Archiv für den Monat: Oktober 2007

Freddy und das Lied der Südsee (1962)

Nachdem ich in diesen Tagen bereits eine Jugendsünde musikalischer Art gebeichtet habe, möchte ich noch einen Schritt weiter gehen, genauer: weiter zurück in meine Kinderzeit. Ich lebte ab meinem 4. Lebensjahr in Bremen – und Bremen ist bekannterweise eine Hafenstadt. So bin ich öfter als Kind mit meiner Mutter im Europa- und Überseehafen von Bremen unterwegs gewesen, habe mir die Schiffe und die Seeleute aus fernen Ländern angesehen.

Da ist es eigentlich nicht verwunderlich, wenn ich in Kinderzeiten eine gewisse Vorliebe für Freddy Quinn entwickelte. Ältere erinnern sich vielleicht noch an das Lied „Junge komm‘ bald wieder“. Der eigentlich in Österreich geborene Freddy Quinn war in den 60er Jahren der Inbegriff des weit gereisten Seemannes. Aber Freddy Quinn war nicht nur Sänger, sondern spielte in einigen Filmen mit, klar: Schlagerfilmen, die das Fernweh des Zuschauers bedienten.

Da wir uns so langsam dem Weihnachtsfest nähern: Es war in meiner Familie mehr oder weniger Tradition, dass ich mit meinen Eltern am 2. Weihnachtstag ins Kino ging. Damals, d.h. Anfang der 60er Jahre, hatten wir noch keinen Fernseher. Und mindestens an einem solchen Weihnachtstag sah ich dann Ende 1962 den Film: Freddy und das Lied der Südsee. Ich war acht Jahre alt und fasziniert von der Exotik der Südsee.

Nun heute kann ich nur (mit mir milde) lächeln, wenn ich an Freddy Quinn und diesen Film zurückdenke. Aber, und deshalb dieser Beitrag, ich habe mir Teile dieses Filme in diesen Tagen abgeschaut und musste so an meine Kindheit in Bremen denken. Und trotz der recht einschlägigen Lieder („Das weite Meer“ und das fast schon obligatorische „Aloha Oe“) des Filmes ließ ich mich für Augenblicke in die Südsee entführen (oder doch wohl eher in meine Kindheit).

Komödiantin Evelyn Hamann gestorben

Für Vicco von Bülow allias Loriot war sie ein Geschenk. Und sie war Loriots kongeniale Partnerin in unzähligen Sketchen sowie in zwei abendfüllenden Filmen mit dem Meister des Humors. In der Nacht zum Montag verstarb die große Komödiantin Evelyn Hamann nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren in ihrer Geburtstagsstadt Hamburg.

Ich halte Loriot für einen der größten Humoristen in Deutschland. Aber ohne Evelyn Hamann wäre seine Komik nur die Hälfte wert. Gerade in diesem Tagen ist Loriot – Vollständige Fernseh-Edition ((6 DVDs) inkl. 50 noch nie veröffentlichter Sketche) erschienen.

Vielen Dank, Evelyn Hamann!


Loriot – die Nudel


Loriot – Krawehl Krawehl

siehe auch meinen Beitrag: Heinz Erhardt: Und noch ’n Gedicht

Soulmates feat. Ian Anderson im Tränenpalast/Berlin 03.02.2003

Am 03.02.2003 brachte der deutsch-französische Sender Arte im Rahmen der Reihe Music Planet 2Nite einen Auftritt von Leslie Mandoki’s All-Star-Projekt „Soulmates“ ins Programm, live im Tränenpalast zu Berlin aufgezeichnet.

Die Besetzung:
Ian Anderson (Jethro Tull – Flöte), Al Di Meola (Akustikgitarre), Chris Thompson (Manfred Mann’s Earthband – Vocals), Bill Evans (Saxophon), Leslie Mandoki (Percussion), Laszlo Bencker (Grand Piano), George Kopecsni (Akustikgitarre), Streicherquartett „Sturcz-Quartett“, Masha Curly (Tochter vom TV-Show-Moderator Frank Elstner).

Leslie Mandoki kennen die meisten wahrscheinlich aus seiner eher unrühmlichen Zeit als Sänger der Gruppe „Dschinghis Khan“. Heute arbeitet er hauptsächlich als Musikproduzent und hat sich mit dem „Soulmates“-Projekt gewissermaßen einen Jugendtraum erfüllt. „Soulmates“ wurden 2004 einem größeren Publikum als Hausband in Thomas Gottschalks ZDF-Zweiteiler „50 Jahre Rock“ bekannt.

Hier nun ein Auftritt der All-Star-Band aus dem Tränenpalast in Berlin. Nach der Einleitung drei Stücke aus Mandokis Hand (Room No. 8 – Last Day of Summer – Look up to the Sky) und Jethro Tulls „Locomotive Breath“. Am Ende noch ein Interview mit Ian Anderson u.a. zu der Frage, wie er zu dem Projekt kam.

Nun, um ehrlich zu sein: Berauschend finde ich die Stücke nicht. Auch die ‚Interpretation‘ des Tull-Titels „Locomotive Breath“ kann mich nicht überzeugen. Sicherlich ist es für einen Rockstar schmeichelhaft, einmal mit Größen anderer Bands gemeinsam aufzutreten. Aber das ist mir hier zuviel Mandoki und zuwenig von dem anderen (z.B. Jethro Tull). Unter den Tisch kehren wollte ich die Aufnahmen dann aber auch nicht. Ein Zeitdokument eben:

Ischa Freimaak!

Was den Münchnern das Oktoberfest und den Stuttgartern die Cannstatter Wasen sind, das ist für die Bremer der Freimarkt. Noch bis zum 4. November findet auf der Bremer Bürgerweide das immerhin älteste Volksfest Deutschlands statt. Öffnungszeiten: täglich von 13 – 23 Uhr, freitags und samstags bis 24 Uhr. Es ist dieses Jahr der 972. Freimarkt in Bremen.

Ischa Freimaak!

Wenn es draußen dunkel und ungemütlich wird, freuen sich die Bremer auf die „5. Jahreszeit“, die mit bunten Lichtern, herrlichen Düften und fröhlicher Musik alle grauen Gedanken vertreibt: „Ischa Freimaak!“ heißt es im Herbst. Nun ja, es geht auch oft recht feucht-fröhlich zu und neben Friesendiele gibt es auch eher untypisch norddeutsche Ausschänke wie „Zur Schwarzwaldmühle“, Almhütte und die Bayern-Festhalle, wo es Brathendl, Schweinshaxe und Weißwurst zu futtern gibt. Im Brauhaus dagegen werden neben Grillhaxe auch Bremer Gerichte serviert werden (Grünkohl mit Pinkel und Bremer Knipp mit Bratkartoffeln).

Die Wurzeln des Bremer Freimarkts liegen im Mittelalter. Das älteste deutsche Volksfest begann am 16. Oktober des Jahres 1035, als Kaiser Konrad II. dem bremischen Erzbischof Bezelin die Jahrmarktsgerechtigkeit verlieh. Seit diesem denkwürdigen Herbsttag hatte die Stadt die Erlaubnis, zweimal jährlich Markt auf dem Kirchhof „Unser Lieben Frauen“ abzuhalten. Ohne jede Beschränkung und Rücksicht auf die einheimischen Zünfte konnten Krämer und Wandersleute nun ihre Waren verkaufen – eine neu gewonnene wirtschaftliche Unabhängigkeit, an die noch heute der Name „Freimarkt“ erinnert.

Wie komme ich auf den Bremer Freimarkt? Immerhin habe ich 25 Jahre in Bremen gelebt und dort den Großteil meiner Kindheit und Jugend verbracht. Und so war ich oft genug auf dem Freimarkt. Ähnlich wie bei den Kohlfahrten zu Beginn des neuen Jahres ist es Tradition mit Arbeitskollegen oder Sportsfreunden den Freimarkt zu besuchen. Bäcker bieten zur Freimarktszeit Schmalzgebackenes (Berliner, Viktoria u.a.) an.

Volker Ernsting: Bremer Freimarkt
Volker Ensting: Bremer Freimarkt

Webcam vom Freimarkt

Jethro Tull: Blues For The 18th

Die erste Plattenveröffentlichung von Jethro Tull war die Single „Sunshine Day / Aeroplane“ im Jahre 1968. Interessant daran war, dass beim UK-Release der Name der Gruppe als „Jethro Toe“ aufgeführt wurde. Bei der US-Veröffentlichung wurde der Gruppenname dann richtig mit „Jethro Tull“ angegeben. Ähnlich wie bei Fehldrucken von Briefmarken kamen einige Findige darauf, Fälschungen dieser ersten Tull-Single (mit dem „Jethro Toe“-Namenszug) auf den Markt zu bringen.

Jethro Tull: Sunshine Day (1. Single 1968)

Beide Lieder sind übrigens noch einmal auf dem „20th Anniversary Box Set“ von 1988 veröffentlicht worden. Aber jetzt kommt es: Statt des Stückes „Sunshine Day“ sollte ursprünglich wohl das Lied „Blues For The 18th“ auf die A-Seite kommen. Zusammen mit „Aeroplane“ wurde das Stück am 22. Oktober 1967 in den „EMI Studios, Abbey Road“ aufgenommen. Ja, richtig, das dürften die berühmten Abbey Road Studios sein, in den auch die Beatles ihre Scheiben aufnahmen. Und: Bisher war mir die Existenz dieses Stückes nicht bekannt. Wieder einmal war es der Zufall, der mich im Internet dieses Lied finden ließ.

Nun gibt es zwar keine offizielle Veröffentlichung des Liedes „Blues For The 18th“, aber es wurde damals auf eine Emidisc-7-Zoll-Single gepresst. Und inzwischen ist es mit anderen „25 Very Rare Masters from the Sixties“ auch käuflich erhältlich.

„Blues For The 18th“ fällt in eine Zeit zwischen John Evan Band (u.a. auch als ‚John Evan Smash‘ bekannt) und den späteren Jethro Tull, als Ian Anderson und Co. öfter einmal den Gruppennamen änderten, u.a. ‚Ian Henderson’s Bag O‘ Blues‘, ‚Candy-Coloured Rain‘ (ging wohl über einen Namensvorschlag nicht hinaus), ‚Navy Blue‘ – und auch der Name ‚Jethro Tull‘ wurde bereits zeitweise benutzt. Weitere interessante Infos aus der Prä-Tull-Zeit sind bei ministry-of-information.co.uk zu finden.

Hier aber nun das für mich bisher unbekannte Lied von Jethro Tull: Blues For The 18th. Interessant ist dabei der Gesang von Ian Anderson. Außerdem dürfte hier der Meister zum ersten Mal die Flöte spielen. Die Gitarre kommt noch nicht von Mick Abrahams, sondern wird von Neil „Chick Murray“ Smith gespielt, der mit Anderson bereits mit ‚John Evan Smash‘ aufgetreten war. John Evan(s) dürfte die Orgel spielen.


(Prä-)Jethro Tull: Blues For The 18th (1967)

The Beach Boys: Fun, Fun, Fun

Es dauerte bei mir bis zum 15. Lebensjahr, als ich mir am 6. September 1969 meine erste Schallplatte kaufte: Neben der Single „Living in the Past“ war es das Album „Stand Up“ von Jethro Tull. Das heißt allerdings nicht, dass ich nicht schon früher die eine oder andere Platte gehört habe. Es gab immer wieder Freunde und Schulkameraden, die bereits LPs hatten, die ich mir bei denen oder auch bei mir zu Hause anhörte (Bei uns zu Hause hatten wir einen aus meiner heutigen Sicht altertümlichen Plattenspieler, der traditionsgemäß im Wohnzimmer stand). Als ich etwa 12 Jahre alt war, gab es da z.B. einen Schulfreund, der die verschiedensten Singles hatte, von den Stones bis zu den Troggs.Von den letzteren erinnere ich mich an das Stück „Wild Things“.

Es war aber noch vor dieser Zeit, ich war vielleicht gerade einmal 10 Jahre alt, als mein Bruder eine LP von den Beach Boys nach Hause brachte. Diese Scheibe wurde meine erste (bewußte) Berührung mit Rock ’n‘ Roll. Wie oft ich die Scheibe gehört habe, weiß ich heute nicht mehr, aber sicherlich oft. Besonders die mehrstimmigen Passagen hatten es mir angetan, wie z.B. im Lied „Fun, Fun, Fun“. Vielleicht waren es die Beach Boys früher Jahre die mich großen Geschmack an mehrstimmigen Stücken finden ließen. Ein Grund sicherlich auch für meine Vorliebe z.B. für „Songs from the Wood“ von Jethro Tull, auch wenn Ian Anderson alle Stimmen hier selbst singt.


The Beach Boys: Fun, Fun, Fun (1964)

Joan Armatrading live im Rockpalast am 19./20. April 1980

Im Rahmen des Rockpalastes vom WDR (Westdeutscher Rundfunk) hatte Joan Armatrading am 15. Februar 1979 im kleinen Studio L zu Köln vor gerade einmal 80 jungen Zuhörern ihren ersten Auftritt im deutschen Fernsehen. Es dauerte dann ein weiteres gutes Jahr – und Joan trat mit geänderter Besetzung auch in der Gruga-Halle in Essen vor großem Publikum auf: In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1980 wieder beim Rockpalast. Diesmal spielte sie 15 Stücke; hier die Setlist des Konzertes:

01 Mama Mercy
02 Down To Zero
03 Cool Blue Stole My Heart
04 I Really Must Be Going
05 Me Myself I
06 Ma-Me-O-Beach
07 Love And Affection
08 Rosie
09 How Cruel
10 Turn Out The Light
11 You Rope You Tie Me
12 Kissin’ And A Huggin’
13 Tall In The Saddle
14 Willow
15 When You Kisses Me

Das Jahr 1980 war nicht nur bei der Gruppe Jethro Tull durch personelle und stilistische Wechsel gekennzeichnet (für viele Tull-Fans ein Wechsel zum Schlechterem), sondern auch bei Joan Armatrading. Ihr 1980 erschienenes Album „Me Myself I“ war im Record Plant in New York City im März 1980 aufgenommen worden. Und als Musiker standen ihr neben bekannten (z.B. Rick Hirsh an der Gitarre) viele neue Gesichter zur Seite, u.a. Chris Spedding, auf den ich sicherlich später noch einmal zu sprechen kommen werde. Joan hatte zwar auch für dieses Album alle Lieder selbst geschrieben. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man ihr nahe legte, diese Lieder etwas einfacher zu stricken – des kommerziellen Erfolgs wegen. Einige dieser Lieder (noch ganz frisch aus der Feder) spielte Joan Armatrading dann auch bei diesem Rockpalast-Auftritt.

Public Viewing (wie z.B. bei der Fußball-WM 2006) war 1980 alles andere als üblich. Trotzdem war ich in dieser Rockpalastnacht mit Freunden und Bekannten in den so genannten Weserterrassen in Bremen mit vielen anderen Rockfans versammelt, um auf einer Leinwand das Konzert zu verfolgen.

Hier nun alle 15 Lieder im Video (leider sind es nur noch 12 zz. verfügbare) – viel Spaß beim Hören und Sehen:

Michael Moore: Sicko

Dokumentarfilme mit heiklem Thema sind seit Michael Moore auch für große Kinos interessant geworden. Auch wenn nachgesagt wird, dass es Michael Moore mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt, so durfte man doch gespannt sein, was er als Neues präsentieren würde. Okay, das Thema „Amerikanisches Gesundheitswesen“ war schon länger bekannt. Jetzt also Michael Moores dritter großer Dokumentarfilm: „Sicko“.

Diesmal steht kein personifizierter Feind wie Charlton Heston in „Bowling For Columbine“ oder George Walker Bush in „Fahrenheit 9/11“ als Gegner in der Ringecke, sondern eine Industrie als Ganzes: die Pharmaindustrie, die Krankenhausunternehmen und die Versicherer. Moore prangert das Grundübel der Privatisierung eines Grundrechts an. Die Konzerne sind, wie in der Privatwirtschaft üblich, nur auf Profite aus. Um diese zu erlangen, gehen sie buchstäblich über Leichen, was Moore anhand von vielen Einzelschicksalen dokumentiert.

Michael Moore: Sicko
Moore vergleicht das auf private Vorsorge angelegte System unter anderem mit dem öffentlichen Krankenkassensystem in Europa. Zur Einstimmung legt er den Finger buchstäblich in offene Wunden und führt einen Mann, der sich wie 50 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung leisten kann, beim Zunähen seiner Fleischwunde vor: Die Nadel im Hause erspart den Chirurg. Sein eigentliches Thema aber sind jene 250 Millionen privat Versicherte, die ihre Schäfchen im Trockenen glauben.

Mit erschütternden Schicksalen, ausgewählt unter den Zusendungen tausender Betroffener, belegt Moore, wie hart arbeitende Menschen im Krankheitsfall von Versicherungskonzernen in den Ruin getrieben werden, weil ihnen unter absurdesten Vorwänden Operationen und Behandlungen verweigert werden. Komplettiert werden die tragikomischen Horrorgeschichten von Interviews mit Aussteigern aus der Branche.

Sicko“ ist ein trauriger, bitterer, scharfer – und ein lustiger Film. Moore, sonst sendungsbewusster Selbstdarsteller, hält sich diesmal betont zurück, widmet sich den Benachteiligten. „Sicko“ wird kaum kontrovers diskutiert – allzu bekannt sind die Schwächen des Gesundheitswesens. Moore, der mit „Fahrenheit 9/11“ den erfolgreichsten Dokumentarfilm aller Zeiten gedreht hat, wird es schaffen, selbst mit einem so spröden Thema Millionen Zuschauer ins Kino zu locken. Der neue Michael Moore – Politainment at its best.

siehe zdf.de: Filmausschnitt aus Sicko

Schtonk!

1940 wurde Charles Chaplins „Der große Diktator“ zum ersten Mal aufgeführt, in einer Zeit, da Adolf Hitler begann, Europa in Flammen aufgehen zu lassen. „Der große Diktator“ war der erste Film, in dem Charlie Chaplin (1889 – 1977) Dialoge spricht. Für Hynkels Sprache schuf der geniale Komiker ein völlig sinnentleertes Fantasie-Mischmasch aus englisch und deutsch klingenden Ausdrücken (z.B. „Schtonk“). Einzige Ausnahme waren die Worte „Sauerkraut“ und „Wiener Schnitzel“, die wiederholt fallen. „Schtonk“ steht dabei für „wird abgeschafft“: Demokratsie Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprecken Schtonk!

Kurz zum Inhalt: Adenoid Hynkel, in der deutschen Synchronisation Anton Hynkel (Charlie Chaplin), hat in Tomanien ein Schreckensregime errichtet und plant nun den Einmarsch ins Nachbarland Austerlich. Da sorgt ein jüdischer Barbier (ebenfalls Chaplin), der dem Diktator täuschend ähnelt, für turbulente Verwechslungen.

Übrigens: Der Schriftsteller Budd Schulberg (93, „Die Faust im Nacken“), 1946 Berichterstatter bei den Nürnberger Prozessen, stieß bei seinen Recherchen auf interessante Unterlagen. Die belegen, dass die Nazis über Portugal in den Besitz einer Kopie der Polit-Satire gelangten und Hitler (1889 – 1945) den Film innerhalb kurzer Zeit zweimal zur Privatsichtung anforderte. Nicht überliefert ist allerdings, ob er ihn auch wirklich sah und wenn ja, wie seine Reaktion ausfiel.


Die wichtigsten Szenen bei youtube: Die Szene mit dem Globus


Hynkel’s Rede


Rede für Menschlichkeit, Liebe, Freiheit und Demokratie

Bandabend 2007 in Tostedt

Am 9. November ist es einmal wieder soweit: Die evangelische Jugend in Tostedt richtet im Gemeindehaus einen weiteren Bandabend aus. Eintritt im Vorverkauf: 3 € – an der Abendkasse 5 €. Einlass ist um 19 Uhr. Beginnen soll das Ganze dann ab 19 Uhr 30.

Der Bandabend ist die gute Möglichkeit für junge Bands aus der Gegend sich einem größeren Publikum vorzustellen. Beim ansonsten eher spärlichen Angebot an Unterhaltung für Jugendliche in Tostedt ist das eine wohltuende Ausnahme.

Bandabend 2007 in Tostedt

U.a. spielt die Band Kontrast, die sich aus dem Schulprojekt „Beatless“ entwickelt hat. Am Bass mein Sohn Jan (siehe Beatless: Sgt. Pepper’sBeatless: Smells like Teen Spirit)

Was ist bloß mit Ian los? Teil 85: Intelligenz & Plagiate

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

zuerst einmal ein dickes Lob an Wilfried! Detailgenaue Recherche, harte Fakten (also das exakte Gegenteil von dem, was man von mir üblicherweise geliefert bekommt) und Links zu wahren Schatzkästchen – Du hast es wirklich drauf! Während ich das schreibe, läuft im Hintergrund gerade das top-gewertete Dire Straits Konzert aus Wolfgang’s Vault. Vielen Dank für die wertvollen Infos (und Danke auch für den Link zu meiner Homepage – meine Kätzchen möchte dieses Jahr einfach niemand haben, es ist wie verhext)!

Interessant auch Dein Hinweis auf den „gemeinsamen Auftritt“ von CCR und Jethro Tull 1969 im Fillmore West. Eigentlich eine seltsame Zusammenstellung für ein Abend-Programm. Die Musik der beiden Bands war (und ist) doch so unterschiedlich – da ist es kaum vorstellbar, dass es viele Rockfans gibt, denen beide Gruppen gefallen (obwohl ich hier doch einen gefunden habe, der als Top-Sound eine Mischung aus Fogerty’s „Long Road Home“ und Jethro Tull’s „Benefit“ empfiehlt – erstaunlich). Bei CCR müssten damals „I Put A Spell On You“, „Suzie Q“, „Born On The Bayou“ und „Proud Mary“ auf der Setlist gestanden haben. Ich muss zugeben, lieber Wilfried, dass ich ganz im Gegensatz zu Dir bis heute mit der Musik von Jethro Tull aus den 60ern wenig anfangen kann. Es gibt da ein paar Songs, die ich ganz gut finde, aber auch nicht gerade überragend. Von der damaligen Setlist hätte mich höchstens „Fat Man“ interessiert. Vermutlich hätte ich mir CCR mit Begeisterung angehört und wäre bei Jethro Tull gegangen (wobei CCR als Headliner bestimmt zum Schluss kamen, da hätte ich durchhalten müssen…). Und was die Begegnung der beiden Herren anbelangt – auch wenn man sich, wie Du schreibst, 4 Tage lang kaum aus dem Weg gehen kann, kann ich mir doch nicht vorstellen, dass der Kontakt zwischen Ian Anderson und John Fogerty besonders intensiv ausgefallen ist. Anderson fand Fogerty’s Musik (und ihn selbst vermutlich auch) bestimmt zu primitiv, während dem biederen Fogerty der extravagante Anderson sicher zu ausgeflippt war.

Ein kleiner Fehler ist Dir dann bei Deinen Recherchen aber doch unterlaufen. Hast Du bei dem Metallica-Video einmal die Kommentare angeschaut? Dieses Video ist ein Fake, Bilder von Metallica beim Rock am Ring wurden mit einem „Cross Eyed Mary“ Cover von Iron Maiden unterlegt. Deshalb hat das Video auch eine so schlechte Bewertung – die Metallica-Fans fanden das offensichtlich nicht besonders komisch. Übrigens: Unter den Kommentaren befindet sich auch ein bitterböser von mir (für den musst Du allerdings 18 Seiten zurückblättern, das war schon vor 5 Monaten).

Das Thema „Al Stewart“ können wir nun wohl abhaken, immerhin konnte jedem von Euch zumindest ein Song von ihm ein bißchen gefallen – da muss man schon zufrieden sein. Von den diversen „Hallelujah“-Versionen habe ich Euch mit Absicht einige „verheimlicht“ (wie Wilfried geruhte es auszudrücken). Es gibt so viele, z.B. auch noch eine von Bon Jovi, und ich wollte Euch nicht zu sehr ermüden. Die Version von John Cale fand ich vergleichsweise uninteressant – einfach durchschnittlich und ohne Höhen oder Tiefen.

Was k.d. lang betrifft, lieber Lockwood, halte ich sie anders als Du in gewisser Weise für das genaue Gegenteil von Patti Smith. Nicht nur, dass Mrs. Smith auf jeden Fall der Rockmusik zuzuordnen ist, während Mrs. lang eher in den Bereich Singer-Songwriter gehört (sie hat auch zahlreiche Lieder selbst geschrieben, wie etwa Constant Craving). Patti Smith hat zwar Gesichtszüge wie ein Mann, versucht aber trotzdem so gut es geht wie eine Frau auszusehen, indem sie lange Haare und teilweise auch Kleider trägt (hier Bilder zu ihrem Song Frederick). Offensichtlich fühlt sie sich als Frau und möchte auch eine Frau sein. Mrs. lang dagegen sieht eigentlich wie eine Frau aus, tut aber was sie nur kann um wie ein Mann zu wirken (hier die zahlreichen Gesichter der k.d. lang als Slide-Show zu ihrem Song Miss Chatelaine) – Kurzhaarschnitt, Herren-Anzug und evt. sogar noch mehr. Der Eindruck, dass ihre Stimme vor 20 Jahren (Pullin‘ Back The Reins) noch deutlich höher klang als heute (One Day I Walk – sieht der Akkordeon-Spieler nicht aus wie John O’Hara? – Das Akkordeon finde ich allerdings entnervend laut…) lässt mich vermuten, dass sie auch etwas mit Hormonen nachgeholfen haben könnte (was natürlich auch nicht ohne Auswirkungen auf die Gesichtszüge bleibt). Sie fühlt sich offensichtlich als Mann, ich glaube von der endgültigen Geschlechtsumwandlung ist sie nicht mehr weit entfernt.

Zum Abschluss des Themas k.d. lang möchte ich Euch noch 2 Videos (Teil 1 und Teil 2) aus einer australischen Fernseh-Show nicht vorenthalten, bei denen ich Tränen gelacht habe (und Mrs. lang – wie man sieht – auch). Mrs. lang hat die Eigenheit ihre Interviewer immer wieder damit zu verblüffen, dass sie Fragen einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet – kurz, prägnant, unzweideutig. Offensichtlich ist sie kein Mensch vieler Worte, ihr spöder Charme ist umwerfend. Manche mögen den Ausdruck für unpassend halten, aber ich finde sie irgendwie süß!

Zum Thema Bartwuchs, lieber Lockwood, kann ich naturgemäß nur wenig beisteuern – ich hatte noch nie einen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass ich so ein Gestrüpp im Gesicht doch auch etwas lästig fände, da kann ich Dich gut verstehen. Bestimmt ist das aber auch Gewohnheitssache. Vielleicht könnte k.d. lang noch interessante neue Aspekte in dieses Thema einbringen, zumindest hat sie ja wohl schon Erfahrungen in der Naßrasur sammeln können…

Der Stimmverlust des Mr. Anderson scheint dagegen ein schier unerschöpfliches Thema zu sein. Die von Wilfried aufgeführten Stimmprobleme um 1971 kann ich allerdings nicht nachvollziehen oder besser gesagt nicht heraushören. Wahrscheinlich ist dafür mein Gehör nicht empfindlich genug. Unter „mickymaus-ähnlicher“ Stimme verstehe ich im Übrigen einen quäkenden, leicht nasalen Klang, dem die Tiefen fehlen und dem es deshalb an Druck und Resonanz mangelt. Ich würde jetzt auch nicht behaupten, dass mich dieser Klang beim Konzert 1978 im Madison Square Garden sehr stören würde. Von einem Rockmusiker erwarte ich keine perfekte Stimme, und Mr. Anderson habe ich auch in diesem Sinne noch nie für einen Sänger gehalten. Eher war er für mich immer ein Musiker, der halt auch singt. Mir ist dieses „Schwächeln“ seiner Stimme nur eben bei diesen Aufnahmen zum ersten Mal aufgefallen. Interessant fand ich dann aber Wilfried’s weitere Ausführungen zu diesem Thema. Auf einen Zusammenhang zwischen Stimmproblemen und Flötenspiel wäre ich nie gekommen, und auch von den diversen Stimmband-Operationen des Mr. Anderson wusste ich noch nichts. Weißt Du, wann das war? Ich denke mir nach so einer Operation kann man bestimmt monatelang überhaupt nicht singen, und er war doch eigentlich ständig auf Tournee.

Stimme hin oder her, jetzt möchte ich Euch aber doch noch ein paar Videos verlinken, bevor die auch wieder aus YouTube verschwinden (ich glaube die Hälfte aller bislang von mir verlinkten Videos wurden inzwischen aus dem Verkehr gezogen…). Vielleicht habt Ihr ja die folgenden Aufnahmen von nicht ganz so häufig gespielten Songs noch nicht entdeckt: Moths & Mouse Police Never Sleeps – 1978 und North Sea Oil & Old Ghosts – 1980 – miserable Bildqualität und alles Playback aus dem deutschen Fernsehen. Aber Mr. Anderson ist trotzdem immer eine Show. Und dann noch dieses – vom Fernsehbildschirm abgefilmt, aber was schaut man sich nicht alles an, wenn es nichts besseres gibt: Home & Orion – Stormwatch tour 1980. Vielleicht kommt ja doch einmal so etwas in besserer Bild- und T
onqualität als DVD heraus. Die Aufnahmen vom Montreux Jazz Festival 2003 reizen mich nicht besonders, auch wenn die Anderson’schen Stimmprobleme zu dieser Zeit nicht so gravierend waren. Es ist einfach nicht der Anderson, den ich sehen möchte.

Zu guter Letzt hat Wilfried dann noch sich selbst übertroffen und in einem P.S.-Nachtrag, der alles von mir bislang Dargebotene weit in den Schatten stellt, minutiös Mr. Anderson’s Rollstuhl-Karriere durchleuchtet – für jemanden, dem Anderson nach eigenen Angaben „kilometerlang aus dem Hals hängt“, wirklich eine beachtliche Leistung! Das Rollstuhl-Bild finde ich trotzdem immernoch dubios. Was tuen denn ein Arzt und eine Krankenschwester zusammen mit Anderson auf der Bühne? Haben die ihn etwa während der Vorstellung vor versammeltem Publikum behandelt? Aber lassen wir das…

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema meines heutigen Beitrags (bis hierher war alles nur meine in knappen Worten zusammengefasste Einleitung). Wilfried hatte im Rahmen der Rollstuhl-Dokumentation unter anderem ein interessantes Interview mit Mr Anderson verlinkt. Zu einer Passage davon möchte ich dann doch ein paar Worte verlieren. Hier das Zitat:

Frage: Ich bin stets beeindruckt vom geistigen Tiefgang Deiner Aussagen. (Das muss ihm ja runtergelaufen sein wie Öl…) Ist es im Rockgeschäft eigentlich vom Vorteil, …intelligenter als andere zu sein?

Anderson: Das ist eher vom Nachteil… etwa so, als wärst Du ein Fußballspieler mit einem akademischen Grad. Es paßt irgendwie nicht dazu. Das dürfte kein Problem sein, aber es ist eins. Für mich stellt es ein Problem dar, weil… – Nicht, daß alle Musiker dumm wären…, aber die meisten von ihnen sind es schon. Wenn die Spice Girls Grips hätten, wären sie nicht die Spice Girls und wenn die Journalisten der Sun oder der News Of The World etwas Geist hätten, würden sie nicht über die Spice Girls schreiben. Und dann gäbe es keine Spice Girls! Es ist wichtig, daß es Leute gibt, deren Interessen und Empfindungen eher schlicht, unentwickelt sind, weil das die Voraussetzung für unterschiedliche Ebenen von Unterhaltung und Kunst ist. Wichtig daran ist, daß es Musik sowohl für Leute ‚ohne‘ Verstand gibt, gemacht von Leuten ohne Verstand, genauso wie Musik für Menschen mit höherem Intellekt. Und schließlich gibt es halt Musik für den Rest von uns, für Menschen mit etwas Geist, die es einfach und geradeaus mögen. Jethro Tull ist irgendwo zwischen den Extremen angesiedelt… In meiner Musik gibt es zuweilen so was wie einen intellektuellen Verlauf, aber nicht immer. Und ich möchte auch nicht, daß immer etwas davon vorhanden ist. Hin und wieder möchte ich auch Musik für Fußballspieler machen. Ich sehe schon, worauf das hinausläuft…

Mr. Anderson lässt sich hier von einer zugegebenermaßen verfänglichen Suggestiv-Frage dazu verleiten in der Euphorie über seine vermeintliche intellektuelle Überlegenheit gleich eine ganze Branche für dumm zu erklären (eigentlich gleich zwei, die Fußballspieler mit dazu). Dabei vermengt er Dinge, die nichts miteinander zu tun haben und offenbart gleich mehrere Denkfehler. Dazu kommt: Im Prinzip beantwortet er die Frage nicht – worin nun eigentlich sein Nachteil besteht geht aus seinen Worten nicht hervor. Seinen Ansatz „Für mich stellt es ein Problem dar, weil…“ führt er nicht zuende. Dann schweift er völlig ab und kommt auf die Spice Girls – warum bleibt unklar. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er beruflich viel mit ihnen zu tun hat. Die Frage bezog sich auch „auf das Rockgeschäft“, und die Spice Girls sind wohl kaum der Rockmusik zuzuordnen. Insgesamt macht seine Antwort nicht den Eindruck, als ob er jemals über das Thema und seine gefühlten „Probleme“ nachgedacht hätte, seine Ausführungen bestehen aus einer Aneinanderreihung von Klischees. Für mich ist das alles kein Zeichen von Intelligenz. Und „Kollegen“ wie die Spice Girls öffentlich als dumm zu bezeichnen ist gelinde gesagt eine Stillosigkeit.

Aber mit seinen Denkfehlern, Klischees und Stillosigkeiten steht Mr. Anderson nicht alleine da. Auch z.B. im Laufi-Forum kann man sie zahlreich finden: Die „Intellektuellen“, die ihren Musikgeschmack für ein Zeichen von Intelligenz halten und meinen „objektiv“ beurteilen zu können, welche Musik primitiv und minderwertig ist. Wer solche Musik mag, ist in Folge dumm, hirnamputiert, ohne Verstand, geistlos, hat keinen Grips etc.. Was diesen Intelligenzlern offenbar völlig entgangen ist: Intelligenz und Geschmack haben überhaupt nichts miteinander zu tun.

Welche Art von Musik einem gefällt, ob man gerne Fußball spielt oder einen anderen Sport treibt oder unsportlich ist, ob man lieber Heinrich Böll oder Micky-Maus liest, ist eine Frage der Persönlichkeitsstruktur und steht in keiner Beziehung zur Intelligenz. Ich persönlich lese z.B. lieber Micky-Maus als Böll, und ich würde mich dagegen verwahren deshalb als zurückgeliebener Idiot eingestuft zu werden (zurückgeblieben vielleicht schon, aber ich bin kein Idiot!). Bekanntlich geben Kühe bei Musik von Mozart mehr Milch, während bei lauter Rock-Musik die Milchleistung zurückgeht. Ist das nun ein Zeichen von Intelligenz? Irgendwo habe ich gelesen, das Lieblingslied von Willy Brand wäre „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ gewesen. Wollte davon nun wirklich jemand auf seine Intelligenz schliessen?

Welchen weitverbreiteten Denkfehlern ist Mr. Anderson nun also aufgesessen?

Irrtum Nr. 1: „Wer sich für Dinge interessiert, die mich langweilen, muss dumm sein“. Für mich gibt es z.B. kaum etwas öderes als Fußball (außer vielleicht Kochrezepte, Kosmetik, Mode, Jammern, wie furchtbar alles ist – na ja, es gibt schon einige ziemlich öde Themen). Inzwischen kenne ich gleich mehrere hochintelligente und von mir sehr geschätzte Menschen, die fußballbegeistert sind. Seitdem habe ich diese These verworfen. Nur weil jemand Freude an etwas hat, das einen selbst nicht interessiert, muss er noch lange nicht dumm sein.

Irrtum Nr. 2: „Naivität, Schlichtheit, Gutgläubigkeit = Dummheit“. Das kann zwar so sein, muss es aber nicht notgedrungen. Eventuell handelt es sich nur um eine andere Gewichtung von Werten und Zielen. Besonders Menschen, bei denen die Verfolgung ihrer Eigeninteressen einen hohen Stellenwert einnimmt – und dazu würde ich Mr. Anderson zählen – neigen dazu Idealisten, die ihre Eigeninteressen für ein „höheres Ziel“ zurückstellen oder vernachlässigen, für dumm zu halten. Im Gegenzug werden Puristen oder Perfektionisten, die vor allem nach der Erreichung einer optimalen Leistung streben, Menschen mit eher kommerziellen Zielen als primitiv erachten. Das liegt aber nur daran, dass der Eine die Motive des Anderen nicht nachvollziehen kann.

Irrtum Nr. 3: „Schlechter Geschmack = Dummheit“. Das hatten wir schon. Geschmack und Intelligenz haben nichts miteinander zu tun.

Irrtum Nr. 4: „Wer sich mit Leuten abgibt, die ich für dumm halte, muss auch dumm sein“. Selbst wenn die Spice Girls dumm wären, gilt das noch lange nicht auch für alle Journalisten, die über sie schreiben. Es ist der Job eines Journalisten, über das zu schreiben, was die Leser interessiert und was sie lesen wollen. Ein Journalist, der den Geschmack seiner Leser trifft, ist ein guter Journalist (vorausgesetzt er bleibt bei der Wahrheit und hält sich auch sonst an ein paar Anstandsregeln). Unter Umständen erfordert es sogar besonders viel Intelligenz, aus einem drögen Thema oder dürftigem Material noch eine lesbare Story zu machen.

Aber was ist nun eigentlich Intelligenz? Üblicherweise versteht man darunter die Fähigkeit logisch zu denken, d.h. Zusammenhänge richtig zu erkennen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Dies ist die Art von Intelligenz, die man mit den allseits bekannten IQ-Tests (mehr oder minder treffsicher) messen kann. Meist schlägt sich diese Art von Intelligenz auch in entsprechenden Schulzeugnissen nieder. So kann man z.B. bei Wikipedia folgendes nachlesen: Madonna war eine sehr gute Schülerin. Bei einem Intelligenztest an der High School gehörte sie zu den besten zwei Prozent mit einem IQ von 140. Na also, Mr. Anderson, es gibt doch auch ein paar intelligente Kolleginnen, versuchen Sie’s doch mal bei Madonna!

Aber an der hat ihm ja, wie wir bereits wissen, alles mögliche andere wieder nicht gepasst. Wir erinnern uns: alte Dame – dürr – Stimmchen – junge Kerle, um von ihren Mängeln abzulenken. Zur Anschauung ein Video (Hung Up live 2005), das zeigt wie es aussieht und klingt, wenn die Hochintelligenz musiziert. Es wird dies die Art von Musik sein, für die Mr. Anderson die Bezeichnung „von Leuten ohne Verstand für Leute ohne Verstand“ kreiert hat. Im Prinzip verstehe ich durchaus, was er meint, nur dass das alles überhaupt nichts mit Intelligenz oder Verstand zu tun hat. Musik ist Ausdruck der Persönlichkeit, sie basiert auf emotionalen Bedürfnissen. Nun neigt eigentlich jeder dazu seine eigenen emotionalen Bedürfnisse für besonders hochwertig zu halten, oder anders ausgedrückt seinen eigenen Geschmack für für den einzig wahren. Auch ich bin nicht frei davon, und ich schreibe das hier nicht zuletzt um mich selbst daran zu erinnern (wenn ich es in Zukunft einmal wieder vergesse, weiß ich jetzt wenigstens, wo ich es nachlesen kann):

Geschmack mit Intelligenz zu verwechseln ist kein Zeichen von Intelligenz. Wirklich intelligente Menschen können begreifen, dass Andere eben andere Bedürfnisse und einen anderen Geschmack haben, und dass sie deswegen nicht besser oder schlechter und auch nicht dümmer oder intelligenter sein müssen, sie sind eben einfach nur anders. Und solange sie sich nicht furchtbar daneben benehmen, haben sie den gleichen Anspruch auf Respekt wie man selbst. Aber jetzt komme ich mit meiner Moralpredigt langsam vom Thema ab…

Zurück zur IQ-Test-Intelligenz – sie ist eine eher theoretische Größe. Im täglichen Leben wird man von seinen Mitmenschen vor allem danach beurteilt wie intelligent man wirkt. Und jemand mit einem selbstsicheren, gewandten Auftreten, der sich in gepflegter Sprache flüssig und präzise ausdrücken kann, wird immer intelligenter erscheinen als jemand, der unsicher und unbeholfen daherkommt, undeutlich oder mit Akzent eine breite Umgangssprache spricht und dabei stammelt, stottert oder vergeblich nach den passenden Formulierungen sucht. Dabei muss der Erste nicht unbedingt wirklich intelligenter sein als der Zweite. Nur zur Erläuterung: Der Erste ist eher Mr. Anderson, der Zweite bin eher ich (ein bißchen übertrieben vielleicht…). Diese Kommunikationsfähigkeit ist eine „Schlüsselkompetenz“, die nicht nur darüber entscheidet wie intelligent man wirkt, sondern auch darüber in wieweit es einem gelingt seine Intelligenz und seine sonstigen Fähigkeiten umzusetzen und nutzbringend anzuwenden.

Aber das ist immer noch nicht alles, da sind noch die Unwegsamkeiten der Gefühlswelt. Was nützt einem die schönste Intelligenz, wenn letztendlich Wut, Trotz, Stolz, Eitelkeit oder sonstige irrationale Emotionen ausschlaggebend für die eigenen Entscheidungen und Handlungen sind. Hass oder Liebe, Sympathie oder Antipathie, Faulheit und Bequemlichkeit, Euphorie oder einfach „null Bock“ – die Zahl der Einflussfaktoren, die einen dazu bringen können etwas anderes zu tun als der Verstand einem sagt, sind nahezu unerschöpflich. Und ihr Einfluss lässt sich in keinem Intelligenztest messen. IQ-Tests sind emotionsfrei. Im „wahren Leben“ kommt aber nur die Intelligenz zum Tragen, die sich im Dickicht der Emotionen behaupten kann. Damit sind klar Menschen im Vorteil, die ihre Emotionen kontrollieren und Selbstdisziplin üben können.

Vereinfachend könnte man ganz grob folgende Formel aufstellen: Im Test messbare „Rohintelligenz“ minus Verluste durch Kommunikation minus Verluste durch Emotionen = real nutzbare Intelligenz. Bei Mr. Anderson würde ich diese Verluste für gering halten. In der Kommunikation treten bei ihm überhaupt keine auf – ganz im Gegenteil. Er beherrscht die Selbstdarstellung und das Jonglieren mit Worten so brillant, dass er dadurch eher nach mehr erscheint, als er ist. Und den Eindruck, dass er sich in seinen Entscheidungen stark von Gefühlen leiten lässt, hatte ich bislang auch noch nicht. In seinen diversen Unternehmungen – ob nun Jethro Tull oder Lachsfarm – scheint er eher reichlich unsentimental nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu planen und zu agieren.

Bei obigem Interview wurde er aber einmal wieder an seinem wunden Punkt erwischt – seiner Anerkennungssucht und seiner Manie sich ständig mit Anderen zu seinem eigenen Vorteil vergleichen zu müssen. Als Folge einer Frage nach dem Motto „Ach, Mr. Anderson, Sie sind ja so intelligent, wie halten Sie es nur mit Ihren minderbemittelten Kollegen aus?“ hat er abgehoben und eine Menge unintelligentes Zeug gebrabbelt. Nach meiner Meinung hätte die „richtige“ Antwort auf die gestellte Frage etwa wie folgt lauten können: „Ob ich wirklich intelligenter bin als die Anderen weiß ich nicht, das kann man schwer messen, und darum geht es eigentlich auch garnicht. Es ist immer von Nachteil in einer Gruppe anders zu sein als die Mehrheit, z.B. weil man andere Interessen, andere Wertvorstellungen, andere Ziele oder einfach einen anderen Geschmack hat. Man wird dann leicht zum Außenseiter.“ Etwas in dieser Art hat Mr. Anderson vermutlich auch gemeint, mit dem kleinen Unterschied, dass er sich nicht einfach für einen Außenseiter sondern vielmehr für „etwas Besseres“ hält. Das tun andere, „echte“ Intellektuelle in der Musikbranche (und dazu würde ich z.B. Mark Knopfler zählen, aber auch David Palmer und sicher auch Brian May) vielleicht auch, aber wer ein bißchen Niveau hat, zeigt das nicht so deutlich. Und dass er ein bißchen Niveau hat, gehört für mich zu einem Intellektuellen dazu. Und so hat es Mr. Anderson inzwischen durch seine zahlreichen Denkfehler und Stillosigkeiten geschafft, dass seine intellektuelle Fassade vor meinen Augen weitgehend abgebröckelt ist.

So, jetzt habe ich einmal mehr unseren guten Mr. Anderson in Grund und Boden gestampft und bin dabei – wie Wilfried es neulich so treffend ausgedrückt hat – in Romanhafte abgeschweift. Eigentlich würde ich ja viel lieber einmal etwas Positives über ihn schreiben…

Seid gegrüßt, ihr Beiden
Kretakatze

PS.: Hier noch ein kleiner Nachtrag passend zum Thema „Musik und Intelligenz“: Kurz vor Wilfrieds Hinweis auf Mr. Anderson’s denkwürdiges Interview bin ich bei YouTube auf das nachfolgende Video gestoßen.Ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die zu jedem Video ihren Senf abgeben müssen – die bislang von mir verfassten Kommentare kann man noch an den Fingern einer Hand abzählen. Bei Sugar Sugar konnte ich mich dann aber doch nicht davon zurückhalten eine Kostprobe meines feinsinnigen Humors zu hinterlassen. Mr. Fogerty schafft es irgendwie immer wieder Songs zu schreiben, bei deren erstem Hören ich spontan denke „Mein Gott, ist das primitiv!“. Eine halbe Stunde später stelle ich dann fest, dass ich ständig dieses Lied vor mich hin summe. Es sind Melodien, die ungebremst durch sämtliche Schichten der Großhirnrinde hindurch sofort zu den Basiszellen des Stammhirns vordringen, um sich dort – dem Zugriff des freien Willens entzogen – für immer festzusetzen. Das ging mir schon mit Green River so, wobei bei Green River zumindest der Text nicht primitiv ist. Das kann man von Sugar Sugar nicht behaupten. Es ist wirklich schon fast peinlich… Aber wie wir gerade gelernt haben: Intelligenz und Geschmack haben ja nichts miteinander zu tun.

PPS.: Für Diejenigen, die es interessiert: Mark Knopfler kommt im April und Mai 2008 nach Deutschland, der Kartenvorverkauf hat am 12.10.2007 begonnen!

12.10.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

etwas erstaunt bin ich schon, wenn Kretakatze schreibt, dass es bei der Unterschiedlichkeit der Musik von CCR und Jethro Tull nur wenige Fans gibt, die an beiden Gruppen Gefallen finden (der, den Du da gefunden hast, sticht ja noch dadurch hervor, dass er wohl Kraftwerk mag, wirklich eine außergewöhnliche Mischung). Ich kenne wenigstens noch einen Fan (oder habe ich da etwas falsch verstanden?): Dich, Kretakatze!

Ja, beim Metallica-Video habe ich wirklich geschlafen. Aber die Kommentare haben mich wahrscheinlich nicht interessiert oder in meiner Euphorie, dass Metallica einen Tull-Titel spielt, habe ich gar nicht darauf geachtet. Dabei ist mir „Cross Eyed Mary“ in der Version von Iron Maiden durchaus bekannt. Vor schon vielen Jahren bin ich im Internet (wo sonst) darauf gestoßen, habe es mir sogar mit anderen Cover-Versionen damals als Audio-CD gebrannt. Auf der anderen Seite wirkt das Video aber auch täuschend echt – z.B. mit den Hintergrundgeräuschen des Publikums. Wem kann man da heute noch trauen …

Deinen Kommentar zu dem Video habe ich gelesen. Damit andere nicht suchen müssen, hier der Wortlaut:

Hey globetrottertroll, couldn’t you make another video of that kind with Metallica covering Tull’s „We used to know“? They did that anyway, just that they called it „Nothing else matters“. Everyone with half an ear can hear that it’s the same tune, they stole the song from Tull – maybe as a revenge? I wonder why Ian Anderson didn’t sue them, maybe they are secretly paying royalties?

Ich staune immer mehr über Dich, Kretakatze. Das sind ja schwerste Vorwürfe gegen Metallica. Da haben die einen Riesenhit mit „Nothing Else Matters“ und dabei soll das nichts anderes sein als ein Plagiat?! Nun, ich habe nicht nur ein halbes, sondern zwei Ohren und habe auch bisschen weitergeforscht, wie es meiner Natur entspricht. Beide Stücke sind in e-moll. Der Tull-Titel ist im ¾-Takt, der von Metallica im 6/8-Takt notiert (was einem ¾-Takt gleichkommt). Aber bei aller Liebe und allen Ähnlichkeiten: Ein Plagiat im engerem Sinne würde ich das nicht nennen, dafür sind beide Stücke doch zu verschieden.

Es gibt da übrigens einen weiteren Vorwurf des Plagiats, ebenfalls im Zusammenhang mit “We Used to Know” und auch ein Lied betreffend, dass sogar in ‚meinen’ Top 100 der besten Gitarrensolos der Rockmusik zu finden ist: Eagles – Hotel California (immerhin auf Platz 8!). Okay, in den Anmerkungen zum youtube-Video steht etwas von ‚sehr ähnlich’ (und Absicht wird auch nicht unterstellt). Und ähnlich bzw. sehr ähnlich sind manche Lieder. Aber hier stimmt schon der Takt nicht: Der Eagle-Titel ist eindeutig im 4/4-Takt:

The Eagles was the support band of Jethro Tull when they played „We used to Know“ (1970). In 1976 the Eagles composed Hotel California. Intentional or not, the vocal melody and the harmony is very similar.


The origin of „Hotel california“: We used to know

Ich habe vor vielen Jahren einmal mit einem Kollegen zusammengearbeitet, der ein wirklicher Kenner der klassischen Musik war. Er behauptete, dass „Yesterday“ von den Beatles auch nichts anderes als ein Plagiat wäre. Der wirkliche Komponist soll wohl Felix Mendelssohn Bartholdy sein, wenn ich mich recht erinnere. Auch Herrn Anderson selbst hätte man jahrelang des Plagiats beschuldigen können, steht bei Bourree auf früheren Scheiben immer der Name Ian Anderson allein; erst sehr spät finden wir neben seinem Namen auch den von J.S. Bach. Aber da habe ich noch ein weiteres Beispiel: „By kind permission of“, das Klaviersolo von John Evan (meist mit „With you there to help me“ gespielt so wie bei dieser Live-Aufnahme im altehrwürdigen Beatclub). Mit wessen freundlicher Genehmigung spielt er denn da wohl. Ich bin kein großer Klassikkenner, aber angeblich soll das Rachmaninov sein, dessen Prélude in Cis-moll opus 32 oder so. Und dank youtube, was finde ich da, genau Rachmaninov, wenn es auch Opus 3 Nr. 2 ist. Evan hat eindeutig bei Rachmaninov geklaut (da kommt mir Marilyn Monroe in den Sinn und der Film „Das verflixte 7. Jahr“, kennt Ihr den Film? „Rachhhhmaninovvvvv’ haucht da die Monroe schwülstig-frivol im drückend-heißen New York, während der Nachbar in die Tasten haut).

Themenwechsel: Beim Bartwuchs kann ich natürlich mitreden. Nun in jungen Jahren hatte ich eine ziemlich lange Matte auf dem Kopf, vielleicht nicht ganz so lang wie in den 70-er Jahren der Herr Anderson. Die Haare wurden dann kürzer und dafür sprossen die Haare unmittelbar im Gesicht. Und so laufe ich seit nunmehr 30 Jahren herum. Man gewöhnt sich daran. Ob nun länger oder manchmal auch ziemlich kurz gehalten – mir ist es gleich. Wenn das Gestrüpp zu dicht wird und ich wie Aqualung (also wie ein Penner) aussehe, dann stutze ich ihn zwangsläufig. Um den Menschen in meinem Umfeld nicht zu sehr befremdlich zu sein.

Aber komme ich zum eigentlichen Anliegen Deiner letzten Mail, Kretakatze: Herr Anderson und die Themen Intelligenz, Geschmack und Persönlichkeit. Was soll und kann ich dazu schreiben? Du hast in vielem Recht. Und doch müsste ich Dir eigentlich bei manchem widersprechen. Lass ich Ian Anderson erst einmal links liegen und erzähle etwas aus meinem Leben. Auf der Arbeit sind wir eine kleine Gruppe, Abteilung kann man das nicht nennen, so nennt es sich Stabsstelle. Und auch die braucht eine Leitung. Als nun vor 7 Jahren unser Leiter in Rente ging, gab es ein Hauen und Stechen um diese Stelle. Und Siegerin wurde eine Frau, die es im Vorfeld verstanden hatte, an den richtigen Türen zu kratzen. Besondere Fähigkeiten: Sie kann alles (und nichts) in feine Worte kleiden. Der im Fachlichen eigentlich Kompetente guckte in die Röhre (ich spreche nicht von mir). Schlage ich den Bogen zu Herrn Anderson: Wie er so versteht es die gute Frau, sich in wohlfeilen Worten auszudrücken. Im Gegensatz zu Herrn Anderson hat sie aber nichts wirklich Konkretes vorzuweisen, kein künstlerisches Werk oder dergleichen, das ihre Stellung rechtfertigen würde. Das bisschen Intelligenz, die sie aufzuweisen hat, wird (nach Deiner Rechnung) nicht durch Verluste in der Kommunikation gemindert. Der eigentlich kompetente Anwärter auf die damals frei werdende Stelle hatte diese Verluste.

In dem, was Du schreibst, liebe Kretakatze, zeigst Du, so denke ich, viel von Dir und gibst einiges von Dir preis. Auch mich entsetzt es, wenn Hohlköpfe es schaffen, durch Schein zu wirken. Nicht jede Führungspersönlichkeit ist wirklich eine Persönlichkeit. Und intelligent wahrscheinlich auch nicht allzu sehr. Der Schein trügt bekanntlich, aber die Menschen wollen betrogen sein.

Was Herr Anderson da alles sagt, würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Es ist viel Bla-Bla und vieles ist auch gedankenlos geäußert. Was man halt so in einem Interview von sich gibt. Dass er auf die armen Spice Girls einschlägt, dass an anderer Stelle Madonna ihr Fett abbekommt, ich finde das eher lustig (und entlarvend).

Ich will und kann nicht auf alles eingeben, was Du schreibst. Vielleicht etwas zu den Journalisten der Regenbogenpresse: Es geht hierbei nicht um Intelligenz. Sicherlich gehört einiges dazu, ein Massenpublikum zu unterhalten. Bei aller Intelligenz sind diese Menschen (die ihr Geld mit der Unterhaltung eines breiten Publikums verdienen) menschlich dumm. Und ausbeuterisch. Sie beuten die Dummheit anderer aus.

Und Madonna: Ob sie nun intelligent ist oder nicht. Ich kann und werde mich nie für sie begeistern können. Intelligent ist sie ohne Frage, denn auf der Suche nach neuen Einnahmequellen ist sie fündig geworden. Da steht sie Herrn Anderson in nichts nach.

Ich stimme Dir zu, wenn es um den Respekt vor anders Denkenden, anders Fühlenden bzw. geschmacklich anders Ausgerichteten geht. Was ich mag, werden andere nicht unbedingt auch mögen. Ist auch okay so. Wenn Herrn Anderson im weitesten Sinne von Dummheit spricht (keinen Grips haben, schlicht, unentwickelt sein usw.), dann meint er da bestimmt auch etwas anderes. Es gibt nun einmal die Unterhaltung ‚fürs gemeine Volk’. Rockmusik gehört sicherlich auch dazu, aber eben nicht alle Rockmusik. Es gibt die Rockmusik für anspruchsvollere Geister und den Hau-Ruck-Rock für einfachere. Das heißt aber nicht unbedingt, dass Hau-Ruck-Musiker dumm sein müssen. Und sicherlich gibt es auch Intellektuelle, die ganz gern einmal Hau-Ruck-Rock hören. Warum nicht? Da ist Andersons Aussage sicherlich viel zu pauschal.

Aber vor allem eines: Ian Anderson sieht sich und Jethro Tull ‚irgendwo zwischen den Extremen angesiedelt’, wie er sagt. So hohe Ansprüche stellt er also gar nicht. Aber genug. Irgendwie drehe ich mich im Kreise. Was Du, Kretakatze geschrieben hast, hat nicht nur etwas mit Herrn Anderson zu tun. Es ist eine grundsätzliche Beurteilung und als solches völlig in Ordnung. Lassen ich es für heute dabei bewenden.

Eigentlich habe ich noch etwas auf dem Zettel. Aber für heute muss es genügend (und später mehr).

Ich hoffe, der gute Lockwood geht uns nicht ganz verloren. Ich verliere mich auf jeden Fall für die nächsten zwei Wochen. Bei uns sind Ferien und ich habe ebenfalls frei. Da möchte ich schon einmal andere Dinge aufarbeiten (als das Gequassele eines Herrn Anderson).

Gruß und Schluss
Euer Willi

19.10.2007

English Translation for Ian Anderson