Archiv für den Monat: September 2006

Was ist bloß mit Ian los? Teil 11: Von eingeschlafenen Händen u.v.a.

Hallo Wilfried,

ist es wirklich wahr, dass man im Rest der Republik keine Holländerwitze kennt ? Nun, der Niederländer aus den Witzen ist saudumm, blockiert mit seinem Wohnwagengespann bundesdeutsche Autobahnen und wird vom Rest der Welt gehasst. Also ist der Holländerwitz dem Ostfriesenwitz in der Aussage sehr ähnlich. Kein Wunder: Aus ethnischer Sicht sind unsere westlichen Nachbarn Nachfahren der germanischen Stämme der Friesen und Batavern, daher also die Verbindung zu den Ostfriesen.

Das mit meiner niederländischen Staatsbürgerschaft darfst Du nicht überbewerten; die räumliche Nähe meines Wohnorts zur Grenze ist purer Zufall. Ich muss das erklären:
Die Heimat meiner Familie ist Deutschland, sie stammen aus der Gegend um A. Irgendwann kam ein Vorfahre von mir auf die Idee, ins benachbarte Holland zu ziehen. Er lebte dort einige Jahre und nahm auch die niederländische Staatsbürgerschaft an. Irgendwann zog es ihn wieder nach A. zurück, seine Nationalität hat er allerdings beibehalten. Nach niederländischem Recht „vererbt“ sich die niederländische Staatsbürgerschaft dominant:
„Das Kind eines Niederländers ist automatisch Niederländer. Egal, wo es geboren wurde oder welche Nationalität die Mutter hat!“ Das war der Originalton einer Konsulat-Mitarbeiterin, bei der wir unseren Sohn nach seiner Geburt angemeldet haben. Ganz schön selbstbewusst für so ein kleines Land. Aber weiter im Text: Mein Bruder und ich, unser Vater, unser Großvater, unser Urgroßvater wurden alle im Raum A. geboren. Der reisefreudige Ahne muss also länger zurück liegen.1939 nahm ein Verwandter von mir die deutsche Nationalität an, um als tapferes Mitglied der Deutschen Wehrmacht in den Krieg ziehen zu können. Aus diesem Krieg kehrte er nicht wieder. Seit dieser Zeit lassen die männlichen Familienmitglieder die Finger von der deutschen Staatsbürgerschaft.

Das hat Vorteile und Nachteile. Nachteil: Kein Wahlrecht bei Bundestagswahlen. Damit kann ich leben; ein so überzeugter Verfechter der Demokratie bin ich nicht. Vorteil: keine Bundeswehr; kein Einsatz als Wahlhelfer bei Kommunalwahlen (das droht uns Mitarbeitern eines kommunalen Energieversorgers regelmäßig). Es kann sogar zu belustigenden Szenen kommen: Als meine Frau und ich damals das Aufgebot bestellten, meinte der hilfsbereite Standesbeamte nach einem Blick auf meinen Personalausweis, ob er für die Trauungszeremonie einen Dolmetscher bereitstellen solle. Ich lehnte dankend ab und meinte, es ginge auch so.

Als meine Frau und ich uns damals nach einem Standort für unser Häuschen umschauten, wären wir gerne in A. geblieben. Aber hier passen einfach die Grundstückspreise nicht zu meinem Sparstrumpf. In B. unterliegen die Gründstückspreise einem gewissen Prärie-Abschlag. Nur deshalb wohnen wir jetzt nahe der Grenze. Mit meiner Nationalität hat das nichts zu tun.

Hast Du von Deinen tollen Nachbarn, die Du in Deinen Seiten so nett beschreibst, jemals ein Feedback bekommen ? Erkennen sie sich wieder ? Können sie überhaupt lesen ?

Dein Link auf die russische Seite ist wieder einmal der Hammer ! Wie findet man so etwas ?? Durch Dich bekommt der Begriff ‚Webmaster‘ eine ganz neue Dimension ! Gibt es eine Möglichkeit, die Vielzahl Deiner Links in einem Ordner zu speichern ? Sie sind viel zu schade, um sie in den Tiefen des Postfaches vergammeln zu lassen. Einige der auf der russischen Seite aufgeführten Titel gehörten zum Repertoire der B.-er Folk-Gruppe. Zwei aus dieser Gruppe beteten die Chieftains an, mit meinem laschen Interesse für JT gar nicht zu vergleichen. Ich muss zugeben: Handwerklich sind diese alten Burschen wirklich topp !

Eine weitere Version des Sieben-Tage-Lieds entdeckte ich zufällig auf einem Album von Angelo Branduardi. Diesmal in italienisch. Ein wirklich europäischer Klassiker. Wenn man im Netz lange genug gräbt, findet man vielleicht sogar eine kirgisische Fassung. Ich selber habe außer der Italienischen keine Version dieses Liedes. Die Möglichkeit des Downloads würde mich also schon reizen…

Zur Nostalgiewelle:
Ich bin zwar „erst“ 43, aber Sehnsucht nach Vergangenem kenne ich auch. Vielleicht habe ich das im Zusammenhang mit JT bereits erwähnt. Außerdem kannst Du auf meinem Bild erkennen, dass ich den Blick stur in die Vergangenheit richte.

Deine Argumente für die eingeschlafenen Hände haben mich überzeugt. Da ich nie ein Instrument gehalten habe, war mir dieser Aspekt fremd. Dass der Meister fast vorzeitig von uns gegangen wäre, habe ich auch ‚mal gelesen. Mir ist aufgefallen, dass er sich in jüngeren Interviews abfällig über Raucher äußert, obwohl ältere Fotos ihn selten ohne Zigarette zeigen. Ich vermute deshalb, dass er nach seiner Erkrankung mit dem Rauchen aufgehört hat. Oder bereits nach seinen Halsproblemen. Ich selber rauche viel zu viel, singe aber so kräftig wie ein Nebelhorn. Unser Pfarrer und die Chorleiterin umwerben mich schon einige Zeit für den Kirchenchor. Tja, wenn ich Zeit hätte…

Ich möchte noch einen Moment bei Mr. Anderson bleiben. Auf alten Videos wirkt er stets sehnig und athletisch. Auf den Aufnahmen aus Istanbul 1991 wirkt er sogar hochgewachsen. Auf aktuellen Videos macht er allerdings einen eher gedrungenen Eindruck. Klein und mollig wäre zu stark ausgedrückt, aber in diese Richtung geht’s. Weißt Du, wie groß Mr. Anderson ist ?

Ich möchte gerne das Schriftstück sehen, in denen ein Fan (nur einer!) Mr. Anderson auffordert, ein Piratentuch zu tragen ! Seine Aussagen in Interviews sind wirklich mit Vorsicht zu genießen.

Bist Du darüber informiert, warum Mr. Anderson eines Tages seine normal großen Gitarren gegen die Small-Body – Instrumente eintauschte ? Siehst Du als Musiker einen tieferen Sinn darin ? Zugegeben, die Dinger klingen nicht schlechter als ihre großen Verwandten, aber es sieht ein wenig seltsam aus.

Und wo wir schon einmal bei der Allwissenheit sind: Ist Dir bekannt, ob Mr. Anderson jemals eine 12saitige Gitarre verwendete ?

Ein letztes Mal zu Deinem Selbstmord-Beitrag:
Meine Hoffnung, dass dieser Beitrag nicht typisch sein möge für den Wilfried, den ich glaubte, ein wenig kennen gelernt zu haben, hat sich erfüllt. Dieser Beitrag ist nicht typisch. Ich werte ihn mittlerweile als Ausrutscher; als Ausdruck eines vorübergehenden Zorns. Noch heute Morgen dachte ich, dass ich in der Lage wäre, eine ähnliche oder noch schlimmere Hass-Tirade zu verfassen, wenn mir etwas gehörig gegen den Strich geht. Es ist tatsächlich so: Wenn ich den Eindruck habe, angegriffen zu werden, mutiere ich zur Bestie. Dann bröckelt die dünne Schale der Zivilisation ganz schnell weg und es gibt kein Halten mehr.

Das muss sich nicht immer in physischer Gewalt äußern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Worte, gesprochen oder geschrieben, mehr schmerzen können als Fäuste. Und wenn ich in einer entsprechenden Stimmung bin, bewirkt der angestiegene Adrenalinspiegel in mir eine ungeahnte Kreativität in Boshaftigkeiten. Was will ich mit diesen Zeilen sagen ? Ich verstehe Deinen Zorn auf Leute, die Dich völlig unnötigerweise davon abhalten, zu Deiner Familie zu kommen. Ich verstehe, dass Du Dir für diesen Zorn ein Ventil gesucht hast. Deine Waffe gegen diese Menschen ist nicht das Schwert, sondern die Feder. Deine Frage, ob ich nicht ebenfalls manchen Zeitgenossen die Pest an den Hals wünsche, kann ich nur mit JA beantworten.

Ich habe es dieser Tage schon angedeutet: Ich tue mich schwer damit, meine philanthropische Weltsicht immer und überall aufrecht zu erhalten. Es gibt Momente, da will dies einfach nicht gelingen. Es gibt Menschen, deren Nasenbein eine magische Anziehungskraft auf meine Faust ausübt. Glücklicherweise habe ich mich bisher (fast) immer aus dem Staub machen können, bevor diese Anziehungskraft meine Selbstbeherrschung überragte. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mich bemüht, die Mitmenschen als „Brüder und Schwestern in Christo“ zu sehen. Falls mir das gelungen sein sollte, muss ich feststellen, dass sich unter meinen Geschwistern wirklich allerhand Pack befindet !

Mir fehlt Einiges zum Heiligen. Ich schaffe es einfach nicht, jeden Menschen so zu lieben wie mich selbst. Die wenigen Menschen, die das schaffen, würden in einen Bus passen und sind weltberühmt geworden: Franz von Assisi, Mutter Theresa, Frere Roger,… In dieser Reihe wird man meinen Namen niemals finden.

Es ist nicht so, dass ich Dir Deinen Beitrag „verziehen“ hätte, denn ich habe Dir nichts zu verzeihen. Es ist Deine Website, Du lebst in einem freien Land, das Internet ist ein freies Medium, Du hast ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Darüber hinaus bin ich einer der Letzten, die andere Menschen wegen ihrer Fehler maßregeln sollten; dazu mache ich selber zu viele Fehler. Ich habe mit keinem Wort von Dir verlangt, dass Du Deinen Beitrag zurückziehen sollst. Ebenso wenig werde ich meine Kritik an Deinem Beitrag zurücknehmen. Du hast Dich mit diesem Beitrag an die Öffentlichkeit gewandt und musst nun mit der Meinung dieser Öffentlichkeit zurecht kommen.

Aber, wie ich Dich einschätze, schaffst Du das. Was mich betrifft, können wir dieses Thema nun beenden.

Abrupter Themenwechsel:
Hast Du schon einmal daran gedacht, auf Deiner Site „The Whistler“ einen link oder einen Hinweis auf Deine neu entstandene Rubrik zu installieren ? Damit würde der geneigte Leser zielsicher zu unseren sehr lesenswerten Ausführungen geführt.

Die Tatsache, dass ich viel Zeit auf Deinen Seiten verbringe, muss Dir überhaupt nicht peinlich sein ! Das ist meine eigene Entscheidung, die Du nicht vertreten musst. Ich mache das nicht, um Dir einen Gefallen zu tun, sondern um interessante aktuelle Beiträge zu fast allen Aspekten der menschlichen Existenz lesen zu können. Und Deine Beiträge sind überwiegend (hüstel) sehr lesenswert. Dass wir uns gegenseitig viel Zeit rauben, ist nicht wegzudiskutieren. Das ist einfach so. Aber es gibt auch angenehme Arten, beraubt zu werden, nicht nur der Jungfernschaft. Mir macht unser Gedankenaustausch einfach Spaß. Wäre es anders, hätte es niemals eine zweite mail von mir gegeben.

Dies ist möglicherweise mein längstes Schreiben an Dich. In den letzten Wochen sind mir durch unseren Schriftwechsel schon drei Tastaturen durchgeschmort. Ich werde mich im Fachhandel erkundigen, ob es die Dinger auch mit Wasserkühlung gibt. Vom vielen Lesen habe ich schon Hornhaut auf den Augen (kein Witz!), aber ich freue mich jedes Mal auf Deine Antwort.

Nun aber genug.
Viel Spaß beim Flusskrebs-Essen und ein schönes Wochenende !

Bis bald
Lockwood

09.09.2006

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Hallo Lockwood,

auch nur wieder auf die Schnelle, bevor ich mich mit meinen Lieben startklar mache, um zum großen Flusskrebsessen zu starten.

Im Anhang das Bots-Lied.

Übrigens zu den Holländer-Witzen: Klar, das Stichwort Wohnwagenanhänger! Da habe ich einen Werbespot von Bosch. Ist aber eine WMV-Datei (ein Video für den Windows Media Player). Ist ganz witzig. Und einen weiteren Werbespot für eine Automarke gibt es ja auch im Fernsehen; den mit der Familienkutsche und den zwei jungen Typen im Cabrio, die mit eindeutig holländischen Dialekt herumwitzeln.

Gleich geht es los.
Bis später dann
Wilfried

09.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Microsoft startet Videodienst „Soapbox on MSN Video“

Wer viel im Internet surft, stößt irgendwann auch auf youtube.com und andere Videodienste (siehe meine Seite: Video online – broadcast yourself), um u.a. seine musikalischen Lieblinge nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Jetzt zieht auch Microsoft nach und stellt in einer Beta-Version, für die man sich allerdings extra anmelden muss, den Video-Dienst „Soapbox on MSN Video“ vor. Man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt.

siehe auch zdf.de: Microsoft macht YouTube Konkurrenz

Was ist bloß mit Ian los? Teil 10: Küsschen von Ian

Hallo Wilfried,

ich weiß nicht, wie ich es Dir beibringen soll, aber „Die Leiden des jungen Werther“ fand ich ebenfalls langweilig.

Auf dem Bild mit Deinem Konterfei schaust Du nicht beschämt, sondern konzentriert. Ich vermute, Du befindest Dich in einem Ladenlokal. Vielleicht ein Schallplatten- oder Buchladen. Aber andererseits: Wann wird man beim Einkaufen fotografiert ? Wie das Produkt einer Überwachungskamera wirkt das Foto nicht. Das Bild wurde mit einer kleinen Brennweite und ohne Blitzlicht aufgenommen, also muss der Fotograf kurz vor Dir gestanden haben und der Raum ausreichend beleuchtet gewesen sein. Jedenfalls hast Du bemerkt, dass Du fotografiert wirst. Ist das Bild am Ende gestellt ? Birgt Deine Frage vielleicht die Antwort schon in sich ? Betrachtest Du gerade etwas aus dem JT-Umfeld ? Viele Fragen, keine Antwort. Ich hoffe, Du wirst hier bald Abhilfe schaffen.

Den Begriff ‚Pibroch‘ kannte ich bis zu „Songs from the wood“ auch nicht. Aber ich habe die Angewohnheit, unbekannte Worte sofort nachzuschlagen. Hin und wieder bleibt mir eine Erklärung sogar im Gedächtnis haften. Ich erinnere mich, dass ich den Begriff „Nomenklatura“ im Laufe von schätzungsweise 10 Jahren mindestens dreimal nachgeschlagen habe. Mittlerweile sitzt er, zumindest solange, bis die zuständigen grauen Zellen sich verabschieden.

Deine Links funktionieren prächtig. Einzig mit dem Broadford Bazaar gab es einen Griff ins Leere. Verrate mir bitte, wo genau auf Deinen Sites der Song zu finden ist. Ohne eine roten Faden verirre ich mich immer noch bei WilliZ.

Ich habe mir gerade das „Beggar’s Farm“ – Video angesehen und die Fingerübungen bemerkt. Es könnte sich dabei aber auch um den Ausdruck von Nervosität handeln. Manchmal erwische ich mich selber auch bei unnötigen Fingerspielen. Dass eine Hand beim Flöten einschläft, glaube ich weniger. Hat sie doch bei dieser Tätigkeit ausreichend Bewegung. Mir sind schon häufiger Ähnlichkeiten in der Motorik des Mr. Anderson zu Joe Cocker aufgefallen. Hier wie dort ist in den Bewegungsabläufen nicht immer alles rund. Ich konstatiere: Der Meister steckt voller Geheimnisse. Vor allem dann, wenn man sich als Fan auf jedes noch so kleine Detail stürzt. Nicht umsonst stammt der Begriff ‚Fan‘ von ‚Fanatiker‘. Gerade habe ich Google die Suchbegriffe „Ian Anderson – eingewachsener Fußnagel“ eingegeben. Es liegt kein Eintrag vor.

Ich sehe Mr. Anderson auch als Landlord. Sein Bühnenoutfit aus der 77er Tour und das Cover von ‚Heavy Horses‘ unterstreichen diesen Eindruck noch. Ich denke, in seiner Folkphase sah er sich selber so. Und, egal, was er danach produzierte, wirkte er damals sehr glaubwürdig in dieser Rolle.

Mr. Barre sehe ich nicht als ein normales Bandmitglied an. Er wirkt auf mich eher wie ein Freund des Meisters, eine graue Eminenz, ein ruhender Pol, der Fels in der Anderson’schen Brandung. Auf einem Video ist zu sehen (ich weiß im Moment leider nicht, auf welchem – Anmerkung Williz: Im Tampa-Tullavision-Video Crazed Institution von 1976), wie der Meister seinem Gitarristen ein Küsschen auf die Wange haucht.

Küsschen von Ian

Im Grunde ist es mir gleich, wer bei den Tulls gerade Bass, Drums und Keyboards spielt. Mit einer Ausnahme: Dieser androgyne Typ aus der „A“ – Zeit passte in die Gruppe wie Sahne auf die Currywurst. Und überhaupt: Die weißen Overalls damals. Wie Waschmaschinenmonteure oder Leute von der Spurensicherung. Die Dickens-Lumpen aus den späten 60ern / frühen 70ern passten viel besser zum Image der Gruppe. Vielleicht habe ich es schon einmal erwähnt: In meinen Augen begann 1980 eine rasante Talfahrt von JT, die bis jetzt nicht gebremst werden konnte. “ The train wont stop going — No way to slow down. „

Die Gruppe Focus kenne ich nur aus Deiner Website. Allerdings ist mir Jan Akkermann ein Begriff, wenn auch nur ein oberflächlicher. ‚Sieben Tage lang‘ ist wohl das Lied, das ich am häufigsten pfeife. Die Melodie ist einem bretonischen Volkslied entnommen (I’m sure, you know).

Kurze Story hierzu: Diesen Sommer hatte ich das Liedchen wieder einmal auf den Lippen, als meine Frau mich fragte, was ich da wieder für einen Mist flöte. Ich antwortete ihr, dass sie davon nichts verstehe, das sei ein Arbeiterlied. An diesem Abend musste ich ungeküsst einschlafen.

Von unserem Häuschen ist es bis zur niederländischen Grenze nicht weit. Hier im Grenzgebiet gab und gibt es einen Sprit-Kaffee-Tabak – Tourismus. Bevor Du Dich zu Holländerwitzen hinreißen lässt: Ich bin niederländischer Staatsbürger. Nicht aus Überzeugung, sondern von Geburt. Ist ganz praktisch, wegen der Bundeswehr.

Abschließend zu Deinem Suicid-Aufsatz:
Nachdem ich mich nun ein wenig abgeregt habe, kann ich vielleicht sachlich darüber schreiben. Vor einigen Tagen hast Du mir geschrieben, dass Du Dich für Psychologie interessierst. Dies, Deine bevorzugte Literatur, Dein Angriff auf einen antisemitschen Mel Gibson, Dein in ciceronischer Eloquenz vorgetragenes Plädoyer für Herrn Grass und überhaupt Dein ganzer Internetauftritt vermittelten bis gestern den Eindruck, es mit einem linksliberalen (Betonung auf liberal) Philanthropen zu tun zu haben.

Und dann das ! Ich will jetzt nicht lange darauf herumreiten; die angedrohten 200 Seiten werden es nicht. Nur: Kannst Du Dir vorstellen, wie verzweifelt ein Mensch sein muss, um sich in eindeutiger Absicht den Bahngleisen zu nähern, selbst wenn diese Gleise den Herrn Albin zur Arbeit oder, noch schlimmer, nach Hause tragen sollen ? Haben diese Menschen nicht etwas anderes verdient als Spot und Häme ? Diese Menschen bedenken in den seltensten Fällen die Folgen ihres Tuns, in diesem Moment sind sie zu sehr mit ihrem eigenen Los beschäftigt. Und dann die Fotos zu dem Artikel. Du hast wieder schön deutlich gemacht, dass Du zu jedem Beitrag das passende Foto greifbar hast. Aber musste das in diesem Fall wirklich sein ? Das hätte ein Bild-Redakteur kaum besser machen können. Der Bruder eines Klassenkameraden warf sich vor einen Zug. Der Vater eines angeheirateten Onkels von mir erhängte sich. Hoffentlich schauen die Hinterbliebenden dieser Welt nicht in Deine Seiten. Im Grunde steht mir Kritik an Deiner ureigensten Website überhaupt nicht an. Du kannst veröffentlichen, was Du willst, ohne Dich vor irgendjemanden rechtfertigen zu müssen.

Sieh‘ es mal so: Mit meinem Kommentar und diesen Zeilen möchte ich lediglich meine Verwunderung über die bis dahin unbekannte Seite des Wilfried A. ausdrücken.

Über die oft aussichtslosen Bemühungen, eine menschenfreundliche Weltanschauung zu bewahren, würde ich an anderer Stelle gerne mehr schreiben.

Für heute ist es genug.

Viele Grüße und gute Besserung !

Lockwood

07.09.2006

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Hallo Lockwood,

Du bist also niederländischer Staatsbürger! Und es gibt da Witze über Holländer? Was zeichnet denn deren besondere Charakteristik aus, das so oft den Grund für solche Witze legt? Ähnlich wie bei den Ostfriesen, den weiteren Nachbarn, deren etwas einfältige Art? Kann ich mir eigentlich nicht denken.

Auf Focus und Bots (und dem besagten Lied, das Du also nicht nur kennst, sondern mit dem Du durch Pfeifen Deine Frau nervst) bin ich vor kurzem wieder gekommen. Bots habe ich irgendwann Ende der 70-er Jahre in einem kleinen Ort zwischen Bremen und Bremerhaven ‚in concert’ gesehen. Damals war es schon so etwas ähnliches wie eine Hymne. Auf Bots und den sieben langen Tage kam ich, als ich im Internet vor einiger Zeit (auf einer russischen Seite – mit einigen weiteren interessanten Links) auf jede Menge MP3s mit Folk-Musik u.a. stieß; u.a. gleich zweimal ein Lied namens Son ar Chistr (Ev‘ chistr ‚ta Laou), was wohl Cidre-Lied (Apfelweinlied) heißt, gespielt von den Gruppen namens Mervent aus Russland (!!!) und Chieftains aus Irland – genau das Lied! Mithin ist der Ursprung wahrscheinlich nicht rein bretonisch, aber auf jeden Fall keltisch (irgendwo steht da: The melody of this Breton drinking song was borrowed by Ray Fisher for the Scottish traditional ballad “Willy’s Lady” – man meint hier doch nicht meine Frau?)

Inzwischen habe ich im Internet (wo sonst) das Liedchen von Bots als MP3, allerdings auf Holländisch gefunden: Zeven dagen lang! So schließt sich der Kreis (wenn Interesse an dem Lied als MP3 besteht, dann kann ich sie Dir zum Herunterladen bereitstellen – aber sicherlich hast Du das Lied sowohl auf Deutsch als auch auf Holländisch – ich werde wohl auch einen eigenen Beitrag zu diesem Lied schreiben).

Und Focus: Eigentlich suchte ich ‚House of the Kings’ von der Gruppe, weil dieses Lied früher immer wieder Jethro Tull zugerechnet wurde (ich kann mich nur dunkel daran erinnern, irgendwie war es mit Living in the Past artverwandt, wenn auch kein 5/4-Takt). Dafür fand ich aber anderes Material, mit dem ich frühere Jahre heraufbeschwor. Aber da warst Du ja noch ein junger Knabe mit lockigem Haar (Nichts für ungut). Ja, mit dem Alter kommt man so in eine Nostalgie-Phase. Da kommen plötzlich Erinnerungen hoch, die man für total begraben glaubte. Unser Plausch trägt da nicht unwesentlich bei.

Zu Ian Andersons Fingerspielen: Ich könnte mir nach wie vorstellen, dass seine Hand eingeschlafen ist, die ausreichende Bewegung ist kein Gegenargument. Immerhin muss er beide Hände beim Flötenspielen ziemlich hoch halten (überm Herzen), da sackt das Blut schnell ab. Ich habe ja früher auch Musik gemacht (E-Bass), und nach einen der (Gott sei Dank) wenigen Auftritte, die allerdings mit Pausen bis zu vier Stunden dauerten, hätte ich meine Finger einschl. Hände wegwerfen können, so taub waren diese. Ich habe allerdings das ganze Konzert vorliegen – und da macht er immer wieder diese Fingerübungen. Was noch sein könnte: es sind irgendwelche Nachwirkungen seiner Deep vein thrombosis (also einer Thrombose in den im Körper tiefliegenen Venen), die ihn hätte fast sterben lassen. Aber ich bin kein Arzt. Vielleicht gucke in andere Konzertausnahmen der letzten Jahre und ob er dort auch öfter die Fingerübungen macht.

Nach langer Zeit gibt es bei laufi.de wieder einmal ein Video (und die nächsten sollen folgen). Ich habe mir beide Version heruntergeladen (Du weißt: Mit rechter Maustaste auf den Link klicken, dann ‚Ziel speichern unter …’ oder ähnliches, je nach Webbrowser). Es stammt aus einer älteren TV-Dokumentation „All you need is love“ und äußert sich kritisch zum Glitterrock, den aufgrund ihrer Kostümierung auch Tull zugerechnet werden. Minstrel in the Gallery wird hier leider nur zerhacktstückt wiedergegeben (ich dachte, ich könnte daraus Teile in mein jetzt schon aus 3 Teilen bestehendes Minstrel-Video einfügen, aber das sind wirklich nur Schnipsel, leider). Interessant ist das Video auf jeden Fall, da sich Anderson zum Outfit äußert, was man gewissermaßen auch auf die Neuzeit anwenden könnte. Danach würde Anderson im Piratenlook auftreten, weil es die Fans so wollen (oder weil Anderson denkt, dass sie es so wollen).

Ach so mein Bildchen. Also ich gucke im eigentlichen Sinne nicht konzentriert. Und der Fotograf stand nicht vor mir, sondern saß, wenn auch dicht vor mir, was bedeutet, dass ich auch gesessen haben muss. Wenn schon konzentriert, dann ganz ‚hingegeben’ … – … nämlich einem mindestens 5000 Kalorien enthaltenden Eisbecher, den Löffel schon in der Hand, den ersten Happen ‚vor Augen’. In meinem Blick vereinen sich also Vorfreude, Hingabe, Sinnengenuss, entspannte Spannung (hoffentlich schmeckt das Eis auch so, wie es aussieht), Abkehr von Umwelteinflüssen und ich weiß nicht, was noch. Das Ursprungsbild ist eigentlich nicht so toll, aber durch geschickte Manipulationen am Rechner, ist das Dir vorliegende Ergebnis herausgekommen.

WilliZ geniesst

Abschließend zu meinem Selbstmördertag-Beitrag und Deinem Wunsch der ’guten Besserung’ (ich will jetzt kein Öl ins Feuer gießen, aber das mit der guten Besserung klingt nicht mehr nur ironisch).

Also um es auf den Punkt zu bringen: ich wollte mich alles andere als lustig machen über Selbstmörder, Selbstmordkandidaten und deren Angehörigen. Wer in einer solch tiefen inneren Krise steckt, dass er nur noch den Freitod wählen möchte, braucht dringende Hilfe. Wüsste ich, dass ein eigener enger Angehöriger in einer solchen Krise steckte, so würde ich versuchen zu helfen.

In dem Beitrag ging es auch eigentlich gar nicht um solche Menschen. Es ging um die wie es im Sprachgebrauch der Deutschen Bahn heißt: unbefugten Personen, die sich verbotener Weise auf Bahngelände bewegen und dadurch teilweise stundenlang den Bahnverkehr lahm legen. Meist sind das volltrunkene Leute, die gar nicht wissen, wo sie sich eigentlich aufhalten. Auch solche Menschen brauchen eigentlich Hilfe, besonders wenn sie sich schon am frühen Freitagnachmittag vollgeschüttet haben. Dass ich hier verwirrte Starkalkoholiker mit Selbstmördern gleichgesetzt habe, war der eigentliche Fehler. Aber irgendwie ist exzessiver Alkoholmissbrauch auch der reinste ‚Selbstmord’. Und statt dieses Suizids auf Raten (oder dem zufälligen Tod auf dem Gleis) habe ich andere Möglichkeiten, Du weißt schon, vorgeschlagen.

Auch so bleibt der Beitrag zynisch. An dem Tag muss mir aber wirklich die Galle übergelaufen sein. Wohl erst reichlich Stress auf der Arbeit, dann endlich Feierabend und das Wochenende vor Augen: Und dann hängt man, da kein Zug fährt, am Hauptbahnhof fest, weil … Wünscht du nicht auch hin und wieder bestimmten Leuten ‚die Pest’ auf den Leib?

Ich könnte jetzt sagen, okay, das war es und ich lösche den Beitrag. Aber da bin ich stur (norddeutsch). Der bleibt …?!

Jetzt reicht es aber. Am Wochenende treffen wir uns mit vielen Bekannten zum Flusskrebsessen, einer skandinavischen Tradition. Dabei sind auch Vertreter der nordischen Länder wie Finnland und Island. Selbst meine Söhne, die Feierlichkeiten dieser Art eher langweilig finden, freuen sich schon darauf.

Bis bald – hier noch der Link auf den Broadford Bazaar-Beitrag mit Musik (über die Steuerungsleiste kann man die Musik starten, einfach aufs Dreieck klicken, notfalls auch 2x, denn manche Webbrowser zicken da etwas). Übrigens gibt es im Weblog auch die Möglichkeit der Suche (unterhalb der Rubriken), die funktioniert ganz gut.

Also bis bald
Wilfried

P.S. Es ist mir ja schon fast etwas peinlich, wie fleißig Du meine Beiträge liest und Dich auch zu Kommentaren hergibst. Natürlich freut es mich. Solche Leser wünscht man sich. Es gibt sicherlich viele Leser, aber nur wenige wagen es, sich auch zu äußern. Wohl eine Volkskrankheit: Stillschweigen! Was mir peinlich ist: Ich raube Dir Zeit (aber Du „raubst“ ja auch mir Zeit, dann gleicht sich das aus – Tschüss!)

08.09.2006

English Translation for Ian Anderson

SV Werder gegen FC Barcelona im Free TV

Ist ja doch erstaunlich, dass man im so genannten Free-TV ein Champions-League-Spiel von Werder Bremen zu sehen bekommt. Heute Abend ab 20 Uhr sendet das Deutsche Sportfernsehen (DSF) das Heimspiel gegen den FC Barcelona. Anstoss ist um 20 Uhr 45. Nach meiner Fußball-WM-überdrüssigkeit wieder einmal ein Spiel, das ich mir angucken werden. Für Werder geht es dabei schon um alles oder nichts. Gespannt darf man auf die Aufstellung der Bremer sein: Neben Miroslav Klose könnte auch Per Mertesacker in seinem ersten Pflichtspiel für Werder auflaufen.

Per Mertesacker gegen Samuel Eto'o

Nachtrag: Das Gucken hat sich wirklich gelohnt, denn Werder Bremen bot gegen den FC Barcelona eine hervorragende Party. Mertesacker in seinem ersten Pflichtspiel und Frings schalteten Ronaldinho und Eto’o fast vollständig ab. Nach vorn machten Klose und Aaron Hunt ordentlich Druck. Und doch reichte es am Ende nur zu einem 1:1-Unentschieden. Schade!

Was ist bloß mit Ian los? Teil 9: Ians Geschäftstüchtigkeit

Hallo Wilfried,

Zu den Out-Takes:
Sicher ist es denkbar, dass auf älteren Alben durch den technischen Fortschritt neue Songs Platz finden. Dass das einen zusätzlichen Kaufanreiz bietet, wird dabei gerne in Kauf genommen. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, eine Remastered-Version zu kaufen, nur um an die Studioaufnahme von Jack-a-Lynn zu kommen. Und ich denke, so wie ich denken Einige (zumindest in diesem Punkt). Wirf mal einen Blick auf die neue Version von ‚Warchild`. Hier sind die Bonus-Tracks fast besser als die originär vorhandenen Songs. Vor allem ‚Rainbow Blues‘ finde ich klasse ! Bei diesem Lied wird besonders deutlich, wozu die Stimme des Meisters in der Lage war ! Eine so gewaltige Singstimme ist mir in der Rockmusik nie wieder begegnet.

Mein Hinweis auf die Geschäftstüchtigkeit des Mr. Anderson scheint Dir nicht zu behagen. Ich sehe in einem Musiker auch lieber den Künstler als den Direktor. Jedoch: Lt. Wikipedia zählt Mr. Anderson zu den wohlhabendsten Rockmusikern Großbritanniens. Ich denke, diesen Status erreicht man nicht, wenn man sich ausschließlich auf die Musik konzentriert. Lass es mich etwas positiver formulieren: zu den Qualitäten, die wir bisher beim Meister festgestellt haben, kommt der Geschäftssinn als Sahnehäubchen noch obendrauf.

Zu Jack-a-Lynn:
Wenn man sich die Rockmusik der vergangen 50 Jahre anhört, wird man feststellen, das sich viele der Texte um Themen drehen wie Liebe, Verlust der Liebe, Herzschmerz, Eifersucht, unerfüllte Liebe und dergleichen mehr. Ganz wie beim Schlager. Ganz anders bei JT: Hier gibt es kaum Liebeslieder. Außer Jack-a-Lynn vielleicht noch Budapest, viel mehr will mir auf Anhieb nicht einfallen. Du hast einen besseren Überblick als ich; habe ich entscheidende Songs übersehen ? Auf der einen Seite kann die gute Shona sich also freuen, das Thema eines der wenigen Liebeslieder ihres Gatten zu sein, auf der anderen Seite könnte sie ihm vorhalten, genau diesen Song als Out-Take zu führen.

In dem Jack-a-Lynn – Video, dass Du mir geschickt hast, konnte ich dank der guten Bildqualität ein Detail entdecken: Der Meister hat tatsächlich Probleme mit der rechten Hand. Der kleine Finger lässt sich nicht strecken. Damit erübrigt sich meine Frage, die ich Dir schon immer stellen wollte, ob Mr. Anderson die Gitarre auch pizzikato spielen kann. Nee, Moment, braucht man zum Zupfen den kleinen Finger ? Die Bass-Saiten werden mit dem Daumen bedient und die anderen 3 Saiten mit Zeige- Mittel- und Ringfinger. Oder ? Möglicherweise ist die gehandicapte rechte Hand der Grund dafür, dass Mr. Anderson keine Hände schüttelt. Es wäre auch denkbar, dass der Meister noch weitere körperliche Defizite hat, von denen die Masse der Fans nichts weiß; einen eingewachsenen Fußnagel, z.B.. Ich sollte sachlich bleiben. Wenn die ganzen technischen Details zur Basis, den Kommentaren etc. geklärt sind, sollten wir unser Augenmerk wieder auf Tull und Anderson legen; sonst geht der neuen Rubrik vorzeitig die Luft aus.

Zu Wikipedia:
Diese Seite rufe ich noch häufiger auf als WilliZ. Mit der Vielzahl und vor allem der Aktualität der Beiträge kommt auch mein Online-Brockhaus nicht mehr mit. In der kritisierten Fehleranfälligkeit sehe ich keine große Gefahr. Ich denke, in vielen Printmedien findet sich eine dichtere Konzentration von Scheiße. Meine Ergänzung des Ian-Anderson – Artikels war übrigens mein erster Eintrag. Ich wollte einfach nur sehen, ob das wirklich so einfach funktioniert. Tut es tatsächlich. Mein Satz ist dort heute immer noch finden. Ich wundere mich nur, dass mir niemand von den Laufi-Leuten zuvorgekommen ist.

Mein Sohn dankt Dir für die Information über Dein Treffen mit dem Meister. Er sitzt also alleine im Abteil. Weit weg vom Fußvolk. Ich glaube, es war irgendwo auf Deinen Tull-Seiten, wo ich gelesen habe, dass Mr. Anderson bei den Konzertproben ein richtiger Drecksack sein kann und dort Dinge bietet, die mit Streben nach Perfektion nicht mehr zu erklären sind. Als „Arbeitgeber“ könnte er mir gestohlen bleiben. Vielen anderen übrigens auch, wenn man die Fluktuation bei den Tulls betrachtet.

Zu meinem Bild:

Lockwood

Ich habe mit Bedacht ein Foto ausgewählt, dass meinen Typ am besten wiedergibt: Ernst, fast melancholisch, grüblerisch, den Blick in die Vergangenheit gerichtet. Und was heißt „freundlicher gucken“ ? Das, was Du auf dem Foto siehst, ist seit 1980 mein natürlicher Gesichtsausdruck, quasi die Nullstellung. Seit dem Erscheinen des Albums ‚A‘ habe ich nicht mehr gelächelt. Das Foto hat mein ältester Sohn vergangenen Samstag aufgenommen. Im Garten, er hatte die Sonne im Rücken. Danach habe ich das Bild freigestellt und noch nicht einmal eingefügt, sondern einfach mit Füllfarbe voll laufen lassen. Das Folgende wirst Du mir wahrscheinlich nicht abkaufen: Bei der Wahl der Füllfarbe war mir nicht bewusst, dass Du die Gleiche verwendest !! Du weißt sicher, dass Corel PhotoPaint einige Millionen Möglichkeiten bieten, sich eine Farbe selber zu mischen. Das vorliegende Ergebnis ist purer Zufall und hat nichts mit Deiner Homepage zu tun. Anscheinend habe wir beide mehr gemeinsam als Bart, Brille, JT, Jan & Lukas. Keine Angst, ich will nicht auf eine Seelenverwandtschaft hinaus; dazu sind die Unterschiede in den technischen Ambitionen zu gravierend. Dein Lästern über meine Erscheinung, ob mit oder ohne Kopftuch, verbitte ich mir ! Das Foto zeigt das, was Sorge um Familie, Arbeit und krächzende Musiker von einem einst strahlenden Jüngling übrig gelassen haben.

Ian Scott Martin Lancelot – mein Gott, das arme Kind ! So weit würde ich nie gehen ! Ich bin mir auch nicht sicher, ob die so geehrten Musiker daran ihre reine Freude haben würden, wenn sie es wüssten. Der Junge kann froh sein, dass sein Vater kein Tic-Tac-Toe- Fan ist.

Zur Flöte:
Wahr ist, dass ich JT nicht wegen, sondern trotz der Flöte schätze. Wahr ist aber auch, dass einige Stücke, wie Bouree oder Elegy, nur von oder für die Flöte leben. Und Elegy ist ein Klasse-Lied !! Von diesen beiden Stücken abgesehen: Welches Lied von JT ist existenziell von der Flöte abhängig ? Doch, Thick as a brick und Passion Play wären ohne Flöte nicht denkbar. Aber sonst ? Viele Lieder ließen sich meiner Meinung nach auch ohne Flöte gut anhören, wenn man sie vorher ein wenig umarrangiert.

Zum Flötenheini:
Heute Morgen erzählte ich einem Kollegen, von dem ich weiß, dass er Mr. Anderson kennt, dass eben dieser die Ehrendoktorwürde für Literatur erhalten habe. Darauf meinte der Kollege: „Aha. Er kann also literarisch flöten.“ Das fand ich sehr ernüchternd. Zeigt es doch, dass Mr. Anderson vom überwiegenden Teil der Menschheit als Flötist und nicht als Texter wahrgenommen wird. Wie Du schon sagtest. Ein Jammer ist das !

Die Instrumente der britischen Folklore sind mir größtenteils geläufig. Auch die Tin-Whistle habe ich schon einige Male live gehört (in unserem Städtchen gab es bis vor zwei Jahren eine Gruppe von Feierabend-Musikern, die sich der britischen Folklore verschrieben haben). Die Tin-Whistle passt vom Klang zur Folklore. Was ich über Querflöte und Rockmusik nicht immer behaupten kann. Die Querflöte ist ein sehr wohlklingendes Instrument, das auf einigen Tull-Platten wunderbar zum Einsatz kommt. Aber bei einigen anderen Liedern finde ich sie einfach deplatziert, störend, nervend, total daneben.

Den Song ‚Broadford Bazaar‘ kann ich trotz Deiner links nicht finden und das Album Nightcap habe ich nicht. Allerdings kann ich mich dunkel erinnern, dass ich zu einem früheren Zeitpunkt auf Deinen Seiten war und das Lied irgendwo im Hintergrund lief. Ich assoziiere damit Bilder von schottischen Landschaften, kann das sein ? Dieser Song gefiel mir sehr gut.

Wie gesagt, ich bin nicht grundsätzlich gegen Flöten. Sie müssen nur zum Song passen. Um ein Extrem zu bemühen: Stell‘ Dir vor, in Queen’s „We will rock you“ wäre eine Harfe oder eine Tuba zu hören. Es gibt Dinge, die gehen einfach nicht.

Das war jetzt wieder einmal mehr als ein paar Stichworte. Ich schreibe einfach gern.

Bis bald !

Lockwood

05.09.2006

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Hallo Lockwood,

nach einem Tag Pause melde ich mich wieder. Erhöht die Erhaltungswartung! Quatsch, ging einfach nicht anders. Aber sonst können wir auch bald unser erstes Buch herausgeben. Eine Art Briefroman a la Die Leiden des jungen Werther, ähhh Willi.

Zu Bildchen: Gleich oben in meinem Weblog gibt es ja auch ein Bildchen, wo ich so verschämt nach unten schaue (ich hoffe, das Bildchen unten kommt an – ich meine: erreicht Dich …). Ich habe nur noch eine leicht modifizierte Version davon. Das Original ist auf irgendeiner Scheibe gebrannt, die ich nicht wiederfinde.

WilliZ

Fragespielchen 2. Teil: Warum schaue ich so verschämt? Gucke ich überhaupt verschämt? Vielleicht gucke ich mir etwas Bestimmtes an, aber was?

Den ‚Rainbow Blues’ muss ich mir einmal in Ruhe anhören. Bei mir ist der eigentlich unter ‚Ferner-Liefen’ angesiedelt. Aber manchmal achtet man ja nicht immer auf die Feinheiten und dann geht einem etwas ‚durch die Lappen’. So ging es mir u.a. mit ‚Pibroch’ von der LP/CD ‚Songs from the Wood’. Damit konnte ich nie etwas richtig anfangen. Gut der Mittelteil ging noch so. Bis mir im letzten Jahr, als ich mich wegen unserer Schottlandreise eingehender mit den Wurzeln der Musik von Jethro Tull befasste, klar wurde, dass sich dahinter ein schottisches Klagelied verbirgt. Diese langgezogenen, übersteuerten Gitarrentöne imitieren einen Bagpipe, also einen Dudelsack. (siehe zu Reisevorbereitung Schottland 2005). Plötzlich hört man so ein Lied mit anderen Ohren.

Kurz zu den Links, die ich immer wieder als Textlinks in meinen Mails anlege. Es kann natürlich sein, dass ich mich verschrieben habe (Broadford Bazaar). Ansonsten klappt das doch, oder? Ich will mir hier nicht auf die eigene Schulter klopfen, aber es hat doch schon etwas, wenn man seine Ausführungen durch Beispiele belegen kann. Zu Hause würde ich ein Fotoalbum zücken oder ein Videoband einlegen. Hier liegt vieles im Internet parat, man muss nur dahin verlinken.

Zu ‚Jack-a-Lynn’ und ob der Meister Probleme mit seiner rechten Hand hat … Wenn ich das richtig sehe, dann zupft Herrn Anderson (pizzikato/Finger picking, wie auch immer – siehe Wikipedia) die Saiten nicht, er spielt mit einem Plektrum, das er zwischen Daumen und Zeigefinger hält. Die anderen Finger hält man dabei gewöhnlich leicht gekrümmt. Ich erinnere mich aber an das Konzert 2005 in Lugano. Da machte er in kleinen Pausen immer Fingerübungen mit der rechten Hand. Im Video ‚Beggar’s Farm’ so ziemlich am Anfang, wenn er singt und das Mikro mit der rechten Hand umklammert, wenn er dann das Mikro loslässt, pumpt er immer mit der Hand. Das können aber auch nur leichte Durchblutungsstörungen sein (die Hand ist ‚eingeschlafen’). Dass er den kleinen Finger nicht strecken kann, glaube ich nicht, dann hätte er massive Probleme mit dem Flötenspiel, denn da muss er die kleinen Finger beider Hände einsetzen.

Herr Anderson ist sicherlich geschäftstüchtig. Früher unterhielt er auf der Isle of Skye eine Lachsfarm, die sicherlich einiges Geld abwarf. Als ich in Schottland war, habe ich eine solche ‚Farm’ gesehen. Das sind eigentlich nichts anderes als mit Netzen verkleidete Käfige, die in einer Bucht verankert sind und abertausende Fische beherbergen. Die Fütterung geschieht, wenn ich das richtig gesehen habe, maschinell. Man braucht also wenig Personal. Weshalb er die Lachszucht aufgegeben hat, weiß ich nicht. Irgendwie gibt es dazu auch ein Video, wo Anderson als Landlord oder so angesprochen wird. Auch bin ich einmal im Internet über ein Interview gestolpert. Aber das war ein Endlostext.

Lachsfarm von der Isle of Skye
Lachsfarm bei Kylakin/Isle of Skye (mit einer analogen Kamera aufgenommen und gescannt)

Wie Anderson als Chef ist, kann man nur erahnen. Auch darüber gibt es einige Aussagen im Internet, die aber größtenteils auf Vermutungen beruhen. Ob nun Martin Barre bei Anderson angestellt ist, oder wie sonst das ‚geschäftliche’ Verhältnis geregelt ist, keine Ahnung. Das werden die Herrn (und Damen) unter sich ausmachen. Die Fluktuation der Bandmitglieder hat sicherlich die unterschiedlichsten Gründe. Immerhin hat es Martin Barre 38 Jahre und mehr bei Anderson ausgehalten.

Nur als Zwischendurch-Frage: Kennst Du eigentlich die holländische Gruppe Focus? Und auch das Lied „Sieben Tage lang“ von der Gruppe Bots (ebenfalls NL)? Wie ich gesehen habe liegt Dein Heimatstädtchen unmittelbar an der holländischen Grenze.

Das soll es für heute gewesen sein.

Bis bald
Wilfried

06.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Bandabend 2006 in Tostedt

Den alten Bands wie Jethro Tull – ich gestehe es – wird hier reichlich Platz eingeräumt, da wird es Zeit, auch dem Nachwuchs eine Plattform zu bieten. Sei es auch nur, um auf den alljährlichen Bandabend im Gemeindehaus zu Tostedt aufmerksam zu machen, der am Freitag, den 13.10., startet. Einlass ist um 19 Uhr. Vorverkauf: 3 € / Abendkasse: 5 €.

Bandabend 2006 im Gemeindehaus Tostedt

Reichen Sie Herrn Wiese bitte keine weiteren Getränke!

Bei der Fußball-WM haben sich die deutschen Fans als scheinbar friedlich und weltoffen gezeigt. Scheinbar, denn der manchem Fan innewohnende Schweinehund kehrt sich in der laufenden Saison wieder nach außen. So in Rostock, wo Fans Asamoah mit Affenlauten begrüßten (wer die eigentlichen Affen sind, wäre dabei schnell geklärt). Oder in Aachen, beim Aufsteiger, wo ein farbiger Spieler des Gegners als „Asylant“ beschimpft wurde. Und gestern nun in Hamburg, als der Torwart von Werder Bremen, Tim Wiese, mit dem abgebrochenen Flaschenhals eines so genannten Flachmanns geworfen wurde. Als der Schiedsrichter mit dem Abbruch des Spieles drohte, wurden die HSV-Fans vom Stadionsprecher aufgefordert, Herrn Wiese bitte keine weiteren Getränke zu reichen. Was hier zunächst sehr witzig klingt, ist in meinen Augen die verbale Ausgeburt eines ignoranten Weichhirns.

Tim Wiese und der Schiri

Was ist bloß mit Ian los? Teil 8: Begegnung mit Herrn Anderson

Hallo Wilfried,

tausend Dank für die ‚Jack-a-Lynn‘ – Datei ! Dank Deiner hilfreichen Erklärungen habe ich sie unfallfrei auf meine Platte laden können. Die Bildqualität ist deutlich besser als „halbwegs passabel“ und die Tonqualität ist einfach hervorragend ! Bevor ich diesen Song auf Deiner Website entdeckt hatte, war er mir gänzlich unbekannt. Im Internet habe ich dann später gesehen, dass er auf der Remastered-Version eines alten Albums enthalten ist. Mir ist früher schon einmal aufgefallen, dass sich unter den Remastered-Zugaben einige Schätze verbergen. Da fragt man sich: Warum nicht gleich so ? Allerdings ist die Antwort klar: Um das Album noch einmal zu verkaufen. Mr. Anderson ist nicht nur ein genialer Musiker, sondern auch ein sehr tüchtiger Geschäftsmann.

Gestern Abend habe ich, Dein Einverständnis vorausgesetzt, den Wikipedia-Eintrag zu Ian Anderson um die neu erworbene Ehrendoktorwürde ergänzt.

Kurzer Einschub: gerade kommt mein Sohn herein und fragt mich, ob Du Mr. Anderson schon einmal berührt hast. Diese Frage gebe ich hiermit an Dich weiter.

Von den DIVX-Dateien habe ich nun eine grobe Vorstellung. Allerdings werde ich mich hüten, Deine Technik-Seiten zu besuchen.

Tullavision und Laufi sind mir ein Begriff. Hier habe ich mir schon das ein oder andere Video angesehen. Mein Satz aus meiner ersten mail an Dich, dass ich noch viel von Dir lernen könnte, bewahrheitet sich immer mehr.

Zu meiner Physiognomie:
Tja, Du sagst es, ich habe mit dem Spielchen angefangen. Das habe ich jetzt davon. Zur Auflösung und für die geplante Internetpräsenz von Lockwood sende ich Dir eine selbsterstellte Porträtaufnahme meiner Wenigkeit. Die Datei ist ca. 1,1 MB groß und damit wahrscheinlich viel zu umfangreich, um in der neuen Rubrik angemessen untergebracht zu werden. Aber wie ich Dich kenne, hast Du die notwendige intellektuelle und technische Ausrüstung, um das Bild auf eine brauchbare Größe zu bringen.

Lockwood

Meine Frage nach Deiner Bildbearbeitungssoftware hatte folgenden Hintergrund: Ich glaubte in einem Deiner Bilder das Ergebnis eines Tools zu sehen, dass ich von Corel kenne. So wie es aussieht, verwenden unterschiedliche Hersteller sehr ähnliche Werkzeuge.

Bei uns war das Wetter heute ähnlich wie bei Euch: regnerisch und schwül. Ich hasse das.

So long

Lockwood

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Meine Antwort vom 04.09.06:

Hallo Lockwood,

Jack-a-Lynn gehört zu den Out-takes (Take outs?), also Stücken, die Jethro Tull zwar aufgenommen, aber dann aus verschiedenen Gründen nicht auf LP oder CD veröffentlicht hat (passt inhaltlich nicht mit den anderen Stücken zusammen, ist qualitativ nicht gut genug oder passte einfach aus Spielzeitgründen nicht auf die Scheibe). Die erste Veröffentlichung von Jack-a-Lynn erfolgte auf der Doppel-LP „20 Years of J.T.“ 1988, wo man weiteres bisher unveröffentlichtes Material findet.

Ich will Ian Anderson nicht unnötig verteidigen. Sicherlich ist er auch ein tüchtiger Geschäftsmann. Die alten Scheiben (LPs) hatten damals nur eine maximale Spielzeit (je Seite bis zu 25 Minuten denke ich). Ähnlich ist es mit den Audio-CDs, die ja auch nicht unbegrenzt Musik enthalten können. Als damals die CD neu auf dem Markt kam, da haben die Plattenfirmen die alten LPs einfach 1:1 auch als CD veröffentlicht. Wenn Anderson jetzt die remastered Versionen auf den Markt bringt, dann denke ich, dass diese Scheiben auch qualitativ besser als die alten sind, da mit der neuesten Technik überarbeitet. Und wenn man schon remastered Versionen veröffentlicht, dann bietet es sich an, auch die Out-takes mitzuveröffentlichen. Aber andere haben sich da auch schon mürrisch geäußert. Da ich das bisher unveröffentlichte Material bereits auf anderem Wege bekommen habe, spare ich mir das Geld und verzichte auf den Kauf.

Das Video selbst ist schon okay. Ich sagte, als DVD natürlich noch etwas besser. Ich bin aber schon froh, dass ich u.a. halbwegs brauchbares Material aus alten Tagen von Anderson und Co. habe. Ich gehe davon aus, dass Du ein DVD-Laufwerk in Deinem Rechner hast. Ohne dem geht ja heute schon nichts mehr. Dann kann ich Dir natürlich gern das eine oder andere Video brennen. Ich muss einmal gucken, ob ich eine Übersicht meiner Tull-Sachen haben.

Ja Wikipedia! Du bastelst da auch herum. Ich muss sagen, dass ich (und meine Söhne) viel mit Wikipedia arbeiten. Es ist schon erstaunlich, welches Wissen sich dort angesammelt hat. Vielerorts wird zwar gewarnt vor möglichen Fehler oder gar Falscheinträgen dort. Aber es gar Tests, die in altehrwürdigen Enzyklopädien mehr Fehler als in Wikipedia gefunden haben. In meinem Weblog findest Du viele Links auf Wikipedia.

Die Frage Deines Sohnes muss ich mit nein beantworten. Ich habe Herrn Anderson bisher noch nicht berührt, also die Hand geschüttelt oder so. Allerdings habe ich ihn schon einmal – gewissermaßen unter vier Augen – gesehen und auch gegrüßt. Diese Begegnung gehört aber eher zu den unrühmlichen Taten meines Lebens. Ich habe gerade nachgeschlagen, wann das war. Laut www.ministry-of-information.co.uk (hier findet man eine Übersicht wohl aller Tull- und Anderson-Konzerte) war das am 12.02.1981, also vor über 25 Jahren. Ich hatte mich mit einem Freund für das Tull-Konzert in Bremerhaven verabredet (übrigens jener Freund, mit dem ich mich im letzten Jahr auch wieder in Bremerhaven zum Tull-Konzert getroffen hatte) und den Tag und den folgenden frei genommen. So fuhr ich schon zur Mittagszeit mit dem Zug von Bremen, wo ich früher wohnte, los. Auf dem Bahnhof in Bremen stand ein Mann mit langen Haaren, der mir irgendwie bekannt vorkam. Plötzlich klingelte es: Das ist doch Martin Barre! Er stand da zunächst allein, dann kamen andere Tull-Musiker hinzu. Von Anderson aber keine Spur. Es kam dann der Zug und alle stiegen ein. Irgendwann muss dann auch Ian Anderson zugestiegen sein. Denn als ich durch den Zug ging, saßen in einem Abteil Barre und Co. und in einem anderen Abteil Herr Anderson – allein. Ich hatte damals einen Schal mit dem Anderson-Muster. Trotz Herzklopfen wagte ich es immerhin, Herrn Anderson mit einem „Hello, Mr. Anderson!“ anzusprechen und winkte dabei mit dem Schal, den ich um den Hals trug (etwa so wie Oliver Hardy mit seiner Krawatte winkt, wenn er in Verlegenheit ist). Herr Anderson blickte auf, guckte etwas irritiert und grüßte dann wohl auch. Aber da war ich wieder weg. Irgendwie hatte es mir die (zumindest englische) Sprache verschlagen. Herr Anderson & Co. wagt es (oder wagte es früher), mit der Bahn zu fahren.

Oliver Hardy

Zu Deinem ‚Bild’: Ich habe es deutlich schrumpfen lassen. So siehst Du also aus – mit Bart und Brille, die Haare auch schon leicht angegraut. Etwas freundlicher hättest Du schon gucken können. Du wartest wohl aufs „Vögelchen“? Bisschen herumgetrickst hast Du wohl auch, denn das Bild ist ausgeschnitten und neu eingefügt – die Hintergrundfarbe kommt mir irgendwie bekannt vor … Ich könnte jetzt lästern, z.B. ob Du mit Kopftuch besser aussiehst (vielleicht bastle ich Dir ein Kopftuch), aber das lasse ich lieber …

Verspreche Dir bitte nicht zu viel, was den Eingang an Kommentaren betrifft. Fast zeitgleich mit Deiner ersten Mal kam ein Eintrag in unser Gästebuch (am gleichen Tag wie der Eintrag von Francis, dem Abgedrehten) von einem Typen, der sich ebenfalls als Tull-Fan outete und seinen Sohn sogar Ian Scott Martin Lancelot genannt hat. Ich hatte ihm kurz geantwortet. Seitdem kam aber nichts mehr von ihm. Francis hat sich wenigstens noch einmal gemeldet. Was ich sagen will: Unsere Beiträge werden schon viele lesen, aber zum Kommentieren reicht es dann meist nicht mehr.

Soviel als Antwort auf Deine letzte Mail.

Kommen wir aber zum Substantiellen zurück – Mr. Dr. h.c. Ian Scott Anderson! Von seinem Ehrendoktortitel hatte ich schon vor Wochen gelesen. Irgendwie im Zusammenhang mit Schottland oder gar Edinburgh. Man googelt sich ja so durchs Leben. Im Forum bei laufi.de fand ich dann die beiden Bildchen (stammen wohl aus der Fan-Zeitschrift A New Day). Apropos A New Day. Es ist schon einige Zeit her, da hatte ich das Blättchen auch abonniert. Viel Neues stand da aber nicht drin. Und als das Abo ausgelaufen war, habe ich es nicht wieder verlängert.

Zuletzt zum Thema Flöte: Du bist über die Folk-Szene auf Jethro Tull gestoßen. Bei mir war das natürlich ganz anders. Sicherlich enthalten auch die Alben ab Stand up Folk-Elemente (This was ist ja hauptsächlich ein Blues-Album mit Jazz-Einflüssen, was ja gewissermaßen auch Folk ist), aber der Rock überwiegt am Anfang eindeutig. Jethro Tull war dabei natürlich immer der Gesang von Anderson und sein Flötenspiel. Irgendwann schriebst Du, dass Dich das Flötenspiel nie besonderst fasziniert hätte. Okay, man muss nicht unbedingt die Flöte ganz toll finden – man kann trotzdem Tull-Fan sein. Die Flöte ist aber ein wesentlicher Teil der Tull’schen Musik, wenn manchmal auch übertrieben eingesetzt (teilweise bis zum Verdruss). Die Flöte kommt aber auch in der schottischen Folklore öfter vor, meist als Tin-whistle, also jener kleinen Flöte aus Zinn mit Plastikmundstück, die man schon für 10 Euro kaufen kann (vergl. The Whistler auf Songs from the Wood).

In meinem Weblog findest Du einen Beitrag unter Jethro Tull in Schottland 2005: Broadford Bazaar. Da ist ein durchaus der Folk-Tradition verpflichtetes Stück zu finden, von Anderson 1978 solo eingespielt und zum 1. Mal auf der Doppel-CD Nightcap 1993 veröffentlicht. Mich würde interessieren, wie Du das Stück findest.

siehe hierzu auch: Schottland 2005: Isle of Skye – Teil 1: Kyleakin und Broadford

Soviel für heute.
Dann bis bald
Wilfried

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 7: Technisches

Mit unserem Gedankenaustausch per e-Mail sind Lockwood und ich doch fast schneller, als ich es hier in diesem Weblog veröffentlichen kann. Es geht bereits in die 7. Runde und hat neben dem Thema Jethro Tull und Ian Anderson auch technische Fragen zum Gegenstand:

Hallo Wilfried,

dass Deine Frau weniger Post von Dir bekommen hat als ich, würde ich Ihr nicht unbedingt offenbaren. Für Deine sehr ausführlichen und zeitnahen Mails bin ich Dir dankbar; man findet im Netz Myriaden von Freizeit-Autoren, aber nur wenige davon hinterlassen einen so kompetenten Eindruck wie Du. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf JT und EDV.

Apropos EDV:
Deine heutige Mail hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Mit all diesen technischen Fachausdrücken bin ich restlos überfordert. Ich muss Dir an dieser Stelle gestehen, dass ich nur eine sehr vage Vorstellung davon habe, was Du mir mitteilen oder was Du mich fragen möchtest. In einem US-Film (vielleicht ‚Philadolphia‘?) sah ich vor längerer Zeit einen sehr schönen Dialog, an den ich jetzt denken muss: „Reden Sie mit mir wie mit einem dreijährigen Kind!“

Also, über eine Jack-a-Lynn – Datei würde ich mich natürlich sehr freuen ! Ich habe DSL-Anschluss, mein PC ist vier Monate alt, hat einen Arbeitsspeicher von komfortabler Größe und ausreichend Festplattenkapazität. Außerdem war das Ding so teuer, dass ich davon ausgehe, dass es auch in anderen Belangen auf der Höhe der Zeit ist. Falls ich diese Fakten richtig bewerte, dürfte der Jack-a-Lynn – Versand über das Netz kein Problem sein.

Zu DIVX kann ich Dir überhaupt nichts sagen; ich vermute, dass damit ein Datei-Format gemeint ist. Mein PC hat einen DVD-Brenner und ein DVD-Laufwerk, wie gesagt, neueren Datums, mit dazugehöriger Nero-Software.

Zu JT habe ich keine Raritäten. Das einzige Videomaterial, über das ich verfüge, sind 2 handelsübliche DVD’s und eine VHS-Aufnahme von Ausschnitten aus dem 77er Konzert im Hippodrom. Das lief vor einigen Jahren zu Silvester und meine Frau hat es mir freundlicherweise aufgenommen (ich kann keinen Videorecorder programmieren). Das komplette Konzert habe ich auch im Netz gefunden, in sehr viel besserer Qualität als auf meiner ausgelutschten VHS-Kassette.

Der Begriff Tampa sagt mir gar nichts. Das Internet ist sicher das geeignete Medium, um möglichst viele Information zu einem Thema zusammenzutragen. Ich habe erst seit April einen Internet-Anschluss und stecke in diesem Punkt noch in den Kinderschuhen. Ich möchte auch nicht jede freie Minute vor der Kiste sitzen und irgendwann darüber staunen, wie groß meine Kinder geworden sind. Lediglich für einen gepflegten Gedankenaustausch nehme ich mir sehr gerne viel Zeit.

Ich war eben auf der Homepage von Francis. Was ich dort gesehen habe, bestätigte den Eindruck, den ich aufgrund seiner Mails gewonnen hatte, auf drastische Weise. Irgendwie erinnert er mich an Iggy Pop. Der gleiche irre Blick, die gleiche durchgeknallte Aura. Aber gerade Leute wie er tragen dazu bei, dass uns die Vielfalt in mannigfachen Facetten erhalten bleibt. Erstaunt war ich über seine Vorliebe für Loreena McKennitt. Ihre Musik läuft auch häufiger bei mir, nur im Plattenschrank eines Tokio Hotel – Fans hätte ich sie nicht erwartet. Tja, Francis macht eben ernst mit der Vielfalt.

Zu einem selbstkritischen Text von Mr. Anderson will mir nichts einfallen, dazu kenne ich die Texte nicht gut genug. Seit Jahren warte ich auf die Neuauflage des Songbooks von Herrn Schramm, bisher vergeblich.

Zum Bild:
Gerade wird mir klar, dass Du keine Ahnung hast, wie ich aussehe. Das bringt mich auf eine Idee: Bitte sei so gut und beschreibe mir mit einigen Worten, welche Vorstellung von diesem Lockwood vor Deinem geistigen Auge entsteht, wenn Du ihm schreibst. Hältst Du mich für groß, klein, dick, dünn, bärtig, glatt rasiert, mit oder ohne Brille, dunkel- oder hellhaarig ? Natürlich wirst Du jetzt denken, dass Du all das gar nicht wissen kannst. Aber gerade darin liegt der Reiz. Es ist ein Spielchen, und wenn Du diesen Unsinn nicht mitmachen möchtest, kann ich das verstehen. Nachher werde ich natürlich all diese Punkte aufklären.

Die Datei mit meinem Passbild habe ich nicht mehr finden können. Macht aber nichts. Ich werde meine heimische Festplatte durchforsten, ob es dort ein brauchbares Bild von mir gibt und dies dann ein wenig aufpeppen.

Vermute ich richtig, dass Du Deine Fotos mit Corel PhotoPaint bearbeitest ?

Mit der Anderson’schen Überspitzung beim Namen von Mr. Barre liegst Du vollkommen richtig: Das ‚Lancelot‘ hat er sehr sehr prononciert ausgesprochen. Im Zusammenspiel mit ‚Barree‘ klang das wirklich sehr gut, richtig aristokratisch. Vielen Dank für die Martin Barre – Datei. Wie es sich für einen Engländer gehört, spricht er mehr durch die Nase als durch den Rachen. Ich liebe diese näselnden Engländer ! Dagegen klingt das amerikanische Englisch richtig proletarisch. Was soll man von einer abgefallenen Kolonie auch schon erwarten…

Bis hierhin.

Dir und den Deinen sei ein schönes Wochenende beschieden.
Viele Grüße Lockwood

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Meine Antwort vom 03.09.2006:

Hallo Lockwood,

zunächst zum Technischen: Keine Angst davor. Auch ich habe mir vieles im Laufe einige Jahre angeeignet. Das geht eben nicht von heute auf morgen. Das Jack-a-Lynn-Video habe ich auf meiner Website angelegt. Es ist Realmedia-Video, aber mit größerer Auflösung. Wenn Du es beim Abspielen auf 2-fache Größe stellst, dann bekommst Du ein halbwegs ordentliches Bild. Das Original (in DVD-Größe) ist immerhin 187 MB groß, aber auch nicht viel besser, da von einem VHS-Band abgezogen.

Du hast ja schon einen Kommentar zu Dr. h.c. Anderson abgegeben. Den Beitrag habe ich übrigens nicht erst gestern geschrieben, sondern schon einige Tage vorher (wie geschrieben, kann ich Beiträge vordatieren, die dann an dem vorgegebenen Tag im Weblog angezeigt werden). Mit Kommentaren kommst Du also zurecht. Warum auch nicht. Alles andere mache ich. Die eigentlichen Beiträge werde ich ins Netz stellen – als Autorenname steht dann „Williz & Lockwood“. Zur Ehrendoktorwürde des Meisters: Ich habe schon vor einiger Zeit davon erfahren. Frag mich aber nicht vorher (irgendwie über Google nach Ian Anderson gesucht usw.). Die Bildchen habe ich mir aus dem Forum bei laufi.de gefischt und nur etwas angepasst.

Nochmals zu DIVX (auch XVID). Das ist ein Datei-Format für Videos (Datei-Endung DIVX, aber meist noch AVI – AVI-Dateien sind aber nicht immer DIVX-Dateien, denn auch Microsoft hat ein AVI-Format entwickelt. DIVX ist eine Weiterentwicklung von AVI und eigentlich durch Hacker entstanden). Der Vorteil von DIVX ist einfach der, dass die Dateien so stark komprimiert werden können, das sie ohne großen Qualitätsverlust nur noch eines Bruchteils des Speicherbedarfs bedürfen wie z.B. DVD-Videos (rund 1:5). Daher werden DIVX-AVI-Dateien heute auch von fast allen hardware-mäßigen DVD-Playern unterstützt. Früher wurden nur echte Video-DVDs, dann noch VCD und SVCDs (Video- und Supervideo-CDs) unterstützt. Bisschen mehr als Erklärung findest Du hierzu auf meiner Technik-Seite. Die Seite ist leider nicht mehr sehr aktuell (von DIVX steht da noch nicht viel – und die Frage „Können Video-DVDs kopiert werden?“ würde ich heute etwas einfacher beantworten).

Aber nun wirklich genug des Technischen!

Tampa sagt Dir nichts? Wohl eher der Begriff Tullavision! Du guckst doch sicherlich auch öfter bei laufi,de vorbei (und ich habe auch einiges dazu geschrieben), dann müsstest Du es eigentlich wissen: Einige Tull-Fans haben für viel Geld eines von mindestens zwei Masterbänder eines Konzertes von Jethro Tull (am 31. Juli 1976 im Tampa Stadium, Florida, aufgenommen) erstanden, das Band profi-mäßig aufarbeiten lassen und allen Fans jetzt (für allerdings 30 €) zur Verfügung gestellt. Es enthält u.a. Crazed Institution und Minstrel in the Gallery. Die Qualität ist bemerkenswert, wird aber etwas getrübt dadurch, dass es einmal kein reines 4:3-Vollbild hat (Bild ist schwarz umrahmt) und durch ein permanent eingeblendetes Logo (wenn auch dezent gesetzt). Irgendwie will man damit Raubkopien einschränken, was natürlich völliger Humbug ist.

Zu Deinem Bild: Ist doch klar. Du bist klein, dick, trägst eine AOK-Brille mit dickem Rand, Dein Bierbauch ist nicht zu übersehen, die Haare gefärbt und unter einem Kopftuch versteckt. Und natürlich trägst Du einen langen Bart, bist der Weihnachtsmann in natura! Oder etwa nicht? Du wolltest das Spielchen, nicht ich! Wahrscheinlich bist Du guter Durchschnitt, 1 Meter 78 groß, nicht mehr ganz so schlank, aber noch weit davon entfernt, dick zu sein. Vielleicht schon Bart, aber eher dezent ums Kinn getragen. Frankensteins Geschöpf bist Du also nicht.

Ich habe mehrere Bildbearbeitungsprogramme (was ich mit dem einen nicht kann, kann ich mit dem anderen), meistens arbeite ich mit JASC Paint Shop Pro 7 und Animation Shop 3.0 (für animierte Bildchen, also Bilder, die das Laufen gelernt haben). Daneben ist es ULEAD PhotoImpact 6. Die Versionen sind natürlich etwas älter. Der Höhepunkt kommt natürlich mit Macromedia Flash 8 (sicherlich bist Du schon im Internet auf so genannte Flash-Animationen gestoßen, man kann auch eine ganze Website nur mit Flash erstellen; dafür braucht man aber einige Programmierkenntnisse – überhaupt bietet Flash dermaßen viel, dass man sich regelrecht durchkämpfen muss – allein das Handbuch hat über 1400 Seiten), Aber da komme ich zz. nicht weiter (Zeitmangel). Da ich mich viel mit Videos beschäftige, habe ich da natürlich auch einige Programme. Aber schon bin ich wieder beim Technischen.

Das reicht für heute.

Bis bald
Wilfried

P.S. Noch einen geruhsamer Tag heute (bei uns regnet es seit mittags, gestern war es überraschend warm, wenn auch drückend, und trocken).

English Translation for Ian Anderson

Weltkindertag

Der heutige Tag ist Weltkindertag. Leider ist das kein Tag zum Feiern. Immer noch und immer mehr Kinder werden ausgebeutet, leben in Armut und haben auch ansonsten keine Rechte. Auch in Deutschland, wo 2,5 Millionen Kinder in Familien leben, deren Einkommen auf Sozialhilfeniveau liegt. Wenn man selbst Kinder wie ich hat, dann erschrecken Meldungen vom Kindermissbrauch besonders.

Dabei sollte es allen klar sein, dass Kinder nicht nur unseren besonderen Schutz brauchen, sei es im Krieg, bei Karastrophen oder im Krankheitsfall, sondern dass sie wie wir Erwachsenen gleiche Rechte haben – auch zur freien Meinungsäußerung. Und sie haben ein Recht auf Schul- und Berufsausbildung.

siehe auch Beitrag zdf.de: Kinder wissen wenig über ihre Rechte