Archiv für den Monat: November 2007

Werder entthront die ‚Königlichen‘

Dem Urteil, Werder Bremen habe gegen die ‚Königlichen‘ aus Madrid (Real Madrid) königlich gespielt, möchte ich mich nicht anschließen. Dafür gab es im Mittelfeld zu viele Abspielfehler, die auch zu den beiden Gegentoren führten. Aber im 5. Spiel in der Fußball-Champions League gelang den Bremern mit einer Rumpf- bzw. Verlegenheitself eine hervorragende Mannschaftsleistung, mit der das Millionen-Ensemble niedergerungen wurde. Den Ausfall von Spielmacher Diego machte Daniel Jensen mit einer Weltklasseleistung wett. Auch Torwart Christian Vander stand in nichts dem Stammtorhüter Tim Wiese nach. Als Dusko Tosic für den bereits in der Anfangsphase verletzten Clemens Fritz (oh Weh, nicht schon wieder ein Verletzter) ins Spiel kam, ordnete sich dieser sehr gut in das Mannschaftsgefüge ein. Und dann diese Supertore von Markus Rosenberg, Boubacar Sanogo und Aaron Hunt, der lange verletzt war und erst seit zwei Wochen wieder am Mannschaftstraining teilnimmt.

Werders Mannschaftsgeist

Jetzt kann sich Werder Bremen aus eigener Kraft (aber auch nur mit einem Sieg bei Olympiakos Piräus) das Weiterkommen ins Achtelfinale sichern.

Und noch eine frohe Kunde (trotz der Verletztenmisere bei Werder): Ivan Klasnic absolvierte am vergangenen Wochenende gegen Energie Cottbus sein erstes Pflichtspiel in der A-Mannschaft nach seiner Nierentransplantation und spielte über 60 Minuten eine ansprechende Party.

Supporting Act: Jethro Tull

Später sollten sich andere Gruppen darum schlagen, bei Konzerten von Jethro Tull als Vorgruppe (Supporting Act) auftreten zu können. So habe ich bei meinem ersten Konzert von Jethro Tull 1972 in Hannover die (Vor-)Gruppe „Gentle Giant“ kennengelernt. Drei Jahre zuvor war Jethro Tull selbst noch Vorgruppe, wenn auch bei keinem Geringeren als Jimi Hendrix. So geschehen am 9. Januar 1969 im Konserthuset zu Stockholm (an dem Tag gab es gleich zwei Auftritte).

Überliefert sind zwei Stücke von Jethro Tull im Video:

To Be Sad Is A Mad Way To Be
Back to the Family

Weitere Stücke sind als Musik-CD (ich besitze die Bootleg-LP unter dem Titel ‚Nothing Is Easy‘) im Umlauf. Hier die gesamte Setlist von Jethro Tull:

My Sunday Feeling
Martin’s Tune
To Be Sad Is A Mad Way To Be
Back To The Family
Dharma For One
Nothing Is Easy
A Song For Jeffrey

Ergänzend zu meinem Beitrag Meine 10 größten Gitarristen der Rockmusik: Jimi Hendrix hier das Hendrix-Konzert aus Stockholm vom 9. Januar 1969; es müsste sich um das 1. Konzert des Tages handeln. Ich habe das Konzert vorliegen, bei youtube ist es bisher auch bereits (in voller Länge) vorhanden:

Was ist bloß mit Ian los? Teil 86: Kretakatze rockt …

Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

mit dieser mail möchte ich mich für meine lange unentschuldigte Abwesenheit entschuldigen.

Entgegen anderslautenden Gerüchten lebe ich noch und es geht mir ganz gut.

Für mein langes Schweigen kann ich keine nachvollziehbaren Gründe anführen; wenig Zeit habe ich immer, das ist nicht der Grund. Es war vielmehr eine nie gekannte Schreibunlust, fast eine Blockade.

Dieses Unvermögen wurde durch die Tatsache verstärkt, dass ich zu Euren Betrachtungen nichts Sinnvolles mehr beitragen kann. Alles, was ich über die Herren Anderson, Fogerty und Cross sagen kann, habe ich bereits gesagt, aufgewärmt und nochmals gesagt. Kurz: Mir geht das Material aus. Ich kann mit Euch nicht mehr mithalten. Hoffentlich nehmt Ihr mir meine Abstinenz nicht allzu übel.

Viele Grüße
Lockwood

15.11.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

so recht weiß ich nicht, was ich schreiben soll. Lockwoods Schreibunlust verstehe ich; vor längerer Zeit waren wir beide an gleicher Stelle angelangt. Dann brachte Kretakatze wieder etwas Leben in die Bude. Aber auch dieser neue Schwung ist irgendwie wieder verpufft.

Und irgendwo hängt uns allen drei der Herr Anderson heutigen Tags aus dem Hals heraus. Aber auch anderen Herren (und Damen) konnten wir nur kurzzeitig etwas abgewinnen, zumindest waren sie uns nicht allen drei gleich wichtig (z.B. Kretakatze musste einige Prügel wegen Al Stewart hinnehmen – das ist dann schnell frustrierend). Ich wollte das Thema eigentlich auf Cat Stevens (Yusuf Islam) bringen, da ich bei der Suche nach alten Eintrittskarten auch auf eine zu einem Cat Stevens-Konzert aus dem Jahre 1976 gestoßen bin (ich hatte völlig verdrängt, das Konzert vor nun über 30 Jahren besucht zu haben, was aber weniger an Cat Stevens liegen sollte). Ich habe von ihm zwei Videoaufnahmen vom Live Earth-Konzert aus Hamburg (das war wohl im Juli diesen Jahres). Da hätte ich noch einiges zum Thema Stimmenverlust beitragen können.

Cat Stevens-Konzert 1976 in Bremen

Wie auch immer: Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, Lockwood. Unser Gedankenaustausch beruht (oder beruhte) auf Freiwilligkeit. Und wenn es dann eher zum Krampf wird, macht es keinen Spaß mehr. Manchmal frage ich mich auch, was der ganze Weblog-Kram soll. Und nach der Pleite mit youtube hätte ich das alles hinschmeißen mögen. Das kostet alles Zeit, die ich eigentlich für andere Dinge haben sollte. Ich kann es aber auf der anderen Seite nicht lassen (selbst der Herr Anderson lässt mich nicht los).

Wie auch immer: Ich freue mich, wenn Ihr Euch meldet. Aber tut Euch keinen Zwang an. Es wäre schön, wenn wir in Kontakt bleiben.

Ich wünsche Euch auf alle Falle weiterhin alles Gute
Euer
Wilfried

P.S. Lockwood, übrigens vielen Dank für Deinen Bestelltipp zum Songbook. Ich werde wohl erst einmal warten, ob die neue Auflage wirklich auf den Markt kommt. Denn eine solche ist in den letzten Jahren schon öfter angekündigt worden und bis heute nicht erschienen.

21.11.2007

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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

heute muss ich Euch zuerst berichten, dass ich seit Neuestem stolze Besitzerin einer E-Gitarre bin. Und wie es sich für eine Kretakatze gehört, ist meine Gitarre getigert – das musste sein! Kurzer Einschub zum Thema „Intelligenzverluste“: Diese sind bei mir leider erschreckend hoch. Nachdem ich die getigerte Gitarre gesehen hatte, hatte keine andere mehr eine Chance. Den Effekt von Mustern, die sich seit frühster Kindheit ins Gehirn eingebrannt haben, hatte ich ja bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt. Und Fogerty’s türkisfarbenen Düsenporsche (Keep On Chooglin‘ 2005 live) hätte ich mir doch nicht leisten können – es handelt sich dabei übrigens um eine MusicMan Axis, die gibt’s bei ebay gebraucht schon ab 1750 EUR. Um zu meiner Tigergitarre zurückzukommen – die Rocker-Photos vom Juni diesen Jahres sind damit natürlich überholt. Ich habe daher eine neue Bildserie erstellen lassen: Kretakatze rockt getigert vor begeisterten Katzenmusik-Fans (2007 live) (Bild 1) (Bild 2) (Bild 3).

Wie ist es dazu gekommen, dass ich dieser Tage wieder angefangen habe Gitarre zu spielen? Tatsächlich ist es fast 20 Jahre her, dass ich zuletzt halbwegs regelmäßig meine Klampfe traktiert habe. Seither habe ich alle paar Jahre das Instrument einmal von der Wand genommen, abgestaubt, ein bißchen daran herumgezupft und es dann zum weiter Verstauben wieder an den Nagel gehängt. Ich war mit meinen musikalischen Leistungen noch nie besonders zufrieden. Und wenn man jahrelang nicht übt, werden die nicht gerade besser. Das hat mich jedes Mal aufs Neue deprimiert.

Der erste Anreiz, es einmal wieder zu probieren, war sicher das Fogerty-Konzert. Aber der Anreiz war noch nicht so stark, dass ich meine Gitarre auch wirklich von der Wand genommen hätte. Der tatsächliche Auslöser war, soweit ich mich noch recht entsinne, John Lennon’s Working Class Hero. Allerdings nicht in der Version von John Lennon – die finde ich ziemlich minimalistisch und musikalisch eher langweilig. Es waren zwei Cover-Versionen, auf die ich gestoßen bin, eine von Cyndi Lauper und eine von Green Day (übrigens unterschlage ich jetzt wieder einmal zahlreiche weitere Versionen, z.B. von Marilyn Manson, Marianne Faithfull, Noir Desir und Anderen – es ist jeder selbst frei sich auf Youtube durchzuklicken).

Die Version von Green Day gefällt mir mit Abstand am besten, aber ich finde sie könnte noch ein paar der kreischenden Gitarrenriffs aus Cyndi Lauper’s Cover vertragen, vielleicht sogar ein bißchen Gekreische von Cyndi Lauper selbst. Ich bin wirklich kein Fan von ihr und ihr Stil ist nicht gerade mein Geschmack, aber zu diesem Titel passt ihr Geschrei. Und die Green Day Version ist für meine Ohren in dieser Hinsicht noch verbesserungsfähig. Während ich darüber noch sinnierte, stolperte ich über diese (zugegeben etwas langatmige) Gitarren-Lektion. Das ganze Lied mit nur zwei verschiedenen Akkorden, dazu ein einfacher hammer-on zum Üben. Hm, dachte ich, das könnte vielleicht sogar ich hinbekommen, ich sollte es mal probieren.

Und das habe ich dann tatsächlich auch getan. Es hat sogar recht passabel geklappt, nur auf meiner 35 Jahre alten akustischen Billigst-Gitarre bekomme ich natürlich die meiner Meinung nach erforderlichen kreischenden Gitarrenriffs nicht hin. Dafür – und für den satten Verzerrer-Sound der Green Day Version – braucht man eine E-Gitarre. In der Tat hatte ich schon vor 30 Jahren einmal ernsthaft darüber nachgedacht mir eine elektrische Gitarre zu kaufen. Allerdings hätte ich dazu mein Sparbuch plündern müssen, und dann war auch meine Mutter von dem Gedanken damals nicht besonders begeistert – um Himmels Willen, das ist doch so laut, und die Nachbarn beschweren sich doch jetzt schon über Deine laute Musik…

Dieser Tage sind das alles keine Argumente mehr. Ich wohne im eigenen (Reihen)Haus, die Wände zu den Nachbarn sind ziemlich dick (trotzdem hat es mein Sohn mit seiner Stereoanlage schon mehrfach geschafft den Nachbarn zur Rechten auf die Barrikaden zu treiben) und am Verstärker gibt es ja auch noch einen Kopfhörer-Anschluss. Preislich ist so eine Rocker-Ausrüstung heutzutage für ein Nasenwasser zu haben – ich habe alles bei ebay gekauft bzw. ersteigert, Gesamtkosten keine 150 EUR. Neben meiner wunderschönen Gitarre (funkelnagelneu, 70 EUR incl. Versand) und dem Mini-Verstärker (5 Watt, kann auch mit Batterie betrieben werden – ich kann also auch am Lagerfeuer rocken) ist das Herzstück der Anlage ein Effekt-Gerät, (laut Beschreibung des Herstellers ein „Ultra-flexibler Modeling-Verstärker/Multi-Effektprozessor“), das ich für 35 EUR ersteigern konnte.

Das Ding kann 16 professionelle Amps simulieren, hat 8 verschiedene Modulationen (Phaser, Flanger, Rotary, Pitch Bend und wie sie alle heißen) in jeweils 4 verschiedenen Varianten, 4 Arten von Hall, 4 Arten von Delay, Compressor und Noise Gate – jeder Effekt in mindestens 2 – 3 Kriterien regelbar (Lautstärke, Intensität, Klang, Geschwindigkeit etc.) und fast alles untereinander kombinierbar. Meine mathematischen Fähigkeiten reichen nicht aus um zu errechnen, wieviele verschiedene Klangmöglichkeiten das ergibt. Ich könnte vermutlich den Rest meines Lebens damit verbringen alle Kombinationen auszuprobieren und würde nicht fertig werden. Auf 100 Speicherplätzen kann man seine Einstellungen sichern. Ab Werk sind diese Speicherplätze mit Presets belegt, und ich habe die noch nicht einmal alle durchprobiert. Vor Kurzem habe ich erst auf Speicherplatz 32 einen Sound entdeckt, mit dem selbst meine schlichte Gitarre klingt als könne sie Glas schneiden – eine Kreissäge ist nichts dagegen. Da klingt selbst die simpelste Folge von 4 oder 5 Tönen schon gigantisch. Wirklich ein herrliches Spielzeug, wärmstens zu empfehlen.

Aber genug von meinem neuen Zeitvertreib (der mich im Übrigen auch stark vom Schreiben abgehalten hat…) und zu Euren letzten Mails. Lockwood fällt zu den Herren Anderson und Co. nichts mehr ein (dumme Frage: Wer ist denn Cross?), was ich wirklich verstehen kann – es ist auch inzwischen so ziemlich alles gesagt. Aber es gibt ja auch noch andere Themen. Lieber Lockwood, Deine „Schreib-Blockade“ ist natürlich vor allem für Wilfried und mich sehr bedauerlich, solange es Dir selbst dabei gut geht, ist sie aber wohl kein Grund zur Besorgnis. (Ich hoffe nur, dass es nicht meine unqualifizierten Psycho-Trips waren, die Dir die Lust am Schreiben verdorben haben…).

Wilfried hat sich darüber gewundert, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Jethro Tull und CCR viele gemeinsame Fans haben – schließlich wäre ich ja selbst einer. Nun, von ein oder zwei Fans bekommt man kaum eine Halle voll, und wie ich bereits erläutert hatte: 1969 war ich noch kein Jethro Tull Fan (1969 war ich eigentlich noch überhaupt kein Fan). Und ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn Jethro Tull bei ihrem Musikstil von 1969 geblieben wären, dann wäre ich auch niemals Jethro Tull Fan geworden. Mit der Tull-Musik aus den 60ern kann ich bis heute nicht viel anfangen, mich hat vor allem die Musik aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre zum Fan gemacht.

Einer der wenigen Jethro Tull Titel aus den 60ern, die mir gefallen, ist We Used To Know. Dieser Song soll angeblich die Eagles zu ihrem Hit Hotel California inspiriert haben. Möglich wäre das schon, aber viel Ähnlichkeit kann ich zwischen den beiden Liedern nicht entdecken. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es zwischen den beiden Songs eine Verwandtschaft geben könnte. Dagegen ist der Metallica-Hit Nothing Else Matters für mich ganz klar eine Kopie von „We Used To Know“.

Als ich das erste Mal „We Used To Know“ hörte – nein, falsch, das erste Mal habe ich diesen Song Ende der 70er Jahre gehört, als mir mein Bruder das „Stand Up“-Album geschenkt hatte. Aber ich habe ihn wohl nur einmal gehört und dann wieder völlig vergessen. Als ich dieses Jahr auf Willi’s Homepage das Video entdeckte, hätte ich geschworen, dass ich das Lied noch nie zuvor gehört hatte. Allerdings passierte etwas Seltsames. Ich schien zu dieser Melodie den Text zu kennen, aber es war ein anderer Text als der, den Mr. Anderson dazu singt. Erst als ich anstelle von „We used to know“ die Zeile „And nothing else matters“ schmettern wollte fiel mir auf, dass ich im falschen Lied war. Zu den Klängen von „We Used To Know“ war mir intuitiv der Text von „Nothing Else Matters“ in den Sinn gekommen.

Irgendwie hat es mich gewundert, dass es vor mir noch niemandem aufgefallen sein soll, dass beide Lieder die gleiche Melodie haben. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Also rief ich meinen 20-jährigen Sohn, der den Metallica-Hit natürlich kennt, den Tull-Song aber bestimmt wirklich noch nie gehört hatte. Ich spielte ihm „We Used To Know“ vor und fragte ihn, ob ihn das Lied an irgend etwas erinnert. Der Herr Anderson war noch nicht mit der ersten Strophe fertig, als mein Junior schon wie aus der Pistole geschossen sagte: „Nothing Else Matters“. Nein, das bilde ich mir nicht ein! Zugegebenermaßen enthält der Song von Metallica außer dem We-Used-To-Know-Thema noch eine zweite Melodie, er wird langsamer vorgetragen und er ist wesentlich ausgefeilter arrangiert als das alte Tull-Stück, aber die Basis ist die selbe. Man könnte sagen es ist eine Variation zum gleichen Thema. Das Brisante an der Sache ist, dass Metallica ihren Hit veröffentlicht haben nicht lange nach dieser unseligen „Jethro-Tull-haben-unseren-Grammy-bekommen“ Geschichte. Da kann man sich kaum vorstellen, dass sie den Tull-Song nicht gekannt haben sollen.

Zum Thema „Intelligenz“ habe ich mich bereits so weitschweifig ausgelassen, dass ich dem eigentlich nichts mehr hinzufügen möchte. Nur soviel zu Wilfried’s Geschichte von der seiner Meinung nach falsch besetztzen Vorgesetzten-Stelle. In dem von Dir geschilderten Fall hast Du vielleicht wirklich recht, das kann ich nicht beurteilen, aber längst nicht immer ist derjenige für eine leitende Stelle am besten geeignet, der die größte Fachkompetenz hat. Für eine leitende Tätigkeit sind evt. ganz andere Dinge wesentlich: eben Kontaktfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit, Menschenkenntnis, die Fähigkeit zu motivieren, zu schlichten und auszugleichen, Organisationstalent, Übersicht, strategisches Denken, Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsvermögen usw… Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Das Fachwissen, das man benötigt um die richtigen Entscheidungen zu treffen, kann man sich ggf. von seinen hoffentlich kompetenten Mitarbeitern besorgen.

Auch einen anderen Aspekt sollte man dabei nicht ganz außer Acht lassen. Als ich Anfang der 90er Jahre von meinem damaligen Chef auf den wohlklingenden Posten einer „Programmierleiterin“ befördert wurde (d.h. ich war Mädchen für alles und Depp vom Dienst), hat das eine Kollegin von mir wie folgt lapidar kommentiert: „Das ist doch eigentlich auch Schwachsinn, wer programmieren kann wird befördert und dann mit Verwaltungskram zugemüllt, so dass er nicht mehr zum Programmieren kommt, und zum Programmieren bleiben dann noch die übrig, die es nicht können.“ So kann man das auch sehen…

Zu meiner großen Freude hat der Wilfried nun noch den Mr. Cat Stevens ins Spiel gebracht, über den könnte ich auch Romane schreiben. Schon seit längerem warte ich nur auf die passende Gelegenheit Euch mein Leid über ihn zu klagen – vielleicht sollte ich kurz am Rande erwähnen, dass es sich bei ihm um den Mann handelt, der jahrzehntelang der Traum meiner schlaflosen Nächte war. Und natürlich habe auch ich ein Ticket von 1976:

Deine Karte war aber vergleichsweise ziemlich schweineteuer, lieber Wilfried, allerdings saß ich auch nicht in der ersten Reihe. Und verglichen zu den Preisen von heute… – gerade erst habe ich 75 EUR für Mark Knopfler gelöhnt (diesmal wollte ich doch lieber nicht auf eine Abendkasse hoffen). Aber wie Du ja auch bereits mit Deinem Beispiel von Madonna angedeutet hast – heutzutage ist mit dem Verkauf von Platten/CDs etc. kaum noch Geld zu verdienen. Das Geld muss bei den Konzerten hereinkommen.

Die Stimmprobleme des Mr. Stevens würde ich nun allerdings nicht Stimmverlust nennen, eher ist er ein Beispiel dafür, wie eine Stimme durch Nichtgebrauch regelrecht einrosten kann. Auch Singen braucht eben Übung, und wenn die Stimmbänder nicht trainiert werden, dann schrumpft der Stimmumfang und man trifft die Töne nicht mehr sicher. Selbst Mr. Fogerty hat in einem Interview erklärt, dass er – nachdem er von Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre fast 10 Jahre lang nicht mehr aufgetreten war – erst wieder singen üben und seine Stimme trainieren musste. Ihm ist es allerdings recht gut gelungen seine Stimmbänder wieder auf Vordermann zu bringen, ich habe noch in keiner seiner Aufnahmen etwas von Rost oder falschen Tönen bemerkt. Vielleicht hätte Mr. Stevens auch ein bißchen üben sollen, bevor er I Think I See The Light (Original-Aufnahme von 1970 als Soundtrack zu Harold and Maude) neu aufgenommen hat. Herausgekommen ist das Folgende (nein, ich erspare es Euch nicht, mir ist es auch nicht erspart geblieben): I Think I See The Light. Yusuf Islam 2007: Die Stimme klingt schwach und unsicher, in den tiefen Lagen zu leise und in den hohen trifft er die Töne nicht. Das ganze Lied swingt oberflächlich vor sich hin und schwimmt dabei in süßlich-schwülstiger Instrumental-Soße. Auch der Text wurde, ebenso wie bei einigen seiner anderen Songs, etwas „überarbeitet“. Girls wurden grundsätzlich gestrichen – girls gibt’s bei Mr. Islam nicht mehr. Das kann ich ja noch irgendwie komisch finden – eigentlich eher lächerlich. Aber wie er dieser Tage seine eigenen Meisterwerke aus den 70ern musikalisch zu Mittelmaß und Banalität herabwürdigt, das tut mir wirklich in der Seele weh.

Einziger Lichtblick in dieser Aufnahme: Die Gitarre. Lieber Lockwood, ich weiß nicht, ob Du sie wiedererkennst, es ist der Fichtensarg, zu dem Dir bereits einmal im Zusammenhang mit dem Song „Tuesdays Dead“ (wurde inzwischen von Youtube gestrichen) ein paar launige Bemerkungen eingefallen waren. Natürlich ist es nicht mehr exakt dieselbe Gitarre wie 1971 – als sich Mr. Stevens 1978 in den vorgezogenen Ruhestand verabschiedete, hat er alle seine Instrumente versteigern lassen. Aber offensichtlich hielt er es für angebacht sich dasselbe Modell wieder zuzulegen. Es ist eine Gibson SJ-200, die schon seit Jahrzehnten zur Standard-Ausstattung jedes halbwegs erwähnenswerten Spielers akustischer Gitarren gehört, von den Beatles bis zu Elvis Presley, auch bei Mr. Fogerty ist eine im Einsatz. Nur bei Mr. Anderson habe ich sie bemerkenswerter Weise noch nie gesehen.
Aber er bevorzugt wohl eher kleinwüchsige Gitarren. Meiner Meinung nach ist die Gibson SJ-200 auf jeden Fall die schönste akustische Gitarre überhaupt.

Soweit vorerst zu Mr. Stevens-Islam. Kommen wir zu den nächsten Kandidaten. Heute bekommt hier jeder sein Fett ab.

Der Herbst ist gekommen, die Blätter fallen von den Bäumen und die Altmeister der Rockmusik bringen ihre neuen Werke auf den Markt. Da ist so ziemlich jeder vertreten, der hier in Willi’s Weblog schon einmal Erwähnung fand (außer Jethro Tull natürlich…). Den Anfang machte Mark Knopfler Mitte September mit seinem Album „Kill To Get Crimson“ gefolgt Ende September von Joni Mitchell („Shine“). Gleichzeitig am 2. Oktober kamen dann Bruce Springsteen („Magic“), John Fogerty („Revival“) und Annie Lennox („Songs of Mass Destruction“) heraus. Am 9. Oktober gab’s den neuen Sampler von Eric Clapton („Complete Clapton“) und für Ende Oktober standen Robert Plant („Raising Sand“) und Neil Young („Chrome Dreams II“) auf dem Programm
(Anmerkung: Erscheinungsdatum US-Markt laut amazon.com). Ich weiß nicht wie diese Scheiben in offiziellen Charts derzeit platziert sind, aber dieser Tage bieten die Verkaufszahlen bei amazon.com schon einen ganz guten Anhaltspunkt. Am 17. Oktober z.B. sah die Rangfolge (Verkaufsrang Musik) so aus: 1. Bruce Springsteen, 3. Eric Clapton, 4. Robert Plant, 5. Annie Lennox, 6. John Fogerty, 7. Mark Knopfler, 16. Joni Mitchell, 22. Neil Young – die Altrocker haben derzeit Amazon fest im Griff. (Verkaufsrang bei amazon.de am gleichen Tag: 4. Bruce Springsteen, 21. Mark Knopfler, 48. John Fogerty – das Album erschien in Deutschland erst am 19.10.)

In die Alben von Mark Knopfler und John Fogerty habe ich, soweit das möglich ist, schon hineingehört, und ich muss sagen, es hat mich nicht vom Hocker gerissen. Allerdings kenne ich von einigen Titeln bislang nur die Hörbeispiele bei Amazon, und es ist kaum möglich einen Song anhand dieser 30-Sekunden-Schnipsel zu beurteilen. Aber es gibt ja noch YouTube, und bei beiden Herren kann man sich auch auf Ihren Websites zum Teil die neuen Titel anhören. Bei Fogerty gibt’s außerdem noch kostenlos ein Video zum Herunterladen (das inzwischen natürlich auch bei Youtube mehrfach zu finden ist). Eigentlich wollte ich Euch dieses Video ja ersparen – ich finde es einfach furchtbar. Nicht nur, dass der Song absolut nicht meinem Geschmack entspricht. Fogerty verwechselt schon seit Jahren ständig Musik-Videos mit Familien-Videos. Seine Söhne sind übrigens leicht an den karierten Hemden zu erkennen und sein blondes Töchterchen ist unübersehbar. Aber kommen wir auf den Punkt, ich brauche Eure Hilfe. Schon beim Konzert in Abenberg, wo dieser Song auch gespielt wurde, hatte ich das Gefühl diese Melodie bereits zu kennen. Ein Hit aus den 60ern oder 70ern? Vielleicht ein deutscher Schlager oder ein Volkslied? Ich komme einfach nicht darauf, aber ich bin mir sicher, dass ich das Lied schon gehört habe. Kommt es Euch vielleicht auch bekannt vor: Don’t You Wish It Was True.

Aber mit einem Video-Clip allein ist es natürlich nicht getan (zumal dieser wohl kaum auf MTV für Furore sorgen wird), so eine neue Scheibe muss „promotet“ werden (schreibt man das so?). Dazu gehören im Vorfeld der Veröffentlichung erst einmal ein halbes Dutzend Interviews für gängige Zeitungen und Zeitschriften, dann folgen die Fernsehauftritte. Mr. Fogerty hat es geschafft gleich für den Abend der Veröffentlichung seines Albums bei David Letterman in der „Tonight Show“ einen Termin zu bekommen. Und da hat er gezeigt, dass er auch noch Anderes auf Lager hat als nur „Friede, Freude, Trallalla“ (ich meinte „Don’t You Wish…“). In „Long Dark Night“ und „I Can’t Take It No More“ greift er Präsident Bush an, und zwar persönlich und namentlich. „Georgie’s in the jungle…wants to have a war…Georgie’s got religion, and you know he can afford more…I can’t take it no more, your dirty little war…I bet you never saw the old schoolyard…your Daddy wrote a check and here you are, another fortunate son“ (kurze Auszüge aus den Songtexten). Es gibt auch noch mehrere Textzeilen, in denen er Präsident Bush direkt der Lüge bezichtigt – „You lied to us about…“ (ich habe nicht alles verstanden, den ganzen Song und noch 4 weitere kann man sich auch auf seiner myspace-Seite anhören) – die er bei Letterman aber vorsichtshalber mal weggelassen hat.

Jedenfalls alles ziemlich starker Tobak, ich muss schon sagen, Johnny hat Nerven. Es ist ja auch schon über 20 Jahre her, dass er das letzte Mal wegen Verleumdung verklagt wurde und nach dem verlorenen Prozess einen Song umschreiben musste. Damals hatte er sich mit einem Musik- und Filmproduzenten angelegt, diesmal ist es der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich. Und der Stil dieser „Protestsongs“ hat für mich auch nichts mit sachlicher Kritik zu tun, das ist respektloses Wutgeschrei an der Grenze zur Beleidigung und disqualifiziert sich dadurch selbst. Kein Vergleich mit dem Niveau von Deja Vu (All Over Again). Wenn ein 16-jähriger Rapper solche Texte ins Mikrophon kreischen würde, dann würde ich sagen „Die Jugend von heute hat halt kein Benehmen mehr“. Aber die ewige Jugend von vorgestern scheint auch nicht besser zu sein.

Dabei ist Fogerty in anderer Hinsicht bestimmt der biederste und erzkonservativste Rocker, den man sich denken kann, und seine Musik ist daher nicht zuletzt in konservativen Kreisen beliebt. Bei Wikipedia kann man z.B. nachlesen, das Lieblingslied von George Bush sei John Fogerty’s Centerfield, das habe er auch auf dem iPod gespeichert, den er ständig bei sich trägt. Man könnte also sagen George Bush ist John Fogerty Fan. Dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht, wird Mr. Bush schon länger klar gewesen sein. Fogerty’s neuste musikalische Darbietungen sind dann aber doch dazu angetan die Begeisterung seines prominenten Fans ganz erheblich zu beeinträchtigen.

Bei Mark Knopfler kann man auf der Website die aktuellen Chart-Positionen seines Albums nachlesen, außerdem gibt’s hier zwar kein Video, aber einen kostenlosen Song zum Anhören. Und auf YouTube findet sich natürlich auch ein Video seiner ersten Single-Auskopplung: True Love Will Never Fade. Das Lied klingt meiner Meinung nach so wie es heißt – ziemlich fade, mit einer Melodie wie hundert andere auch. Warum das als Single veröffentlicht wird, kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Da hat doch Mr. Knopfler noch jede Menge bessere Songs auf Lager, und ich hoffe ich bekomme möglichst viele davon zu hören, wenn er am 7. Mai nächsten Jahres nach Stuttgart kommt.

Lieber Wilfried, wie Du siehst fällt mir durchaus noch Einiges ein, und ich habe auch noch weitere Themen auf Lager. Ich brauche nur immer ewig, bis ich mit etwas fertig werde. Wie Euch sicher schon aufgefallen ist, schreibe ich solche Beiträge nicht an einem Abend, sondern über Wochen verteilt. Manchmal schreibe ich auch eine Woche garnichts – zuletzt war ich eben sehr mit meiner neuen Gitarre beschäftigt. Sicher frage ich mich auch manchmal, ob es nicht Wichtigeres gibt als Musik, die Herren – Ihr wisst schon – und Weblogs. Aber solange es Spaß macht und ich zumindest in Abständen dieses unbezwingbare Mitteilungsbedürfnis verspüre, werde ich wohl weiterhin meine Beiträge einreichen – wenn auch vielleicht in etwas größeren Abständen.

Also dann bis demnächst!

Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: Als Nachschlag zum Thema John Fogerty und Mark Knopfler jetzt noch der gemeinsame Song: Nobody’s Here Anymore von Fogerty’s Album „Deja Vu“ 2004. Durch Knopfler’s Gitarre klingt er mehr nach Dire Straits als nach John Fogerty, und man erwartet eigentlich eine andere Stimme. Trotzdem meiner Meinung nach ein gelungener Titel. Soweit ich das bislang beurteilen kann, ist er besser als alles was die beiden Herren dieses Jahr auf ihren Solo-Alben abgeliefert haben. Leider ist das Video falsch beschriftet und die Bilder passen überhaupt nicht – CCR live 1970 bzw. gegen Ende Ausschnitte aus Fogerty’s DVD Premonition.

PPS.: Übrigens bin ich nicht der Meinung, dass ich wegen Al Stewart „Prügel einstecken“ musste – da hat sich der arme Lockwood wegen Queen doch noch ganz andere Sachen anhören müssen, und auch meine anfänglichen Versuche Euch für griechische Musik zu begeistern sind doch ziemlich in die Hose gegangen… Aber das hat mich ja auch nicht abgeschreckt.

23.11.2007

English Translation for Ian Anderson

Kleine Zeitgeschichte für Fortgeschrittene

Gerade zur beginnenden Weihnachtszeit sollte man derer gedenken, die nicht von den Segnungen von Demokratie, Wohlstand oder Frieden bedacht sind. Ich möchte hier drei Bücher vorstellen und anempflehlen, die bei zweitausendeins zu kaufen sind, die den Gabentisch vielleicht etwas schwer belasten, die aber eine Zeitgeschichte vermitteln, die wir nicht in den Tagesnachrichten verfolgen können.

Ich habe nichts gegen Israel. Israelis haben das gleiche Recht darauf, innerhalb eines eigenen Staates zu leben. Aber die Gründung des Staates Israel ist mit großem Unrecht belastet, das nicht verschwiegen werden darf, so wie das völkermordende Unrecht der Nazi-Diktatur niemals unter den Teppich gekehrt werden darf. Und auch das Elend chinesicher Bauern sollte nicht hinter leuchtenden Reklamen verschwinden. Vom Elend in Afrika ganz zu schweigen (oder eben nicht zu schweigen):

Die ethnische Säuberung Palästinas. Die Vertreibung von 800.000 Menschen vor, während und nach der Gründung Israels. Dokumentation von Ilan Pappe.

Zwei Monate vor dem Ende der britischen Verwaltung Palästinas im Auftrag der UN, am 10. März 1948, trifft sich im Roten Haus in Tel Aviv, dem Hauptquartier der Untergrundmiliz Hagana, eine Runde hochrangiger zionistischer Politiker. Eingeladen hat David Ben Gurion, später Ministerpräsident Israels. Mit dabei sind Politiker und Militärführer wie unter anderem Yigal Allon (später Außenminister), Moshe Dayan (später Verteidigungs- und Außenminister), Yigael Yadin (später stellvertretender Ministerpräsident), Yitzchak Rabin (später Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger).

Sie verabreden die Endfassung eines Masterplans zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung: „Plan Dalet“ (Plan D). Das Land – nur zu elf Prozent im Besitz der jüdischen Einwanderer, die nicht einmal ein Drittel der Einwohner stellen – soll systematisch freigemacht werden für eine endgültige jüdische Besiedelung, und hierzu ist jedes Mittel recht.

Der israelische Historiker und Politikwissenschaftler Ilan Pappe ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Haifa und Leiter des dortigen Instituts für Konfliktforschung. Anhand von Augenzeugenberichten, Tagebuchauszügen und Dokumenten aus Militärarchiven, die bis vor kurzem unter Verschluss gehalten wurden, zeichnet er ein Bild der Ereignisse zwischen 1947 und 1948, das der offiziellen Geschichtsdarstellung und dem Gründungsmythos Israels in entscheidenden Punkten widerspricht. (Wegen des Drucks, dem er seit der Veröffentlichung seines Buchs ausgesetzt ist, verlegt er in diesem Jahr seinen Wohnsitz zumindest vorübergehend nach Großbritannien.)

Ilan Pappe „Die ethnische Säuberung Palästinas“. Deutsche Erstausgabe. Deutsch von Ulrike Bischoff. 19 Fotos. 416 Seiten. Fester Einband.

Der verbotene Millionenseller. Ausgezeichnet mit dem Lettre Ulysses Award, dem „Nobelpreis für Journalismus“.

Die chinesische Wirtschaft boomt mit zweistelligen Zuwachsraten. Für die Europäer ist die Volksrepublik ein riesiger Zukunftsmarkt. Doch abseits der neuen Megastädte leben über 60 Prozent der chinesischen Bevölkerung in bitterer Armut: 900 Millionen Bauern, Land- und Wanderarbeiter. Auf dem Land herrschen Despotie und Willkür. Die Bauern werden mit unsäglichen Steuern und Abgaben belegt – zugunsten der stürmischen industriellen Entwicklung und der Prosperität der Ostküstenmetropolen. China ist ökonomisch und kulturell tief zerrissen – so tief, dass selbst die Bewohner von Peking und Schanghai so gut wie nichts über die Lebensbedingungen der Bauern wissen.

„Über Monate haben sich die Reporter Chen Guidi und Wu Chuntao in den Dörfern der chinesischen Bauern aufgehalten, Minute für Minute, Dokument für Dokument rekonstruiert, mit radikaler Rechtschaffenheit dargelegt, was Korruption, mafiose Verstrickungen, Mord im großen Reich angerichtet haben, für dessen Befreiung von Willkür in der großen Revolution Millionen starben“ (Die Zeit).

Chen und Wus Reportage „Zur Lage der chinesischen Bauern“ wurde in China sofort nach Erscheinen zum Bestseller. Doch bereits bei den Vorbereitungen für eine zweite Auflage schritt die Zensurbehörde ein. Inzwischen kursiert ihr Buch millionenfach als Raubkopie. Jetzt gibt es exklusiv bei uns erstmals die deutsche Übersetzung aus dem Chinesischen von Hans Peter Hoffmann.

Chen Guidi/Wu Chuntao. „Zur Lage der chinesichen Bauern“. Mit zwei Karten. 600 Seiten.

„Ich weiß, dass es Gott gibt, denn ich habe dem Teufel die Hand geschüttelt.“

„Die akribische Beschreibung des vielleicht schlimmsten Verrats der Menschheitsgeschichte, ein Buch, das man lesen muss“ (Guardian): UNO-General Roméo Dallaire, Leiter UN-Friedensmission in Ruanda, kämpfte erst verzweifelt gegen den drohenden Genoid Als der schnellste Völkermord unserer Zeitgeschichte beginnt, hält er gegen den Nicht-Eingreifen-Befehl der UN-Zentrale mit seiner kleinen Truppe von 250 Ghanaern aus. Ihre Selbstlosigkeit und Tapferkeit konnten die furchtbaren Ereignisse jedoch nicht aufhalten. Der Westen schaute zu … „Nach meiner Rückkehr aus Ruanda fragte mich ein Armeegeistlicher, wie ich weiterhin an Gott glauben könne. Ich weiß, dass es einen Gott gibt, antwortete ich ihm, weil ich in Ruanda dem Teufel die Hand geschüttelt habe“ (Dallaire). „Wer einen Einblick gewinnen will, welche Mechanismen hinter den Kulissen der Vereinten Nationen ablaufen, muss dieses Buch lesen – und wundert sich beim Blick auf Krisenregionen wie Darfur im Sudan über nichts mehr“, resümierte der General-Anzeiger bereits vor zwei Jahren. Das Thema Darfur ist immer noch auf der UN-Tagesordnung …

Dallaire, Roméo: Handschlag mit dem Teufel – Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos. 651 Seiten. Broschur.

Es stinkt zum Himmel

Ein Kaminfeuer ist sicherlich etwas schönes, voller Romantik; leider aber auch mit viel Gestank verbunden. Besonders für die Nachbarn. Bei den unverhältnismäßig gestiegenden Energiekosten ist es nicht verwunderlich, wenn immer mehr Haushalte auf eine Holzfeuerung umsteigen.

Ich schlafe nun einmal gern bei offenem Fenster. Aber das ist in letzter Zeit kaum noch möglich, will ich nicht in Rauch und Gestank ersticken. Ja, es stinkt einfach nur noch zum Himmel …

Kaminfeuer

Und ich will gar nicht wissen, was da alles verfeuert wird und welche Schadstoffe durch Kaminfeuer freigesetzt werden. Da halte ich es durchaus für angebracht, wenn für solche Kamine eine Rußfilter-Pflicht eingeführt wird. Der Gestank wird dadurch vielleicht nicht geringer werden, aber wenigstens weiß ich dann, dass ich nicht durch Schadstoffe nachhaltig vergiftet werde.

siehe zdf.de: Rußfilter-Pflicht für Kaminöfen?

Jethro Tull live at Lugano Estival Jazz 2005 – das ganze Konzert

Vom Konzert der Gruppe Jethro Tull beim Lugano Estival Jazz am 09.07.2005 auf der Piazza della Riforma in der Stadtmitte von Lugano gibt es bekanntlich einen TV-Mitschnitt von rund einer Stunde und 45 Minuten. Einige der Stücke hatte ich bereits bei youtube bereitgestellt. Jetzt habe ich es geschafft, alle Lieder entsprechend zu überarbeiten, sodass jetzt das ganze Konzert im Netz zur Verfügung steht.

Hier die gesamte Setlist des Konzertes:
Intro/AquaIntro/For A Thousand Mothers
Nothing Is Easy
Jack-In-The-Green
Serenade To A Cuckoo
Beggar’s Farm
Boris Dancing
Weathercock
We Five Kings
Up To Me
Bourée
Mother Goose
Empty Café
Farm On The Freeway
Hymn 43
A New Day Yesterday
Budapest
Aqualung
Locomotive Breath (mit Preisverleihung)
Protect And Survive/Cheerio

Dear Mr. Fantasy – Steve Winwood

Fast bin ich versucht, Steve Winwood in meine Gallerie der für mich besten Rockgitarristen aufzunehmen, denn er beherrscht das Instrument ähnlich gut wie (alle Arten von) Keyboards. Bereits mit 15 Jahren wurde er mit der Spencer Davies Group bekannt, deren musikalischer Kopf er war, und als Wunderkind gefeiert. 1967 gründete Winwood u.a. mit Jim Capaldi die Gruppe Traffic.

Nach der Auslösung der Gruppe Cream tat er sich 1969 mit Eric Clapton und Ginger Baker sowie den Bassisten Ric Grech zusammen und gründete Blind Faith. Ihr Debüt gaben sie 1969 im Londoner Hyde Park vor 100 000 Zuschauern (Blind Faith Live Hyde Park 1969 – Under my Thumb). Aber bereits nach einem Album trennten sich wieder die Wege wegen ‚musikalischer Differenzen‘.

Steve Winwood

So begann Steve Winwood eine Solokarriere, verdingte sich aber immer wieder als Studiomusiker. Die ersten drei Solo-Alben habe ich mir damals gekauft (1977 Steve Winwood – 1980 Arc of a Diver – 1982 Talking Back to The Night), dann ließ mein Interesse an ihm nach.

Jetzt bin ich natürlich im Internet wieder auf ihn gestoßen … Bemerkenswert finde ich, wie sich sein Weg immer wieder mit dem von Eric Clapton kreuzt. Schon sehr früh haben sich beide, wenn auch zunächst privat, zu Jam-Sessions getroffen. Und der nächste gemeinsame Termin (nach dem Chicago Crossroads Guitar Festival im Juli d.J.) steht auch bereits fest: Ende Februar 2008 sind es drei Abende im Madison Square Garden zu New York.


Steve Winwood – Dear Mr. Fantasy (Live 2003)
mit einem ’starken‘ Gitarrensolo (leider etwas asynchron)

Redensarten

Die einen geben gern ihren Senf dazu, denn sie wissen, wo der Barthel den Most holt. Andere reden gern um den heißen Brei, aber viele Köche verderben bekanntlich diesen. Man kann jemandem dumm kommen oder für dumm verkaufen. Dazu muss dieser aber schon dumm wie Bohnenstroh sein. Mancheiner verliert auch schnell den Faden.

Wie auch immer: Redensarten würzen unsere Sprache. Und wir benutzen sie täglich. Ist klar wie klare Kloßbrühe. Wer nicht immer weiß, was mit einer Redensart gemeint ist, der findet unter redensarten-index.de vielleicht eine Antwort.

Jethro Tull 1985 live at Bach Rock Berlin

Ergänzend zu den bisher verfügbaren Videos vom Auftritt der Gruppe Jethro Tull anlässlich des 300. Geburtstag von Johann Sebastian Bach im International Congress Centrum zu Berlin am 16.03.1985 hier nun auch die restlichen fünf Stücke im Video: “Bach Rock”. Ian Anderson und seine Mannen hatten ein Viertel Jahr kein Konzert gegeben und sollten auch ein weiteres Jahr nach diesem Auftritt den Musikbühnen fernbleiben. Für diesen Auftritt war Ian Anderson der Einladung von Eberhard Schöner gefolgt, der sich im Laufe der Jahre besonders um die Verbindung von Klassik, Rock- und Popmusik verdient machte (und u.a. durch Filmmusikkompositionen für deutsche Fernsehserien wie „Der Alte“ und „Derrick“ bekannt wurde). Bereits 1983 waren sich beide bei der 4. Klassik-Rock-Nacht, einer Live-Eurovisions-Übertragung aus dem Zirkuszelt des Circus Atlas im München, begegnet.

Ian Anderson: Torte für Bach

Anstatt Peter Vettese, der noch bei der “Under Wraps”-Tour dabei war, spielte Eddie Jobson die Keyboards und auch die elektrisch verstärkte Geige. Neben eigenen Titel (Living in the Past, Hunting Girl und Locomotive Breath sowie Serenade to a Cuckoo) spielte man Bach’s Double Violin Concerto und David Palmers Elegy (a piece in a Bachian Style, wie es Ian Anderson nannte).

Setlist vom 16.03.1985:

Black Sunday
Hunting Girl
Elegy
Living in the Past
Serenade to a Cuckoo with Champagne
Too Old to Rock ’n‘ Roll
Wond*ring Aloud
Bourree
Bach’s Double Violin Concerto
Aqualung
Locomotive Breath/TAAB Reprise