Archiv für den Monat: Januar 2008

60 Jahre Comics made in Germany

Es ist lange her. Es war wohl Anfang der 60-er Jahre, ich war keine 10 Jahre alt, da lebte ich mit Eltern und Geschwistern im Stadtteil Gröpelingen von Bremen. Ich ging im Halmerweg zur Grundschule, der damals ersten 5-Tage-Woche-Schule in Bremen. Überhaupt wurde an der Schule reichlich experimentiert. Die Ergebnisse waren wohl positiv, wenn es auch noch Jahre dauern sollte, bis sich die 5-Tage-Woche auch an den anderen Schulen durchsetzte. Immerhin musste ich in späteren Jahren auch noch am Samstag wieder die Schulbank drücken.

Dort in Gröpelingen in der Straße namens Schwarzer Weg, Ecke Gröpelinger Heerstraße, gab es einen Schreibwaren- und Zeitschriftenladen, den ich ab und zu besuchte. Denn hier kaufte ich mir vor etwa 45 Jahren meine Comics zum Lesen.


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Ich erinnere mich an Heftchen von Fix und Foxi, Lupo und für 20 Pfennige die Abenteuer von Falk, dem Ritter, Tibor, Sohn des Dschungels, und Nick, dem Weltraumfahrer. In dem Laden konnte man auch Hefte tauschen. Für zwei Hefte bekam man ein neues.

Die genannten Comicfiguren sind made in Germany. Nichts mit Micky Maus, Donald Duck und Goofy. Leider müssen all meine Hefte bei einen der weiteren zahlreichen Umzüge in meinem Leben abhanden gekommen sein (1965 zogen wir in die Neustadt von Bremen). Aus heutiger Sicht habe ich da sicherlich unbezahlbare Schätze weggeworfen. Wer weiß …

Fix und Foxi

Lupo

Fix und Foxi

Lupo

Falk, der Ritter

Falk, der Ritter

Nun in diesem Jahr jährt sich das Aufkommen der ersten Comics in Deutschland zum 60. Mal. Und das ist natürlich Anlass zu einer Ausstellung: Comics made in Germany – 60 Jahre Comics aus Deutschland, die in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt, Adickesallee 1 vom 24. Januar bis 24. Mai 2008 stattfindet (Eröffnung am 23. Januar um 18 Uhr).

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 10 bis 20 Uhr, Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen geschlossen

Karl Valentin, der Medienkünstler

Am 9. Februar vor 60 Jahren starb verarmt und fast vergessen Karl Valentin, der Münchener Komiker. Jetzt ist ihm im Martin-Gropius-Bau in Berlin eine Ausstellung „Karl Valentin. Filmpionier und Medienhandwerker“ gewidmet, die bis zum 21. April läuft.

siehe hierzu: Karl Valentin als Medienkünstler mit weiteren Informationen zur Ausstellung unter berlinerfestspiele.de

siehe auch meinen Beitrag: (Karl-)Valentins-Tag

Christas Bärchen 01: Lidwinus 25

Allgemein werden Menschen in Jäger oder Sammler unterteilt. Männer sind wohl meist Jäger, während Frauen dazu neigen zu sammeln. Meine Frau hat die Leidenschaft, Bärchen zu sammeln. Zunächst natürlich Teddy-Bären in (fast) jeder Größe. Aber es dürfen auch Bären aus anderen Materialien als Plüsch (z.B. Mohair) sein. So wird man Bärchen aus Holz, Metall, Keramik und ich-weiß-nicht-als-welchem-Stoff-noch in Christa Bärchensammlung finden.

Die Anzahl der Bären kann ich zz. nur grob schätzen, aber um die 500 Stück dürften es inzwischen sein. Natürlich sind nicht alle wirklich wertvoll, sonst hätten wir einen kleinen Schatz zu Hause.

Ich will so peu a peu Christas Bärchensammlung hier vorstellen und beginne mit einem Teddybären, den ich meiner Frau zu Weihnachten geschenkt habe. Denn das ist das Praktische an Christas Sammelleidenschaft. Weiß ich nicht so recht, was ich ihr schenken soll, so finde ich bestimmt ‚irgendwo’ noch ein Bärchen, den sie noch nicht hat …

Christas Bärchen: Lidwinus 25

Die Gärtnerin Lidwina (TH107354) hat einen Freund bekommen: mit lustigem Blumentopf-Hut und kleiner Gießkanne, Mohair, 25 cm groß

Hermann Teddy Original (Teddy Hermann GmbH, 96112 Hirschaid)

Limitierte Editon von 800

Design: Andrea Rath

gekauft bei nicy-Versand, Bremen

Lidwinus 25 – limitierte Editon 113/800 – Design: Andrea Rath
Hermann Teddy Original

Wulff strahlt, Koch kocht

Da hat Christian Wulff gut lachen, kann er seine Regierungsarbeit in Niedersachsen mit der FDP fortsetzen – trotz des Einzugs der Linken mit 7,1 % in den Landtag. Wolfgang Koch dagegen dürfte kochen vor Wut, ist seine Koalition geplatzt, obwohl sich die CDU am Ende doch noch knapp vor der SPD (36,8 zu 36,7 %) behaupten konnte. Hier haben ihm die Linken mit erreichten 5,1 % einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Hessen ist also alles offen, während Strahlemann Wulff trotz verlorener 5,8 % weiterhin den Sieger spielen darf.

Früher wurde ein solcher Verlust (eben jene 5,8 % gegenüber der Wahl vor fünf Jahren) eher noch als herbe empfunden. Heute ist das kein Grund mehr zum Trübsal blasen. Dass die Wahlbeteiligung von schon schwachen 67 % von 2003 auf höchst magere 57 % gesunken ist, scheint unsere Demokraten in Hannover auch nicht weiter zu stören. Danach hat aber nicht einmal jeder 4. wahlberechtigte Bürger in Niedersachsen die Partei von Herrn Wulff gewählt (genau 24,2 %).

Allein das schlechte Wetter kann daran nicht schuld sein. Sicherlich haben das auch die Medien zu verantworten, die dank ihrer vorherigen Prognosen schon früh Herrn Wulff zum Sieger erklärten. Natürlich hat auch der Kandidat der SPD, Herrn Jüttner, sein Scherflein hierzu beigetragen (er blieb blass, ohne Charisma). Viele eigentliche SPD-Wähler blieben zu Hause.

Interessant finde ich auch die Auszählung des Wahlkreises 78 (Osnabrück-West), nämlich die von Herrn Christian Wulff. Hatte er 2003 noch 55,6 % der Erststimmen erzielen können, so bekam er jetzt 46,7 %, also 8,9 % weniger. Und die CDU landete bei den Zweitstimmen bei 37,4 % – gut 5 % unter dem Landesschnitt.

Hier: Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl am 27.01.2008 in Niedersachsen mit den vollständigen Ergebnissen in den einzelnen Wahlkreisen

Nun in meinem Wahlkreis 52 Buchholz siegte wieder Herr Heiner Schönecke („Heiner bewegt!“), u.a. Geflügelbauer (mit Batterie- also Käfighaltung). Ist nun einmal eine rustikal schwarze Gegend hier.

Landtagswahl Niedersachsen 2008: Wahlkreis 52 Buchholz

Kintopp – Teil 7: Was einen guten Film ausmacht

Bei einem guten Film ist es wie mit einem guten Buch, er muss fesseln. Nur ist das, was mich fesselt, meist etwas anderes als das, was einen anderen Menschen in den Bann schlagen wird. Was fesselt aber? Es ist ein Stoff (Sujet, Gegenstand), der uns so schnell nicht wieder loslässt. Das kann etwas mit Spannung zu tun haben, die uns ein Film/Buch vermittelt, z.B. die Frage, wie endet das. Von daher gibt es gerade viele Filme, die eine künstliche Spannung zu vermitteln bemüht sind, deren Lösung, wenn diese nicht nachvollziehbar ist, uns den ganzen Film als enttäuschend empfinden lässt. Das am wenigsten erwartete Ende, die Auflösung des Rätsels, möchte man als Antwort auf eine scheinbar existenzielle Frage erleben.

Kintopp

Somit macht Spannung noch lange keinen guten Film aus. Erst wenn das Ende stimmt, das letzte Puzzle-Stück sich ins Ganze einfügen lässt, dann könnte der Film gut sein. Könnte, denn ein guter Film sollte weitere wichtige Kriterien erfüllen.

Aber bleibe ich noch kurz bei der Spannung. Statt Spannung können es auch andere Empfindungen sein, die in uns wach gerufen werden, etwas, das uns berührt und uns somit direkt emotional ansprecht. Viele lassen sich durch eine traurige (‚rührend’), eine zu Herz gehende, die Seele erschütternde Geschichte hinreißen. Noch andere lassen ihre niedrigsten Instinkte ansprechen. Gerade für letztere gibt es Genres, die einen großen Markt darstellen. Gute Filme sehen anders aus.

Wenn uns ein Film fesselt, so soll das bei einem guten Film mit einer Langzeitwirkung verbunden sein. Wenn ich das Kino (oder Wohnzimmer) verlasse, und die Wirkung verpufft sogleich, dann hat mich der Film sicherlich nicht allzu sehr in seinen Bann gezogen.

Welche anderen Kriterien sind es aber, die uns einen Film als gut einstufen lassen? Die Frage, ob ein Film gut ist, steht im Zusammenhang mit der Frage nach seiner Qualität. Das beginnt sicherlich bei der Technik, bei der Optik und Akustik, also bei Äußerlichkeiten. Anders als beim Buch, das im Wesentlichen auf das Medium Sprache (hier als geschriebenes Wort) setzt, spielen beim Film natürlich die Bilder eine große Rolle, voraussichtlich die größere Rolle. Immerhin hat sich der Film aus dem Stummfilm entwickelt und kam damals auch fast ohne Sprache aus (Sprache nur in den Zwischentiteln). Neben der Sprache gibt es die Musik, die die Bilder entscheidend dramatisieren kann. Bild und Ton und das Zusammenspiel zwischen beiden bilden also ein Qualitätsmerkmal.

Was einen guten Film ausmacht

Hier geht es aber vor allem um inhaltliche Qualität. Ein guter Film vermittelt Sinn, ist sinnstiftend im positiven Sinne. Er enthält eine Botschaft. Ein solcher Film sollte möglichst lehrreich sein, also mein Wissen erweitern und mich als Mensch „weiterbringen“. Natürlich können auch schlechte Filme lehrreich sein und zudem obskure Botschaften anbieten, die als solche nicht sogleich zu erkennen sind. Damit gelangt man schnell in eine Grauzone, in der es schwer fällt, noch zwischen gut und schlecht (böse) zu unterscheiden.

Sicherlich sollte ein Film auch Freude vermitteln, gute Laune. Aber allein mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ kann es nicht genug sein. Zu sehr wurden solche Filme propagandistisch missbraucht und werden es heute noch. Ein Film, der lediglich eine ‚heile Welt’ vorgaukelt und in keiner Weise zu hinterfragen versteht, ist mit Sicherheit kein guter Film.

Filme bestehen in der Regel aus Handlung, Personen, Ausstattung und Örtlichkeiten. Für den Einzelnen wird ein Film dadurch gut, dass in diesem bestimmte Personen (Schauspieler/in) auftreten (Lieblingsschauspieler/in). Dann spielt natürlich die Handlung eine wichtige Rolle (dem entsprechenden Genre gemäß wie Actionfilm, Liebes-, Abenteuer- oder Kriminalfilm usw.). Ausstattung und Örtlichkeit werden meist im Zusammenhang mit der Handlung der Personen wahrgenommen. In einigen Filmen spielt natürlich auch die Örtlichkeit die Hauptrolle (Naturfilme). Das Drehbuch und die Umsetzung durch die Schauspieler bestimmen die Handlung. Dabei kommen viele einzelne Details wie Wortwitz und Mimik bzw. Gestik zu tragen, die dann auch die Qualität des Filmes beeinflussen.

Eine klare Definition, was einen guter Film im Grundsatz ausmacht, ist also gar nicht so ohne weiteres möglich. Ich denke mir, dass es vielleicht die ‚gesunde’ Mischung und Anzahl vieler Filme ist, die gesehen werden, in dem der einzelne Film zum guten Film wird. Ein solcher Film ist wie eine eigene Welt, der erst im Kosmos vieler Filme seinen tatsächlichen Stellenwert erlangt. Ein guter Film „wird“ ein guter Film, er ist es nicht von Anfang an.

An den Pranger

Als Otto Normalverbraucher, der montags bis freitags früh am Morgen aufsteht, zur Arbeit hechelt, um für seine Lieben und sich die benötigten Brötchen zu verdienen, ist es sehr verwunderlich, dass ein Einzelner es geschafft haben soll, eine Großbank wie die französische Société Générale mit windigen Finanzspekulationen um fast fünf Milliarden Euro zu betrügen. Außerdem muss die Bank nach eigenen Angaben weitere zwei Milliarden Euro wegen Fehlspekulationen im Zusammenhang mit Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt abschreiben. Nun plant die Bank Kapitalerhöhungen. Ich sollte auch eine Kapitalerhöhung beantragen.

Auf zdf.de steht hierzu:

Der Betrug – „außergewöhnlich in Größe und Art“ – sei erst im Januar entdeckt worden, hieß es. Der Händler habe bei Futures auf europäische Aktienindizes seine Kompetenzen massiv überschritten und sein Handeln durch komplizierte Scheingeschäfte verschleiert. Der in Paris ansässige Mitarbeiter werde entlassen und auch seine Vorgesetzen müssen Société Générale verlassen.

Na toll, entlassen wird der Mann. Wenn ich meinem Chef den Silberlöffel stehle, dann werde ich auch entlassen. Und Christian Noyer, Chef der französischen Notenbank, hat auch gleich die passende Erklärung für das Zustandekommen eines solchen Betrugs: „Der Händler hat die internen Kontrollen genau gekannt und ist ohne Zweifel zudem ein Computergenie.“

Wenn der Mann entlassen ist, werden sich bestimmt gleich andere Banken um seine ‚Dienste’ bemühen. Sein ‚Wissen’ dürfte geradezu unbezahlbar und für jede Bank von Nutzen sein.

Unterdessen bezweifeln Börsianer, dass die geschädigte Bank – wie sie selbst behauptet – erst vor wenigen Tagen von den problematischen Handelspositionen erfahren haben soll. Es ist kaum nachzuvollziehen, dass ein einzelner Händler in der Lage gewesen sein soll, ein ‚geheimes Geschäft‘ von 4,9 Milliarden getätigt zu haben, ohne dass jemand davon gewusst hat“.

„Jetzt redet jeder von Betrug – aber das ist für mich pure Rhetorik. Meiner Einschätzung nach war das ein Riesenmangel im Risikomanagement der Bank“, sagte ein Aktienhändler einer deutschen Großbank. Schlaues Kerlchen, darauf wäre ich nicht gekommen.

Nick Leeson, ehemaliger Börsenhändler, der vor zwölf Jahren die britische Barings Bank in den Ruin trieb, ist über den Milliardenbetrug bei der französischen Société Générale „nicht überrascht“. „So etwas musste irgendwann passieren“, sagte Leeson.

Leeson war 1995 weltweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem er die altehrwürdige Barings Bank in London ruiniert hatte. Eine niederländische Bankengruppe kaufte das Geldhaus für ein symbolisches Pfund. Leeson ist heute Geschäftsführer des irischen Erstliga-Fußballclubs Galway United (steht also auch wieder auf den Füßen).

Im Alter von 28 Jahren hatte der Brite mit illegalen Spekulationen an der Börse in Singapur für geschätzte Verluste von umgerechnet weit mehr als einer Milliarde Euro gesorgt. Dafür saß er dreieinhalb Jahre in Singapur ins Gefängnis, immerhin! Es ging dabei um Derivate („Abkömmling“; Ableitung), einen für mich künstlich geschaffenen Geschäft, auf das der Begriff Finanzjongliererei sehr gut passt.

Für mich ist überhaupt ein Großteil des Finanzhandels, so genannte Spekulationen (der Duden definiert das Wort mit: auf Mutmaßungen beruhende Erwartung; auf Gewinne aus Preisveränderungen abzielende Geschäftstätigkeit), einfach nicht mehr nachvollziehbar. Und so wurden und werden immer wieder neue Grundlagen zur Finanzspekulation (Options/Future etc.) von sogenannten Finanzdesigner kreiert, ja, Finanzdesigner, ein eigener Beruf.

Wohin solcher Finanzhandel führt, ist allein an der jetzigen Finanzkrise abzulesen. Da werden Milliarden Euro in Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ‚gesteckt’, weil irgendwelche Bankmanager glauben, damit das große Geld machen zu können. Natürlich zum Wohle des Kunden, oder? Geht das aber wie jetzt fast alles ‚über den Deister’, dann reagiert auch der weitere Markt nervös bis panisch. Der Dumme ist dann wieder der Kleinanleger, der von seinem sauer verdienten Geld am Ende nichts mehr zurückbekommt.

Finanzjongleure an den Pranger

Ich bin deshalb dafür, dass man endlich wieder mittelalterliche Strafen bei uns einführt. Eine öffentliche Auspeitschung der Verantwortlichen wäre z.B. nicht schlecht. Am besten in einem Fußballstation. Und geladen werden alle Topmanager dieser Welt, damit sie sehen, was Ihnen blüht, wenn sie so unverantwortlich mit den Ressourcen dieser Welt und dem Geld anderer umgehen. Und anschließend sollte man solche Verbrecher noch eine Woche am Pranger stellen, als Nahrung die Gallenflüssigkeit, die Menschen wie ich überproduzieren, wenn sie von solchen Machenschaften hören.

siehe auch zdf.de: Wie ruiniere ich eine Bank?

Name als schlechtes Vorzeichen?

In den ZDF-Sportnachrichten unter dem Datum vom 23.01.2008 las ich folgende Meldung:

Bekim Kastrati nach Hodenriss in Klinik

Der albanische Nationalspieler Bekim Kastrati vom Regionalligisten Fortuna Düsseldorf musste sich in der Nacht zum Mittwoch wegen eines Hodenrisses einer Notoperation unterziehen. Der 28-Jährige hatte sich diese Verletzung bei der 2:3-Niederlage seiner Mannschaft im Testspiel gegen Rekordmeister Bayern München am Dienstagabend bei einem Zusammenprall zugezogen, spielte trotz der Schmerzen aber bis zum Schlusspfiff weiter. Erst in der Kabine wurde die Schwere der Verletzung festgestellt und der Stürmer gleich ins Krankenhaus gebracht.

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Hier zeigt es sich wieder, dass Namen nicht immer Schall und Rauch sind. Nomen est Omen eben. Ich hoffe nur, dass es dem Spieler Bekim Kastrati wieder gut geht und er sich nicht kast…. hat. Ja, wie verhängnisvoll gefährlich Fußballspielen sein kann (besonders gegen die Bayern).

siehe auch meinen Beitrag: Nomen est Omen oder Name ist Schall und Rauch

Was ist bloß mit Ian los? Teil 90: 2x Aschenputtel

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

ein gutes Neues Jahr wünsche ich noch allerseits! Und dem Herrn Anderson gratuliere ich natürlich noch ganz herzlich zu seinen neuen Ehren als MBE (Member of the Order of the British Empire). Das mit dem „Sir“ kann ja noch werden…

Es freut Euch sicher zu hören, dass ich das Neue Jahr mit Jethro Tull begonnen habe. Ungefähr um Mitternacht kam mir der Gedanke, dass jetzt „Fires At Midnight“ passen könnte, inszumal sich allerlei „firework“ vor meinem Fenster abspielte. Da es sich hierbei wirklich um ein einfaches Lied handelt, habe ich auch keine 5 Minuten gebraucht, bis ich die Akkorde beieinander hatte, und so konnte ich bereits kurz nach Mitternacht folgendes spielen: Fires At Midnight (ich habe mir erlaubt den Text etwas an meine Gegebenheiten anzupassen…). Über die Tonart möchte ich auch garnicht mit Dir streiten, lieber Wilfried – E-Moll oder G-Dur, ganz wie es Dir beliebt. Da in diesem Lied ungefähr gleich viele Dur- und Moll-Akkorde vorkommen, würde ich mich da nicht festlegen wollen, und mein unzuverlässiges „Musikgefühl“ ist sowieso kein Kriterium. Für die Richtigkeit der Tonart übernehme ich auch keinerlei Garantie, ich habe meine Akkorde nicht mit dem Original abgeglichen.

Damit aber nicht genug, so ein einfaches Lied kann mich nicht lange fesseln. Also habe ich mich gleich auf das nächste gestürzt, das mir schon seit ein paar Tagen im Kopf herumging. Es hat den gleichen Rhythmus wie „Ride Across The River“ (vielleicht ein bißchen schneller) und fängt – für mich sehr passend – mit einer Katze an. Ich halte es für den letzten mir bekannten Geniestreich unseres Meisters: Rocks On The Road. Daran habe ich ein paar Tage geknabbert, und an einigen Stellen passen meine Akkorde immer noch nicht zum Original. Aber wenn ich es für mich allein spiele klingt’s ganz gut, und das reicht mir. Ach ja, vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass man das mit dem Kapodaster im 3. Bund spielt – das macht Mr. Anderson auch so, siehe dieses Video. Und noch etwas – ich konnte den Text nirgends finden und musste daher das aufschreiben, was ich vom Abhören verstanden habe. Das macht teilweise wenig Sinn. Vielleicht könnt Ihr mir da noch weiterhelfen? (Vor allem habe ich nicht verstanden, was ihn da am Morgen weckt…)

Der arme Lockwood tut mir langsam leid, er wird auch noch anfangen müssen Gitarre zu spielen, damit er sich über Harmonielehre, Barre-Griffen und Tonartwechseln nicht zu Tode langweilt. Also wechseln wir nicht die Tonart sondern das Thema.

Heute möchte ich Euch von einem jungen Mann berichten, über den ich auf Youtube gestolpert bin – wo auch sonst. Auch in seinem Falle war es Leonard Cohen’s Hallelujah, das mich zu ihm geführt hat. Das Video trägt die Überschrift Hallelujah (shrek song), und als ich das erste Mal seiner angesichtig wurde, da dachte ich das müsse wohl Shrek persönlich sein (anhand dieser Beschreibung werdet Ihr ihn unter den vier jungen Herren sicher sofort identifizieren können). Aber dann, oh Shrek, setzt er in der 3.Strophe gar noch zu singen an, und da wollte ich zuerst meinen Ohren kaum trauen. Ich konnte garnicht glauben, dass diese Klänge tatsächlich von ihm stammen sollten – die Stimme schien überhaupt nicht zum Aussehen zu passen.

Nach dieser bemerkenswerten Performance versuchte ich über YouTube herauszufinden, um wen es sich bei dem jungen Mann wohl handeln könne, und natürlich wurde ich fündig. Vielleicht kennt Ihr ihn ja schon längst und ich erzähle Euch hier alte Kamellen. Die Videos kennt Ihr vielleicht trotzdem noch nicht alle.

Also: Es handelt sich hier um Herrn Kurt Nilsen aus Bergen in Norwegen, seines Zeichens der Gewinner des ersten und einzigen World Idol Contest, der am 1. Januar 2004 stattfand. 11 bedeutende Nationen der uns bekannten westlichen und östlichen Welt schickten ihre in unzähligen Fernsehshows auf Herz und Nieren geprüften und auserwählten Superstars ins Rennen, um den größen unter ihnen zu ermitteln, und sie fanden – Herrn Nilsen. Wer hätte zu Beginn der Castings für die Shows vermutet, dass der ultimative Superstar, also sozusagen die Krone der Schöpfung und das strahlende Vorbild für die Jugend der Welt, so aussehen würde:





Wie hatte es so weit kommen können?

Nicht immer saß Herr Nilsen beim Singen so ruhig auf einem Stuhl wie ein Chorknabe. So konnte er bereits bei den norwegischen Superstar-Shows erste Erfahrungen beim Living The Vida Loca sammeln. Da störte es dann auch nicht mehr, dass er in der Finalrunde mit unpassendem Anzug und Halsentzündung antreten musste. Zwar entfahren ihm bei The Day After Tomorrow einige Krächzer und er verliert teilweise die Kontrolle über seine Stimme, aber trotzdem ist sein Cover immernoch besser als das Original. Er gewinnt den Titel.

So kommt es, dass er sich zusammen mit 10 durchgestylten Konkurrenten in der World Idol Ausscheidung wiederfindet. Er tritt als Letzter auf und singt Beautiful Day. Danach hätte es Bono nicht mehr gewagt den Mund aufzumachen. Ja, ein schöner Tag war es für Mr. Nilsen bestimmt. Zunächst muss er sich von den Juroren noch einige spitzzüngige Bemerkungen über sein Erscheinungsbild anhören: „Sie sehen aus wie ein Hobbit“…“wir haben schon eine Menge hässlicher Leute Platten aufnehmen lassen… unter normalen Umständen würden Sie nie einen Plattenvertrag bekommen…“ (was sind in dieser Branche eigentlich „normale Umstände“?), aber „what you don’t have, you don’t need it now“ – treffender hätte er es nicht singen können. Was er nicht hat, das braucht er auch nicht. Und alles, was er an diesem Abend braucht um das Publikum und die Juroren zu begeistern, das hat er – eine faszinierende Stimme, eine sympathische Austrahlung und die Fähigkeit sich in die Musik einzufühlen und sie überzeugend zu interpretieren. Und es wird entsprechend honoriert.

Das hat mich bis zu einem gewissen Grad mit unserer heutigen Musikbranche versöhnt. Ich hätte nicht erwartet, dass sich zwischen all die aufgeputzten Schaufensterpuppen, aufgezogenen Hüpf-Frösche und high-tech Sing-Marionetten auch noch echte Menschen mit Talent und Persönlicheit verirren könnten. Und schon garnicht hätte ich für möglich gehalten, dass so ein Musiker eine Chance hätte, wenn er nicht den aktuellen Schönheitsnormen entspricht. Es scheint noch Hoffnung zu geben.

Aber damit kam sie nun auf die Marketing-Experten zu – die Herausforderung mit Namen Kurt Nilsen. Ich habe den Eindruck, sie sind ihr nicht immer gerecht geworden. Zwar hatte er in Norwegen zunächst einen riesigen Erfolg – seine erste Single wurde die meistverkaufte in der Geschichte Norwegens, sein erstes Album das am schnellsten verkaufte aller Zeiten (es erreichte bereits am Tag der Veröffentlichung Platin-Status). Auch europaweit war seine erste Single in den Charts. Aber dann wurde es langsam ruhiger. In Norwegen ist er immer noch ein Star, aber über Norwegens Grenzen hinaus scheint Mr. Nilsen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Seine deutsche Homepage – von Sony erstellt – wurde seit 2005 nicht mehr gepflegt, hier wird sein Album von 2004 noch als „neu“ angepriesen. Seine CD vom letzten Herbst hat bei Amazon 2 – 4 Wochen Lieferzeit – holen sie die zu Fuß in Norwegen ab? Wer schläft hier eigentlich?

Dabei hat man sich schon Mühe gegeben. Es ist nicht leicht mit diesem Hauptdarsteller ein MTV-taugliches Video zu erstellen. Für die Aufnahmen zu Here She Comes wurde er daher extra nach Hollywood gekarrt – und so sieht das Ergebnis auch aus. Natürlich wissen die Profis schon, wie sie ihn herrichten und filmen müssen, damit er nicht ganz so shrek-lich aussieht. Aber die Lady, die man für ihn ausgesucht hat, ist ja wirklich tiefstes Hollywood-Cliche und passt überhaupt nicht, weder zu ihm noch zum Song. Sie scheint mir das exakte Gegenteil von dem Mädchen zu verkörpern, von dem er singt. Von der Aufgabe für Mr. Hobbit ein schlüssige Story zu inszenieren waren die Herren Profi-Filmer offensichtlich überfordert.

Da wirkt das Video zu Never Easy doch schon viel glaubwürdiger. Außerdem ist es endlich Mal kein Cover sondern ein Song, den er selbst geschrieben hat. Das gilt auch für seine letzte Single Push Push. Was mir dabei auffällt: Er scheint immer jünger zu werden, teilweise wirkt er auf den Aufnahmen fast wie ein Kind. Vielleicht versucht man gerade eine Boygroup aus ihm zu machen… Und noch etwas sticht mir natürlich ins Auge: Er trägt ein blaukariertes Hemd und hält eine Telecaster (wenn auch verkehrt herum). Das erinnert mich doch an irgend jemanden…ach ja genau:




Ja, auch Mr. Fogerty sah in seinen jungen Jahren nicht immer so aus wie man sich gemeinhin eine Lichtgestalt vorstellt. Und auch er konnte mit einer Zahnlücke aufwarten, wenn sie auch deutlich schmaler war als die von Mr. Nilsen. Dafür gewann sie durch ihre asymetrische Lage einen ganz besonderen Reiz. Leider hat er sich schon vor Mitte der 80er Jahre von ihr getrennt. Für Mr. Nilsen ist seine Zahnlücke so etwas wie sein Markenzeichen, er würde es nicht wagen irgendwo ohne sie aufzutauchen – das hoffe ich jedenfalls stark.

Kommen wir noch auf Mr. Nilsen’s Gitarrenspiel. Als Linkshänder hält er die Gitarre natürlich verkehrt herum, aber er spielt sie außerdem auch noch „auf den Kopf gestellt“. Das heißt er hat die Saiten nicht umgespannt, er spielt mit den Baßsaiten unten und den Melodiesaiten oben. Das ist auch der Grund, warum er keine Linkshänder-Gitarren spielt – er spielt normale Gitarren einfach umgedreht. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie das gehen soll, und habe deshalb schon nach Videos gesucht, in denen man sehen kann wie er die Akkorde greift. Aber da gibt es wenig brauchbares Material, entweder ist die Kamera zu weit entfernt oder die Gitarre nicht richtig im Bild. Das beste waren noch ein 10 Sekunden Schnipsel ca. ab 1:00 in diesem Video mit einem Interview und dieser Ausschnitt aus einer Talkshow. Aber so richtig schlau geworden bin ich aus keinem von beiden, ich bräuchte auf YouTube mal eine Zeitlupen-Funktion …

Nun soll zu guter Letzt in meiner heutigen Bildergalerie zum Thema „geistreicher Gesichtsausdruck mit Zahnfehlstellung“ auch Mr. Anderson nicht fehlen, schließlich ist dies ja eigentlich seine Seite:




Jetzt wird mich sicher Wilfried gleich wieder schelten, dass das ja überhaupt nicht vergleichbar sei. Da hat er natürlich völlig recht. Während sich die Gebisse der Herren Nilsen und Fogerty vor allem durch einen zu weiten Zahnstand auszeichnen, stehen bei Mr. Anderson die Zähne eher zu eng. Außerdem ist bei ihm der geistreiche Gesichtsausdruck beabsichtigt. Es handelt sich also einmal wieder um das exakte Gegenteil.

Genug der Blödelei, machen wir Schluss für heute. Irgendwie habe ich das Gefühl ich werde auch immer jünger…

seid gegrüßt bis demnächst
Kretakatze

PS.: Jetzt gibt’s als Gutenacht-Lied noch ein Video von Kurt Nilsen – versprochen, es ist das letzte (für heute). Dieser Mainstream Pop-Rock ist ja vielleicht nicht so Eure Sache. Zugegeben, diese Musik ist nicht besonders tiefschürfend, aber für mich hat sie Ohrwurm-Charakter und sie läuft mir rein wie Öl. Das Gute-Nacht-Lied fällt allerdings vom Stil her etwas aus dem Rahmen. Es ist ein Kiss-Cover, wobei man der Version von Herrn Nilsen nicht mehr anhört, dass der Song ursprünglich von Kiss stammt. Also, dann wünsche ich Euch jetzt noch recht geruhsame Crazy Crazy Nights.

18.01.2008

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

auch von mir die besten Wünsche, dass das neue Jahr mindestens so gut werden möge wie das vergangene !

Eure Ausführungen über Tonarten, Grifffolgen und Akkorde verfolge ich in der Tat mit offenem Mund. Aber das macht nichts, ich lasse mich gerne beeindrucken.

Kurt Nilson war für mich kein alter Hut. Ich kannte weder seinen Namen noch seine Stimme. Seine überaus beachtliche Stimme. Den Vergleich des Jurymitglieds mit einem Hobbit finde ich sehr treffend, wenngleich man darüber diskutieren kann, so etwas vor einem Millionenpublikum laut auszusprechen. Ich schließe mich in allen Punkten Kretakatzes Urteil an. Herr Nilsons Stimme passt wirklich nicht zu seiner Physiognomie. Seine Darbietungen wirken stets synchronisiert. Jedenfalls ist sein Erfolg ein Indiz dafür, dass das Ohr über das Auge siegen kann. Dafür wurde es wieder einmal Zeit. Gut so.

Liebe Kretakatze, im Song „Rocks On The Road“ wurde der Meister von alten Leitungsrohren („tired plumbing“) geweckt. Hier der komplette Text:

There’s a black cat down on the quayside.
Ship’s lights, green eyes glowing in the dark.
Two young cops handing out a beating:
know how to hurt and leave no mark.
Down in the half-lit bar of the hotel
there’s a call for the last round of the day.
Push back the stool, take that elevator ride.
Fall in bed and kick my shoes away.
Rocks on the road.

Can’t sleep through the wild sound of the city.
Hear a car full of young boys heading for a fight.
Long distance telephone keeps ringing out engaged:
wonder who you’re talking with tonight.
Who you talking with tonight ?
Rocks on the road.

Tired plumbing wakes me in the morning.
Shower runs hot, runs cold playing with me.
Well, I’m up for the down side, life‘ s a bitch
and all that stuff:

so come and shake some apples from my tree.
Have to pay for my minibar madness.
Itemised phone bill overload.
Well now, how about some heavy rolling ?
Move these rocks on the road.

Crumbs on the breakfast table.
And a million other little things to spoil my day.
Now how about a little light music
to chase it all away ?
To chase it all away.

Zu guter Letzt etwas in eigener Sache:
Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass das deutsche Fernsehprogramm es wieder für notwendig hielt, dem Löffelmagier Uri Geller ein Forum zu bieten. Eben jenem Herrn Geller, an dem andere Illusionisten und professionelle Taschenspieler kein gutes Haar lassen. Nun, zumindest bekommt Herr Geller bei den Öffentlich-Rechtlichen keinen Fuß mehr in die Tür. Jedenfalls, vor ca. zwei Wochen lief eine Show mit ihm im Fernsehen. Ich saß gerade in meinem Arbeitskämmerlei n, als einer meiner Söhne zu mir kam und mich fragte, ob ich eine defekte Uhr habe. Zufällig hatte ich eine. Bei dieser Uhr hatte ich im November die Batterie wechseln lassen, da sie überraschend stehen geblieben war. Nach dem Batteriewechsel lief sie immer noch nicht, also legte die Dame im Uhrengeschäft die alte Batterie wieder ein und meinte, die Uhr müsse zum Uhrmacher. Seither lag das Ding kaputt in der Ecke, bis ich sie meinem Jan gab, damit er sie von Herrn Geller heilen lassen konnte. Nach zwei Minuten vor dem TV-Gerät kam Jan zurück in mein Kämmerlein und brachte mir eine funktionierende Uhr zurück !!

Ich wiederhole: Die Uhr lief wieder.

Ich bin der letzte, der an die übersinnlichen Fähigkeiten eines Herrn Geller glaubt. Also suchte ich nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Im www fand ich die Website des Dachverbandes deutscher Magier (oder so ähnlich). Hier versuchen professionelle „Magier“; die Geller’schen Tricks zu durchleuchten. Auch für das Uhrenphänomen gab es eine Erklärung: Dadurch, dass die defekte Uhr zum Fernseher gebracht und einige Minuten in der Hand gehalten werden muss, erfährt das Uhrwerk Bewegung und Körperwärme. Das reicht manchmal aus, um eine kaputte Uhr (je nach Defekt) für einige Minuten zum Laufen zu bringen. Hinzu kommt ein rein statistischer Effekt: Angenommen, 10.000 Menschen sitzen mit ihren defekten Uhren vor der Glotze und bei 100 von ihnen würde der Chronometer wieder ticken. Von diesen 100 würden vielleicht 50 im Sender anrufen und vom Uhrenwunder berichten. Durch diese 50 Anrufer würde sich der Wunderheiler (und sein Sender) bestätigt sehen. Die von mir verwendeten Zahlen sind nur Beispiele, die ich mir gerade ausgedacht habe. Die tatsächlichen Werte kenne ich nicht. Aber so könnte das Uhrenwunder funktionieren. Gegen diese Theorie spricht bloß, dass meine Uhr nicht nur einige Minuten lief. Sie läuft immer noch. Und als ich sie im November zum Uhrenladen brachte, war sie auch Bewegungen und Wärme ausgesetzt, ohne sich davon beeindruckt zu zeigen. Vielleicht hat von Euch jemand eine Idee, was davon zu halten ist.

Übersinnliche Grüße entsendet Euch
Euer Lockwood

19.01.2008

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

das Jahr ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber trotzdem schließe ich mich Euren Neujahrswünschen an: Alles Gute fürs neue Jahr.

Nun da habt Ihr ja gleich frischen, neuen Wind in die anderson-verstaubte „Was ist bloß…“-Thematik wehen lassen. Zu den Geller’schen Tricks fällt mir natürlich nicht viel ein. Mein Jüngster, Lukas mit Namen, hat wohl einmal eine Sendung mit dem guten Uri gesehen, fand es aber nicht so aufregend, wie wir es vor vielen, vielen Jahren gefunden haben, als Geller, der Urige, unser gesamtes Besteck zu Schrott verarbeitete (1974 war das wohl). Dass er es über ein Medium wie das Fernsehen schafft, defekte Uhren wieder in Gang zu setzen, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Da sind Bewegung und Körperwärme als Verursacher eher möglich. Nicht das ich alles für Humbug halte. Man weiß nie, welche magischen, also übersinnlichen Kräfte einige Menschen besitzen (Psi). Vor vielen Jahren habe ich einmal ein zumindest spannendes Buch zu diesem Thema gelesen: Colin Wilson – Das Okkulte (ist über dem Market-Place bei Amazon zu beziehen). Im Grunde zeigt Uri Geller seit Jahrzehnten die immer gleichen Tricks. Das ist heute wirklich langweilig und lockt kaum einem von seinem Besteckkasten weg.

Also den Kurt Nilsen (ja bei der deutschen Wikipedia gibt es auch einen Eintrag, wenn auch nicht viel zu erfahren ist, außer: in diesem Jahr wird er 30 Jahre alt) kannte ich wie Lockwood überhaupt nicht. Zum einen erfährt man bei uns wenig über das Kulturtreiben in Norwegen. Und DSDS-Formate im Fernsehen gucke ich nicht (schon allein deshalb, weil ich wochentags höchstens Nachrichten gucke, mehr nicht). Aber ich habe da ja einen von zwei Söhnen (gesagten Lukas, 14 Jahre alt), der erkannte den Wikinger sofort. Na klar, den hatte er schon im Fernsehen gesehen (vielleicht sollte ich mich doch mehr darum kümmern, was meine Jungs so im Fernsehen gucken).

Also ich schließe mich Eurem Urteil ohne Einschränkungen an. Eine wirklich außergewöhnliche Stimme, wenn mir die Musikrichtung auch nicht so ganz zusagt (richtig erkannt, Kretakatze). Das Lied Never Easy gefällt mir aber dann doch wirklich sehr gut. Irgendwie ist es mit viel Eigenironie gewürzt (das Mädel im Fahrstuhl guckt so verstohlen gen Himmel, wenn auch nur dem imaginären). Noch besser finde ich die Interpretation von Kurt Nilsen beim Hallelujah-Auftritt – allein der Stimmlage wegen. Wenn er nämlich im Bereich des Baritons singt, besitzt er noch mehr Ausdruckskraft.

Kurt Nilsen: Never Easy

Aussehen und Stimme mögen sich auf dem ersten Blick nicht decken. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Und ganz so übel finde ich den guten Kurt eigentlich gar nicht. Die Zahnlücke entstellt ihn zunächst. Aber als Markenzeichen sollte er diese wirklich behalten. Bisschen pummelig ist er allerdings. Für sein Alter etwas zu sehr. Aber das scheint die Wikinger im hohen Norden nicht ganz so zu stören. Mich (als Mann) auch nicht. Im Gegenteil. Kurt Nilsen erinnert mich an einen alten Schul-Kumpel, der nicht nur so blond wie Kurt war, sondern ebenso dicklich. Nur eine Zahnlücke kurt’schen Ausmaßes besaß er nicht. Er könnte fast sein Ebenbild sein. Später hatte er allerdings ganz tüchtig abgespeckt (mein alter Kumpel) und plötzlich einen enormen Erfolg bei Frauen (nicht bei irgendwelchen Frauen, sondern wirklich bei den besonders hübschen – aber kein Neid, Willi). Denken wir uns beim Kurt die Zahnlücke weg und etliche Kilos, dann würde er auch um einiges besser aussehen. Aber uns interessiert das Aussehen eines Künstlers ja weniger. Sein eigentliches Können muss und sollte uns überzeugen.

Was das Gitarrenspiel anbelangt, da hilft das Video Venke Knutson and Kurt Nilsen – When the Stars Go Blue vielleicht weiter. Als Linkshänder spielt er tatsächlich eine Rechtshändergitarre, die tiefen Saiten unten (statt oben). Und so greift er dann auch: saitenverkehrt! (ein schönes Wortspiel, gelt?).

Apropos Kurt: Da fällt mir eine ähnliche Geschichte ein. Schon einmal den Namen Paul Potts gehört? Wieder war es mein Jüngster Lukas, der mich darauf brachte: „Da gibt es auch einen Opernsänger, mit schiefen Zähnen und so …!“. Ja, den hatte auch ich schon einmal im Internet gesehen. Der war irgendwie eine Zeitlang Handyverkäufer, kommt aus Wales, besticht durch schlechte Zähne und Dicklichkeit – und machte in einem ähnlichen Format wie DSDS Furore. Eben jener Paul Potts. Als ich das Video dazu zum ersten Mal sah, hatte ich ähnlich Gänsehaut wie die Dame aus der Jury. Nicht zu glauben, da kommt ein Mann von der Straße und singt plötzlich auf atemberaubende Weise Opernarien.

Nun ganz so märchenhaft ist natürlich die Geschichte nicht. Um eine solche Stimme zu haben, muss man eine entsprechende Ausbildung absolviert haben (gilt in gewisser Hinsicht auch für Kurt Nilsen): Von nichts, kommt nichts! Aber selbst, wenn man die ganze Geschichte kennt, so bleibt sie ein Märchen. Paul Potts hatte viel Geld in seine Stimme investiert. Sang wohl auch dem inzwischen seligen Pavarotti vor. Plötzlich eine Krankheit und ein schwerer Unfall. An Weitermachen war nicht mehr zu denken. Dann diese komische Sendung im Fernsehen. Angemeldet und großer Auftritt!


Paul sings Nessun Dorma

Natürlich kann mir keiner erzählen, dass die Jury nichts von den besonderen Fähigkeiten des Paul Potts wusste. Auch die Standing Ovations des Publikums scheinen mir inszeniert. Trotzdem dürfte dieser Auftritt manche überrascht haben.

„Wunderkind, Betrüger – oder Opfer?“ wird da gefragt (diepresse.com), und: „Spätestens auf der Opernbühne dann, ohne Mikrofon und „Nessun dorma“, wird der Traum grausam enden.“ Mag ja sein, das kann ich nicht beurteilen. Aber das kümmert selbst Herrn Potts wenig. Er tritt zwar nicht in Opernhäuser auf, sondern findet auch so sein Publikum. Viele kommen vielleicht nur, weil sie von diesem Märchen vernommen haben und sind alles andere als Opernfans. Wunderkind – sicherlich nicht. Und Betrüger auch nicht. Auch als Opfer macht er sich schlecht, dafür hat er inzwischen gut Kasse gemacht.

Nur so zur Info: Was die Texte von Jethro Tull-Liedern betrifft, da gibt es ja im Internet gleich mehrere Adressen. Die wohl bekannteste, bei der angeblich auch Herr Anderson nachschaut, wenn er einen Text vergessen hat, ist cupofwonder.com, hier auch mit jeder Menge an Anmerkungen. Aber zz. ist die Wundertasse im Netz wohl nicht zu erreichen (kam schon öfter vor). So könnt Ihr hilfsweise bei rutgers.edu (State University of New Jersey) fündig werden.

Nun ich habe wie versprochen in meinem Archiv (klingt gut) nach Aufnahmen von meiner früheren Band nachgeschaut. Für Kretakatze hatte ich einen Cat Stevens-Titel angekündigt. Hier ist er. Gesungen hat unser Schlagzeuger, der später eine unvergleichliche Karriere als Jo Lander gestartet hatte (ist aber über den Start nicht hinausgekommen):



Black Out: Morning Has Broken (Cat Stevens-Cover)

Was mich wundert, ist, dass Ihr bisher nicht gewagt habt zu fragen, ob es da nicht auch einen Tull-Titel gibt, den wir damals gecovert haben. So komme ich Eurer Frage zuvor: Ja, wir hatten „We Used To Know“ im Programm. Leider gibt es davon keine wirklich gute Aufnahme. Bevor sich unsere Gruppe auflöste, hatten wir zwar noch Aufnahmen gemacht, auch „We Used To Know“, allerdings ist die Aufnahme nicht fertig geworden. So fehlt u.a. der Gesang. Ich könnte mich jetzt hinsetzen und den Gesang nachträglich einspielen. Aber das lasse ich dann doch lieber. Meiner Stimme will ich das nicht antun (und noch weniger Euch, sich das anhören zu müssen). Es gibt aber eine Aufnahme so ziemlich vom Anfang her, ist nicht toll, aber vorenthalten will ich Sie Euch dann doch nicht (ich habe die Aufnahme etwas gekürzt). Also bitte weder Beifallsstürme noch Gepfeife. Übrigens haben wir das Lied immer für längere Improvisationen genutzt frei nach dem Wilhelm Busch-Zitat:

„Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.“

Hier also Willi & Black Out irgendwann Anfang/Mitte der 70-er Jahre mit „We Used To Know“:



Black Out: We Used To Know (Jethro Tull-Cover)

Jetzt ist aber genug.
Viele Grüße
Euer Wilfried

21.01.2008

English Translation for Ian Anderson

Es darf gewählt werden

Am Sonntag ist es also soweit: Ich darf wieder Kreuzchen machen. Es ist Landtagswahl in Niedersachsen. Und auch die Hessen dürfen wählen.

Entgegen dem Hessen-Land herrscht bei uns in Niedersachsen Tristesse, da keiner damit rechnet, dass Christian Wulff (CDU) abgewählt wird. Dafür ist der Herausforderer Wolfgang Jüttner (SPD) doch etwas zu blass. Gegen den Schönredner Wulff hat er die Wirkung einer Schlaftablette. Allein seines Aussehens wegen wird er keinen Blumentopf gewinnen. Vielleicht sollte er doch einmal den Friseur wechseln, z.B. den von Gerhard Schröder nehmen, der kann mehr als Haare färben. Aber wahrscheinlich ist der zu teuer. Da schneidet doch lieber Frau Jüttner ihrem Mann die Haare. Apropos Haarefärben: Blond würde dem Jüttner ganz gut stehen, dann wäre er gewissermaßen der kühle Blonde aus dem Norden.

Niedersachsen-Flagge mit Wappentier Pferd

Niedersachsen-Flagge mit neuem Wappentier Seepferdchen

Niedersachsen-Flagge mit Wappentier Pferd – bald mit Seepferdchen ?

Ja der Wulff macht wohl das Rennen. Was der alles für sein Land getan hat. Die Schulreform allein war vom Feinsten. Jetzt haben wir wieder ein Schulsystem wie anno dazumal, da kenne ich mich wenigstens auch wieder aus. Soll zwar laut Expertenmeinung nicht das Wahre sein, dieses Schulsystem; in Finnland, die ja bei der Pisa-Studie führend sind, ist das alles anders. Aber wir leben ja nicht in Finnland. Warum so viele Schulstunden ausfallen, kann aber auch der Herr Wulff nicht beantworten. Dann natürlich die ‚Rettung’ von VW. Da hat der Wulff doch so für gebetet. Und dann hat Porsche, nein Gott, ihn erhört (oder doch Porsche?).

In Hessen dagegen kommt noch richtig Spannung auf. Da ist doch tatsächlich der Vorsprung der CDU fast dahin geschmolzen. Und wenn es allein um die Wahl des Ministerpräsidenten ginge, da müsste Roland Koch (CDU) sogar seinen Hut nehmen, denn in der Wählergunst liegt Andrea Ypsilanti (SPD) weit vor ihm.

Ist der Koch aber auch selbst schuld. Was reitet er da wochenlang auf einem Thema, der Jugendkriminalität, herum und vergisst doch glatt, dass er zuvor mehrere hundert Stellen bei der Polizei und Justiz abgebaut hat. Das geht doch nicht, Herr Koch. Aber dann wittert er wieder seine Chance: Wenn die SPD, dann nur mit den Linken. Das wäre ein unverantwortlicher Linksrutsch. Da soll der Wähler es doch lieber mit der Mitte, nämlich mit ihm, halten. Ich wusste gar nicht, dass die Mitte so weit rechts liegt.

Nun, schauen wir mal. Ich als pflichtbewusster Bürger werde natürlich zur Wahl gehen. Neben Steuernzahlen ist das meine liebste Pflicht diesem Staate gegenüber.

Siehe zdf.de: Thema: Landtagswahl in NiedersachsenThema: Landtagswahl in Hessen

Kintopp – Teil 6: Wolfgang Kieling

Meine Eltern hatten früher eine kleine Ferienwohnung an der Costa del Sol in dem ehemaligen Fischerdorf Torre del Mar. Dort hatte sich auch der Schauspieler Wolfgang Kieling eine Ferienwohnung zugelegt. So kam es, dass meine Eltern öfter einmal auf der Straße dem Herrn Kieling begegneten; sicherlich grüßte man sich. Mehr aber nicht. Mein Vater respektierte die schauspielerische Leistung des Mimen, aber weniger seine politischen Ansichten, wenn sich diese auch mit den Jahren gewandelt haben mögen. Dazu später etwas mehr.

Wolfgang Kieling war in den 60-er Jahren ein in Deutschland angesehener Schauspieler, der es auch zu einem Kurzeinsatz in einem Film von Alfred Hitchcock brachte. Zusammen mit Paul Newman, Julie Andrews und den anderen deutschen Schauspielern Hansjörg Felmy und Günter Strack spielte er in „Der zerrissene Vorhang“ von 1966 eine kleine Rolle. Der Film selbst zählt sicherlich nicht zu den besten Filmen von Hitchcock (der kalter Krieg ist Ausgangspunkt der Handlung). Eine bemerkenswerte Szene jedoch ist diejenige, in der Stasi-Mann Gromek (gespielt von Wolfgang Kieling) ermordet wird: Hitchcock wollte nach eigenen Aussagen zeigen, dass es nicht immer so einfach ist, einen Menschen umzubringen, wie im Film häufig dargestellt. So wird auf Gromek mit einem Messer eingestochen (die Klinge bricht ab), eingeschlagen, er wird gewürgt und schließlich im Gasofen erstickt.

Ich habe Wolfgang Kieling in meiner Kinder- und Jugendzeit häufiger im Fernsehen gesehen. Besonders beeindruckt hat mich sein Spiel in dem Shakespeare-Drama König Richard III, in dem er die Titelrolle spielte (TV-Produktion in S/W 1964) . Er stellte Richard, der von Natur aus hässlich und missgebildet war, als Spastiker dar. Im gleichen Jahr konnte man Kieling auch in Dürrenmatts Die Physiker sehen.

Kieling spielte also durchaus anspruchsvolle Rollen. So erhielt er u.a. 1968 die Auszeichnung mit dem Bundesfilmpreis. Diese versteigerte er dann zugunsten des Vietcong im Zeichen des Vietnamkriegs. Nach einer Umsiedlung von 1968 bis 1970 nach Ostberlin kehrte er wieder nach Westdeutschland zurück. Kieling hatte gegen die politische Situation im Westen, insbesondere auch gegen den Vietnamkrieg der Amerikaner, ein Zeichen setzen wollen, sich aber schließlich nicht in der Lage gesehen, sich in die ostdeutsche Gesellschaft einzufinden.

In den Westen zurückgekehrt wurde es merklich ruhiger um den Schauspieler. Im Fernsehen sah man ihn meist nur noch in Serien (z.B. Schwarzwaldklinik, Traumschiff, Der Alte und Derrik). Außerdem arbeitete er dank seiner markanten Stimme viel als Synchronsprecher für verschiedene englische und hauptsächlich US-amerikanische Schauspieler. Seine Stimme dürften den meisten durch die Kindersendung Sesamstraße bekannt sein, dort sprach er den Bert (von Ernie und Bert).

Für mich zählt Wolfgang Kieling zu den hervorragenden Schauspielern deutscher Sprache, der heute völlig in Vergessenheit geraten ist. Sein Sohn Florian Martens ist wohl auch ein bekannter Schauspieler.

Andrew Mortons Tom Cruise-Biografie

Keine Angst, ich habe nicht vor, mit Berichten über geistig abgetretene Menschen eine neue Serie zu beginnen (siehe meine Beiträge über Peter Green und Bobby Fischer), auch wenn mich solche Menschen und die Beweg- und Hintergründe interessieren, die diese Menschen haben werden lassen, was sie geworden sind. Tom Cruise halte ich für einen völlig belanglosen Menschen. Ich habe einige Filme mit ihm gesehen. Seine schauspielerischen Leistungen erschienen mir dabei eher durchschnittlich. Wenn, dann interessiere ich mich für ihn aus etwas anderen Gründen:

Tom Cruise, der US-Schauspieler, ist bekannt für seine Mitgliedschaft in der umstrittenen Sekte Scientology. Besonders sein Auftritt als deutschen Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg in dem Film „Valkyrie“ (Walküre) sorgte für Aussehen, da u.a. befürchtet wurde, dass es in dem Film zu einer unangemessenen Interpretation des Attentatsversuchs Stauffenbergs auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 kommen könnte.

In diesen Tagen erschien nun eine Tom Cruise-Biografie von Andrew Morton: „Tom Cruise: Der Star und die Scientology-Verschwörung“. München: Droemer Verlag. 2008.

Nun Andrew Morton ist bekannt als Autor skandalträchtiger Bücher u.a. über die Prinzessin von Wales, Diana, und Monica Lewinsky, der wohl ‚bekanntesten’ Praktikantin des Weißen Hauses. Von daher ist die Tom Cruise-Biografie sicherlich mit Vorsicht zu genießen. Wie der Titel schon verrät, handelt es sich auch um eine Abrechnung mit Scientology. Morton bewegt sich mit seinem Buch viel im Raum der Spekulation; so hat er mit Dutzenden Aussteigern auf der ganzen Welt gesprochen und mit Noch-Mitgliedern, er hat Schulfreunde von Cruise befragt, Ex-Freundinnen und deren Familien.

Für Morton ist die Inszenierung von Cruise, seiner Frau Katie Holmes und der kleinen Suri, der gemeinsamen Tochter, als Heilige Familie der Höhepunkt von Cruises Karriere bei der Psycho-Sekte, wo er „de facto und informell die Nummer zwei ist, eingebunden in alle Aspekte der Planung und Strategie“. Auch sein eigenes Leben sei perfekt geplant. Was auch immer Cruise redet, wie und wo er auftritt, seine Filmrollen ebenso wie sein Privatleben, seien darauf ausgerichtet, seinen Glauben auszubreiten: Der Messias ist auch der erste Missionar seiner Sekte. Besonders Europa und Deutschland seien im Visier des „Operierenden Thetans VII“.

Tom Cruise – die Nummer zwei von Scientology?

Psycho-Sekten wurden besonders in den 90er Jahren kontrovers diskutiert. Auch ich bekam damals (oder schon früher) auf offener Straße ein Heftchen mit dem Titel „Dianetik“, verfasst vom Scientology-Gründer L. Ron Hubbard, in die Hand gedrückt.

Ich weiß nicht, was an der Ideologie bzw. Lehre einer solchen Bewegung so faszinierend ist. Ich finde diese und die Praktiken von Scientology auf jeden Fall ziemlich obskur. Es ist eine Mischung aus Religion mit pseudo-wissenschaftlicher Argumentation. Und dass so etwas aus den USA kommt, wundert mich dabei nicht. Der Zauber liegt wohl darin, dass die Mitglieder den Status von „höheren“ Wesen erlangen können, wofür man manchen Psycho-Terror in Kauf nimmt.

Ob nun Tom Cruise selbst Opfer oder Täter von Scientology ist (aus Opfern werden schnell Täter), spielt keine größere Rolle. Und ob er die Nummer zwei oder drei ist, auch nicht. Ich denke aber, dass er als prominenter Filmstar seinen Bekanntheitsgrad entsprechend ausnutzt und so als Botschafter besonders in Europa auftritt. So soll er auftreten. Er sollte aber auch erkennen, dass wir solcher Messiasse nicht bedürfen. Schicken wir ihn in die Wüste, wohin ein solch selbst Gesalbter hingehört.

Wie gesagt: Tom Cruise ist für mich eher belanglos und durchschnittlich. Aber als Rattenfänger für eine fragwürdige Sekte ist er gefährlich für solche, die nicht im Stande sind, ihrem Leben einen gewissen Sinn zu geben. Von daher kann ich es nachvollziehen, wenn Scientology wie z.B. rechtsextreme Gruppierungen vom Verfassungsschutz überwacht werden.

Siehe auch Interview des New Yorker ZDF-Korrespondenten Uwe Kröger mit Andrew Morton: Abrechnung mit Scientology