Archiv für den Monat: Juni 2007

Wo der Kunde nicht mehr zählt

„Der Kunde möchte eine günstige Fahrkarte und eine pünktliche, bequeme Fahrt“
Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG

Eine tolle Sache, diese Bahn: Ein Wunder der Organisation und Logistik, pünktlich wie ein Uhrwerk, umweltfreundliche, beständig erneuerte Spitzentechnologie auf einer von Steuergeldern errichteten Infrastruktur, die kundenfreundlich auch den letzten Winkel des Landes erreicht. Die preiswerteste Bahn Europas, sauber, bequem. Die Bahn ist das beste Verkehrsmittel für alle und von allen geliebt. In der Schweiz.

In Deutschland dagegen fährt die Bahn andere Ziele an. Im Hamburg will sie den Hafenbetreiber kaufen, zwischen Ingolstadt und Nürnberg mag sie Fahrgäste nicht mehr komfortabel transportieren (zugunsten eines Zeitgewinns von wenigen Minuten wurde eine von Pendlern viel genutzte Intercity-Verbindung eingestellt): Hier wie an anderen Bahnhöfen zwingt sie die Pendler ins Auto. Die Bahn legt jedes Jahr neu regionale Strecken still, gibt 30 bis 50 Bahnhöfe auf und konzentriert sich auf die hochprofitablen Rennstrecken, auf denen ein ICE für kurze Zeit Rekordgeschwindigkeiten erreicht. Nicht selten vertrödelt er danach die Zeit beim Warten auf freie Gleise vorm Bahnhof oder auf den zahlreichen Langsamfahrstellen (Bahnjargon „LAs“), die die Schienensprinter ausbremsen.

Nein, das sind nicht meine Worte. Es ist der Klappentext zu einer DVD: „Bahn unterm Hammer“, eine Dokumentation von Herdolor Lorenz und Leslie Franke, die u.a. für 12,90 € unter der Bestellnr. 230065 bei zweitausendeins.de zu bestellen ist. Hierzu der Trailer.

Bahn unter'm Hammer

Es geht um den bevorstehenden Börsengang der Deutschen Bahn AG. Damit ginge der frühere Auftrag der Deutschen Bahn, möglichst weitgestreut im Lande ein Streckennetz zu unterhalten und den Fahrgast zu bedienen, völlig verloren. Der Profit wäre Richtschnur aller weiteren Entscheidungen des Unternehmens. Der Trend ist bereits heute absehbar. Soweit darf es nicht kommen.

100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 81 – 90

Hier bereits die 2. Runde ‚meiner“ größten Gitarrensolos der Rockgeschichte, da von hinten nach vorn vorgegangen, sind es heute die Plätze 81 bis 90. Wir sind dabei noch um einiges entfernt von der eigentlichen Creme der Creme, nicht alles trifft meinen musikalischen Geschmack (wäre ja auch verwunderlich, da sich die Platzierungen aufgrund einer Leserbefragung des Guitar World Magazines ergeben), es soll aber auch nichts unter den Tisch gekehrt werden. Hier also die Plätze 81 bis 90:

Fender & Gibson

Hier die Laufzeiten, Platzierungen, Interpreten und Titel im Einzelnen:

– 0:14 – Platz 081 – The Velvet Underground – Sweet Jane (wo bitte ist hier das Solo?)
– 0:41 – Platz 082 – King Crimson – 21st Century Schizoid Man
– 1:07 – Platz 083 – Stevie Ray Vaughan – Scuttle Buttin‘
– 1:30 – Platz 084 – UFO – Lights Out
– 1:59 – Platz 085 – David Bowie – Moonage Daydream
– 2:25 – Platz 086 – Allman Brothers Band – Whipping Post
– 2:49 – Platz 087 – Johnny Winter – Highway 61 Revisited
– 3:16 – Platz 088 – Steely Dan – Kid Charlemagne
– 3:38 – Platz 089 – Rage Against the Machine – Killing in the Name (so quietschen nicht einmal neue Schuhe)
– 4:11 – Platz 090 – Eric Clapton – Let It Rain (der schnelle Eric ist nicht immer der beste)

100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 91 – 100

Wie in anderen Beiträgen bereits öfter angesprochen, will ich hier beginnen, mich mit den ‘100 greatest guitar solos’ in der Rockmusik zu befassen. Natürlich gehen die Ansichten, welches Lied, welches Stück das größte Gitarrensolo aller Zeiten enthält, sehr weit auseinander und entsprechende Zusammenfassungen, die auf mehr oder weniger repräsentativen Befragungen beruhen, gibt es mehrere. „Meine“ 100 größten Gitarrensolos orientieren sich an about.com Guitar. Daneben gibt es auch noch eine Top 100 bei planetrock.com.

Das Beste hebt man sich bekanntlich für zuletzt auf. Daher beginne ich hier mit den Plätzen 91 bis 100. Ich habe dabei die jeweiligen Gitarrensolos aus den einzelnen Musikstücken herausgefiltert und in einer Zusammenstellung zusammengefasst. Hier also die Plätze 91 bis 100:

Hier die Laufzeiten, Platzierungen, Interpreten und Titel im Einzelnen:

– 0:23 – Platz 091 – Creedence Clearwater Revival – Heard It Through the Grapevine
– 0:36 – Platz 092 – Stray Cats – Stray Cat Strut
– 1:01 – Platz 093 – The Doors – The End
– 1:25 – Platz 094 – Rush – Working Man
– 1:51 – Platz 095 – Pearl Jam – Yellow Ledbetter
– 2:20 – Platz 096 – Rolling Stones – Honky Tonk Woman
– 2:44 – Platz 097 – Judas Priest – Beyond the Realms of Death
– 3:11 – Platz 098 – Dream Theater – Under a Glass Moon
– 3:42 – Platz 099 – Jeff Becker – ‚Cause We’ve Ended as Lovers
– 4:11 – Platz 100 – Bon Jovi – Wanted Dead or Alive

Golden Door

Golden Door (Originaltitel: Nuovomondo – Italien/Frankreich 2006 – Drehbuch und Regie: Emanuele Crialese – u.a. mit Charlotte Gainsbourg und Vincenzo Amato) ist ein archaischer Traum, eine moderne Fabel, die den Zuschauer mit auf eine Reise durch Zeit und Raum nimmt. Angetrieben von den Vorstellungen über ein Land, von dem bisher nur geträumt wurde, aber das noch niemand gesehen hat. Ein Garten Eden, in dem riesige makellose Früchte wachsen und es Geld von den Bäumen regnet. Die Neue Welt: Amerika!

Es beginnt in Sizilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bauernfamilie Mancuso bestellt ihr karges Land. Eins mit der Natur und umgeben von den Geistern ihrer Ahnen wird ihr alltägliches Leben durch Geschichten über die Neue Welt unterbrochen, in denen von Kartoffeln so groß wie Kutschen, Karotten so lang wie Kanus und Bäumen die Rede ist, auf denen Goldmünzen wachsen.

So verkauft eines Tages Savatore all sein Hab und Gut, um zusammen mit seinen beiden Söhnen und seiner Mutter in das gelobte Land zu reisen. Aber um das „goldene Tor“ zu passieren, müssen sie ihre Identität ändern und sich in Stadtmenschen wandeln. Diese Metamorphose vollzieht sich während der vier Wochen auf engstem Raum an Bord eines Schiffes. Da lernt Salvatore die unnahbare Lucy kennen und lieben. Beide träumen von einer besseren Zukunft.

Der Film endet dort, wo andere Filme beginnen würden: mit dem bürokratischen Aufnahmeverfahren auf Ellis Island.


Am Ende des Films: „Sinnerman“ von Nina Simone

Guitar Pro 5 für junge Musiker

Wer als junger Musiker, als Gitarrist oder Bassist, eine Band gründet, wird sehr schnell feststellen, dass er nicht umhin kommt, sich auch mit Noten oder zumindest Tabulaturen zu beschäftigen, besonders dann, wenn Stücke anderer Gruppen gecovert werden sollen.

Es gibt ein sehr interessantes und auch sehr umfangreiches Programm, Guitar Pro 5, mit dem Noten und Tabulaturen erstellt werden können. Da neben Export auch ein Import von MIDI-Dateien möglich ist, kann man auf den weiten Musikschatz des Internets zurückgreifen. Außerdem werden viele tausende fertige Tabulaturen/Noten angeboten. Die einmal erstellten Noten können auf unterschiedlichste Weise gespeichert (z.B. auch als PDF-Datei) und gedruckt werden. Natürlich kann man die Musikstücke auch abspielen und sich beim Üben selbst damit begleiten, wobei jedes Instrument getrennt aufgezeichnet ist, da mehrere Spuren (für jedes Instrument eines) eingerichtet werden können. Daneben gibt es viele kleine Tools (vom Metronom bis zum digitalen Stimmgerät), die sehr hilfreich sein können.

Guitar Pro 5

Mein großer Sohn, der Bassspieler, ist von Guitar Pro 5 auf jeden Fall begeistert und benutzt es regelmäßig, um auch Noten und Tabulaturen für seine Mitspieler zu erstellen und auszudrucken.

Hob Ikh Mir A Mantl – Jiddisch für Anfänger

Beim Evangelischen Kirchentag in Köln vor gut zwei Wochen besuchte mein Sohn ein Konzert mit Klezmermusik, bei dem auch jiddische Kinderlieder vorgetragen wurden. Klezmer bedeutet soviel wie „Gefäß des Liedes“ und entspricht einer jüdischen Volksmusiktradition. Vorgetragen wurden die Lieder von Daniel Kempin. Besonderst beeindruckt war er von einem Kindernlied: Hob Ikh Mir A Mantl:

Es handelt von einem Schneider, der einen Mantel schneidert. Nachdem dieser mit der Zeit zerschlissen ist, macht er aus dem noch brauchbaren Stoff eine Jacke (Rekl). Auch diese wird nach und nach fadenscheinig, so näht er daraus eine Weste, später eine Fliege (schnipssl bzw. shnipsl), dann ein „gor nischt“ und am Ende dieses witzige kleine Kinderlied (lidl).

Da sich das Jiddische des (extra angepassten) Hebräischen als Schrift bedient, gibt es von dem Lied natürlich unterschiedliche Transkriptionen. Hier der Text, wie er meinem Sohn freundlicherweise von Daniel Kempin zur Verfügung gestellt wurde:

1. hob ich mir a mantl fun farzajtikn tuch, trala lala, lalalala, lalala,
is in im nischto kejn ganzener duch,trala lala, lalalala lalalala.
darum hob ich sich batracht un fun dem mantl a rekl gemacht
trala lalalalala, trala lalalalala, un fun dem mantl a rekl gemacht.

2. rekl … rekl a wesstl … rekl a wesstl
3. wesstl … wesstl a hitl … wesstl a hitl
4. hitl … hitl a schnipssl … hitl a schnipssl
5. schnipssl … schnipssl a gor nischt … schnipssl a gor nischt
6. gor nischt … gor nischt a lidl … gor nischt a lidl

Hier eine weitere Übertragung:

1. Hob ikh mir a mantl fun fartsaytikn shtof / Tralala…
Hot dos nit in zikh kayn gantsenem shtokh / Tralala…
Darum, hob ikh zikh batrakht
Un fun dem mantl a rekl gemakht
Tralala… / Fun dem mantl a rekl gemakht

2. Hob ikh mir a rekl… fun dem rekl a vestl gemakht
3. vestl / shnipsl
4. shnipsl / knepl
5. knepl / gornitl
6. gornit / dos lidele

Eine deutsche Übersetzung konnte ich leider nicht finden (aber der Text spricht für sich und ist im Wesentlichen auch ohne Übersetzungshilfe zu verstehen), dafür mehrere englische Übersetzungen – hier eine:

I HAD A LITTLE OVERCOAT
(traditional Yiddish, English by Teddi Schwartz & Arthur Kevess

1.I had a little overcoat, as old as can be
Tralala lalalala lalala
What I’d ever do with it, I just couldn’t see / Tralala…
So I thought a little while
And made myself a jacket in the very latest style
Tralalala lalala (2x) / Made a jacket in the very latest style

2. I had a little jacket, it was old as can be…
What… / So I thought a little while
And made myself a vest in the very latest style
Tralala. . .made a vest in the very latest style

3. I had a little vest / . . & made myself a tie
4. tie / button
5. button / nothing
6. nothing / song

Nun, Jiddisch ist eine westgermanische Sprache und ging aus dem Mittelhochdeutschen hervor, benutzt dabei semitischen und slawischen Elemente. Vor dem Holocaust gab es etwa 12 Millionen Sprecher, die meisten davon in Osteuropa. Heutzutage sprechen neben älteren Menschen aller jüdischen Glaubensrichtungen vor allem chassidische Juden Jiddisch als Umgangssprache.

Über das Jiddische sind viele hebräische Wörter und Begriffe in die deutsche Sprache geflossen, die auch noch heute verwendet werden (meist kennt man aber nicht deren Herkunft). Hier eine Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen, z.B. die Wörter meschugge, Mischpoke, Maloche und Schlamassel dürften den meisten bekannt sein.

siehe auch: Wikipedia auf Jiddisch

Grönemeyer for President

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) überrascht die Polit-Szene mit einem pikanten Vorschlag: Rockstar Herbert Grönemeyer soll in den Bundestag einziehen – für die CDU. Wulff selbst würde sich für ein Mandat stark machen. Hintergrund ist die Kritik von Grönemeyer anläßlich des G8-Gipfels, mit der er die Glaubwürdigkeit der Politik grundsätzlich in Frage stellte.

Herr Wulff ist im Lande bekannt für manche Art des Populismus. Woher sollte sonst seine ‚allgemeine Popularität‘ herstammen. Sicherlich ist die von Herbert Grönemeyer geäußerte Politikerverachtung eine Gefahr für Deutschland, allen voran für die Politik selbst. Aber sind es nicht die Politiker selbst, die durch ihr unendliches Geschwafle für die Politikverdrosselheit im Lande sorgen? Sind faule Kompromisse, wie sie dieser Tage beim EU-Gipfel in Brüssel vereinbart wurden und die durch polnische (und auch britische) Erpressungsversuche zustande kamen, für uns Normalbürger noch nachvollziehbar? Es geht um bloße Eigeninteressen der Politiker, um Machtgier und Einflußnahme über Landesgrenzen hinaus. Die Interessen der eigenen Bürger sind dabei zweitrangig, die der dritten Welt nur dann von Belang, wenn dadurch wirtschaftliche Erfolge zu erzielen sind.

Vielleicht sollte Herbert Grönemeyer wirklich in die Politik gehen. Aber nach kürzester Zeit würde er sich selbst im Gewebe der Politik verzetteln. Damit wäre keinem gedient. Herr Wulff weiß genau, dass Grönemeyer seinem Ansinnen nicht entsprechen wird. So kann er solche ‚pikanten Vorschläge‘ auch leichtfertig äußern.

siehe auch zdf.de: Wulff: Grönemeyer an die Macht!

Was ist bloß mit Ian los? Teil 74: Favourite Guitarists (2)

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

Lockwood hat in seinem letzten Beitrag Brian May und die Gruppe Queen ins Spiel gebracht, und das fand ich sehr interessant. Anscheinend war Queen eine Gruppe mit mehr als einem Kopf, und siehe da, diese Band hat in unveränderter Zusammensetzung zwanzig Jahre zusammen gespielt. So sieht das wohl aus, wenn Musiker zusammen arbeiten, von denen keiner alles alleine kann und die sich für ihre kreative Arbeit gegenseitig benötigen und befruchten. Das hätten viele Jethro Tull Fans von „ihrer“ Gruppe wohl gerne genauso und machen Mr. Anderson einen Vorwurf daraus, dass das nicht nach ihren Wunschvorstellungen geklappt hat. Aber was kann Mr. Anderson dafür, dass er eine One-Man-Show ist? Sollte er lieber ein paar Talente weniger haben, damit er für dies oder das doch einen oder mehrere andere Musiker braucht, die nicht austauschbar sind? Und ist es jetzt so wichtig, ob er seine One-Man-Show „Jethro Tull“,“Ian Anderson“ oder sonstwie nennt?

Und welche Rolle spielt Martin Barre in diesem Theater? Das kann ich natürlich auch nur vage vermuten. Zusammenbrechen würde sicher nichts, wenn er nicht da wäre. Andererseits ist es schon ziemlich einsam, so ganz ohne „alten Freund“, könnte ich mir vorstellen. Und jemand anderen, der so geduldig und gutmütig alle seine Eskapaden mitmacht, wird Mr. Anderson so leicht nicht finden. Irgendwie haben die beiden schon fast etwas von einem alten Ehepaar…

Zurück zu Brian May – nach dem was ich bei Wikipedia gelesen hatte, war ich mächtig gespannt. Es klang, als könne es eine Musik sein, die ganz nach meinem Geschmack ist und die ich bislang nur durch einen dummen Zufall noch nicht entdeckt hatte. Singender Klang der Gitarre – genau das liebe ich. Aber dann war ich doch ziemlich enttäuscht. Brighton Rock klingt für mich wie ein startender Düsenjet, teilweise vielleicht auch wie eine startende Mondrakete. Mit Musik hat es für meine Ohren nur bedingt zu tun. Eine Melodie konnte ich auch nicht entdecken. Erst etwa ab 7:00 entlockt Mr. May seiner Gitarre tatsächlich so etwas wie Gesang. Aber auch hier wieder – es klingt ganz nett, aber da fehlt immernoch die Melodie. Was ist der Unterschied zwischen einer Melodie und hintereinander gereihten Tönen? Es ist nicht wirklich zu erklären. Eine Melodie lebt, sie spricht zu mir. Sinnvolle Worte und Sätze, die ich verstehe. Und die Sprache des Brian May verstehe ich wohl nicht. Es hat mich ein wenig gewundert, lieber Lockwood, dass Dir so etwas gefällt, da Du doch sonst eher ein Liebhaber akustischer Musik bist. Und sehr akustisch klingt das für mich nicht.

In zwei Punkten bin ich allerdings mit Dir völlig einer Meinung. Mr. May macht persönlich wirklich einen sehr sympathischen Eindruck. Und „The Green Fields Of France“ ist eine großartige und beeindruckende Ballade. Ein zeitloses Lied, das ich mir gerne auch noch öfter anhören werde! Es liefert außerdem einen nahtlosen Übergang zu dem Titel, der mir als erstes in den Sinn kommt, wenn ich das Wort „Gitarre“ höre – akustische Gitarre allerdings. Ich habe ihn im Rahmen des Themas „Gitarristen und Gitarrensoli“ nicht erwähnt, da es ja mehr um elektrische Gitarre ging, und da ich auch nicht einen Musiker mit dem anderen erschlagen möchte. Einer nach dem anderen… Aber hier kommt es nun, das epische Meisterwerk von Al Stewart über Hitlers’s Russland-Feldzug aus Sicht eines russischen Soldaten: Roads To Moscow.

Nachdem ich dieses Lied im Radio gehört hatte, habe ich mir die erste Platte von Al Stewart gekauft. Der sind noch ein knappes Dutzend weitere gefolgt. Al Stewart ist der dritte Schotte in meiner Sammlung (von der zeitlichen Reihenfolge her eigentlich der erste…). Irgendwie habe ich’s mit den Schotten. Und weil diese akustische Gitarre so schön klingt, hier gleich noch ein zweiter Titel hinterher:
On The Border. Und wer jetzt noch sehen und hören möchte, wie sich zwei ältere Herren auf ihren Klampfen austoben bei einem „Scottish-Irish Jig“, kann auch noch diese ziemlich abgefahrende Version von Al Stewart’s Hit Time Passages anklicken.

Um nun noch einmal auf John Fogerty zurückzukommen. Auf seiner Homepage lese ich gerade, dass die Aufnahmen für das neue Album abgeschlossen sind und die Veröffentlichung im Herbst geplant ist. 12 funkelnagelneue Songs, die Titel kann man schon mal nachlesen. Und was liest man auf Meister Anderson’s Website. Jedenfalls keinen Ton mehr von einem neuen Album. Wollte der nicht eigentlich auch im Frühjahr etwas aufnehmen?

Nach den Studioaufnahmen stürzt sich Fogerty nun wieder „on the road“, ab nächste Woche tourt er quer durch Europa, darunter sind auch (wie Wilfried ja schon erwähnt hat) 8 Auftritte in Deutschland. An den meisten Orten kommt er etwa 2 bis 3 Wochen nach Jethro Tull durch, z.B. Zwickau, Gelsenkirchen oder Berlin. Wenn ich mir die Terminpläne der Herren Anderson und Fogerty anschaue, wird mir ganz schwindelig. Mr. Anderson hat wohl die längere Liste, dafür sind bei Mr. Fogerty die Termine fast noch enger. Gerademal einen Tag Luft zwischen einem Auftritt in Österreich und einem Auftritt in Montreal – die Zeit sitzt man ja fast allein im Flugzeug, wie vereinbart er das mit seinem Jetlag? Da werde ich den Eindruck nicht los, die Herren wollen sich selbst beweisen, dass sie noch keine 60 sind und unterziehen sich dem Härtetest.

Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Jahren auf Tour-Aktivitäten von Rock-Senioren nicht geachtet habe, aber dieses Jahr scheint mir wirklich fast jeder unterwegs zu sein. Neben Jethro Tull, bei denen das ja nun nichts ungewöhnliches ist (same procedure as every year) und John Fogerty, der seit 2004 von Jahr zu Jahr mehr aufzudrehen scheint, z.B. auch Elton John, Joe Cocker, Robert Plant, Bryan Adams, Meat Loaf, die Stones, The Who und Genesis. In Athen kann sich Mr. Anderson mit Alice Cooper die Türklinke in die Hand geben, der tritt dort in der gleichen Location einen Tag vor ihm auf. Sie scheinen alle gegen die Zeit anzurennen, die ihnen davon läuft. Wenn man einmal 60 oder darüber ist, weiß man nie, wie lange man diesen Tourstress gesundheitlich noch durchhalten kann, das kann jeden Tag vorbei sein. Und ich fange an richtig wehmütig zu werden bei dem Gedanken, dass vermutlich innerhalb der nächsten 10 Jahre alle diese Herren einer nach dem anderen für immer von der Bühne verschwinden werden. Da kann jede Tour die letzte gewesen sein.

So, nachdem es mir nun sicher gelungen ist, Euch in melancholische Schwermut zu versetzen, möchte ich Euch jetzt mit ein paar Kinderliedern wieder aufheitern. Lockwood meinte ja, einige CCR-Titel wären so ernst und traurig, dass sie kaum für 7-Jährige geeignet scheinen. Hideaway und Fortunate Son – der erste Song klingt wirklich sehr traurig, der zweite eher wütend – sind auch wohl kaum die Hit-Titel bei den Kindern, obwohl durchaus auch Kinder traurig oder wütend sein können. Sehr, sehr wütend sogar, wenn ich da an meinen Sohn denke… Es werden eher Songs wie Down On The Corner oder Looking Out My Backdoor sein, die auch wirklich wie Kinderlieder klingen. Und wenn ich noch diese Bilder dazu sehe, dann denke ich, CCR müssen wohl doch die erste Boy Group gewesen sein – wie die Jungs von nebenan, immer nett, adrett und gutgelaunt, und für jeden Geschmack Einer dabei… Aber ich weiß, Ihr steht mehr auf Kate Bush als auf Boy Groups.

Inzwischen fand ich auch einen neuen Altersrekord für einen CCR-Fan unter diesem Video von Proud Mary: „CCR Rock!I remember dancing and singing to this song when I was like 5 and I knew all the words“. Weitere Kommentare unter dem gleichen Video: „i totally agree with you, duno how old you are but im 14 and i cant stand rap and hip hop crap.“ – „I’m just 13 and I love the CCR!“ – „same here…oh right…14“ – „I used to sing and dance to this song as a little kid.“ – „I’m just 16 and I love the music of the CCR!!“ – „im only 15 and i like ccr.“ Und unter Have You Ever Seen The Rain geht es geradeso weiter: „i’m 13 and i agree. todays music is crap.“ – „same here man. im 15 and i listen to all the early rock bands.“ – „Yeah, I’m 16 and even though this music is older, we still grow up with our parents listnening to it. So it’s part of us also. I LOVE this song.“ – „yo im 12 althoug profile says otherwise i love classic rock ccr ledzeppelin? acdc all of those are way better than almost all of the crap nowadays“ – „I agree and i’m 12 too“ usw. – da sind noch mehr von der Sorte. Das lässt mich für die heutige Jugend hoffen, wenn es auch traurig ist, dass sie kaum gute Musik von ihrer eigenen Generation geboten bekommen und ihren Großvätern beim Rocken zusehen und zuhören müssen. Aber es könnte bedeuten, dass in einem John Fogerty Konzert nicht nur 50- bis 60-Jährige zu finden sind.

Übrigens habe ich dann auch noch unter einigen vielbesuchten Jethro Tull Videos nach ähnlichen Kommentaren gesucht – Fehlanzeige. Dort outen sich weder 5-Jährige noch 15-Jährige. Nur Solche, die in den 70ern 15 waren. Woran das liegen könnte, ist mir auch nicht ganz klar. Dass die 5-Jährigen von Aqualung oder Thick As A Brick überfordert sind, verstehe ich schon, aber warum fehlen auch die 15-Jährigen? Vermutlich liegt es daran, dass im Radio die alten CCR-Hits auch heute noch bedeutend öfter zu hören sind als die Tull-Klassiker.

Noch einmal kurz zur Auflösung des „Rätsels“ der beiden Textpassagen von Anderson und Fogerty. An zwei Merkmalen hätte man den Anderson’schen Text vielleicht erkennen können, auch ohne nachzuschlagen. Zum Einen verwendet Anderson Worte, die ich nicht kenne. „Boulder“ mußte ich nachschlagen, „steelhead“ kann ich nur erraten. Bei Fogerty kenne ich jedes Wort. Zweitens stammt Anderson aus Schottland, er sitzt zum Angeln auf einem Felsen. Fogerty angelt in den Sümpfen Louisianas, da gibt es keine Felsen. Also sitzt er auf einem Baumstamm. Lustig fand ich allerdings, dass Fogerty „catfish“ angelt, die scheinen nicht nur von Mr. Anderson auf Platten-Covers gezüchtet zu werden, sondern auch „On The Bayou“ frei herumzuschwimmen (oder wo auch immer der „Green River“ fließt).

Und zu Lockwood’s Frage wegen der Aussprache von Mathilda – ich nehme an die getrennte Aussprache von „t“ und „h“ ist darin begründet, dass es sich um einen zusammengesetzten Namen handelt, aus „Mat“ und „Hilda“ nämlich (wobei ich nicht weiß, für was genau „Mat“ die Abkürzung sein soll).

So, jetzt verabschiede ich mich aber endgültig in den Urlaub. In 24 Stunden muss ich schon am Flughafen am Check-In erscheinen. Um die Zeit gehe ich sonst gerade eben ins Bett…

Erholt Euch gut von mir!
Liebe Grüße
Kretakatze

PS.: Da ich für Blödsinn immer Zeit finde, habe ich mir für den Schluss noch etwas Schönes ausgedacht. Schließlich sollt Ihr mich nicht vergessen, während ich im Urlaub bin. Also habe ich mich extra Euch zuliebe ins John-Fogerty-1970 Outfit geworfen und mir – in Ermangelung einer E-Gitarre – mein Gitarrenbanjo umgehängt. Dann hat mein Sohn einige meisterliche Bilder von mir geschossen. Die Photoserie trägt den Titel Kretakatze Rockt 2007 (live): (1) (2) (3) (4) . Ich denke jetzt sollten keine Zweifel mehr daran bestehen, dass ich aufgrund meines aktuellen seelisch-geistigen Gesundheitszustands einen kleinen Urlaub dringend nötig habe.

15.06.2007

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Hallo Kretakatze & Wilfried,

in der Aufzählung der besten Gitarristen dürfen die Herren Clapton und Hendrix natürlich nicht fehlen. Menschen, die etwas vom Gitarrenspiel verstehen, zählen sie zur Weltspitze. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen. Wie bereits gesagt, kann ich mich in meinen Beurteilungen nur danach richten, ob mir die Musik gefällt oder nicht. Der Musik von Clapton und Hendrix kann ich nichts abgewinnen. Das wird für die meisten Rockfans befremdlich klingen. Das ist so, als würde ein Freund der klassischen Musik sagen, dass er mit Beethoven nichts anfangen kann. Aber in meinem Fall ist es nun mal so. Mark Knopfler und die Dire Straits liegen mir da schon eher. Ihre Single „Brothers in Arms“ ist einer meiner Lieblingssongs. Die Tatsache, dass ich nicht sagen kann, welcher Gitarrist aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten mein Favorit ist, bedeutet im Umkehrschluss, dass ich auch nicht sagen kann, welcher Gitarrist für mich der Schlechteste ist.

Ich habe mir Wilfrieds Link zu Artist United angesehen. Das Lied war mir vollkommen fremd und den Jahren, in denen ich das Lied durch meine Unkenntnis nicht hören konnte, weine ich nicht nach. Bunt zusammengewürfelte Künstler, die sich für ein Hilfsprojekt einsetzen, waren einmal sehr en vogue. Man kann trefflich darüber streiten, ob eine solch Aufnahme bereits eine politische Aktivität darstellt oder mehr eine Gelegenheit für einen Künstler, sich noch einmal ins Gespräch zu bringen. Ich hege meine Zweifel, ob durch dieses Projekt ein Quadratmeter Regenwald vom Bagger verschont geblieben ist.

Bei den Künstlern in diesem Projekt waren einige, bei denen ich annehmen muss, dass ihr Lebenswandel (dicke Limousinen, Sportwagen, beheizte Pools, klimatisierte Garagen, Privatjets usw.) nicht auf ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein schließen lässt. Mr. Anderson mag hier eine Ausnahme bilden, aber in der Summe mache ich mir schon Gedanken über die Glaubwürdigkeit einer solchen Aktion. Das wirklich bemerkenswerte an dem Liedchen ist für mich die Tatsache, dass Größen wie Anderson und May zusammen mit dem deutschen Schlagersternchen Sandra an einem Projekt arbeiten. Diese Kombination hätte ich mir in meinen tollsten Fieberphantasien nicht ausdenken können. Vielleicht gibt es auch ein gemeinsames Video von Jimmy Hendrix und Mary Roos, wer weiß ?

Das Stichwort Brian May bringt mich zur letzten Vorurlaubs-Mail von Kretakatze. Hier schreibt sie, dass sie bei Mr. May endlich eine singende Gitarre zu hören hoffte, aber von einem startenden Düsenjet enttäuscht wurde. Das hat mich schwer getroffen. Mit Tränen der Wut und der Enttäuschung in den Augen habe ich das betreffende Video noch einmal aufgerufen und versucht, es mit den Ohren von Jemanden zu hören, der nicht mit der Musik von Queen aufgewachsen ist. Und siehe da: stellenweise erinnert die Liveversion tatsächlich an einen startenden Jet; das Bild passt sehr gut. An dieser Stelle kann ich also nur empfehlen, sich die Studioaufnahme dazu zu Gehör zu bringen. Leider kann ich bei youtube kein Video zur Studioaufnahme finden. Ich weiß weder aus noch ein: Da preise ich Mr. May als meinen Lieblingsgitarristen, mit dem Erfolg, dass er als akustischer Umweltverschmutzer abgestempelt wird. Ich bin vollkommen am Ende !

Bitte, bitte, liebe Kretakatze: Vielleicht gibt es in Deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis jemanden, der die ersten Queenalben aus der Zeit von 1974 – 1977 in seiner Sammlung hat. Falls dem so ist, mach Dir bitte die Mühe, dort einmal hineinzuhören. Da ist von startenden Jets keine Spur. Vielleicht ist das aber bei der Vielzahl unserer Themen zuviel verlangt. Mein Gott, was habe ich getan ??? Ich möchte Dir versichern, dass Mr. May durchaus in der Lage ist, so etwas wie eine Melodie zu spielen. Die Liveaufnahme von Brighton Rock war möglicherweise nicht der bestmögliche Einstieg in die Queen-Musik.

Nach einigem Suchen habe ich eine andere Studioaufnahme von Queen gefunden: The March of the Black Queen. Eine Aufnahme, die dazu geeignet ist, den Brighton Rock – Radau aus dem Wembleystadion zu relativieren. Bitte, liebe liebe Kretakatze, tu‘ mir den Gefallen und hör‘ es Dir einmal an ! Wenn Du danach Dein Urteil nicht revidieren kannst, gebe ich mich geschlagen.

Großer Absatz

Das „Roads to Moscow“ ist ein schönes Lied. Natürlich nicht zuletzt wegen der akustischen Gitarren. Aber auch der textliche Inhalt verdient eine Würdigung. Bei Gelegenheit werde ich mir den Text hierzu besorgen. Darüber hinaus bin ich leider kein großer Fan von Al Stewart.

Der Hinweis auf die überraschend deutsche Aussprache von „Mathilda“ ist schlüssig und einleuchtend. Allerdings frage ich mich, ob die englischsprachige Weltbevölkerung wirklich darüber informiert ist, dass sich dieser Name aus zwei althochdeutschen Begriffen zusammensetzt. Mir war das bis eben neu. Apropos Aussprache: Wilfried, hast Du eine Erklärung dafür, warum Mr. Clapton sein After Midnight wie Äfter ausspricht ?

Für heute ist es genug. Es ist sogar schon gar nicht mehr heute.
Bis bald also
Lockwood.

17.06.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood;

wenn wir eine Gruppe oder einen Musiker mögen und von denen ein bestimmtes Lied, dann verstehen wir es kaum, wenn andere nicht die gleiche Begeisterung aufbringen. Aber so ist das nun einmal. Lockwood kann nicht viel mit griechischer Musik und Clapton anfangen, Kretakatze wenig mit „Queen“ – und auch ich habe meine Schwierigkeiten, mich für das eine oder andere Lied zu begeistern, was ihr mögt. „Queen“ z..B. lag mir nie so recht und liegt mir auch heute nicht – trotz Lockwoods Bemühungen. Das Gitarrensolo von Brian May von „Brighton Rock“ war ein Eigentor von Lockwood; vielleicht hat man deshalb das Wembley-Stadion abgerissen und neu aufgebaut 😉 Aber auch „The March of the Black Queen“ kann mich nicht überzeugen. Es ist nicht meine Musik, zu operettenhaft. Jetzt bekommt Lockwood von beiden Seiten Druck, der Arme. Aber er wird es überstehen.

Al Stewart kenne ich eigentlich nur vom Hörensagen. „Year of the Cat“ habe ich sicherlich schon öfter gehört, aber nicht gewusst, von wem das ist. Und da es nicht „meinem Geschmack“ entspricht, gab es keine Veranlassung zu forschen, von wem das ist. Die „Roads to Moscow“ finde ich ganz okay. Aber Al Stewart insgesamt sagt mir wenig zu. Die Texte mögen in Ordnung gehen, aber die Musik ist mir etwas „zu leicht“ (auch wenn ich jetzt einen Aufschrei höre, aber sie erinnert mich etwas an Chris de Burgh und der ist mir einfach zu schmalzig).

Aber wir haben neben Jethro Tull wenigstens noch eine gemeinsame Schnittstelle: Mark Knopfer und Dire Straits. Ich habe mir damals auch eine LP von denen gegönnt, weil mir das Gitarrenspiel sehr gut gefiel (und heute noch gefällt). „Sultans of Swing“ findet sich so auch in den Top 100 der besten Gitarrensoli.

Ja, die Gitarrenspielerei! Ich pendle ja mit dem Zug zwischen Zuhause und Arbeitsstätte und höre mir jetzt schon mehrere Tage diese „100 Greatest Guitar Solos“ an. Fast die Hälfte der Stücke lässt sich dem „Hard Rock“ (Heavy Rock, Metal Rock, was weiß ich) zuordnen und besteht meist aus turnerischen Übungen (immer höher, immer schneller). Also abgehakt! Dann gibt es viele Stücke, die mir einfach nicht gefallen. Ich gebe euch darin völlig recht: Die Musik muss einem gefallen, sonst taugt auch das beste Solo nichts. Am Ende, so fürchte ich, bleiben gerade einmal ein Dutzend Stücke übrig, bei denen dann auch das Gitarrensolo halbwegs überzeugt. Ein Stück habe ich Euch eben genannt: „Sultans of Swing“ von Dire Straits, für mich nach wie vor: Aqualung mit Martins Solo.

Und dann gibt es sicherlich Gitarristen, die auf den diversen Bestenlisten nicht auftauchen, die mir trotzdem sehr gut gefallen, z.B. Ry Cooder, der sich u.a. auch viele Verdienste für seinen Einsatz zum Erhalt traditioneller Musik erworben hat (Stichwort: Buena Vista Social Club). Und in diesem Zusammenhang David Lindley (Prince Of Polyester genannt, Euch ist er sicherlich völlig unbekannt), der mit Ry Cooder zusammengearbeitet hat und wie er u.a. die Slide-Guitar spielt. Zu weiteren erwähnenswerten Gitarristen später mehr.

Apropos: David Lindley … als kleine Kostprobe ein kleines Lied von ihm : Bon Tempes Roulez. Wie gesagt, man nennt ihn den Prince of Polyester. Wenn es einen Preis fürs scheußlichste Outfit eines Musiker geben würde, so bekäme Ian Anderson durch Lindley echte Konkurrenz.

Womit ich bei Ian Anderson wäre. Dank der augenblicklich zu Ende gehenden Konzerttour von Jethro Tull durch Deutschland (Fortsetzung im Juli) finden sich in den News im Internet diverse Berichte. Zunächst aber zu den Reaktionen im Laufi-Forum von unseren Eingeweihten und Hardcore-Fans: Germany 2007 (wenn der Link noch klappt, ich fürchte der gute Laufi hat sein Forum in die Grütze gehauen oder es wurde gehackt): Zunächst ist viel von Euphorie zu lesen. Aber dann … Plötzlich kehrt sich der Eindruck und von Verriss zu sprechen, wäre fast schon geschmeichelt. Wie diese so völlig unterschiedlichen Beurteilungen der Konzerte zu Stande kommen, vermag ich kaum zu ergründen. Deshalb will ich mir das auch ersparen. Die verriss-ähnlichen Kritiken dürften aber, so fürchte ich, den Nagel am ehesten auf dem Kopf treffen.

Ich bin u.a. auch über ein Interview mit Herrn Anderson gestolpert, das mir in mancherlei Hinsicht sehr aufschlussreich (auch glaubhaft) erscheint. Zunächst eine mögliche Erklärung, warum Ian Anderson immer noch auf Tour geht (Geld allein kann nicht die Ursache sein), hierzu der Meister:

„Ich versuche mich in die Richtung des perfekten Konzerts zu bewegen. Ich weiß natürlich, dass es falsch ist anzunehmen, dass man tatsächlich irgendwann zu absoluter Perfektion gelangen kann. Aber es macht mir Spaß, es wenigstens zu versuchen. Ich weiß, dass ich immer noch Fehler mache. Jede Nacht haue ich mal daneben, spiele drei oder vier Noten falsch. Das mag Ihnen als Zuschauer gar nicht auffallen, vielleicht noch nicht mal den Typen in der Band, aber mir fällt es auf. Es dreht sich alles darum, keine technischen Fehler zu machen. Aber es ist auch mehr, es ist das Übertragen von Emotionen. Diese Kommunikation ist die ästhetische Seite ein Performer zu sein. Mit anderen Worten, es geht nicht nur um die technische Perfektion, es ist auch die Suche nach der besten Möglichkeit einen Gedanken oder eine Idee für einen Song zu kommunizieren.“

Zu seinem Piratenoutfit zwar kein Wort, aber doch etwas zu Alter und Aussehen :

„Ich möchte, dass die Leute meine schlaffen Arme sehen und mein gealtertes Gesicht und ich möchte, dass sie hören, dass das Alter auch in meiner Stimme seine Spuren hinterlassen hat. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich ein alter Mann bin. Ich kann immer noch richtig sauer werden auf der Bühne und ich denke, dass meine Musik nach wie vor eine große emotionale Bandbreite abdeckt. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich nichts von diesen Aktionen unternehmen muss, was sich die jüngeren Leutchen heute so antun. Ich bin nun mal keine Zwanzig mehr. Aber ich kann mich mit meinem Alter und meiner physischen Kondition gut arrangieren.“

Bildchen gibt es natürlich auch von den Konzerten, u.a. vom Auftritt in der Zitadelle Spandau in Berlin.

Ian hoch auf dem roten Stuhl (Leipzig 07.06.2007)
Ian hoch auf dem roten Stuhl (Leipzig 07.06.2007)

Nun, Kretakatze, ein wirklich neues Album von Jethro Tull ist zwar immer noch nicht in Sicht, aber um die Wartezeit zu überbrücken, gibt es ab 24.08.2007 ein Doppelalbum: Live in Montreux 2003. Leider interessiert mich der Audio-Teil weniger als das Video, das ich zwar in beschiedener Qualität habe, aber gern in bester DVD-Auflösung hätte. Vielleicht kommt das ja dann später auch noch auf den Markt. Genug Anderson …

Kretakatzes Fotoserie mit dem Gitarrenbanjo finde ich höchst interessant. Ich mutmaße, dass Du dem Instrument auch einige wohlklingende Töne entlocken kannst (ich sehe Dich den D-Dur-Akkord greifen, auch C- oder ist es F-Dur; wie lange habe ich selbst schon nicht mehr auf der Gitarre gespielt; das Gitarrenbanjo müsste gleich gestimmt sein, oder?). Da ich gerade bei Deinen Fotos bin: Was hat es eigentlich mit dem Klauenbeschneiden auf sich? Warst Du früher in der Landwirtschaft tätig?

Nun am Samstag tritt ja Jethro Tull in Kreta auf. Hoffen wir, dass unsere gute Kretakatze noch ein Ticket bekommt, denn ich bin gespannt, wie ihr Urteil über das Konzert ausfällt.

Gruß nach Kreta. Und Gruß an Dich, Lockwood.
Gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause.

Wilfried

P.S. Lockwood, wann machst Du eigentlich Urlaub? Deine Kinder müssten doch bereits ab Donnerstag Ferien haben. Bei uns ist es bis zu dem Sommerferien noch vier Wochen hin.

P.P.S. Der Meister wird übrigens am 10. August d.J. 60 Jahre alt. Nur als Vorwarnung. Vielleicht fällt Euch ja etwas Hübsches ein, was man ihm ‚schenken’ könnte. Ich denke da an so etwas Ähnliches wie einen ‚Rentenbescheid’.

19.06.2007

English Translation for Ian Anderson

Videobearbeitung am PC – 3. Teil

Beim Kauf meines Rechners hatte dieser ein ganzes Software-Paket der Firma Cyberlink mit an Bord. Neben einem DVD-Player und Cyberlink Cinema (u.a. kann ich damit TV gucken und auch Sendungen in den verschiedensten Videoformaten aufnehmen – gleichzeitig aber auch über eine entsprechende Schnittstelle am PC die analoge wie digitale Videokamera anschließen) sind das der PowerProducer, mit dem ich Videos zusammenstellen und samt Videomenü brennen kann, und die Videobearbeitungssoftware PowerDirector.

Cyberlink PowerDirector

Der PowerDirector bietet eigentlich alles, was ich für den Hausgebrauch zur Videobearbeitung brauche, hat allerdings seine Grenzen. So werden zwar alle gängigen Formate unterstützt, aber z.B. kein 5.1-Audio. Auch ist es mit Video- und Tonspuren nicht weither. Wer also mehr als nur Effekte und Übergänge im Videobereich erstellen möchte, wer mit mehr als einer Videospur zu arbeiten gedenkt, dem rate ich eher zum Ulead MediaStudio (was allerdings eine Geldfrage ist). Für den Anfang hat aber der PowerDirector bei mir ‚treue Dienste‘ geleistet.

Videobearbeitung am PC – 1. Teil: Ulead MediaStudio Pro 8.0
Videobearbeitung am PC – 2. Teil: Macromedia Flash Professional 8

Desert Blues – Musikprojekt aus Mali

Der Sender „arte“ strahlte am 16. Juni die Sendung „Desert Blues“ – Eine musikalische Reise ins Herz von Mali – aus.

Desert Blues - Mali/Afrika

In Mali, einem von Trockenheit, Bürgerkrieg und jahrhundertealten mündlichen Traditionen geprägtem Land, haben engagierte Musiker ein originelles Projekt für den Frieden ins Leben gerufen: „Desert Blues“. „Desert Blues“ vereint Musiker verschiedener Volksgruppen. Habib Koité, Afel Bocoum und das Tuareg-Frauen-Ensemble Tartit, drei der bekanntesten Musiker des Landes, beteiligen sich an dieser Aktion. „Desert Blues“ greift die vielfältigen musikalischen Wurzeln des afrikanischen Landes auf und kämpft für ein friedliches und vereintes Mali. Der Regisseur Michel Jaffrennou öffnet sein leuchtend buntes Tagebuch und lädt den Zuschauer auf eine fabelhafte Reise ins Herz Malis ein.

ARTE begibt sich auf eine musikalische Reise ins heutige Mali und stellt drei der bekanntesten Musiker aus Mali vor: Habib Koité, Afel Bocoum und das Tuareg-Frauen-Ensemble Tartit. Darüber hinaus erzählt der Film von den Wünschen und Hoffnungen sowie den Alltagssorgen der Menschen in diesem afrikanischen Land.

Die Aktion „Desert Blues“ hat in Mali eine große symbolische Bedeutung, denn die beteiligten Musiker stammen aus Regionen, in denen es erst kürzlich zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Bevölkerung gekommen ist. Gemeinsam haben sie einige der schönsten Musiktraditionen von Mali aufgegriffen – beispielsweise die der Songhai vom Niger, der Bambara und der Tuareg. Das Musikprojekt verstand sich neben der Bewahrung von musikalischen Traditionen, aber auch als Aufforderung an die verschiedenen Volksgruppen des Landes, friedlich und respektvoll miteinander umzugehen.

Habib Koité gehört zur ethnischen Gruppe der Bambara und stammt von den Khassonké im Westen Malis ab. Er kommt aus einer Griot-Familie und pflegt die musikalische Tradition seiner Vorfahren. Mit seiner Musik will er vor allem junge Menschen im heutigen Mali ansprechen.

Afel Bocoum ist Songhai und gilt als Erbe Ali Farka Tourés. In seiner Musik spiegeln sich der weite Horizont, die flirrenden Farben, die Zeitlosigkeit Malis und der Geist des Flusses Niger wider.

Tartit ist eine Gruppe von Tuareg-Frauen aus Timbuktu, dem Ort der Begegnung in der Sahara. Sie sprechen Tamashek. Ethnisch sind sie den Berbern nahe, geographisch allen anderen malischen Völkern. Tartit ist die engagierte Stimme eines Volkes, das ums Überleben kämpft. Ihre Musik ist ein Friedensappell.

Tartit - Tuareg-Frauen

Alle diese Musiker sind Poeten. Sie spielen traditionelle Instrumente wie Tinde, Tehardant, Balafon, Imzad – aber auch Elektrogitarre. Auf der Bühne stimmen sie gemeinsam in ihre Lieder ein, ihre verschiedenen Sprachen vermengen sich. Das Ensemble Desert Blues mischt traditionelle Klänge mit zeitgenössischer Musik. Bei jedem Konzert ist spürbar, mit welcher Begeisterung sie die Musik im heutigen Mali neu gestalten.

Hier nun in Ausschnitten die Musik aus der Fernseh-Dokumentation:


Desert Blues – Musikprojekt aus Mali – Teil 1


Desert Blues – Musikprojekt aus Mali – Teil 2