Archiv für den Monat: Dezember 2007

Anstatt eines Jahresrückblicks

Jahresrückblicke schreiben andere besser und ausführlicher als ich. Aber einige wenige Geschehen möchte ich doch noch einmal aus dem Gedächtnis fischen, um an sie zu erinnern, denn schnell geht so etwas ‚verloren’.

Zunächst aber ganz aktuell: Bekanntlich ist der Terrorismus global. Und so lassen sich politische Morde, wie jetzt geschehen an der pakistanischen Oppositionspolitikerin Benazir Bhutto, gut und gern dem weltweiten Terror zuweisen. Was aber, wenn dem nicht so ist? Da kommt der pakistanische Präsident Pervez Musharraf schnell in Erklärungsnot und anstatt mit den Milliarden US-Dollar den Terrorismus zu bekämpfen, fordert dieser, mit allen Mitteln gegen die Demonstranten vorzugehen. Gewaltsame Ausschreitungen und Plünderungen sollten entschlossen bekämpft werden, um die Sicherheit der Menschen im Land zu garantieren. Geht es nicht eher um seine Sicherung und … seine Machterhaltung?

Da wir gerade beim Terrorismus sind. Damit lässt sich vieles erklären und zu Gesetz verwursteln: Beispiel Schäubles Vorratsdatenspeicherung (so sehr ich den sexuellen Missbrauch von Kindern verabscheue, so erweist sich die Operation „Himmel“, die als bislang größter Kinderporno-Fall in Deutschland in den Medien ausgeschlachtet wurde, als Paradebeispiel für verwaltungstechnische Ineffizienz und als Exempel dafür, wie Unschuldige urplötzlich in die Schusslinie der Ermittler geraten können – wie soll das erst mit über Monate gespeicherte Daten ablaufen? Ein falscher Klick und Du bist dran!).

Big Brother Schäuble

Aber vergessen wir Burma nicht.
Total und Chevron, die gigantischen Ölkonzerne, pumpen mit ihren Operationen jedes Jahr Millionen in die burmesische Junta. Dieses Geld finanziert einen riesigen Militärapparat, welcher das burmesische Volk brutal unterdrückt. Als Konsumenten haben wir die Wahl – Nutzen wir unsere Macht!

Beteiligen wir uns am weltweiten Boykottaufruf gegen Total, Chevron und alle ihre Marken. Wenn es denn was hilft.

Boykott gegen Total & Chevron

Ach, was ließe sich noch alles erwähnen. Aber ich will hier zum Jahresende kein völliges Horrorszenario aufdecken (das wäre die Konsequenz). Lassen wir uns vom neuen Jahr überraschen und endlich die guten Vorsätze fürs neue Jahr erdenken. Aber ich will hier auch nicht zynisch werden (das wäre eine ‚andere’ Konsequenz). Belassen wir es bei gegenseitig gutgemeinten Glückwünschen: Glückwunsch Euch allen und einen guten Rutsch!

Was ist bloß mit Ian los? Teil 88: Guter Rutsch

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

Frohe Weihnachten Euch beiden! Eigentlich sind sie ja schon fast wieder vorbei – da muss ich mich jetzt etwas beeilen…

Zuerst muss ich mich einmal wieder für die zahlreichen Komplimente und aufmunternden Worte bezüglich meiner „Kretakatze rockt“-Ambitionen bedanken. Wenn’s nur auch so klingen würde, wie es aussieht! Hörproben kann ich Euch leider nicht liefern, ich wüsste nicht wie. Ich könnte höchstens eine Cassette aufnehmen und Euch mit der Post schicken – wenn ich die Adresse hätte. Mein Aufnahme-Equipment stammt noch aus den 70er Jahren. Aber ich glaube Ihr solltet Euch lieber freuen, dass Ihr’s nicht hören müsst.

Entgegen Euren Erwartungen habe ich relativ wenig Hardcore Heavy Metal Songs im Repertoire. Eigentlich spiele ich eher Musik für Warmduscher (so wie mich), und die ist teilweise gar noch griechisch! In den letzten drei bis vier Tagen habe ich mich allerdings an Ride Across The River festgebissen, allein am letzten Sonntag habe ich drei Stunden lang nichts anderes gespielt. Davon habe ich die erste Stunde gebraucht, bis ich die Akkorde zusammen hatte – es war eine ziemliche Schwergeburt. Hier das Ergebnis zum Beweis, dass ich sie noch alle beieinander habe (die Akkorde meine ich natürlich). Dann musste ich das ganze für Rhythmusgitarre üben, mit H-Moll (Bm) ist nämlich ein Barre-Griff dabei, und die Barre-Griffe kann ich nicht, die schäppern bei mir immer gottserbärmlich. Nach einer weiteren Stunde hat es dann halbwegs passabel geklappt, da bin ich zu Fingerpicking übergegangen. Das bedurfte weiterer Übung, denn beim Picking hört man natürlich viel deutlicher, wenn man die Saiten nicht richtig trifft (was mir ständig passiert). In den folgenden Tagen habe ich dann noch an der Ausführung gefeilt, teilweise etwas Melodie eingebaut und mindestens 10 verschiedene Sounds durchprobiert, welcher nun am besten zum Video passt. Schließlich möchte ich Mr. Knopfler klanglich passend und würdig begleiten. Und das tue ich nun exzessiv (ob nun klanglich passend und würdig, lassen wir mal dahingestellt) – von den 149.000 Aufrufen, die das Video bislang hatte, müssen inzwischen mindestens 1.000 von mir stammen. Ich denke Ihr könnt erahnen, warum Ihr in letzter Zeit so wenig von mir hört.

Lieber Wilfried, mit Freude habe ich gelesen, dass auch Du dieser Tage Zeit wieder zur Gitarre gegriffen hast. Da muss wohl irgend etwas in der Luft liegen. Wenn Du nicht gerade am anderen Ende Deutschlands wohnen würdest, könnten wir ja mal im Duett… Was spielst Du denn so?

Mir ist aufgefallen, dass ich keinen einzigen Song von Jethro Tull im Repertoire habe. Das war schon in den 70ern so. Ich hatte Songbücher von Cat Stevens, Al Stewart, Simon and Garfunkel, Elton John, Jim Croce, den Beatles und noch andere. Songs von Bob Dylan, Joan Baez, Donovan, Leonard Cohen etc. habe ich bei Freunden abgeschrieben, oder ich habe mir selbst die Akkorde zusammen gesucht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich je etwas von Jethro Tull gespielt hätte. Warum das so ist, weiß ich auch nicht so recht. Ich denke, die Melodien sind zu komplex, die Rhythmen sind zu schwierig – die Lieder eignen sich nicht dafür, einfach zur Klampfe gesungen zu werden. Ich habe mich einfach nicht rangetraut. Das geht mir jetzt immernoch so.

Knopfler’sche Songs dagegen haben einen einfachen, swingenden Rhythmus, der leicht zu spielen ist. Bevor ich angefangen habe über den River zu reiten, hatte ich schon Songs wie Water Of Love, Why Aye Man und What It Is im Programm. Water Of Love ist regelmäßig mein Lied zum „Aufwärmen“, das erste, was ich spiele, um meine steifen Finger an die Gitarre zu gewöhnen – in meiner Version nur 3 einfache Griffe (Am, Em, D) mit Variationen, wenig Umgreifen, es wird lange Zeit immer nur auf einem Akkord gespielt, und dabei klingt es noch gut. Ich glaube auch jemand, der noch nie zuvor eine Gitarre in der Hand hatte, könnte das nach 10 Minuten ansatzweise spielen. Das ist es auch, was mich von Anfang an an der Gitarre als Instrument begeistert hat – auch jemand ohne Begabung bekommt ohne viel Üben ein paar einfache Lieder zustande. Wenn man natürlich so spielen können will wie Mark Knopfler, dann sieht’s anders aus…

… oder wie ein paar andere, völlig unbekannte Musiker, deren Künste man auf YouTube bestaunen kann. So z.B. diesen jungen Mann, dessen Video bereits mehr als 34 Mio. mal angeklickt wurde – das am sechsthäufigsten aufgerufene Musikvideo auf YouTube überhaupt – oder diesen brasilianischen Gitarristen. Da fange ich an mich zu fragen, ob ich wirklich weiterhin mit meinem Gestümper akustische Umweltverschmutzung betreiben sollte… Wechseln wir das Thema.

Lieber Lockwood, Du hast den Namen Christopher Cross erwähnt. Tatsächlich hatte ich noch nie zuvor etwas von ihm gehört, und wie ich feststellen konnte, habe ich da nichts versäumt. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit Al Stewart konnte ich nicht entdecken. Stattdessen erinnert mich Mr. Cross von Typ, Art der Musik und durch seinen Falsett-Gesang eher an Phil Collins oder die Bee Gees. Und deren Kastraten-Stimmen konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Von dem, was ich an Al Stewart schätze – interessante, lebendige, „sprechende“ Melodien, intelligente Texte, die zum Nachdenken anregen, melodiöse, singende Gitarre – konnte ich bei Mr. Cross nichts entdecken. Seine Musik plätschert für meine Ohren nichtssagend dahin. Legen wir ihn zu den Akten…

Auch Wilfried’s Bemerkung zu John Fogerty’s Don’t You Wish It Was True hat mir einmal mehr gezeigt wie unterschiedlich Musik von verschiedenen Menschen wahrgenommen wird. Den Vergleich zwischen diesem Titel und Proud Mary hatte ich auch schon mehrfach gelesen und mich darüber gewundert. Für mich liegen zwischen beiden Liedern Welten. „Proud Mary“ hat eine starke, groovige Melodie, „Don’t You Wish…“ ist Trallalla und hat für mich eher Ähnlichkeit mit „Hänschen klein“ oder „Fuchs Du hast die Gans gestohlen“ – wahrscheinlich ist es auch irgend so ein Kinderlied, an das es mich erinnert.

Und nun hat der Wilfried, der uns ja bereits seine Version von „Proud Mary“ vorgestellt hat, auch noch Cat Stevens gecovert. Da bin ich aber auf eine Hörprobe gespannt! By the way – ist denn Cat Stevens was für Kaltduscher?

Lassen wir’s für heute gut sein. Ausufern tue ich jetzt nur noch beim Gitarre spielen. Rutscht gut ins Neue Jahr, falls wir uns vorher nicht mehr schreiben!

Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: fällt wegen Müdigkeit aus

27.12.2007

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

das romantischste, behaglichste, beschaulichste und friedvollste Fest des Jahres ist vorüber; wenden wir uns wieder dem Alltäglichen zu.

Mr. Cross hatte ich wirklich nur irrtümlich ins Spiel gebracht. Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt oder ob außer mir noch jemand lebt, der ihn kannte. Schwamm drüber.

Ich möchte die heutige mail dazu nutzen, Euch etwas Neues vorzustellen. Jedenfalls war es mir bis vor einigen Tagen neu. Die Rede ist georgischer Folklore. Von Georgien kannte ich bis vor kurzem nur die ungefähre geografische Lage, den Namen der Hauptstadt und ich wusste, dass es die Heimat von Stalin war. Vor einigen Tagen entdeckte ich jedoch, dass es auch in dieser Ecke der Welt fantastische Folklore gibt. Und youtube ist voll davon. Wieder einmal erweist sich diese Plattform als Segen. Ich möchte Euch das ein oder andere Stück dieser Musik präsentieren.

Bei Kretakatze hatte ich in der Vergangenheit den Eindruck hinterlassen, als könne ich mich für östliche Folklore nicht erwärmen. Nun sehen wir (vor allem ich selber), dass das nicht der Fall ist.

Die gelinkten Darbietungen erscheinen ein wenig wie eine kaukasische Form von Riverdance, aber allein deswegen müssen sie noch nicht schlecht sein. Ich achte weniger auf die Tänze (die durchaus sehenswert sind) als vielmehr auf die Musik. Diese stakkatoartigen und doch fließenden Akkordeonklänge waren mir bis dato fremd; ich finde sie einfach klasse. Falls Ihr Zeit und Lust habt, könnt Ihr mal reinhören. Serviervorschlag: Blendet das Bild aus, hört nur die Musik und stellt Euch vor, Ihr würdet auf einem geflügelten Ross über die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus fliegen.

Das war’s auch schon für heute und evtl. für dieses Jahr.
Einen guten Start in 2008 wünscht Euch von Herzen
Lockwood

27.12.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

ob Weihnachten nun wirklich so beschaulich, romantisch, friedvoll und behaglich ist, wie Lockwood schreibt, möchte ich bezweifeln, aber ich habe die Tage mit meinen Lieben stressfrei überstanden (da nur ein Besuch bei Schwiegereltern angesagt war – meine Eltern besuchen wir nach Neujahr, ich habe ja noch einige Tage frei) und bereite mich nun mental auf den Jahreswechsel vor, der mir eigentlich ein Graus ist: Wenn alle Welt auf die Minute genau meint, besonders ausgelassen sein zu müssen, dann ist mir allein das schon äußerst suspekt. Aber trotzdem:

Ich hoffe, Ihr hattet auch einige schöne Feiertage mit Euren Lieben. Und so wünsche ich Euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Bleibt gesund und in Brot und Arbeit, nehmt nicht alles so ernst (wie ich), sondern zeigt aller Welt gelassen die Schulter!

Kretakatze, meine Gitarrenkünste sind noch nicht allzu weit fortgeschritten. Aber auch ich habe es mit E-Moll zu tun: We used to know von Jethro Tull. Nicht alle Melodien aus der Feder von Herrn Anderson sind so komplex. Gerade dieses Lied ist schlicht und einfach … und doch ganz nett anzuhören. Ja mit Barré-Griffen habe ich auch nicht viel am Hut. Es bedarf schon etwas mehr Übung.

Jethro Tull: We Used To Know

Während Kretakatze also über den River reitet, entschwebt Lockwood auf geflügelten Rössern über schneebedeckte Gipfel des Kaukasus. Da bin ich doch eher bodenständig. Aber interessant sind die Klänge, die Lockwood gefunden hat, schon. Beide Beispiele klingen ähnlich und erinnern mich durchaus etwas an „Thick as a Brick“ (Andersons Vorliebe für das ‚Squeezy Thing‘ sind bekannt, und etwas flötig kommt es aus dem Kaukasus auch daher).

Hier noch einige Bilder von letzten Silvesterfeuerwerk aus London stellvertretend für all die anderen sinnlos verpulverten, die Luft verpestenden Feuerwerke dieser Erde:


London 2007 New Year Fireworks

Also nochmals: Alles Gute fürs neue Jahr – und einen guten Rutsch!
Euer Wilfried

29.12.2007

English Translation for Ian Anderson

Köstlich

Erst dachte ich: Naja, noch so ein Kochbuch, das irgendwo verstauben wird! Aber schon ein erster Blick belehrte mich eines Besseren: Das Gourmet Handbuch von Udo Pini ist eine köstliche Angelegenheit. Denn es ist kein Kochbuch, es ist ein kulturhistorisches Repertorium, mit einer Reichweite von Arabien bis Amerika, von Indien bis Europa. Hauptdarsteller sind unsere (Grund-)Nahrungsmittel: Fleisch, Fisch, Gemüse, Getreide, Milch, Wein, Gewürze, Vitamine, Minerale. Aber es geht dabei nicht um das ‚ledige’ Lebensmittel, um Essen und Trinken, es werden Herkünfte aus Mythologie, Geschichte, Länder- und Landeskunde, Biologie und Zoologie einerseits, die Zubereitungen durch Techniken und Traditionen, Normen und Namen andererseits beschrieben.

Aber es führt uns noch weiter: Über Kannibalismus bis hin zum himmlischen „Manna“ finden sich Artikel, die über Gebratenes und Gesottenes hinausgehen.

Alles in allen ein Genuss – und das nicht nur für Gourmets, sondern auch für Literaturgenießer. Mit viel Witz und Wissen offeriert uns hier der Autor die ganze Welt der Küche und die Küche als Kosmos. Und das mit vielen Illustrationen auf weit über 1000 Seiten zu einem Preis, für den man nicht einmal ein Rumpsteak in einem Restaurant bekommt.

Phantasie ohne Grenzen

„Fantasy“ gibt es nicht erst in der neueren Literatur oder als kinematische Errungenschaft. Schon in früheren Jahrhunderten gab es Schriftsteller, die ihre eigenen Welten erschufen mit Monstren, Riesen oder Zwergen, also all den Zutaten, wie wir sie heute als „Fantasy“-Erzeugnisse finden.

Hier nur eine kleine, aber feine Auswahl und jeweils als Insel Taschenbuch in schmucker Ausführung (d.h. mit vielen sehr schönen Illustrationen) zu moderaten Preisen erhältlich. Ich erwähne diese Bücher, weil ich sie selbst mit Lust und viel Spaß und Freude gelesen habe:

François Rabelais (1493 oder doch schon 1483 bis 1553): Gargantua und Pantagruel

Gargantua und Pantagruel erstreckt sich über zwei Bände und weit über 800 Seiten.

Freund, der du dies Buch durchblätterst,
Laß dich nicht in Harnisch bringen,
Daß du mir nicht tobst und wetterst,
Denn du find’st von schlechten Dingen
Nichts drin. Ob arg viel Gutes?
Weiß ich nicht, ’s wär‘ denn das Lachen!
Und ich will euch lachen machen.
In der Dumpfheit eures Blutes
Kann euch ja kein Scherz gelingen!
Eure Tränen steh’n euch schlecht:
Lachen! das ist Menschenrecht!

Hermann Hesse schrieb über das Werk: „Mag sein Loblied auf das Leben noch so maßlos, sein Humor noch so derb, seine Freude am Saftigen und Quellenden noch so trunken sein, er ist dennoch heute noch wunderbar lebendig, und ein Kapitel aus dem Gargantua mag einem heutigen Leser recht wohl als Katerfrühstück nach der Lektüre problematischer Tagesliteratur dienen“.

Miguel de Cervantes (1547 – 1616): Don Quixote

Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha dürfte vielen bekannt sein. Als Insel Taschenbuch kommt das gesamte Werk auf drei Bände und über 1300 Seiten. Auch hierzu äußerte sich Hermann Hesse: „… eines der grandiosesten und zugleich entzückendsten Bücher aller Zeiten, die Geschichte des irrenden Ritters und seiner Kämpfe mit eingebildeten Bösewichtern und seinen fetten Knappen Sancho, zweier unsterblicher Figuren“.

Jonathan Swift (1667 – 1745): Gullivers Reisen

Gullivers Reisen finden wir meist in einer Jugend-Ausgabe vor, obwohl das gesamte Werk (diesmal nur in einem Band, aber auch mit immerhin knapp 500 Seiten) eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Zeitgenossen darstellt und von daher schon nicht immer jugendfrei ist.

François Rabelais

Miguel de Cervantes

Jonathan Swift

François Rabelais

Miguel de Cervantes

Jonathan Swift

Alle drei Werke sind, wie bereits erwähnt, mit großartigen Illustrationen versehen. Bei Rabelais und Cervantes stammen diese von Gustave Doré. Für Swifts Gulliver zeichnete Grandville. Ich wünsche großes Lesevergnügen!

Jango Edwards – Clown und Chaot

Mitte der Siebziger Jahre gastierte Jango Edwards mit der Little Big Nose Band auch in Bremen und ich besuchte mit Freunden und Bekannten den Auftritt. Durch Zufall fiel mir jetzt als Bild ein Zeitungsausschnitt aus jenen Tagen in die Hände, das Edwards so gut wie nackt als Hari Xmas mit den ‚Flying Assholes’ zeigt. Dadurch neugierig geworden forschte ich im Internet nach, was aus Jango Edwards nach über 30 Jahren wohl geworden ist. Er lebt inzwischen in Barcelona, Spanien und betreibt dort mit seinem Partner Peter Ercolano u.a. eine Clownschule und veranstaltet Workshops.

Edwards zählt zu den Pionieren der Comedy auf der ganzen Welt. Der US-Amerikaner gründete das weltbekannte Amsterdamer „Festival Of Fools“, welches von 1975 bis 1984 eines der wichtigsten Festivals für Clowns weltweit war. Mit seinen ersten Comedysketchen und seiner „Friends-Road-Show“ begründete Edwards einen ganz neuen Trend im Clownsspiel. Jango Edwards arbeitet mit all seinen Talenten und Fähigkeiten unter anderem als Pantomime, Tänzer, Jongleur, Komponist, Autor, Magier, Professor, Schauspieler, Ehemann, Choreograf, Produzent und Regisseur. Er schreibt Comedy-Shows seit über 30 Jahren und spielte in Europa, Amerika, Russland, Australien und Afrika. Jango Edwards produzierte Fernsehserien und zahlreiche Filme, Dokumentationen und prämierte Werbespots.

Seine begeisterten Zuschauer waren bis heute unter anderem die Königin von Holland, Bundeskanzler Helmut Schmidt, Salvatore Dali, Catherine Deneuve, Federico Fellini, Francis Ford Coppola, die Athleten des olympischen Dorfes in Barcelona, die Zuschauer des Zirkus Roncalli und die Rolling Stones.

In „CLASSIC DUO“ zeigen Jango Edwards und sein Gegenpart Peter Ercolano eine Auswahl ihrer besten Sketche, die sie solo oder zusammen auf die Bühne gebracht haben. Ob es der japanische Elvis-Imitator FuCanSing ist, Juanita Banana, Jerry Lewis’ Schreibmaschinennummer, Mikrofonartistik, die Pantomimennummer „The Weazer“, die Bierorgie „Six Pack“ oder die legendäre Zwei-Mann-Big-Band. Bei CLASSIC DUO darf keine Nummer fehlen, die in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Welt für Furore gesorgt hat. Dabei sein wird natürlich auch der erste Comedy-Stunt der Geschichte: der legendäre „Death-defying-dive-head-first-into-a-glass-of-water“!

Jango Edwards wurde am 15. April 1950 in Detroit, Michigan/USA geboren und ist nach eigener Definition ein „Kreuzritter des Lachens“, aber vor allem einer der großen Komiker unserer Zeit. Seit 30 Jahren ist er überall in der Welt unterwegs, in seiner Mission Lachen und Frohsinn zu verbreiten und hat dabei die Clown- und Foolszene wesentlich belebt und beeinflusst. Er ist sowohl Verteidiger und Überlieferer der traditionellen Clownkünste, als auch Vorreiter der “nouveau clown”-Bewegung.

Seine Shows sorgten und sorgen wohl auch heute noch mit den körperbetonten Elementen oft für regelrechte Schockreaktionen beim Publikum. Es ist daher Vorsicht vor diesem Clown geboten. So schlüpft der „King of Fools“ z.B. in ein graues, schmuddeliges Omakleid mit angenähten Riesentitten, die ganz wunderbar an ihm herumschaukeln. Geschmacklosigkeit ist vorprogrammiert. Brilliant seine Slapsticks, genial auch die an Monty Python erinnernden Videoeinspielungen. Bekannt ist auch der Spaghetti-Koch (die Pasta flieg garantiert ins Publikum).

Überhaupt bezieht Jango Edwards sein Publikum gern mit ein. So sind die „interaktiven“ Plätze in den vordersten Tischreihen besonders attraktiv. Damals wie heute gilt es, nicht die besten Klamotten anzuhaben, denn man wird bestimmt ‚nass’ gemacht. Vieles ist äußerst derb und teilweise auch recht albern. Jango Edwards ist aber längst eine Kultfigur.

Jango Edwards

Jango Edwards Mitte der 70-er Jahre: Flying Assholes

Jango Edwards als Hari Xmas

Jango Edwards als Hari Xmas

Jango Edwards, der "King of Fools"

Natürlich gibt es auch bei youtube.com einige Videos mit Jango Edwards. Hier der bereits erwähnte Sketch: Sixpack und von einem Auftritt in Cannes 1993 gleich insgesamt acht Videos (leider laufen Video- und Tonspuren nicht synchron):


Jango Edwards: Sixpack

Scheune Wiehnachten

Wiehnachtenobend,
denn goht wo no boben,
denn pingelt de Klocken,
denn danzt de Poppen,
denn piept de Müüs
in Grooßvadder sien Hüüs.

Rudolf Kinau (plattdüütsche Dichtersmann von Finkenwerder)

Willi, der Weihnachtsmann

Wiehnachtsmann, kennst du mi?
Ick bün gor nich bang vör di.
Vadder seggt, du sleist mi,
Mudder seggt, du eist mi.
Un ick glööv, wat Mudder seggt:
Du büst doch een goden Knecht.

Königliche Botschaft per Internet

Im Fernsehen und im Radio ausgestrahlte Weihnachts- oder Silvesterbotschaften gekrönter und gewählter Häupter sind in vielen Ländern Tradition. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr die britische Queen ihre Weihnachtsbotschaft am 25. Dezember nicht nur per Radio und Fernsehen übertragen, sondern über das Videoportal YouTube auch weltweit im Internet zu sehen sein.

Queen @ Xmas

Wie ein Sprecher des Buckingham Palasts mitteilte, hat das Königshaus seit Sonntag, den 23.12., eine eigene Video-Internetseite, auf der heute zum 1. Weihnachtsfeiertag ab 16 Uhr auch die Ansprache der britischen Monarchin abgerufen werden kann. Schon vorher können sich Anhänger auf YouTube frühere Weihnachtsbotschaften sowie alte und neue Aufnahmen der britischen Königsfamilie anschauen: The Royal Channel

siehe zdf.de: Briten haben eine Online-Queen

Fröhliche Weihnachten

Fliegender X-man

Fröhliche Weihnachten ...

Fliegender X-man

Ja, wieder ist ein Jahr fast zu Ende und wir feiern Weihnachten. Das ist immer ein Anlass, all denen zu danken, die uns etwas bedeuten. Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die fast regelmäßig meinen Blog besuchen (so aufs Jahr gerechnet sind das fast 120.000, ich glaube es kaum). Ich hoffe, dass Ihr das weiterhin tut. Für Euren Besuch möchte ich Euch hiermit danken und Euch ein geruhsames, friedvolles Weihnachtsfest wünschen mit möglichst wenig Stress. Und ich wünsche Euch ein gutes Neues Jahr 2008, in dem alles für Euch in Erfüllung geht, das Ihr Euch wünscht. Für den einen oder anderen Kommentar zu meinen Beiträgen hier wäre ich natürlich auch dankbar. Aber das müsst Ihr halten wie Ihr wollt …

Nun denn, entspannen wir uns in diesen Tagen und lassen uns verwöhnen (oder besser noch: verwöhnen die Menschen, die uns etwas bedeuten, sie haben es verdient).

Merry Christmas & Happy New Year (englisch)
Joyeux Noël et Bonne Année! (französisch)
Feliz Navidad y Próspero Año Nuevo (spanisch)
Buon Natale e Felice Anno Nuovo (italienisch)
Nollaig chridheil huibh (schottisches Gälisch)
Nadolig LLawen a Blwyddyn Newydd Dda (walisisch)
Vrolijk Kerstfeest en een Gelukkig Nieuwjaar! (niederländsich)
Prejeme Vam Vesele Vanoce a stastny Novy Rok (tschechisch)
Glaedelig Jul (dänisch)
Gledileg Jol og Farsaelt Komandi ar! (isländisch)
Wesolych Swiat Bozego Narodzenia (polnisch)
Hristos s-a Nascut si Anul Nou Fericit (rumänisch)
Meri Kirihimete (Maori)
Sinifesela Ukhisimusi Omuhle Nonyaka Omusha Onempumelelo (Zulu)
Natale hilare et Annum Nuovo! (latein)

 

Also fröhliche Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr 2008
  

siehe auch meinen Beitrag: Weihnachten bei AlbinZ

Ein Hauch von Winter

Zum Weihnachtsfest wünscht man sich hier zu Lande gern Schnee, Frost und etwas Sonne, besonders natürlich Schnee. In den Niederungen sieht es damit schlecht aus. Zwar haben wir den dritten Tag Dauerfrost und der Hochnebel ist seit gestern Mittag der Sonne gewichen. Aber das seit vielen Tagen wetterbestimmende Hoch zieht mehr und mehr in Richtung Südosten, sodass bereits spätestens zum Heiligabend eine Wolkendecke beginnt, über Deutschland zu ziehen. Und da die Temperaturen dabei eher steigen, so wird es spätestens Ende der nächsten Woche nicht Schnee, sondern Regen geben.

Aber wenigstens ein Hauch von Winter überzieht mit Raureif die norddeutsche Tiefebene. Und da für dieses Jahr Arbeit Arbeit und Schule Schule gewesen ist, lasse ich mich gern mit meinen Lieben winterlich-weihnachtlich einstimmen. Und durch den Frost sind auch die ersten Eislichter fertig und beleuchten den Zugang zu unserem Haus.

Raureif in Tostedt - Dezember 2007

Raureif in Tostedt - Dezember 2007

Raureif in Tostedt – Dezember 2007

Klosterbiere

Es gab einmal in Bayern knapp 30.000 Brauereien. Davon waren viele so genannte Haus- oder Dorfbrauereien, also Brauereien, die lediglich die Gaststätten einer Gemeinde belieferten. Fast jedes Kloster hatte seine eigene Brauerei.

Als ich vor vielen Jahren mit einem Freund die Rhön besuchte, damals noch als Zonenrandgebiet ausgewiesen, kamen wir auch zum Kloster Kreuzberg. Das Kloster des Franziskaner-Ordens steht in der landschaftlich reizvollen Rhön auf dem 928 m hohen Kreuzberg und betreibt seit 1731 eine eigene Brauerei. Es wurde ein untergäriges Dunkelbier ausgeschenkt mit einer Stammwürze von 12,5% (Alkoholgehalt: 5,4%) und schmeckte sehr lecker. Wir kamen dabei auch mit einem Franziskaner-Mönch ins Gespräch, der auf Besuch im Kloster war. Es war im besten Sinne ein Gespräch über Gott und die Welt. Wir nahmen die Gelegenheit wahr und übernachteten für eine Nacht in einem zwar eher spartanischen, dafür aber auch preiswertem Zimmer.

Kloster Kreuzberg

Das Kreuzberger Klosterbier ist lediglich im Kloster selbst in Siphonflasche zu 2,0, 3,0 und 5,0 Litern und als Fassbier von 5 bis 50 Litern zu kaufen. Jetzt zur Weihnachtszeit gibt es u.a. einen untergärigen Weihnachts-Bock (Stammwürze: 17,5% – Alkoholgehalt: 7,6%), das ein Viertel Jahr gelagert wurde und … nur für geübte Biertrinker geeignet ist (gilt grundsätzlich für alle Bockbiere).

Kreuzberger Klosterbier Kloster Andechs Kloster-Brauerei Scheyern
Kreuzberger Klosterbier Kloster Kreuzberg/Rhön) Kloster Andechs Kloster-Brauerei Scheyern

Um es gleich zu sagen: Ich bin weit davon entfernt, ein Trunkenbold oder gar Alkoholiker zu sein (aber das glauben ja selbst die schlimmsten Saufbolde). Ich gestehe aber, sehr gern ein gehaltvolles Bier zu trinken. Schön süffig sollte es sein (daher kann man mich mit Pils eher jagen). Und da findet meine ‚Trinkerseele’ natürlich in Bayern seine Heimat. Gleich bei mir um die Ecke gibt es einen gutsortierten Getränkeladen, der einen guten Draht zu bayerischen Brauereien hat. Und so finde ich dort auch immer wieder einen Kasten Klosterbier aus Bayern.

Sehr beliebt ist das Doppelbock Dunkel aus dem Kloster Andechs. Das Kloster Andechs auf dem „Heiligen Berg“ ist heute „nur noch“ ein Priorat (ein von einer Abtei abhängiges und einem Prior geleitetes Kloster) der Benediktiner. Die Klosterbrauerei Andechs besteht seit 1455.

Der Andechser Doppelbock Dunkel ist stark und süffig und aus dunklen bayerischen Malzen, im traditionellen Dreimaischverfahren eingebraut. Er enthält 7% Alkohol und 18,5% Stammwürze, und wird nicht nur zur Starkbierzeit ausgeschenkt.

Ein weiteres Starkbier stammt aus dem Benediktinerabtei Scheyern, wo bereits seit 1119 Bier gebraut wird. Auch hier gibt es einen Doppelbock, ein betont malzig-aromatisches dunkles Bockbier. Mehrere Monate Lagerung geben diesem kräftig gehopftem, süffigen Bier seinen typischen Charakter. Stammwürze: 18,2 % – Alkohol: 7,1 %

Nun denn, ich lass es mir schmecken und kann nur sagen: Prost!

Herman van Veen: Adeste fidelis

Ein wirkliches Highlight bei den Weihnachtsliedern ist für mich das Album „Klassische Weihnachtslieder“ von Herman van Veen und dem Amsterdam Baroque Orchestra unter der Leitung von Ton Koopman aus dem Jahre 1980. Wenn ich das richtig sehe, so gab es 15 Jahre später noch einmal eine Zusammenarbeit zwischen Herman van Veen und dem Orchester, um diese Weihnachtslieder erneut und zusätzliche einzuspielen.

Es gibt im deutschen Sprachraum einige typische Weihnachtslieder von „Stille Nacht, heilige Nacht“ über „O du fröhliche“ bis hin zu „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ (kein Ross, ihr Pfeifen, eine Rose …), die am Heiligabend auch in der Kirche gesungen werden (zumindest in der evangelischen). Ein Weihnachtslied gefällt mir aber besonders: Adeste fidelis.

Mit diesem Lied möchte ich Euch nun ein schönes, geruhsames und auch besinnliches Weihnachtsfest wünschen. Lasst Euch vom Lärm dieser Zeit nicht vereinnahmen, sondern sucht, wenn es auch nur für einige Augenblicke ist, die Ruhe, die uns Kraft gibt. Und schaltet endlich Euren Rechner aus, es gibt auf diesem Globus nicht nur Internet und Gedaddele … Aber, okay, lauscht zuvor noch einmal dem guten Herman …


Herman van Veen: Adeste fidelis