Archiv für den Monat: November 2005

Damit der Hintergrund stimmt

Wenn man schon einen Rechner sein Eigen nennt, so guckt man gern auf ein hübsches Bildchen, das als Hintergrundbild auf dem Desktop erscheint. Ein Schnappschuß seiner Liebsten bietet sich hierfür an. Aber vielleicht nimmt man auch gern eine erhebende Landschaft oder gar das Foto eines/er spärlich bekleideten Schönen?

Unter www.game-wallpapers.de sind viele dieser so genannten Wallpapers zu finden.

Große Koalition im Spielzeugladen

Kaum ist Frau Merkel zum ersten weiblichen Bundeskanzler der Republik gewählt worden, schon blüht auch das Geschäft mit ihr und der großen Koalition – zumindest im Spielzeugladen. Da gibt es zunächst den ‚großen Koalitionsbären‘ bei Hermann Teddy – zu beziehen über nicy-Versand für 115,50 €.

Dann gibt es bei Hermann-Spielwaren einen Angie Bär, der unverkennbar Frau Merkel darstellt (kostet rund 160 €).

Und über www.pms.de, einem Postkartenversand im Internet, bei dem man eigene Motive und auch eigene Briefmarken verwenden kann (ich berichtete darüber), kann man Postkarten in alle Herren Länder versenden – mit Frau Merkel als Briefmarkenmotiv (selbst der Spiegel brachte einen Artikel).

Hermann Teddy: Großer Koalitionsbär Angie - Angela Merkel Bär Merkel Briefmarke
Hermann Teddy: Großer Koalitionsbär bei www.nicy.de Angie – Angela Merkel Bär bei www.hermann.de Merkel Briefmarke bei www.pms.de

Schottland 1985: Von Keith nach Aviemore

Die Reise ging weiter. Auf unserer Reise vor 20 Jahren besuchten wir zunächst eine bekannte Whiskybrennerei in Keith, um dann nachmittags weiter nach Aviemore zu fahren.

Mittwoch, den 14. August 1985 (12. Reisetag):

7 Uhr 45 stehe ich auf und gehe mich duschen. Draußen ist alles recht grau in grau; das Wetter hat sich wieder verschlechtert. Nach dem Duschen gehen wir frühstücken. Es gibt das obligatorische britische Frühstück. Danach duscht sich Christa. Dann packen wir die Sachen zusammen, zahlen unsere ‚Zeche‘, lassen unsere Rucksäcke aber noch unten im Dining-room zurück und gehen um 9 Uhr 30 zur Strathilsa Distillery (Strathilsa = Flußtal Isla – nach dem Fluß, der durch Keith fließt). Dort reicht man uns zunächst einen kleinen Whisky und zeigt uns einen kleinen Videoclip über die Herstellung des Whiskys. Die Hauptbestandteile sind ‚Barley and water‘, also Gerste, der zu Malz verarbeitet wird, und Wasser. Nach dem Malzen wird die Gerste gemaischt (mit Wasser), dann wird durch Hefe ein Gärungsprozeß eingeleitet, wodurch das Ganze bereits einen Alkoholgehalt von ca. 5 % erhält (bis hierhin ist es eigentlich Bier, nur ohne Hopfen). Erst jetzt wird die vergorene Maische zweimal destilliert, also gebrannt. Das ganze Produkt wird dann in Eichenfässern ca. 12 bis 15 Jahre gelagert. In der Strathisla Distillery werden wöchentlich rd. 50 Fässer á 250 l Whisky gebrannt; echter Malt Whisky. Der „Chivas Regal‘ ist dagegen ein Blended Whisky, der aus – so glaube ich, richtig verstanden zu haben – rund 9 verschiedenen Malt Whiskys ‚verschnitten‘ wird. Der hier produzierte Malt Whisky ist also nur ein Bestandteil des ‚Chivas Regal‘. Durch Quellwasser wird am Schluß der ganzen Prozedur der Whisky auf ‚Trinkstärke‘ herabgesetzt. Die Führung (einschließlich ‚Umtrunk‘ und Videovorführung) dauert knapp eine Stunde. Anschließend haben wir noch Zeit, uns weiter im Ort umzugucken. Keith ist wirklich ein ganz schönes Städtchen; wir kaufen uns noch Kuchen und holen gegen 11 Uhr 15 unsere Rucksäcke im Hotel ab. Dann gehen wir zum Bahnhof. Das Wetter indessen verschlechtert sich weiterhin. Später im Zug regnet es dann auch.

Whiskybrennerei Strathisla in Keith - Chivas Regal
Whiskybrennerei Strathisla in Keith Whiskybrennerei Strathisla in Keith
Whiskybrennerei ‚Strathisla‘ in Keith (Stammhaus von ‚Chivas Regal‘)

Übrigens war im Hotel eine Waage, die u.a. das Gewicht in ’stones‘, also ‚Steinen‘ angibt. Danach wiegt Christa rund 9 stones und ich rund 12 1/2 stones, so-so …

Um 12 Uhr 52 fahren wir von Keith mit dem Zug zurück nach Inverness, wo wir gegen 14 Uhr 15 ankommen. Da der Bus nach Aviemore (mit Endziel Edinburgh) schon weg ist (Abfahrt 14 Uhr; so gut sind hier die Anschlüsse), haben wir etwas Zeit, um uns in Inverness umzuschauen. Wir geben unsere Rucksäcke auf ( da wir mit dem Bus fahren, ist es kostenlos) und gehen an den River Ness, machen Fotos vom Castle und von einem Pub namens „Glenalbyn“. Um 15 Uhr 30 sind wir dann wieder an der Busstation und fahren um 16 Uhr ab nach Aviemore, wo wir um 16 Uhr 45 ankommen. Durch die Tourist Information bekommen wir ein Zimmer für ’nur‘ 7 £ pro Person.

Die ‚Bed & Breakfast‘-Pension liegt jenseits des Touristenrummels, der in Aviemore herrscht. Das ist uns nur recht. Das Zimmer ist sehr groß und schön. Wir packen die Sachen aus, die wir benötigen, wechseln die Schuhe und essen dann unser restliches Müesli mit Milch. Gegen 17 Uhr 45 verlassen wir das Haus und gucken uns etwas in Aviemore um. Keith hat uns doch um einiges mehr gefallen.

Alpines in Aviemore In Aviemore hat man ein Touristenzentrum aus dem Boden gestampft. Der Ort ist wohl im Winter der schneereichste und dient dann als Wintersportort. Er ist wohl auch darin die No. 1 in Großbritannien. Man merkt es ihm an. Ein alpiner Hauch weht hier auch, was Pubs und Restaurants namens „Sennhütte“, „Das Stübl" und „Bacchuskeller“ verraten.

Wir flüchten lieber auf unser Zimmer, zumal es stärker zu regnen beginnt. 19 Uhr 15 sind wir auf dem Zimmer und essen unser Abendbrot. Dazu trinken wir das restliche Guinness von gestern einschließlich Tröpfchen Whisky. Während Christa den Regenschirm repariert und dann in der Nase bohrt, pinsle ich Tagebuch. gegen 21 Uhr packen wir dann schon soweit alles zusammen, um bald darauf … ins Bett zu gehen. Wir sind ziemlich geschafft und müde. Wir gehen uns nicht mehr waschen, sondern legen uns gegen 21 Uhr 30 (schon so früh) hin, klönen noch ganz gut, um bald darauf einzuschlafen. Das Bett ist ganz gut, die Decke auch ziemlich groß, so daß wir uns darum kaum ’streiten‘ müssen. So schlafen wir recht gut.

Kurz, kürzer – Kürzestgeschichten

Deutsche Literatur vor 50 Jahren. Die noch heute bedeutendste deutsche Literaturzeitschrift Akzente ging gerade in ihr zweites Jahr. Für mich Anlass, einen weiteren Blick auf das damals Geschriebene zu werfen. Hier zwei als Kürzestgeschichten deklarierte Werke:

Heimito von Doderer: Das Frühstück

Heute morgens frühstückte ich im Bade, etwas zerstreut. Ich goß den Tee in das zum Zähneputzen bestimmte Gefäß, und warf zwei Stücke Zucker in die Badewanne, welche aber nicht genügten, ein so großes Quantum Wassers merklich zu versüßen.

Gisela Elsner: Herausragen

Triboll ragte aus der Straße heraus, er ragte schon länger heraus, plötzlich jedoch hatte das Ragen ein Ende. Ein Baum kam, und als Triboll daneben stand, mußte er zugeben, daß der Baum ragte und er nicht mehr. Weil er sich so sehr wünschte, wieder ragen zu können, nahm er eine Axt und machte aus dem Baum eine Leiche. Triboll war zwar jetzt ein Mörder, aber er konnte wieder ragen.

Da kam ein Haus, das ganz nahe an der Straße stand. Es war ein neues Haus, ein Haus mit weißen Wänden, einem spärlichen Eingang und einem sehr spärlichen Fenster. Im Fenster hing die Phantasielosigkeit und schrie, und eine hohe Mauer, betont konservativ, umgab das Bauwerk. Aber das Haus ragte, und es war schwerer, ein Haus als einen Baum zu ermorden. Triboll ließ es einfach unter sich. Er stieg über die konservative Gartenmauer und setzte sich, es hatte ihm viel Anstrengung gekostet, auf den Giebel des Hauses. Nun ragte er wieder, hatte eine weitaus bessere Sicht als jemals zuvor, und er sah, daß andere ebenso ragten wie er, doch er ragte mit Freuden in dieser Gesellschaft und lächelte herablassend, als er einen Jugendragenden auf der Straße stolz einherstelzen sah. Triboll war ein erwachsener Ragender geworden.

Eine Weihnachtsgeschichte (zuviel)

Mit Beginn dieser Woche beginnt nun auch ‚offiziell‘ die Weihnachts- bzw. Vorweihnachtszeit. Alles Volkstraurige, Gebüße und Totsonntägliche haben wir hinter uns gelassen, um verstärkt an Weihnachtsgeschenke zu denken, Kekse zu backen (die zu Weihnachten oder danach, da gehärtet, ungenießbar sein werden) und alles in Weihrauch- und Kerzengestank zu ertränken.

Es muss die Zeit vor dreißig und mehr Jahren gewesen sein, als ich folgende Weihnachtsgeschichte zu Papier brachte (an elektronische Medien war noch nicht zu denken), also die Zeit (eher kurz darauf), in der ich mit meinem Kumpel Graue den ‚Idioten‘ (eine unnütze, wenig gelesene Schülerzeitschrift) herausbrachte. Alle Besinnlichkeit ignorierend hier mein spätpubertäres Machwerk:

Es begab sich zu der Zeit – Schnee fiel aus allen Wolken, Herr Schnee mit der tropfenden Rotznase -, dass sich eine Menge von Mensch vorwärts schob, um noch schnell eine Packung bestimmten Inhalts, worauf wir später zu geeigneter Zeit zurückkommen werden, zu erwerben: Die nahenden Feiertage sollten Späßchen bringen! Herr Schnee nun war angeekelt, dass man solch besinnliche Feiertage vor Augen zu diesen Schweinereien bereit sei, wo Kerzenlichter glühen und der Wein auf dem Herd – brrr!

Aber die Menge Mensch grinste nur verächtlich, war ihm alles egal, sogar scheißegal, dass er auf das alles pfiff: Herr Schnee rückte endlich mit der Packung heraus, unser ‚Held’ bezahlte und warf die Tür in den dazugehörenden Rahmen, dass im Widerhall des dadurch entstandenen Knalls ein dicker Tropfen von Herrn Schnees Nasenspitze auf den Ladentresen platschte. Die Stimmung war dahin, auch war es Zeit: Herr Schnee verschloss die Türe und begab sich ins Hinterstübchen, wo bereits der Tannenbaum in Flammen stand. Er holte sein Männlein aus der Hose, schon lange plagte ihn ein großer Druck, und in einem Bogen, der im Schein des brennenden Bäumleins in allen Spektralfarben schimmerte, ergoss sich die Flüssigkeit. Bald war das Feuer gelöscht, Herr Schnee ermattet … Durch sein Prostataleiden musste er stark drücken. Stöhnend sank er in einen ledernen Klubsessel und schlief augenblicklich ein.

    Welche Freude: ein brennender Weihnachtsbaum

Die Menge Mensch, der wir langsam einen Namen geben wollen, vielleicht wäre Kunibert ideal, nun, Kunibert begab sich auf schnellstem Weg in seine Wohnung. Dort zog er die käuflich erworbene Packung, die er auf dem Nachhauseweg in seiner linken Manteltasche verstaut hatte, aus dieser mit der rechten Hand heraus, legte sie auf den Tisch und grinste sich einen: Das wird ein Späßchen werden!

Aber noch war es nicht an der Zeit, noch gab es anderes zu tun. Kunibert ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und holte einen Dreierpack Dosenbier heraus, riss die Packung auf, um gleich eines der Biere auf den Kopf zu stellen, die restlichen Dosen warf er in den Kühlschrank zurück, der unter einem Fußtritt Kuniberts ächzend ins Schloss fiel. Kunibert nahm die Dose, schüttelte sie kräftig, um darauf den Öffnungsring herunterzureißen, dass das Bier aus der Dose schoss. Schnell hielt er den Daumen auf die Öffnung, das Bier sprühte in feinen Spritzern an die Decke, wo sich bereits ein dicker bräunlich-gelber Fleck befand. In großen Tropfen sammelte sich das Bier und kleckerte in einem gleichbleibenden Takt auf Kunibert hernieder: So ein Duschbad tut wahrlich gut!

Das bevorstehende Weihnachtsfest konnte selbst Kunibert nicht ganz ignorieren. Für ihn verband es sich mit einer jahrelangen Tradition, die darin bestand, etwas zu tun, was andere nicht tun, ja, was selbst er das ganze übrige Jahr über nicht tat. Letztes Jahr sprang er aus dem Fenster. Da er sich dabei allerdings den rechten Fuß brach, den Kopf erschütterte und drei Zähne herausbrach, hielt es das zu diese Weihnacht nicht gerade für vorteilhaft. So entschied er sich nach seinem Duschbad dafür, ‚einen draufzumachen’, hatte er dies das ganze Jahr nicht mehr veranstaltet. So zog er seinen dafür speziell angefertigten Anzug an, den blauen mit den Auspolsterungen an Knien und Ellenbogen, wischte mit einem feuchten Tuch seine verstaubte Melone aus, streifte die wollenen Handschuhe über und zog los. Zuerst trank er in der Eckkneipe ein Bier. Ohne zu zahlen entwich er durchs Klofenster und ging weiter in Richtung Innenstadt. Einer ältlichen Frau zog er den Hut über die Ohren, einem Blinden stahl er den Blindenhund und band diesen an die Pforte einer Kirche, wo der Hund kläffend nach den Besuchern der weihnachtlichen Christmesse schnappte, einem Kind ein Ohr abbiss und den elegant gekleideten Herren die Hosen zerriss. Dann zog Kunibert fröhlich pfeifend weiter, er fühlte sich wohl, stieß mit Geschenken beladene Frauen um, wobei die gepolsterten Ellenbogen beste Dienste leisteten, stellte einem Opa ein Bein, und als man ihn für diese Taten zur Rede zu stellen versuchte, sprang er über eine Mauer und war verschwunden.

Es galt, ‚einen draufzumachen’, Kunibert überlegte, er wollte es im wahrsten Sinne des Wortes tun. Nun hatte er aber die bei Herrn Schnee erworbene Packung zu Hause vergessen. Geschwind fegte er durch die Straßen, war in Eile zu Hause, öffnete die Packung, nahm einige Dragees, trank einen Schluck Wasser hinterher, legte sich aufs Sofa, verfiel in Ruhestellung und wartete, wartete und wartete.

Die Dragees, ein namentlich hier nicht unbedingt zu erwähnendes Abführmittel, begannen zu wirken. Er erlöste sich aus seiner Ruhestellung, wobei die Beine zu entknoten waren, sprang vom Sofa auf, erbrach sich, eilte aus dem Haus, fegte erneut durch die Straßen geschwind, bis er an der Stelle war, wo er es sich überlegt hatte, von wegen wortwörtlichem ‚Draufmachen’ und so.

Allerdings wirkten die Dragees schneller als er zu laufen im Stande war. Bräunliche Masse tröpfelte aus seinen Hosenbeinen. Er versuchte zwar angestrengt, das alles zurückzuhalten, aber es half wenig. Endlich fand er einen Platz, wo es lohnte, sich gänzlich zu entleeren. Er öffnete die Hose, zog sie sich über die Knie und …

… aber mein verehrter Leser, sind Sie nicht der gleichen Meinung mit mir, dass das alles andere als eine Weihnachtsgeschichte ist? Herr Schnee hatte schon recht, als er meinte: Schweinerei!

Da muss doch der Schnee aus allen Wolken fallen. Und nicht nur der!

Nun tuten sie wieder

Darauf warte ich schon eine ganze Weile, dass sich bei der Deutschen Bahn AG (DBAG) endlich wieder etwas tut. Nach der Vollsperrung der Strecke Buchholz/Nordheide nach Hamburg-Harburg vom 5. April bis zum 11. Dezember 2004, nach ’spontanen‘ kleineren Bauarbeiten im Bereich des Bahnhofs Tostedt und nach der ‚moderaten‘ Fahrpreiserhöhung im Nahverkehr gibt es jetzt Bauarbeiten (Oberleitungen im Bereich des Bahnhofs Tostedt sollen erneuert werden, wenn ich das richtig verstanden habe) auf meiner Hausstrecke, die dazu führen, dass Regionalbahnen zwischen Tostedt und Buchholz/Nordheide in der Zeit vom 23. November bis zum 8. Dezember 2005 ausfallen und durch Busse ersetzt werden (dadurch 30 Minuten verlängerte Fahrzeit). Mich betrifft das nun nicht, da ich mit dem Metronom fahre, der sich weiterhin freier Fahrt erfreut.

    Bauarbeiten bei der Deutschen Bahn

Aber dafür tuten sie wieder – besonders des Nachts, da diese Tageszeit für Bauarbeiten natürlich am besten geeignet ist. Und da ich ziemlich in der Nähe des Tostedter Bahnhofs wohne und gewöhnlich bei offenem Fenster schlafe, dringt das Getute (akustische Wahnsignale für die Bauarbeiter: Achtung, ein Zug kommt! Den Hintern einziehen …) bis zu mir an mein nur bedingt schlafenes Ohr. Sicherlich dienen solche schrillen Signale dazu, die Bauarbeitern auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Und wenn er leicht schläfrig vor sich hinpusselt, wird er wieder hellwach werden. Nur warum muss ich auch geweckt werden? Gibt es keine anderen Möglichkeiten, z.B. visuelle Signale, die warnen, wenn in Wohngebieten des Nachts gewerkelt wird?

weitere Infos siehe: bauarbeiten.bahn.de

Träume sind Schäume

Da sind die Jungs ganz fidel und entspannt nach Barcelona gereist mit Träumen von direkt verwandelten Eckbällen usw. Mindestens einen Punkt wollte man holen. Aber Träume sind bekanntlich Schäume. Wenn man dann nicht sein ganzes verfügbares Potential abrufen kann, dann muss man damit rechnen, seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Schön oder gut zu spielen reicht eben nicht. Schlimmer noch: Miroslav Klose erlitt einen Jochbeinbruch und wird mehrere Wochen ausfallen.

    Klose am Boden

Nach dem 1:3 (1:2) in Barcelona mag man jetzt rechnen. Ein Sieg gegen Athen muss her (sonst droht das völlige Aus), um wenigstens noch im UEFA-Pokal weiterspielen zu können. Und nur, wenn die Katalanen auch bei Udinese Calcio gewinnen, dann geht es in die nächste Runde in der Champions League. Wenn das Wörtchen ‚wenn‘ nicht wäre …

Am Wochenende geht es jetzt Auf Schalke weiter – ohne K&K-Sturm (kommt man vielleicht den Dortmundern zuvor und engagiert Ailton: soll nur ein Witz sein); wie immer vor einem Spiel von Werder: man darf gespannt sein!

Fußball und Fernsehen

Fußball und Fernsehen gehören in Deutschland (und nicht nur hier) sehr eng zusammen. Wer hat nicht eines der legendären Endspiele einer Fußballweltmeisterschaft mit deutscher Beteiligung vor der Glotzkiste gesehen und dabei keine feuchten Finger und keinen rasenden Puls bekommen. Ich erinnere mich noch sehr genau an die WM 1966 in England. Aber auch wochentags an die Europapokalspiele. Da durfte ich schon einmal länger aufbleiben, als ich noch jung war. Und natürlich die Fußball-Bundesliga jeden Samstag in der Sportschau und später im aktuellen Sportstudio.

Bereits nach dem 2. Weltkrieg wurde sehr schnell das Fernsehen wieder in Deutschland eingeführt. Und am 1. April 1963 kam zur bis dahin allein bestehende ARD das ZDF, also zweite deutsche Fernsehen hinzu. Ein besonderes Ereignis war dann die Einführung des Farbfernsehens am 25. August 1967. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Farbfilm im Fernsehen, den Abenteuerfilm Cartouche, der Bandit mit Jean-Paul Belmondo.

Mit Einführung des Kabelfernsehens zum 1. Januar 1984 startete dann auch der erste Privatsender PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk – heute SAT.1) und damit gewissermaßen auch das Verderben, zumindest, was das Übertragen von Fußballspielen betrifft. Denn jetzt wurden plötzlich die Gebühren für die Übertragungsrechte von Fußballspielen von Jahr zu Jahr in die Höhe geschraubt. Von 1992 bis 2003 war es dann auch SAT.1, das mit der Sendung ‚ran‘ die Bundesligaspiele übernahm; als Privatsender brachte SAT.1 zwischen zwei Toren mindestens einen Werbespot.

Aber nicht genug: Leo Kirch, neben Axel ‚Cäsar‘ Springer (Wild-Zeitung) Deutschlands größter Medienmogul, gründete den ersten Sender für Pay-TV. Und da Fußball nun einmal der deutschen Männer liebste Nebenbeschäftigung ist, schraubte er die Preise für Übertragungsrechte noch einmal ordentlich in die Höhe. Zwar ging sein ganzer Laden dann baden. Aber ‚Premiere‘ hatte den Fisch an Land gezogen und strich dazu für Zweitverwertungsrechte (oder wie immer man das nennt) noch horrende Summen ein.

Und so zahlt man extra (Pay-TV) oder vergnügt sich mit der abgespeckten Kost, die uns die Nicht-Bezahl-Sender servieren. Und so gucke ich heute in die Röhre (aber nicht TV-Röhre), weil sich SAT.1 nicht für das Champions-League-Spiel von Werder Bremen in Barcelona, sondern für das Schalke-Spiel am morgigen Abend entschieden hat. So ein dröges Spiel kann ich mir sparen; da wären mir sogar die Bayern lieben.

Etwas zur Geschichte des Fernsehens in Deutschland

Gegen den Ungeist der Zeit

Wie schon angeführt, lese ich in den Heften der Literaturzeitschrift ‚Akzente‘ des Jahrgangs 1955, also denen vor 50 Jahren. Hier nun fand ich u.a. einen Artikel über Karl Kraus, dem Herausgeber und maßgeblichen Autor der Zeitschrift „Die Fackel“, die im Österreich und darüber hinaus bis in die 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts Politik, Kultur und Journalismus aufmischte.

Karl Kraus "Die Fackel"
Karl Kraus "Die Fackel" 1899 – 1936

So schreibt der Autor, Helmut Uhlig, u.a.:

In Karl Kraus war nicht mehr und nicht weniger als der Geist der Sprache am Werk, um den Geist der Zeit, den Kraus als Ungeist entlarvte, zu bekämpfen.

Wenn die Vernunft als natürlicher Widersacher der zeitbeherrschenden Mächte dieser Epoche aufgefaßt werden kann, dann hatte sie in den ersten drei Jahrzehnten unseres Jahrhunderts ihre klarste und enschiedenste Repräsentanz in Karl Kraus.

Kraus‘ Zeitgegnerschaft … richtete sich gegen das Intrigenspiel in der Politik, gegen die Verlogenheit der Presse, gegen das Schablonenhafte der sogenannten öffentlichen Meinung.

Wer sehr wird ein solcher Vernunftsgeist in der heutigen Zeit vermisst. Denn am Zeitgeist hat sich nichts Wesentliches geändert. Dieser ist in seiner Ausdrucksweise nur subtiler, nicht mehr so grobschlächtig wie in der Zeit während und zwischen der beiden Weltkriege. Und er hat sich flächenddeckend auch über Gebiete wie Wissenschaft und Wirtschaft ausgebreitet. Damals wie heute handeln die Mächtigen im Namen aller und meinen nur ihren eigenen Vorteil.

Wenn man heute in den Heften der „Fackel“ blättert, so fällt einem nicht selten das Unverhältnismäßige von Thema und Umfang seiner Polemik auf. Und selbst der aktuelle Anlaß von damals scheint noch zu gering, um solchen Aufwand im Verstand des heutigen Betrachters zu rechtfertigen.

Gewiss ist das wahr. Aber zeigt sich der Ungeist nicht gerade in den kleinen Dingen? Muss nicht hier der Hebel angesetzt werden, um die Decke zu lüften, unter der es modert und nach Korruptheit stinkt? Selbst der kleinste Skandal, der aufgedeckt wird, beweist doch nur, wie es auch ums Ganze bestellt sein muss.

zu: Karl Kraus und die Sprache
Helmut Uhlig – Vom Pathos der Syntax (aus Akzente – Jg. 1955 Heft 6)