestellt ist? Halbherzig; von einer stillschweigenden Duldung von Seiten der chinesischen Regierung ist die Rede.

Die Vergabe der Olympischen Spiele an Peking wurde auch von westlichen Ländern getragen. Da macht ein Boykott der Spiele zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr. Frühere Boykotte haben zudem wenig bewirkt. Was also tun, wenn man wie ich nicht einverstanden ist – mit diesen zu Propagandazwecken missbrauchten Spielen? Zunächst kann man sich an Kampagnen (z.B. im Internet bei avaaz.org) beteiligen. Viel bringt das nicht. Aber es ist doch besser als gar nichts. Waren ‚Made in China’ werde ich nicht kaufen. Und ich werde meinen persönlichen Boykott durchführen, d.h. ich werde jegliche Berichterstattung zu Olympia tunlichst ignorieren. Kein TV, kein Internet, keine Zeitung in Sachen Olympia. Medaillenspiegel sind für mich passé!

Nachtrag: siehe auch zdf.de: Im Viel-Völker-Staat gärt es – Minderheiten fühlen sich von Han-Chinesen bedrängt

Wo geht ’s hier zum nächsten Klo?!

Wer sich in einer Großstadt aufhält, möchte gern wissen, wo der nächste Geldautomat ist oder ein Briefkasten. Und wenn die Blase drückt, ist es auch nicht schlecht zu wissen, wo sich das nächste ‚Örtchen’ befindet.

Nun haben sich Tausende von Hobby-Kartografen mit GPS-Geräten weltweit auf den Weg gemacht, um solche und viele andere Lokalitäten zu orten und die Positionen festzuhalten. Das Ziel: die umfangreichste Karte der Erde – und das kostenlos und frei verfügbar.

Name des Unternehmens: openstreetmap.org. Hierzu die Zeichenerklärung (Legende) der Maps

Tostedt Bahnhof bei Openstreetmap

siehe zdf.de: Die zweite Vermessung der Welt